…mit kleinen Abstrichen. Zur Einstimmung auf den Düsseldorf-Marathon ein Gastbeitrag von Verena Hajek, die am vergangegen Sonntag wie geplant in Hamburg an den Start gegangen ist. Zwischenzeitlich ist Sie wieder im Lande und wünscht allen Laufmonster-Startern für übermorgen viel Erfolg! Ebenso auch Boris Salewska, Sieger des 10 Meilen-Rennens beim Kölner Stadionlauf 2009, der voraussichtlich exklusiv vom Frechener Frühlingslauf berichten wird. Spezielle Grüße gehen hier natürlich an Daniel und sein Vorhaben, eine neue persönliche Bestzeit zu laufen…
Nach einer turbulenten Anfahrt am Samstag – wegen eines schweren Verkehrsunfalls standen wir lange im Stau auf der A2 – kam ich gerade noch rechtzeitig, um meine Startunterlagen auf der Marathonmesse abzuholen. Diese fand im denkmalgeschützten „Schuppen 52“ statt, der total abgelegen im Stadtteil Veddel in einer Industriebrache und nach Durchquerung eines abschreckend ausgewiesenen Zollgebiets zu erreichen war. Im Vergleich zu den mir bekannten Großstadt-Marathonmessen war diese recht überschaubar und befand sich im wahrsten Sinne des Wortes in einem ungemütlichen zugigen Schuppen mit dem Flair einer Lagerhalle!
Nach einer kurzen Nacht stand ich am nächsten Morgen um 7:30 Uhr pünktlich auf dem Heiligengeistfeld nahe der Reeperbahn, wo ich trotz der 18.626 angemeldeten Teilnehmer bald Wilfried Plewnia von der LG Donatus Erftstadt traf, der mir seinen geschmückten Hubschrauber-Hut zeigte, den er beim Lauf tragen wollte. Gemeinsam froren wir bei 11°, bis wir in den jeweils getrennten Startblöcken einchecken konnten. Ein Opernsänger schmetterte eine Arie, dann sehr getragen die Nationalhymne, die wir teilweise mitsangen, bis anstelle eines Startschusses eine Schiffsglocke geläutet wurde und es losging. Auf der Reeperbahn herrscht striktes Schusswaffenverbot, daher das Anglasen, das seltsamerweise Kultur-Staatsrat Dr. Nikolas Hill (CDU) übernahm. Zur großen Enttäuschung der Veranstalter hatten weder Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust (CDU) noch Sportsenatorin Karin von Welck (parteilos) Zeit für einen Besuch des Laufspektakels gefunden. 15.147 Läufer aus 84 Nationen gingen an den Start und wurden ab 9:00 Uhr zügig abgefertigt. Auch einige Prominente wie Ex-Boxweltmeister Dariusz Michalszewski, der ehemalige St.-Pauli-Profi Michel Mazingu-Dinzey sowie Moderator Johannes B. Kerner waren dabei.
Die Strecke führte durch die Hamburger Innenstadt vom Millerntorplatz über die Reeperbahn, Königstraße, Platz der Republik, Ottenseer Marktplatz, Holländische Reihe, Bernadottestraße, Halbmondsweg, Elbchaussee, Klopstockstraße, Palmaille, Breite Straße, St. Pauli Fischmarkt, St. Pauli Hafenstraße, Bei den St. Pauli Landungsbrücken, Johannisbollwerk, Vorsetzen, Baumwall, Otto-Sill-Brücke, Kajen, Hohe Brücke, Neuer Krahn, Bei den Mühren, Zippelhaus, Dovenfleet, Willy-Brandt-Straße, Deichtorplatz, Wallringtunnel Ost, Ballindamm, Jungfernstieg, Neuer Jungfernstieg, Kennedybrücke, An der Alster, Schwanenwik, Schöne Aussicht, Karlstraße, Zimmerstraße, Beethovenstraße, Biedermannplatz, Schleidenstraße, Saarlandstraße, Alte Wöhr, Fuhlsbüttler Straße, Hebebrandstraße, Überseering, Sydneystraße, Hindenburgstraße, Alsterdorfer Straße, Wilhelm-Metzger-Straße, Bebelallee, Alsterdorfer Damm, Rathenaustraße, Im Grünen Grunde, Am Hasenberge, Maienweg, Alsterkrugchaussee, Rosenbrook, Tarpenbekstraße, Ernst-Thälmann-Platz, Lenhartzstraße, Eppendorfer Baum, Klosterstern, Rothenbaumchaussee, Theodor-Heuss-Platz, Alsterglacis, Neuer Jungfernstieg, Esplanade, Gorch-Fock-Wall, Johannes-Brahms-Platz und Sievekingplatz Süd bis zum Ziel in der Glacischaussee. Bei strahlendem Sonnenschein, leicht böigem Wind und im Laufe des Tages bis auf 21° ansteigenden Temperaturen war ich sehr dankbar über Getränkestellen im Abstand von 2,5 km.
