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Challenge Paguera 2016 – ein Krimi

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Gastbeitrag von Sonja Salewska: Hier nun der Bericht zur diesjährigen Challenge auf Mallorca, die in diesem Jahr unfassbar gute Starter hatte – denn es ging immerhin um die Qualifikation zur Weltmeisterschaft in Samorin in der Slowakei am 3. Juni 2017. Mit dem Wissen reisten Sabine, Boris und Lukas dieses Jahr nach Paguera – mit der besten Vorbereitung für alle drei Staffelteilnehmer im Gepäck – um sich für ebendieses Event zu qualifizieren. Ab Mittwoch waren alle Teilnehmer auf der Insel und zogen, jeder für sich aber auch zum Teil gemeinsam, ihre Vorbereitung unter den vor Ort befindlichen Voraussetzungen durch.

Die Supporter waren wie auch im Vorjahr ebenfalls mitgereist. Gestärkt durch diese Fanbase im Rücken konnte der Wettkampf-Samstag mit übrigens besten Wetterprognosen kommen. Ab Donnerstag verschaffte sich der starke Wellengang des Meeres den allergrößten Respekt bei Sabine, die in diesem Jahr logischerweise solch harte Bedingungen im Fühlingersee oder im Schwimmbad nicht trainieren konnte. Außerdem regnete es stark und der machte zudem die Radstrecke gerade in den Bergen zu einer Rutschbahn. Streckenveränderungen, steile Rampen, alles im Angebot. Trotzdem blickten alle Beteiligten optimistisch auf den Samstag, Wind, Wetter, Wellen… ja, das würde sich noch alles legen.

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Der Wettkampftag: Start der 1,9 km Schwimmstrecke für Sabine war exakt um 9.25 Uhr. Und zack, da waren sie, die größten Wellen rollten unbeirrt auf den Strand zu. Wie sagt man so schön, Augen zu und durch. Also rannte sie ins Wasser, durchsprang die Wellen, packte sich Schwimmer der bereits gestarteten Vorgruppe und pflügte sich durch das Meer. Mitten in ihrem Wettkampf kam dann noch eine Feuerqualle ins Spiel – kollidierte mit Sabines Stirn, ein starker Stich und Schmerz – doch weiter ging es. Nach exakt 37:23 min. kam sie aus dem Wasser, hatte alles gegeben und musste nun zu Boris, der an der Wechselstelle mit dem Rennrad auf sie wartete, um die 90 km lange Strecke hinter sich zu bringen.

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Nach einer sehr schnellen und perfekten Übergabe des Chips heizte er los. Kalkuliert war für die erste Runde (45 km) eine Zeit von ca. 1:30 Stunden. Das Supporterteam – mittlerweile auch wieder in Begleitung von Sabine mit verarzteter Stirn – sowie von Lukas, dessen Einsatz noch bevor stand, wartete auf Höhe Kilometer 45 auf Boris. Die 1h 30 noch nicht ganz rum, raste er 3 Minuten schneller als geplant vorbei und es sah verdammt gut aus. In der Gesamtwertung hatten wir mittlerweile den sechsten Rang erreicht – sehr, sehr spannend. Lukas machte sich dann auf, um sich langsam auf den bevorstehenden Wechsel zum Laufen vorzubereiten.

So verteilten wir uns in alle Richtungen, Winnie wartete am Wechselpunkt Rad/Laufen, da Lukas nun doch noch von einer anderen Position los laufen sollte. Einige stellten sich zu Lukas, der überhaupt nicht aufgeregt auf seinen Einsatz wartete – und lenkten ihn ein wenig ab… oder versuchten es zumindest

Ich stellte mich kurz vor das Ziel der Radeinfahrt, um Boris noch einmal zu unterstützen – und er kam nicht in der kalkulierten Zeit. Jede Minute und Sekunde, die verstrich, zog sich wie Kaugummi. Ticktackticktack. Fünf Minuten nach der von mir errechneten Zeit kam er endlich und brüllte mir im Vorbeirauschen zu, dass er eine Zeitstrafe bekommen hatte. Kurze Randnotiz, bevor der nächste Wechsel stattfindet: ein Engländer hat Boris bei Kilometer 70 ausgebremst. Bei Wettkämpfen muss jedoch ein Mindestabstand von 12 Metern eingehalten werden, um so keinen Vorteil durch Windschattenfahren zu bekommen. In diesem Moment kam schon der Referee, pfiff, blaue Karte, fünf Minuten Zeitstrafe, bämm! Boris wurde so wütend, dass er die letzten 20 Kilometer seine Trittfrequenz bis zu 620 Watt hochkurbelte – vielleicht ist Wut im Bauch eine doch effiziente Maßnahme für die bzw. seine kommenden Wettkämpfe???  Nicht mehr zu ändern, alles gegeben und unter drei Stunden, kam er nach 2:58:28 Stunden ins Ziel.

