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Düsseldorf, das verflixte siebte Mal…

gruppevorstart.jpgNun habe ich endlich mal ein bisschen Zeit gefunden, meine Erlebnisse vom Düsseldorf-Marathon festzuhalten. Also als erstes nochmal ein großes Dankeschön an Kai und die Veranstalter des Marathons, daß es mir ermöglicht wurde, als Wild-Card-Inhaber nach dem Boston-Debakel doch noch bei diesem schönen Marathon starten zu können und ich somit meine über den Winter mühsam aufgebaute Form nicht ganz verpuffen lassen musste. Zusätzlich war es natürlich auch noch ein Glück, endlich mal mit fast allen Laufmonstern zusammen einen Marathon laufen zu können. Dinge passieren eben meistens nicht ohne Grund. ;)

ichvorzieltagszuvor.jpgNun zum 2. Mai 2010, dem historischen Laufmonstertag, an den sicher nicht nur ich mich noch sehr lange zurückerinnern werde. Es ist der Tag meines siebten Marathons. Gleich morgens, als ich aus dem Fenster schaute, die erste Überraschung. Es regnete nicht und die Strassen waren trocken. Sollte sich der Wetterbericht wirklich geirrt haben? Angesagt, war Weltuntergangswetter mit lang anhaltendem Starkregen. Aber zum Glück sah alles bis jetzt noch ganz gut aus. Manu und ich sind dann auch pünktlich aufgebrochen und waren auch als erste Monster am Umkleidezelt. Bald trafen dann aber auch die restlichen Helden des Tages ein. Umziehen und ab ging es gemeinsam zur Startlinie. Ich war nun schon ziemlich aufgeregt (eigentlich schon tags zuvor – Manu kann ein Lied davon singen ;)), das muss ich zugeben und konnte den Startschuss, der von Irina Mikitenko abgegeben wurde, nicht mehr erwarten. Wir wünschten uns nun noch maximale Erfolge, das Supporter-Team um Kai und Frank schoss noch ein paar Vorstart-Bilder und nun war jeder auf sich gestellt.

ichmanuvorstart.jpgDann ging es wie immer ziemlich schnell. Ein Knall und die Meute setzte sich in Bewegung. Ich hatte mir im Vorfeld vorgenommen eine sichere Zeit unter 2:40 zu laufen also so um die 2:37 oder so. Insofern sollte ich normalerweise mit einem durchgängigen km-Schnitt von 3:42 gut hinkommen. Tags zuvor sagte ich noch zu Manuel, dass man ja eigentlich nur mal mutig sein müsste und versuchen könnte auf eine sub 2:35 zu gehen – ich hatte mich ja in der Woche zuvor beim Halbmarathon auf dem Darß nach der sub 1:17 noch super gefühlt und hätte dort auch locker dieses Tempo noch lange weiterlaufen können. Die Gedanken an diesen Spruch (Mut und so – ihr wisst schon) schossen mir dann nach dem Start wieder durch den Kopf. Deshalb stand nach dem ersten Kilometer schon eine 3:25 als Split-Zeit auf der Uhr und ich lief ziemlich locker in der Gruppe mit Melanie Kraus und ihrem Tempomacher Martin Czarnietzki mit. Normalerweise hätte ich mir jetzt vernünftigerweise sofort sagen müssen, Schluß damit und zurück zu der 3:42. Aber irgendwie hat sich das zu gut angefühlt da vorne. Auch die Beine fühlten sich echt gut an, zumindest noch zu diesem Zeitpunkt. Die Schmerzen im hinteren Oberschenkel, die ich schon etwas länger mit mir rumschleppe, machten sich zwar bemerkbar, aber ich hoffte das sich diese wie eigentlich immer bei Wettkämpfen bald „weglaufen“ würden. Dem war aber heute nicht so. Wie so vieles, was anders war an diesem Tag.

platanenallee.jpgBis Kilometer 8 blieb ich bei der Melli-Gruppe, aber dann merkte ich schon wie die Beine etwas schwerer wurden. Das war das Gefühl, was ich jetzt noch nicht erwartet hatte. Ich ließ die Gruppe um Melli Kraus ziehen. Ich lief von nun an 10 bis 15 sec. langsamer pro km und hoffte so noch zu retten, was noch zu retten war! Wie konnte mir das nur passieren, daß ich mich da so mitziehen lassen habe. Mut hatte ich bewiesen, aber war es das wert? Aber gut, so war es und nun hieß es, das Beste draus zu machen. Bei Kilometer 14 (glaube ich) habe ich dann Tobias Sauter am Streckenrand zurückgehen sehn und ich rief nur zu ihm rüber „Sch** Tobi“ und er rief zurück, das ich Gas geben soll. Ich hoffte echt, daß es nichts Schlimmes war bei ihm. Aus den Boxen einer Musikanlage an der Strecke klang nun der Song „Allein Allein“. Wie passend dachte ich mir. Denn ich bin ab km 8 doch ziemlich allein auf weiter Flur unterwegs gewesen, bis auf ein paar Frauen die mich mit ihren Pacern überholten. Kein Windschatten, das machte es auch nicht leichter.

