Bis zur Anmeldung zum Ironman in Kärnten hatte ich sage und schreibe 3 Volksdistanzen im Triathlon bestritten. „Wird schon klappen, wer nicht wagt, der nicht gewinnt“, dachte ich bei der Anmeldung im vergangenen Jahr. Das Rennen war binnen 92 Minuten ausgebucht und auch in diesem Jahr war die Anmeldung für 2010 bereits innerhalb von nur 26 Minuten geschlossen.
Was ist eine Vorbereitung ohne Verletzungen?! Langweilig wär’s! Ende Mai plagten mich Knieprobleme. Dachte zuerst „ach vielleicht kommt es ja vom Rücken“, nix da, ausgelöst wurde der Mist durch einen Beckenschiefstand und natürlich die darauffolgenden Trainingseinheiten. Die fiesen Muskelfasern am Knie meinten sich etwas verkleben zu müssen. Eine Zwangspause brachte zwar Besserung, aber leider nicht den ersehnten Effekt: morgens aufstehen und weg ist der Schmerz. Eine Angelegenheit, die sich zwar bis zum Start, dank Gabi, meiner Physiotherapeutin, besserte (vielen vielen Dank!!!), aber nicht völlig verschwand. Meine Vorgabe war, starten und wenn es gar nicht mehr geht, aussteigen. Aufgrund des richtig (Insider) getapten Knies war es kein Problem!
Eigentlich sollte man in der Woche davor viel schlafen und Stress vermeiden. Ist mir nicht so ganz gelungen?! Als wir am Mittwoch Morgen meine Eltern zum Flughafen brachten und direkt danach in Richtung Klagenfurt aufbrachen, hatte ich satte 4 Stunden geschlafen. Auch der letzte Tag vor dem Start entpuppte sich nicht als die totale Entspannung. Mittags stieg ich noch einmal auf das Rad zum Materialcheck. Das gibt’s doch nicht, ich konnte nicht mehr auf das grosse Blatt schalten! Obwohl ich vor Ort schon damit gefahren war und ich auch das Rad hatte noch checken lassen, ging da gar nichts mehr. „Prima“, dachte ich!! In Windeseile hatte ich meinen Bike- und Run-Sack zu packen, zur Messe zum Radmechaniker zu düsen, das Rad nach der Reparatur nochmals kurz zu fahren und dann schließlich meinen Renner und Kleiderbeutel einzuchecken. Währenddessen brannte die Sonne die ganze Zeit unerträglich, was natürlich nicht wirklich zur Erholung beitrug.
Genug Geplänkel vorweg, nun zum Wesentlichen, dem Race Day: am 5. Juli 2009 hatte das lange Warten endlich ein Ende. Pünktlich um 7 Uhr fiel der Startschuss für den Massenstart in Klagenfurt. 2.400 Athleten brachten den Wörthersee zum Kochen! Das Schwimmen verlief bis zur zweiten Boje erstaunlich gut! Bin gut in meinen Rhythmus gekommen und hatte mit viel mehr Prügelei gerechnet. Gerade noch gedacht, schon ging es ab. Das Hauen und Stechen hatte begonnen… Da ist das Schwimmen in Startgruppen in Roth im Vergleich gesehen ein Traum! Der Weg zurück Richtung Kanal gestaltete sich schon als sehr kompliziert, da man ständig seinen Rhythmus verlor, sich wieder neu orientieren und sich natürlich gleichzeitig gegen diese Kampfhähne durchsetzen musste! Endlich war das Ufer wieder in Sichtweite, da ging es für weitere 1.100 Meter in den Lendkanal.
Die Veranstalter hatten in diesem Jahr den Schwimmausstieg für weitere 200 Meter in den Kanal verlegt, da es dann für die Zuschauer attraktiver sei. Nun gut, der Kanal war die reinste Zumutung und völlig verstopft, zumindest in dem Feld, in dem ich schwamm. An einen Rhythmus oder an normale Kraulzüge konnte man keinen Gedanken verschwenden. Echt schade, da ich noch mehr Kraft gehabt hätte, aber mit dieser Zeit war ich durchaus zufrieden, wenn man bedenkt, dass ich erst im letzten Jahr mit dem Schwimmtraining begonnen hatte.
