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Wer lange läuft, der ist hier richtig!

Freudestrahlen an einem bewölkten Tag im Schatten des Doms

dscm1050.jpgNur knapp vier Stunden Schlaf, leichter Dauerregen, verpasste Straßen- und vollgepackte S-Bahn, fehlende Toiletten, zu weit hinten im ersten Startblock und kurzfristiger Ausfall meiner Stoppuhr ca. 30 Sekunden vor dem Start! Das war das suboptimale Vorspiel, bevor es richtig zur Sache gehen sollte beim 4. Sparkassen-Halbmarathon vun Kölle. Immerhin hatte ich zuvor die beiden mitlaufenden Monster Kay-Uwe und unseren Jung aus dem Norden, Daniel, an der Taschenabgabe getroffen, und wir konnten zusammen mit Manuel (der am heutigen Tag einen Marathon anderer Art auf sehr erfolgreiche Weise absolvierte) die restliche Zeit bis zum Start überbrücken.

Wenige Meter nach dem Start, als auch meine Uhr wieder funktionierte, waren alle diese Problemchen vergessen und es galt zu powern. Bis auf den etwas rutschigen Asphalt erschienen mir die Bedingungen optimal für das Erreichen einer neuen persönlichen Bestzeit über die Halbmarathon-Distanz. Diese datierte aus meinem sehr erfolgreichen Frühjahr, gelaufen in Köln-Rodenkirchen. Leider hatten sich aber mal wieder einige „breitere Windschatten“ am Start vor mir eingereiht (ganz hinten stand ich doch auch nicht!), deren Dienste ich aufgrund ihrer fehlenden Geschwindigkeit aber nicht in Anspruch nehmen wollte, denn heute galt es Gas zu geben. Joggen war heute nicht angesagt! Und Ausreden schon gar nicht! Wenn nicht jetzt, wann dann…

dscm1000.jpgDen Song der Höhner noch in den Ohren wurde der erste Kilometer im Zick-Zack-Kurs (4:12 min.) zurückgelegt, ab km 2 der Schnitt wieder aufgeholt. Dies gelang ab Höhe Neumarkt sehr gut, wobei sich im Laufe des ersten Drittels der Strecke die Frage stellte, wie lange ich wirklich den anvisierten Schnitt von ca. 3:56 pro km würde halten können. Der leichte Gegenwind auf der stadtauswärts verlaufenden Luxemburger Straße konnte mir da noch wenig anhaben. Hilfreich waren auch einige „Mitläufer“ mit gleichem Tempo. Nach Unigelände, Dürener Straße und kurzem Ablichten durch Lauffreund Günther in der Klosterstraße erreichte ich die 10 km-Marke (auf der Urkunde übrigens fälschlich als Streckenhalbzeit festgehalten) bei exakt 39 Minuten. Damit war ich ca. 20 Sekunden schneller als der Schnitt für eine erhoffte Endzeit von 1:23:00 Std. Wie lange würde das gut gehen?

Einige Läufer zogen das Tempo noch an. Ich ging mit. Kurzfristig verzeichnete ich einen Schnitt von 3:40 min., auch angespornt durch Jochen Baumhof, der bereits zu dieser frühen Stunde am Friesenplatz für Stimmung sorgte und das vorbeilaufende – auf dem Rückweg auch schnaufende – Laufmonster Harald lautstark ankündigte. Das war natürlich zu monstermäßig! Und ich drosselte das Tempo. Hart wurde es ungefähr ab der Wende am Ebertplatz bei km 15. Der Schnitt lag inzwischen ziemlich genau bei 4:00 Minuten. Sollte nun etwa der Einbruch kommen? Hatte ich Tribut zu zollen für einen mal wieder zu schnellen Beginn? War es zu wenig Schlaf in der Nacht zuvor? Falsches Training? Zuviel oder zuwenig? Wäre ja nicht neu gewesen. Denn gerade beim letzten Lauf in Bedburg oder auch dem 30 km Lauf „Wesseling-Bonn-Wesseling“ war mir ähnliches passiert.