manuichvorstart.jpgNachdem der westliche Teil Düsseldorfs (Oberkassel glaub ich heißt der Stadtteil) durchlaufen war, gings die Brücke hinauf zu Kilometer 19. Hier sah und vor allem hörte ich schon von weitem Kai, Frank und unser Supporter-Team mit dem Megafon. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon ziemlich damit beschäftigt irgendwie das Tempo auf 3:45 zu halten. Die Elefantenbeine wurden immer schwerer und die Schmerzen im hinteren Oberschenkel immer stärker. Mir kam es nicht mehr so vor als ob ich laufe, eher stapfte ich nur noch so in der Gegend rum! Platsch Platsch… und das soll jetzt noch 23 Kilometer so weitergehen? Mir schossen tausend Gedanken durch den Kopf. Ich weiß ja, daß der Körper sich evtl. wieder erholen kann bei so einem langen Lauf. Ich hoffte also, daß der Tiefpunkt nun bald kommen würde und es dann wieder besser wird. Aber er kam nicht. Die Oberschenkel brannten. Ich kam überhaupt nicht mehr ins rollen. Kampf pur! Dazu kamen dann noch ein paar Wellen im Kurs, auf die ich nicht vorbereitet war. Ich dachte die Brücke nach Oberkassel wäre die einzige Erhebung auf dem Kurs. Aber dann kamen noch Eisenbahnbrücken, die mir wie Aufstiege zum Himalaya vorkamen. Bei Kilometer 28 war ich kurz davor auszusteigen. Ich kam jetzt auch fast nicht mehr unter die 4 Minuten / km und da meine Uhr mir nur noch die KM-Splits anzeigte konnte ich nur immer schätzen ob ich noch genug Puffer für eine sub 2:40 hatte.

km32_1.jpgAber Aufgeben kam dann irgendwie auch nicht in Frage. Auch wenn ich die sub 2:40 nicht schaffe. Wir haben doch ein Projekt. U540!! Das darf ich jetzt nicht gefährden. Also Augen zu, Zähne zusammenbeißen und durch. Als ob die Probleme die ich schon hatte nicht genug waren, kamen ab km 30 auch noch immer mal wieder kurze Krampfanfälle im Spann des rechten Fußes, die sich aber zum Glück von alleine wieder verzogen und bei km 35 Magenprobleme dazu. Wie ich die los wurde erläutere ich hier nicht näher! Die Zuschauer waren an der Stelle auf jeden Fall plötzlich ganz ruhig. Sorry für diesen Anblick! Weiter gings! Unsere Supporter habe ich wegen dem Kampf gegen mich selbst bei km 32 leider fast gar nicht mehr wahr genommen. Nur durch die Fotos weiß ich wieder, das ihr da ward! ;) Ich kämpfte mich nun um die Düsseldorfer Ecken in Richtung Kö. Immer noch ziemlich allein. Und ich rechnete eigentlich jeden Moment damit das Manu mich bald aufsammeln würde. Als ich auf die Kö einbog, hörte ich hinter mir eine stark schnaufende Frau (Remalda Kergyte aus Littauen – spätere 8. des Frauenfeldes) mit ihrem Pacer näher kommen, der sie immer wieder lautstark mit „Dawai, Dawai“-Rufen (auf deutsch „schneller, schneller) anfeuerte. Bei der 40 km-Marke überholten mich beide. Das hat mich noch mal angespornt und ich lutschte das letzte Stückchen Kraft aus mir heraus, um dran zu bleiben. Ich schaffte es sogar einen Kilometer später wieder vorbei zu gehen und mich bis kurz vorm Ziel etwas von ihr absetzen zu können. Sie tat mir schon ein wenig leid. Sie musste gerade ähnliche Schmerzen haben, wie ich Sie über die Hälfte des Laufes ertragen musste. So hörte sie sich jedenfalls an!

harrymanuichtagdavor.jpgKurz bevor ich auf die tags zuvor noch bei herrlichstem Sonnenschein mit Harry und Manu besichtigte Zielgerade am Rheinufer einbog, überholte mich erneut der Pacer von der wirklich hübschen Remalda! Sie blieb aber hinter mir. Nun war es an der Zeit meine Rügenfahne herauszuholen und zu entfalten, die ich wieder das ganze Rennen mit mir führte. Als ich die Uhr über dem Zielbogen erkennen konnte, fuhr mir ein kalter Schauer über den Rücken. 2:38 irgendwas stand da! Niemals hätte ich bei diesem Rennverlauf gedacht, dass ich doch noch unter der 2:40iger Marke bleiben würde. Die Zuschauer jubelten auf den Rängen. Unsere Supporter, die auch hier wieder zur Anfeuerung an der Strecke standen und Fotos schossen, habe ich leider mal wieder nicht wahr genommen. Sorry auch dafür Jungs..