OK, jetzt hiess es nicht so viel Zeit verschwenden, ab in die Wechselzone. Beutel geschnappt, Neo aus, trockene Sachen an und ab auf die 180 km lange Radstrecke mit 1.700 Höhenmetern, wohl bemerkt 500 Höhenmeter mehr als im bekannten fränkischen Roth. Auf den ersten 70 Kilometer beschäftigten mich diese unmöglichen Typen, die sich versuchten einzucremen oder plötzlich Ihren Fotoapparat aus der Rückentasche zückten. Man musste immer mit der Unachtsamkeit der anderen rechnen und höllisch aufpassen. Nach einiger Zeit fiel mir auf, dass mir so der nötige Biss fehlte und ich eigentlich nur locker mit rollte. Ging doch gar nicht!
Also begann ich ab der zweiten Runde so langsam, das Feld von hinten aufzuräumen und zu überholen, aber so viel konnte ich dann auch nicht mehr gut machen. Auch der aufkommende Wind, die Probleme mit der Gangschaltung und den Ausfall der Tachoanzeige hielten mich dennoch nicht davon ab, das Tempo weiterhin zu halten. Mit dem Radsplit war ich nicht so ganz zufrieden, aber die grundsätzlich Vorgabe des Coachs galt nach wie vor: „Hab Spass“!
Den hatte ich auch förmlich während des gesamten Marathons ;-) Über den Lauf gibt es an sich nicht viel zu berichten, da ich während der 42,195 km einfach nur inner- und äußerlich lächelte, jede Menge durchtrainierte Typen überholt habe und gelaufen bin wie ein Uhrwerk.
Ich habe mich während des gesamten Rennens kein einziges Mal gequält, bin nicht an meine Grenzen gegangen und habe einfach die Landschaft und die Leute genossen! Würde sagen, da habe ich die Vorgabe des Trainers voll erfüllt ;-)
Vielen Dank an alle, die mich nach Klagenfurt begleitet und unterstützt haben, die mir die Sachen hinterher getragen haben, da ich teilweise meinen Kopf abgeschraubt hatte und auch an die, die hinter dem PC gesessen und das Rennen verfolgt haben! Die vielen lieben SMS und Anrufe vorher sowie nachher (:-)
Hier noch die nackten Zahlen:
11:33:18 Std. (1003. Platz, AK 15. Platz, 70. Frau)
Swim: 1:15:48 Std., Bike: 6:03:07 Std., Run: 4:02:15 Std.
Also bis zum Stammtisch im Goethe am 4. August,
Lieben Gruss Easy
P.S. @ Harald: Der Abzweig durch das Freibad ist doch wirklich spassig oder?! Was denkt man eigentlich als Freibadbesucher?
Anbei noch eine kleine Olaf Sabatschus-Studie aus Roth:
Klasse Bericht! Einfach nur beeindruckend :-) Bin schon auf die weiteren Details beim Stammtisch gespannt…
Klingt ja fast nach „Easy going“ ;-)
Nochmals Herzlichen Glückwunsch zu dieser Leistung, Easy! Du schilderst das hier, als wäre das alles reiner Spass für dich gewesen und du diesen Ironman hättest evtl. sogar gleich nochmal laufen können! ;) Ziehe echt den Hut vor dir!
Danke für den super Bericht und viele Grüße aus dem Norden…
Hall Easy,
da möchte ich nachträglich nach meinem Urlaub nochmals herzlich gratulieren. Super! Die Freibadrunde muss doch echt hart sein, oder? Obwohl, als ich letztes Jahr so die Läufer sah, wäre ich eigentlich auch gerne mitgelaufen.
Viel Grüße
Harald
o.k. Easy was für ein Rennen. Toll gemacht, großen Respekt vor dieser außergewöhnlichen Leistung!!!
LG
Marc