laufmonster.de

Laufmonster.de

Wer lange läuft, der ist hier richtig!

Drei auf einen Streich – Röntgenlauf Halbmarathon-Staffel

2014-10-26_00006.jpg

Alle Eindrücke 2014 vielstimmig von Sabine, Christiane & Anja: Die Überlegung, als Staffel beim Röntgenlauf an den Start zu gehen, reifte während des diesjährigen Brüder Grimm Lauf im Juni, bei dem wir uns kennen gelernt und erstmalig als Team zusammengeschlossen hatten. Am 26. Oktober wollten wir also gemeinsam die drei Teilabschnitte mit 265, 272 und 317 Höhenmetern bewältigen. Nach einer reibungslosen und schnellen Fahrt fanden wir einen Parkplatz direkt vor der Anmeldung. Weil unsere Logistik (wer braucht was wo) noch nicht eingespielt war, wurde es dennoch fast knapp bis zum Start und das Einlaufen fiel sehr kurz aus. Anders als bei anderen Teamwettkämpfen teilen sich beim Röntgenlauf drei Startende die Gesamtstrecke und laufen nacheinander die 63 km lange Strecke rund um Remscheid.

Am Start der ersten Teilstrecke war es mit 1.500 Teilnehmenden recht voll. Wer hier startet, kann nach 21, 42 oder 63 km finishen. Für jede Distanz gibt es einzelne Wertungen. Ein Wechsel der Distanz ist noch während des Laufs möglich, je nach aktueller Verfassung. Eine hervorragende Flexibilität von Seiten des Veranstalters.

Gleich nach dem Start ging es recht steil bergauf, da fehlte schon das verpasste Warmlaufen. Anschließend folgte eine Auftaktrunde durch die Altstadt von Lennep mit den typisch Bergischen Schieferhäusern. Trotz des frühen Starts um 8:30 Uhr waren schon einige Zuschauer an der Strecke und sorgten für Stimmung. Manche hatten es im schicken Feinripp immerhin bis zum Fenster geschafft. Andere hatten mit frisch gewaschenen Laufshirts die Straße geflaggt. Nach rund 5 km und den ersten 100 Höhenmetern liefen wir erneut am Start vorbei und anschließend begann der eigentliche Landschaftslauf. Bis km 10 ging es im stetigen Wechsel bergauf und bergab durch eine offene Landschaft. Das bunte Läuferband, das immer wieder zwischen den herbstlich braunen Feldern auftauchte, war eine schöne Werbung für den Laufsport.

2014-10-26_00005.jpgEntlang der Strecke standen immer wieder Zuschauer und Musikgruppen, die uns Läufer anfeuerten. Die Verpflegung war gut, u. a. angewärmtes Wasser. Bei km 10 kam ich am Wasserturm vorbei, den ich bislang nur von der Autobahn kannte. Von dort bis km 15 ging es dann bergab, oder was man im Bergischen so nennt: nur kleine Wellen. Die Strecke verlief nun durch den herbstlichen Wald entlang von kleinen Bachläufen. Genießen konnte ich die Landschaft aber nicht, denn der glitschige Untergrund erforderte höchste Aufmerksamkeit. Danach folgte ein weiterer Abschnitt, der es in sich hatte, auf 3 km nochmal 160 Höhenmeter. Kurz vor der letzten Anhöhe standen nette Menschen an der Strecke und boten eine klare Flüssigkeit in kleinen Gläsern an. Schnaps beim Lauf schien mir dann doch zu viel des Guten – erst später merkte ich, dass es sich um Prosecco handelte, der in „medizinischer Dosis“ verabreicht wurde. Anschließend noch 3 km Tempo machen bis ins Tal, wo Christiane schon auf mich wartete.

Der Rücktransport mit dem Bus zum Start war perfekt und ohne große Wartezeiten organisiert. Dadurch hatte ich allerdings viel Zeit, die auch trotz intensiver Pflege, Plaudereien mit anderen Läufern und einem ausgiebigen Besuch am Kuchenbüffet recht lang wurde. Zum Glück fand alles, incl. der großen Marathonmesse mit zahlreichen Spielaktionen, in einer warmen Sporthalle statt.