Bereits zu Beginn setzte sich bei den Eliteläufern eine zwölfköpfige Spitzengruppe ab, die bis Kilometer 10 mit 30:02 Minuten sogar unter dem Streckenrekord von 2:06:52 Stunden, aufgestellt von Julio Rey (2006), unterwegs war. Anschließend wurde die Gruppe langsamer und lag bei Kilometer 20 mit 1:00:37 Stunden 30 Sekunden über dem Streckenrekord. Zwischen dem 20. und 30. Kilometer trennte sich die Spreu vom Weizen, und ab dem 30. Kilometer waren es nur noch fünf Läufer. Wilfred Kigen aus Kenia, der nach drei zweiten Plätzen in diesem Jahr den Sieg anstrebte, sorgte selbst immer wieder für hohes Tempo und spurtete schließlich auf der 600 Meter langen Zielgeraden in einem spannenden Finale kurz vor der Ziellinie an Buta vorbei und gewann in 2:09:22 Stunden. „Die Tempoläufer sind sehr unrhythmisch gelaufen“, meinte er später.
Bei diesem zweitgrößten Stadtrennen Deutschlands, das zum 25. Mal ausgetragen wurde, feierten die sportbegeisterten Hamburger nicht nur die Elite, sondern feuerten (im Gegensatz zu den Berlinern) alle an, die die 42,195 km unter die Füße nahmen. „Ihr seid Helden“, war auf vielen Schildern zu lesen, und die 850.000 Zuschauer meinten es genauso. Ob bei Kilometer 10 am Fischmarkt, wo die Zuschauer in 10er Reihen dicht gedrängt wie beim Kölner Karneval standen, bei Kilometer elf an den Landungsbrücken, bei Kilometer 16 am Jungfernstieg, bei Kilometer 31 im „grünen Grunde“ an der Außenalster, bei Kilometer 37 Am Eppendorfer Baum, überall wurden wir lautstark angefeuert. Getragen von dieser einmaligen Begeisterung kam ich in 4:20:46 h ins Ziel (46. W55 von 162 Finishern).
Medaille und Verpflegungsbeutel abholen, Massage, Dusche, …das war’s! Auf dem von der Sonne sehr gut aufgewärmten Asphalt zwischen Dixi-Klos und Kleiderbeutel- und Sanitätszelten ruhten sich die Sportler kurz aus; vereinzelte Bierbänke gab es auf dem staubigen Sandplatz vor den Duschen – all das lud nicht unbedingt zum Verweilen ein. Insgesamt aber überwiegt der äußerst positive Eindruck dieser Laufveranstaltung, die sich als eine der letzten in Deutschland auf die reine Marathonstrecke konzentriert.
Fotos: André Bolzendahl für www.hamburg.de, Kai Engelhardt
Verena, wie gesagt, ich bin baff. Toller Bericht! War von 1998 bis 2003 sechs Mal in Hamburg und fand die Veranstaltung sowie die Organisation immer top. Irgendwann sind wir alle inkl. Daniel K. nochmal vor Ort und feiern eine große Laufmonster-Sause!
Dein Laufbericht macht echt Lust auch mal beim Hamburg Marathon mitzulaufen. Für mich ist die Anreise zum Marathon sehr lange, aber vielleicht tue ich mir das mal an.
Lg
RunningWilli
Hallo Verena,
das war wieder ein toller Erfolg für Dich. Ich bin begeistert.
Auch der Bericht hat mir sehr gefallen. Da bekomme ich direkt wieder Lust auf Marathon, wenn da bloß nicht die lästigen Trainingseinheiten wären.
LG Guido