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Lukas stand unterdessen derart unter Strom in seiner Wechselzone und wartete ebenfalls auf seinen persönlichen Start. Er hatte uns gebeten, ihm während des Laufens immer den aktuellen Status durchzugeben. Er wollte, dass wir ihn anfeuern und ihm „in den Arsch treten“. Nun, dazu hatten wir oft Gelegenheit, denn die Halmarathonstrecke führte immer wieder an uns vorbei. Wenn ich richtig gezählt habe, sahen wir ihn sechs Mal, bevor er den Zieleinlauf antrat.

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Nun jedoch zum Ablauf selber. Die Staffel war aktuell auf der 6. Position der Relay Wertung, Lukas peitschte los. Bei heißem Asphalt und knappen 30 Grad rannte er sprichwörtlich um sein Leben. Hier mal zur Verdeutlichung: Lukas lief knappe 16 km in sage und schreibe 1:01:16 Stunden. Wie eine Gazelle rannte er an allen vorbei. Wenn er uns passierte, wurde er angebrüllt und hatte immer noch die Luft, um nach dem Status zu fragen – wir sagten es ihm aber nicht. Für uns stand zu dem Zeitpunkt allerdings fest: Jetzt wird es ein Thriller. Er hatte einen Rückstand von 50 Sekunden auf den Drittplatzierten und diese knappe Minute hieß es nun auf den letzten fünf km aufzuholen.

Er rannte das letzte Mal an uns vorbei und Winnie ging an den Streckenrand und brüllte Lukas zu: UND JETZT EINEN SCHRITT SCHNELLER! Nun hieß es für uns, auf zum Ziel, und nur noch Daumendrücken. Boris und Sabine warteten etwa 100 Meter vor dem Zieleinlauf auf Lukas, um mehr oder weniger gemeinsam über die Linie zu rennen. Winnie und ich standen am Ziel und zitterten – Winnie hatte so in etwa eine Zeit unter 1:20 Stunden kalkuliert, denn sonst, so meinte er, würde es nichts mit dem 3. Platz.

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Und dann kam Lukas, nach unfassbaren 1:19:25 Stunden, und rannte über die Ziellinie.

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Und wir? Wussten nichts – hat es gereicht? Hat es nicht gereicht? Während die drei sich im Ziel für Fotos aufstellten (nachdem Lukas dann wieder sprechen konnte), bekam ich die heiß ersehnte Nachricht über die App! SIE HATTEN ES GESCHAFFT! Lukas, Boris und Sabine haben allen Widrigkeiten getrotzt und haben sich für die WM im kommenden Jahr qualifiziert.

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Dieser so hart erkämpfte Sieg steht über allem und ganz ehrlich: Ich habe den armen Winnie auch noch nie so fertig gesehen – es liefen Tränen, Erleichterung, Glück, alles musste raus, bei jedem! Am Ende wäre vermutlich auch Platz 1 drin gewesen, aber dieser dritte Platz, der so hart erarbeitet wurde, zeigt, wie groß hier der Kampfgeist war. Ehrgeiz, Leidenschaft und Teamgeist hat diese Staffel und diesen Platz so wertvoll gemacht – ein Sieg, der etwas ganz Besonderes ist, eben ein Krimi auf Mallorca.

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Somit steht fest: Nächstes Jahr geht es mit derselben Besetzung und derselben Fanbase über Pfingsten in die Slowakei, um hier mit demselben Spirit an das gemeinsame Ziel zu kommen. Abschließend kann ich nur sagen, dass ich als Außenstehende bereits viele emotionale Momente am Rande eines Sportevents hatte, doch diese Challenge hat mir (und ich denke, ich spreche für alle Beteiligten) sprichwörtlich den Atem geraubt. Danke für den Wettkampf – danke für den Zusammenhalt!

Fotos von Winfried Schommers und mehr

7 Kommentare zu „Challenge Paguera 2016 – ein Krimi“

  1. Auch von mir nochmal herzlichen Glückwunsch an alle Beteiligten!!!
    Da wird ja inzwischen im Triathlon durch die Monster und Freunde mehr abgeräumt als bei reinen Laufveranstaltungen. Und Quallen, Zeitstrafen, Hitze etc. halten nicht von Höchstleistungen ab. Wieterhin gute Erholung!

  2. Herzlichen Glückwunsch an die drei Kämpfer. Das ist ja echt ein hart erkämpfter Triumpf gewesen Der Bericht hat echt Gänsehautfaktior. Danke Sonja :-)
    Hoffe ihr habt euch noch gut erholt. bis demnächst
    Gruß Daniel

  3. Super gemacht, Glückwunsch auch von mir an Euch alle 3!! Sonja, Dein Bericht ist wirklich sehr spannend geschrieben. Ich freue mich schon auf die Neuauflage an Pfingsten. Gute Erholung Euch allen – Christiane.

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