Kommen wir also zum zweiten Teil des Laufes

Kurz nachdem wir Sabine an den Start der ersten Etappe begleitet hatten, musste ich auch schon los zum Shuttle Bus um an „meinen“ Startplatz am Industriedenkmal Clemenshammer gebracht zu werden. Dort angekommen herrschte eine schöne, ruhige, erwartungsvolle Stimmung. Alles war bestens vorbereitet für den Empfang der Halbmarathonläufer. Die wenigen Staffelläufer tauschten sich über die unterschiedlichen Streckenabschnitte aus, es wurde hauptsächlich darüber gefachsimpelt, welcher Abschnitt der schwerste der drei sei. Ich hatte genügend Zeit, mich noch ein bisschen warm zu laufen und dann kam auch schon der erste Läufer – nicht wie man hätte erwarten können, ein Halbmarathonläufer, nein ein Marathoni, Daniel Schmidt. Wahnsinn. Erst einige Zeit später kamen dann die ersten Halbmarathonläufer ins Ziel. Ich verfolgte also in aller Ruhe den Zieleinlauf, bis ich Sabine auf mich zurennen sah, ich nahm ihr das Klettband mit unserem Chip vom Fuß, übergab ihr ihr Gepäck und los gings.

2014-10-26_00002.jpgDie Strecke war sehr anspruchsvoll, zunächst enge, matschige Pfade, viel Laub auf den Pfaden, was die herausstehenden Steine zum Teil versteckte, später sollte es über breitere Wanderwege gehen. Die Strecke verlief mit permanentem Auf und Ab ungefähr ausgeglichen (aber niemals flach) für mich sehr anstrengend. Ein gleichmäßiges, rhythmisches Laufen war kaum möglich. Der Weg führte unter der Müngstener Brücke, der höchsten Eisenbahnbrücke Deutschlands, hindurch. Sehr schön.

Leider hatte ich mir zwei Tage vor dem Röntgenlauf einen Magen-Darm-Infekt eingefangen, den ich zwar wie ich fand nach strenger Diät am Samstag wieder im Griff hatte, jedoch merkte ich bald, dass mir mächtig Energie fehlte – vor allem an den Steigungen. Ich meine, wer würde schon Carbo-loading mit Zwieback und Tee machen? Also musste ich viel bergauf wandern und leider verliefen einige der bergab Passagen so steil, dass es auch kein echter Genuss war, sondern ich stark bremsen musste. Die erste Hälfte meines Halbmarathons habe ich mich noch einigermaßen durchgekämpft aber auf der zweiten Hälfte wurde es eine ziemlich große Quälerei. Dabei waren die Marathon- und Ultra-Läufer auch kein guten Umgang für mich, weil sie auch eher ruhiger unterwegs waren und es beispielsweise nichts Besonderes war, an den Verpflegungsstellen mal stehen zu bleiben und kurz zu reden oder eben zu wandern statt zu laufen…

Hätte ich alleine einen Lauf vorgehabt, wäre ich auf keinen Fall angetreten aber als Team dachte ich, geht das nicht und soo krank war ich schließlich auch nicht. Außerdem woher hätten wir Ersatz nehmen sollen, wo alle Läuferinnen die nicht beim Röntgenlauf waren beim Drachenlauf waren? Also schlussendlich bin ich mit über 2 Stunden ins Ziel im Freibad Eschbachtal gekrochen. Hier erwartete mich Anja, die sich schon angefangen hatte, Sorgen zu machen wo ich blieb.

Im Anschluss an den Lauf haben mich alle möglichen Leute getröstet, die zweite sei ja auch die schwerste Etappe – sehr nett aber ich glaube, die dritte sollte doch noch härter werden. Anja berichtet weiter und irgendwann muss ich die auch noch einmal laufen – aber niemals alle drei hintereinander weg.

