Es hatte sich ja angekündigt. Ein plötzlicher Wintereinbruch im sogenannten Frühling, mit einstelligen Temperaturen auch im Rheinland. Dazu ein böiger Wind aus Nordwest und auch angekündigter Niederschlag in Form von Graupelschauern. Und der Wetterbericht sollte Recht behalten, wenn auch das ganz üble Wetter eher am Sonntagnachmittag erscheinen sollte.
Bei gerademal 2 Grad verließ ich um 7.30 Uhr mit Nadia das Haus, um mal wieder (wie fast jedes Jahr in den letzten Jahren) beim diesjährigen Marathon in Düsseldorf anzutreten. Die Vorzeichen waren nicht optimal, denn nicht nur die Wetteraussichten, sondern vielmehr ein paar gesundheitliche Probleme während der Woche hatten mich doch zeitweilig an einem Start zweifeln lassen. Aber wofür hatte man die Trainingsstrapazen, vor allem der langen Läufe, in den letzten Wochen auf sich genommen? Ein eventuell möglicher „Ersatzmarathon“ in nächster Zeit ließ sich im Kalender für mich auch nicht realisieren.
Am Start um 9 Uhr war es nicht viel wärmer. Eigentlich konnte man nur im Windschatten in der Sonne von Frühling sprechen. Im Startblock angekommen begrüßten mich noch einige bekannte Gesichter. Die Jacke noch schnell meiner Frau übergeben und nach einigen Begrüßungsworten und Vorstellungen der Top-Läufer durch den bekannten Sportreporter und früheren schnellen Marathonläufer Wolf-Dieter Poschmann ging es los Richtung Norden/Messegelände. Es war ordentlich frisch gegen den kalten Nordwestwind, so dass zahlreiche Starter mit langen Laufuntensilien unterwegs waren. Mich störten dabei eher nur die fröstelnden Hände. Handschuhe hatte ich vergessen.
Ich hielt mich zunächst zusammen mit Lauffreund Burkhard Schöne vom Marathon-Club Menden im Pulk der 3-Stunden-Läufer hinter den beiden blauen Luftballons auf. Mit Burkhard bin ich ja schon häufiger einen Marathon angegangen. So auch an gleicher Stelle im letzten Jahr, wo ich allerdings ab km 25 nicht mehr mithalten konnte.
Nach etwa 5 km verließ ich die „Luftballon-Gruppe“ und forcierte etwas das Tempo. Der Grund war nicht das Tempo, sondern die Gefahr eines Sturzes. Es ging in der Gruppe nämlich mal wieder recht eng zu und mich sollte nicht das gleiche Schicksal ereilen wie Laufmonster Kay-Uwe hier vor drei Jahren. Der Rückenwind in diesem Bereich der Strecke kam mir entgegen, so dass ein Schnitt von ca. 4:10 Minuten/km keine außerordentliche Anstrengung erforderte.
Auf leicht veränderter Streckenführung im Vergleich zu 2015 erreichte ich die 10 km-Marke (bereits noch vor der Oberkasseler Brücke auf der rechten Rheinseite). Gut 42 Minuten zeigte die Uhr. Ganz ordentlich und doch hatte ich gedacht schneller unterwegs zu sein. Dann ging es über die Brücke zunächst wieder im Gegenwind Richtung Westen durch Oberkassel. Die Luftballons waren nicht weit hinter mir, wie ich in einer Kurve feststellen konnte. Inzwischen lösten sich die Gruppen mehr und mehr auf. Ich konnte mich aber immer an ein, zwei Mitläufern orientieren, so dass ich nicht allein schon zu diesem Zeitpunkt „im Wind stehen“ musste. Zuschauer waren aufgrund der kalten Temperaturen an diesem Tag nicht so viele erschienen wie in vergangenen Jahren und trotzdem wurde eifrig angefeuert. Gut, inzwischen bin ich da ja auch echt verwöhnt vom Venloop!
Die Halbmarathonmarke war geschafft (noch auf Oberkasseler Seite). 1:28:30 Std. und damit gut 1,5 Minuten langsamer als vor einem Jahr, wo ich aber später – wie bereits erwähnt – schwer abbaute. Also eigentlich gut im Schnitt für eine Wunschzeit noch unter drei Stunden, aber ich merkte doch schon einen gewissen Kraftverlust.
Es ging zurück auf die „Schäl Sick“, kurz über die „Kö“ und wieder Richtung Norden. Gefühlt war überall Gegenwind. Dann kam der Graupelschauer, wobei der mir nicht nachhaltig in Erinnerung blieb. Es sollte der Einzige am Vormittag bleiben. Später am Nachmittag kamen da noch ganz andere Exemplare.
