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Freitag der 13. in Biel…

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Freitag der 13. in Biel hat kein Unglück gebracht. Bei tropischen Temperaturen in die Schweiz angereist, fühlte sich der Starttag in Biel selbst am Abend noch wie eine laue Nacht in Bangkok an. Da ich mein Wochentrainingspensum aus beruflichen Gründen auf ca. 20 km in der Woche reduziert hatte, wählte ich bei diesem Wettkampf die Option, mich als Coach und Fahrradbegleitung anzumelden. Da ich früher hier und da auch schon mal gerne Mountainbike gefahren bin, war ich nicht sonderlich besorgt, ohne Vorbereitung 100 km am Stück fahren zu müssen. Katja hingegen hatte einige längere Trainingsläufe absolviert und fühlte sich für Ihren ersten 100 km-Lauf so gut wie möglich vorbereitet. Dass die Wahl dann auf Biel fiel, war für Katja schon lange klar. Da die Zeit bei einer Premiere eh zweitrangig und der Lauf in der Schweiz so legendär ist, war dieser Hunderter trotz einiger Höhenmeter Ihr Favorit.

Der Start war am Freitagabend um 22 Uhr. Mit Kopflampe bewaffnet ging es auf die ersten 23 km, die ohne Radbegleitung absolviert werden mussten. Von einem Polizeiwagen eskortiert fuhr ich mit ca. 250 weiteren Fahrrad-Coaches in Richtung des ersten Treffpunktes. Als wir dann erstmals zusammen ins Rennen gingen erwähnte Katja bereits, dass Sie, absolut untypisch, mit Magenproblemen zu kämpfen hatte. Das erging, wie sich im Rennverlauf herausstellte, vielen Mitstreitern auf den 100 km durch die Nacht genau so. Musste wohl an der untypischen Sport-Zeit liegen, zu der man ja normalerweise eher im Biergarten oder auf dem Sofa sitzt. Die folgenden 33 km liefen vom Tempo her nach Plan. Jetzt wurde die Temperatur für die Läufer auch endlich angenehmer. Bereits ab km 40 legten die ersten Ultras auf den folgenden Steigungen kurze Gehpausen ein. Darauf folgte dann wieder ein 10 km Solo-Trailstück (von km 56 bis km 66). Katja hatte großen Respekt vor diesem Teil der Strecke, da sie in einigen Laufberichten von dem berüchtigten Abschnitt mit grob steinigen Untergrund entlang des Emmendamms gelesen hatte.

Ich begab mich derweil zusammen mit anderen Radfahrern auf die Verbindungsetappe und wunderte mich, wie schon bei der Startetappe, über die sehr schnelle Fahrweise der Radfahrer. Da meine Leuchtkraft von Stunde zu Stunde nicht gerade heller wurde, versuchte ich mit der Radgruppe Kontakt zu halten, was gar nicht mal so einfach war. An der Waldkreuzung bei km 67 angekommen, standen dann alle im Spalier und warteten auf ihren jeweils zugehörigen Läuferpendant. Es war noch immer stockdunkel und die aus der Finsternis herannahenden Läufer warnten die Radfahrer bereits aus großer Entfernung durch Rufen Ihres Namens, wer sich denn da nähert. Konkret erkennen konnte man den Läufer erst in einem Meter Entfernung. Katja hatte diesen Teil der Strecke gut überwunden und war total begeistert von der besonderen Atmosphäre der Strecke und der Morgenröte, die an einer Lichtung zu erkennen war. Innerhalb der folgenden Stunde wurde es jetzt immer heller und wir konnten endlich auf die Beleuchtung verzichten.

2014-06-14_0498.jpgUnglaublich war, dass über die komplette Strecke bei Nacht immer wieder auch in den kleinsten Dörfern Zuschauer und auch viele Kinder am Rand saßen und applaudierten. Immer häufiger passierten uns jetzt Staffelläufer, welche die 100er super motivierten und anfeuerten. Ab km 80 wurden die Schritte dann langsam wirklich sehr, sehr schwer, aber Katjas Tritt war noch immer recht gleichmäßig. Von hier an konnten wir an den Steigungen eine Vielzahl an Läufern überholen, da Katja die Steigungen immer noch wie ein Uhrwerk durchlief. Ich konnte die meist muskulären Probleme der Männer all zu gut nachvollziehen. Die jetzt immer häufiger auftretenden Schotterwege entlang des Nidau-Büren-Kanals wurden zunehmend unangenehm für das Abrollverhalten der Läufer. Ab km 95 waren die Entfernungs-Tafeln dann im 1 km Takt angebracht, was einem die Zielnähe noch einmal verdeutlichte und die letzten Kraftreserven mobilisierte. Ab km 99 durfte dann wieder auf normaler Teerstraße gelaufen werden und der Zieleinlauf durch eine jubelnde Menschenmasse war die Belohnung für die Schwerstarbeit.

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Im Ziel angekommen stand für Katja die erhoffte sub 10h Zeit. Mit 9 Stunden 56 Minuten und 36 Sekunden wurde sie Vierte Ihrer Altersklasse und Gesamt Sechzehnte. Am Ende fanden 1.015 Läufer/innen den Weg ins Ziel, der letzte nach 21 Stunden. Für mich kann ich sagen, was ich auch während des Rennens Katja bereits mehrfach beteuert habe, dass ich die 100 km von Biel sicher nie laufen werde. Da suche ich mir lieber eine leichtere Strecke, wenn es schon so viele Kilometer sein müssen.

Ergebnisse der Teilnehmer aus Nordrhein Westfalen

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10 Kommentare zu „Freitag der 13. in Biel…“

  1. Krass! Aber war ja nicht anders zu erwarten ;-) Schön dass Katja nun ihren ersten 100er auch geschafft hat und dann gleich in so ´ner phänomenalen Zeit. Meinen allerhöchsten Respekt und die besten Glückwünsche zu der Leistung !!! Und Danke Andy für den schönen Bericht!

    Und immer ein Lächeln auf dem Gesicht – so kennen wir unsere Powerfrau!

    Nun aber mal wirklich gute Regeneration.

    LG Manuel

  2. Hallo Katja,

    herzlichen Glückwunsch! Ganz ganz große Klasse. Vor allem hast Du eine super Renneinteilung hingelegt, wie mir scheint.

    Ich wünsch dir eine gute Regeneration, aber so akribisch wie Du dich in den letzten beiden Jahren an die „100“ herangetastet hast, wirst du auch die „Nachbereitung“ sehr sorgfältig angehen.

    Andreas, danke für den klasse Bericht.

    Irgendwann muss ich da auch mal hin…

    LG, Moritz

  3. Wow… allergrößten Respekt. Der Bericht ist ebenso wie die krasse Leistung genial. Frage mich nur, wie man nur nach 100km noch so strahlen kann!?!
    gute Erholung.. oder bist du echt so frisch wie du auf dem Foto aussiehst?
    bin schon gespannt was da jetzt noch kommen kann…
    gruß
    Daniel

  4. Hallo Katja,

    nochmals herzlichen Glückwunsch zu deiner grandiosen Leistung!! Alles richtig gemacht, ihr seid ein tolles Team! Auf den Bericht habe ich mich schon gefreut!
    Erhol dich ausreichend und lass dich dabei noch etwas „coachen“:-)
    LG Sabine

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