Nr. 3

8:55 Uhr Abfahrt des Busses zum ersten Wechsel, von wo aus ich eigentlich meinen Weitertransport zum zweiten Wechsel am Freibad Eschbachtal erwartete. Ich steige also mit Christiane, die sich leicht verwundert noch einmal vergewissert, dass ich auch wirklich dorthin muss, ein. Bei der Ankunft erfahre ich dann: Alles auf Anfang, zurück auf Los (zum Start am Hackenberg) und dann von dort aus zum Freibad. Und täglich grüßt das Murmeltier… Dank der sehr sympathischen Busfahrerin der Stadtwerke Remscheid, der auch der Sonntagsdienst die Stimmung nicht verhagelt, verläuft meine insgesamt knapp 1,5-stündige Fahrt extrem kurzweilig. So kann man sich seine Wartezeit auch vertreiben.

Endlich am Freibad angekommen, mache ich direkt Bekanntschaft mit vielen weiteren engagierten Helfern. Insgesamt tragen, wie zu erfahren ist, um die 400 freundliche Menschen dazu bei, der Veranstaltung einen so familiären Charme zu verleihen. Es herrscht nur leider alles andere als Freibadwetter, und auch die angekündigte Sonne lässt auf sich warten. Gut, dass ich noch eine Fleecejacke extra dabei habe!

10:32 Uhr: WhatsApp von Sabine: „Habe nach 1:53 an Christiane übergeben.“ Respekt! Das wäre schon mal geschafft. Jetzt kann ich mir ungefähr ausrechnen, wann ich in etwa anfangen muss, mich von meinen ganzen Kleidungslagen zu befreien, um vereinbarungsgemäß vor Christiane in die Knie zu gehen und sie des Chips zu entledigen. Ich stelle mich auf einen Wechsel ab ca. 12:10 Uhr ein.

Zeit genug also, um mir noch ein paar Gedanken zu machen. Zum Beispiel wird mir auf einmal bewusst, dass der letzte Teil der Stecke verdammt einsam werden könnte, was das Läufer- und Zuschauerfeld angeht, denn ab diesem Punkt würden lediglich noch die Staffelteilnehmer (mit mir 43) und die Ultras (gut 400) auf dem Weg sein. Und angesichts meines morgendlichen Missgeschicks mit der Busfahrt sehe ich mich im Wald schon vom Weg abkommen. Stelle mir vor, dass ich eine Abzweigung übersehen könnte, wenn ich ohne den sonst gewohnten Pulk um mich herum in meinen Trott gerate. „Keine Angst, die Strecke ist hervorragend ausgeschildert“, beruhigt man mich.

Zeit genug auch noch, um mir ab 12:20 Uhr so langsam Sorgen um Christiane zu machen. Zumal jeder Staffelläufer vom Moderator in der Wechselzone immer ca. fünf Minuten vor seiner Ankunft angekündigt wird, damit seinem Nachfolger genügend Zeit bleibt, sich vorzubereiten. Als ich meine Angst gegenüber einem Mitwartenden äußere, werde ich abermals beruhigt. Die zweite sei schließlich die härteste der drei Etappen. Na dann.

Kurz vor halb eins. Da kommt sie endlich! Ich hatte doch glatt die Ansage des Moderators überhört. Schmeiße meine noch verbleibende Fleecejacke von mir, erlöse sie vom Chip und frage sie, wie es ihr geht. So viel Zeit muss sein.

Und ab auf die Strecke. Runter vom Schwimmbadgelände, rein in den Wald. Als ich die Wegweiser sehe (schwarz auf neongelbem Grund), macht sich in mir endgültig die Zuversicht breit, dass ich das Ziel wohlbehalten und ohne Umwege erreichen werde. Die ganze Anspannung des Wartens, die Nervosität ob der ungewohnten Lauflogistik, alles fällt von mir ab. Nur noch der Wald und ich.