Erstaunlicherweise hatte ich nach einem Isomix ab Km 25 wieder etwas mehr Kraft und konnte sogar mein Tempo leicht steigern. Nach 2:05:17 Std. passierte ich die 30 Km-Marke und hatte einige Läufer inzwischen überholt oder abgeschüttelt. Ein Jahr zuvor war ich bei fast gleicher Zeit hier angekommen. Ich hatte also 1,5 Minuten im Vergleich zu 2015 seit der Halbmarathonmarke gutgemacht. Und es lief zunächst flüssig weiter. Inzwischen war ich allerdings allein auf weiter Flur.
Ab km 34 wurde es dann aber plötzlich merklich schwerer. Kam der Mann mit dem Hammer so spät noch? Auch Gels, Wasser und zuletzt Cola brachten mir keine zusätzliche Energie zurück. Wieder begann das Leiden auf den letzten Kilometern und zum ersten Mal überholten mich Läufer. Ich schleppte mich auf den Schlenker Richtung „Kö“ und der 40 Km-Marke, wo Nadia stand und mich anfeuerte. Meine Uhr zeigte, dass eine Zeit unter drei Stunden aufgrund meines zuvor angeschlagenen Tempos zwischen km 25 und 33 noch erreichbar war. Tempo forcieren ging aber gar nicht mehr. Nur ins Ziel kommen, egal welche Zeit! Bloß nicht stolpern war die Devise und nicht gehen, sondern bedacht weiterlaufen und an den Zieleinlauf, warme Duschen und ein kühles Bier im Anschluss denken. Der letzte Kilometer war dann gefühlt so lang wie nie! Oft hatte ich ja noch einen ganz ordentlichen Zielsprint auf Lager gehabt. Aber heute waren alle Akkus leer.
Es ging hinunter an die Rheinpromenade und auf die letzten ca. 300 Meter. Und ich kam, sah und finishte dann doch tatsächlich unter drei Stunden. Völlig ausgelaugt bedeuteten exakt 2:58 Stunden insgesamt Platz 113 und Platz 13 in der AK. Ich war hoch zufrieden, denn damit hatte ich in den letzten Tagen nicht mehr gerechnet. Ein Marathon mit einer 2 vorne! Satte sechs Minuten schneller als im Vorjahr! Jawoll!!!
Mein Lauffreund Burkhard finishte übrigens in einer Zeit von 3:04:15 Stunden, ungefähr in der gleichen Zeit, wie ich vor einem Jahr, wo er in etwa meine heutige Zeit gelaufen war. Die Laufmonster Carsten Anders und Thomas Leonhardt finishten in guten 3.14:22 bzw. 3:53:00 Std. Äußerst beeindruckend und die Top-Leistung aus meiner Sicht (neben den Top-Leistungen der Sieger ganz oben) bot unser Monster Manfred Claaßen, der seinen ersten Marathon nach schwerer Verletzung inklusive Operation im letzten Jahr in sagenhaften 3:56:22 Std. meisterte und somit in der AK M75 ein bundesweit herausragendes Ergebnis erzielte. Herzlichen Glückwunsch besonders Dir, lieber Manni!!!
Der Rest des Tages war klar: Erst warm duschen, dann kühles Bier und Essen in einem schönen portugiesischen Restaurant und dabei in Gedanken den Zieleinlauf nochmal Revue passieren lassen. Die Gedanken von km 40 wurden also Realität. Und ich hatte es Düsseldorf doch wieder mal gezeigt. Das konnte auch der kurzfristig einberufene rheinische Winter nicht verhindern.
Hallo Harald,
vielen Dank für deinen stimmungsvollen Wetter- und Lagebericht. Nochmals Glückwunsch zu deiner tollen Zeit und das unter schwierigen Bedingungen.
Und natürlich Manni, dem mein allergrößter Respekt gewiss ist.
Erholt euch gut bis zum Stammtisch.
LG Sabine
brrrr… ich friere ja schon beim Lesen. Großen Respekt vor dieser Leistung. Da hatten wir Bergmonster am Samstag echt noch einen schönen Tag erwischt. Gute Erholung und bis demnächt
Mega , Leistung und herzlichen Glückwunsch für deine tolle Zeit
sowie Platzierung !!!
Toller Bericht und bis bald
beim Stammtisch .
Sportlichen Gruß
Lukas
wow, bravo Harald !
Harald, du bist ein Held! So viel Kampfgeist ist dann ja auch belohnt worden. Herzlichen Glückwunsch!
Grandios auch Manfreds Comeback.
Das Bier danach war mal verdient!
Glückwünsche
Moin Harry!
Glückwunsch zu der tollen Leistung und dem schönen Bericht! persönliches Ziel erreicht, das ist die Hauptsache! Vielleicht starten wir ja nächstes jahr wieder zusammen in D-Town :) Dann hoffentlich wärmer…
Gruß, Manuel
Lieber Harald,
herzlichen Glückwunsch zu Deinem super Lauf unter drei Stunden in einer der schönsten Städte Deutschlands.
Gute Erholung!
Gabi