Nein, nein, nein! Heute hieß es die Monsterzähne noch härter zusammenzubeißen als sonst und wirklich das Letzte auf den restlichen fünf Kilometern zu geben. Und tatsächlich ging noch was! Anfeuerungsrufe inhalieren und in Kraft umsetzen, Konzentration auf den kürzesten Laufweg halten, am Neumarkt den Körper noch mal mit Cola besänftigen und ab auf die Hohe Straße in Richtung Dom. Dass ich als Kölscher Jung jemals einen Umweg in Richtung des Wahrzeichens meiner Heimatstadt so „verteufeln“ würde (Den Weg zu einem der wichtigsten Gotteshäuser der Welt verteufeln? Was mögen der Erzbischof, hunderttausende Pilger, meine Kölner Mitbürger von mir denken? Das war in dem Moment sch… egal!), hätte ich vor einigen Jahren auch nie geglaubt!

Die Domplatte und auch die Kopfsteinpflaster-Passage ohne Sturz gemeistert, ging es auf den letzten verfluchten Kilometer über die Deutzer Brücke. Der Anstieg der Brücke erschien mir (wie wohl fast allen Startern jedes Jahr) steiler als je zuvor, die Uhr tickte gnadenlos, aber … haha, nicht schnell genug! Auch der berühmte Teufel am Wegesrand konnte mich jetzt nicht mehr aufhalten. Ein letztes Mal den Monsterturbo gezündet und die Brücke runter! Zwei, drei Läufer, die mich am Anstieg der Brücke noch überholt hatten, wurden im anaeroben Endspurt mit quasi brennenden Reifen (bzw. Oberschenkeln), im roten Outfit einem Ferrari gleich, stehen gelassen. Dann war er da: der Zielstrich! Und eine Bruttozeit von unter 1:23 Std. Es hatte gereicht! Mehr als zehn Meter wären auch nicht mehr gegangen. Letztlich war es eine Nettozeit von 1:22:39 Std. (97. Platz gesamt, 14. Platz AK; 12. Platz Kölner Stadtmeisterschaft, 3. Platz AK!).

dscm1040.jpgSichtlich zufrieden genoss ich noch kurz zusammen mit Daniel (das heutige Übermonster mit der Wahnsinnszeit und eigenem Bericht!) und Kay-Uwe, der diesen Lauf als Trainingslauf für den Frankfurt-Marathon hervorragend absolvierte, noch einige Spezialitäten im Rewe-Versorgungsdorf, bevor es dann galt, am Weißen Holunder bei km 24 unsere Mitmonster anzufeuern, unsere Erfolge zu feiern und den Nachmittag bei erfrischenden Elektrolytgetränken und kölscher Musik zu erleben. Zu erwähnen bleibt hier insbesondere unser Kult-Moderator Manuel, der sowohl mit fachlichen Beiträgen als auch dem einen oder anderem Anekdötchen im Stil eines Kabarettisten diesen schönen Tag für mich ausklingen ließ. Einen Tag, den nicht nur das Laufmonster Harald nicht so schnell vergessen wird.

Fotos von der Messe (Samstag) und von der Refresh-Party: www.pixum.de/slide/4552978

www.koeln-marathon.de

www.weisser-holunder.de

  1. Danke Harald auch von mir für deinen Bericht! Sehr schön geschrieben…
    Auch wenn wir schon auf deine Bestzeit angestossen haben, auch hierüber nochmal die besten Glückwünsche! Hoffe das wir sowas bald mal wiederholen können… Denn nach der Bestzeit ist vor der Bestzeit! ;))

    VG
    Daniel

  2. Ich glaube, an diesen Tag werden wir uns alle noch lange und gerne erinnern. Rekorde über Rekorde, ein Comeback und eine tolle Stimmung im Holunder. Wäre sehr schön, wenn Ihr mir alle Bilder noch einmal im Original zukommen lasst, damit wir alles in einer Chronologie dieses einmaligen Erlebnisses zusammenfassen können.

  3. Was für ein schöner Bericht…
    man fühlt echt mit. Und Harald, die Dom-Schleife und das Altstadt-Pflaster tun nach 40 km noch 10 mal mehr weh als nach 20!!! In diesem Sinne… Wir sehen uns spätestens am 3. Nov. beim Stammtisch.

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