km421.jpgIch lief die letzten Meter mit einem breiten Grinsen im Gesicht, streckte die Arme in die Höhe, ließ die Fahne im Wind wehen und stolperte irgendwie über die Ziellinie. 2:39:07… ich hatte es doch noch geschafft! Unvorstellbar! Ich musste mich sofort erstmal hinhocken und die ganzen Strapazen kurz sacken lassen. Dann rappelte ich mich mit zittrigen Beinen wie ein frisch geborenes Rehkitz auf und kurze Zeit später kam Manu auch schon überglücklich mit persönlicher Bestzeit (2:42:47) feiernd die Zielgerade runtergelaufen. Wir beglückwünschten uns gegenseitig und fingen an schon mal das Rennen ein bisschen zu analysieren. Dann lief uns noch der 2fache Olympiasieger Waldemar Cierpinski und sein Sohn der viertplazierte und beste Deutsche am heutigen Tag Falk Cierpinski über den Weg. Falk hatte mit seinem heutigen Ergebnis (2:17:18) sein Ticket für die diesjährige EM gelöst. Ein lockeres Pläuschchen mit beiden und dann kam auch schon das dritte Laufmonster ins Ziel. Und wie wir alle wissen, hat Harald auch ein Super-Rennen hingelegt und seine persönliche Bestzeit (2:57:20) gelaufen. Später war klar, dass es nicht nur für das Projekt U540 sondern sogar für eine wahnsinnige U500 Teamleistung und einen 1. Platz in der Teamwertung durch diese Top-Zeiten gereicht hatte! Wir warteten nun noch auf die restlichen 3 Monster (Carsten (3:02er), Kay – auch mit Wahnsinnsbestzeit (3:03er) und die Wade der Nation „Quo-Wadis-Cengiz“), die wir auch jubelnd empfingen. Unsere „2. Laufmonster-Mannschaft“ hat noch einen genialen 13. Gesamtplatz in der Teamwertung erkämpfen können! Was für ein Tag!!

uerigesdanach.jpgAlles Superlative und Ergebnisse, über die wir sicher noch sehr lange sprechen werden, auf die wir superstolz sein können und die wir nach dem Lauf mit fast allen Monstern (die Supporter mussten leider aus familiären Gründen früher abreisen – wir feiern das dann das nächste Mal gemeinsam nach) noch bei dem ein oder anderen Uerigen feierten. Dankeschön liebe Aschewolke, liebe Veranstalter des „Metro Marathons Düsseldorf“ und dir Kai das ich das alles miterleben und mitgestalten durfte! Ich würde abschliessend sagen, es war ein hartes aber schlussendlich überaus erfolgreiches verflixtes siebtes Mal.
Auch wenn ich nächstes Jahr hoffe, Boston nachholen zu können… Düsseldorf, ich komme garantiert wieder…

zielvortag.jpgUnd was ich noch sagen wollte: Ich habe aus diesem Lauf gelernt, das der Grat zwischen einem mutigen und einem dummen Angehen eines Marathons sehr, sehr schmal ist! Die Kunst ist es genau auf diesem schmalen Grat entlang zu balancieren. Das macht kluges und schnelles Marathonlaufen meines Erachtens aus. OK, bissel trainieren muss man dafür natürlich auch! ;)

http://www.metrogroup-marathon.de/

Fotos: Frank Carbach/Kai Engelhardt

Nachstehend verschiedene Galerien mit vielen Eindrücken vom Start, von der Strecke und im Ziel:

Vor dem Start (38 Fotos): www.pixum.de/slide/4913363
Start (35 Fotos): www.pixum.de/slide/4913847
Kilometer 7 (80 Fotos): www.pixum.de/slide/4930306
Oberkasseler Brücke bei km 19 (45 Fotos): www.pixum.de/slide/4914068
Kilometer 32 (36 Fotos): www.pixum.de/slide/4914070
Zieleinlauf 1 (89 Fotos): www.pixum.de/slide/4914080
Zieleinlauf 2 und Siegerehrung (65 Fotos): www.pixum.de/slide/4914083

Alle Fotos von Kai (Pre und After von Daniel): www.pixum.de/slide/4913011
Siegerehrung: www.pixum.de/slide/4917912

Weitere Infos über mich findet ihr auf meiner Homepage: http://daniel.kagelmacher.de

  1. Moin Daniel,

    klasse Bericht auch von Dir, macht richtig Spaß das zu lesen, v.a. wenn man ja selbst live dabei war. Ohne diese mitgeschleppte Rügenfahne wärest Du vielleicht 2:35 h gelaufen ;-)
    Du lässt sogar in Deinem Bericht ganz nebenbei einen monstermäßigen Weltrekord springen ;-))) Nach der 2:16 Quali-Norm von Cengiz nun noch die 2:02 von Carsten :))) So macht´s Spaß… !!!

    LSG Manu

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