Ab und an mal ein Läufer, den ich überhole, um ihn später vielleicht wieder an mir vorbeiziehen zu sehen. Die meisten davon sind Ultras. Trotz der quälend-langen Strecke, die sie schon hinter sich haben, sehen sie noch so erholt und locker aus, dass ich größte Ehrfurcht vor ihnen empfinde. Ich stelle mir vor, wie sie beim Anblick meiner Startnummer erleichtert aufatmen: Nur ein Staffelläufer und somit keine Konkurrenz!

Gleich am Anfang führt der Weg ein Stück an der Eschbachtalsperre entlang, um dann kurz danach bei Bergisch Born einen steilen Abschnitt einzuleiten, der mich zu meiner ersten von insgesamt drei Gehpausen zwingt. Ich weiß ja nicht, was noch auf mich zukommt, also moderat starten.

Die B51, die ich bald danach überqueren muss, halten die Streckenposten tatsächlich für mich ganz alleine frei vom Autoverkehr, damit ich ungehindert passieren kann. Danke für diesen Luxus. Die Einsamkeit des Langstreckenläufers.

Weiter geht es durch eine malerische, abwechslungsreiche Landschaft, die der Herbst schön bunt gefärbt hat. Wir durchqueren ein Örtchen mit dem idyllischen Namen Sonnenschein, schlängeln uns immer mal wieder durch kurze Trailabschnitte, bewältigen kleinere Anstiege, um es danach bergab schön laufen zu lassen. Wunderbar. Etwa zweieinhalb Kilometer nach dem nächsten Steilstück, das mir die zweite Gehpause abverlangt, tut sich vor uns imposant die Wuppertalsperre auf, an deren Westufer es nun entlang geht.

Kurz vor km 62 dann der Hammer: Steilstück mit Zwangspause Nummer drei, die mir meinen mit Abstand langsamsten Kilometerschnitt beschert (acht Minuten). Gut, dass das Ziel jetzt nicht mehr weit ist! Und dann der Deus ex Machina: Jener fast schon obligatorische Zuschauer auf dem Scheitelpunkt, der mich mit den Worten „Nach der nächsten Kurve wird es flacher, dann geht’s nur noch bergab“ erlöst. Danke, genau das brauche ich jetzt! Und tatsächlich, bald laufen wir auf das Sportzentrum zu, hören schon den Zieljubel. Sabine und Christiane rufen meinen Namen. Geschafft in 1:59!

2014-10-26_00004.jpg

Der Rest ist schnell erzählt: Umarmungen, Erdinger alkoholfrei, Staffelfoto vor Zielbogen, rein in trockene Klamotten, auf zur Siegerehrung, rauf aufs Treppchen (mein erstes Mal übrigens!) und mit 5:58:19 als Gewinner der Frauenstaffel zusätzlich zur Finisher- noch je eine Goldmedaille eingeheimst sowie einen Bildband zum Röntgenlauf und eine Flasche Sekt. Diese liegt jetzt auf Eis, um nach dem nächsten gemeinsamen Laufevent geköpft zu werden.

2014-10-28_00008.jpgFazit: Ein auch in der 14. Auflage über alle angebotenen Strecken mit viel Liebe organisierter Landschaftslauf, der uns dreien ein schönes Gemeinschaftserlebnis beschert hat. Zuvorkommende und freundliche Helfer. Gut sortierte Verpflegungsstände im läuferfreundlichen Fünf-Kilometer-Takt. Empfehlenswert, obwohl für einen (Team-)Halbmarathon mit zeitlich und logistisch nicht zu unterschätzendem Aufwand verbunden.

Alle Ergebnisse

4 Kommentare zu „Drei auf einen Streich – Röntgenlauf Halbmarathon-Staffel“

  1. Glückwunsch zum tollen Ergebnis und zum tollen Bericht.
    Röntgenlauf ist wirklich ein schöner Genusslauf durch die Herbstlandschaft.

    Nächstes Jahr lauft ihr aber die komplette Strecke, oder? ;)

    Gute Erholung,

    Moritz

Kommentar verfassen

Nach oben scrollen