laufmonster.de

Laufmonster.de

Wer lange läuft, der ist hier richtig!

Noch´n Appletree: DM 10.000 Meter Bahn in Bremen

2013-05-04_00004.jpg

Am 4. Mai fanden in Bremen die Deutschen Meisterschaften über 10.000m auf der Bahn statt. Waren noch 2 Tage vorher 15° und leichter Regen mit mäßigem Wind vorhergesagt, schien am Wettkampftag die Sonne und es wurden zum Start um 17:30 Uhr noch 22 Grad im Schatten gemessen. Leider war um diese Uhrzeit noch kein wirklicher Schatten im Stadionrund vorhanden und ein kräftiger Wind blies den Läufern auf der Gegengerade ins Gesicht. Der Regenschirm konnte natürlich im Auto bleiben.

Schon Tage vor dem Wettkampf beschäftigte ich mich mit dem Gedanken, wie ich diese 25 quälenden Runden über jeweils 400 Meter im Stadion am besten hinter mich bringe. Als bekennender Straßen- und Landschaftsläufer ist die Tartanbahn einfach ungewohntes Terrain. Mit Gewissheit weißt Du nur, dass diese Strecke keine Höhenmeter hat.

2013-05-04_00003.jpgNatürlich läuft jeder bei denselben Witterungsbedingungen, aber der eine rennt lieber im Warmen und der andere mag lieber Regen. Aber Wind kann niemand wirklich mögen. Ein Blick auf die Meldezeiten ergab, dass drei Kandidaten für den dritten Platz auf dem Podium in Frage kamen. Große Favoriten waren natürlich Hans-Joachim Hermann von der LG Erlangen und Reinmund Hobmaier von der Post Telekom SV Rosenheim, die bereits bei der Halbmarathon-DM in Refrath unerreichbar für die anderen waren. Sie hatten ebenfalls gemeldet und waren anwesend. Die Antwort, wer den dritten freien Platz auf dem Podium einnehmen wird, entscheidet sich also nach 25 Runden im Stadionoval. „Wenn das schon vorbei wäre“ dachte ich innerlich.

Aus der Refrather Erfahrung heraus, bei der ich kurz hinter Jürgen Theofel vom FV Wallau ins Ziel einlief, nahm ich mir renntaktisch vor, mich hinter dem M55 Favoriten zu positionieren und solange wie möglich mit ihm mitzugehen. Pünktlich wurden 15 M50er und M55er auf die Strecke geschickt und sofort setzten sich der Rosenheimer Reinmund Hobmaier und der Erlanger Hans-Joachim Hermann an die Spitze, danach direkt Jürgen Theofel, zwei weitere M55er und ein Mitkonkurrent vom TV Waldstrasse Wiesbaden. Auf der windigen Gegengerade blieb ich hinter meinen Mitläufern, um mich auf der Zielgeraden mit Rückenwindunterstützung Läufer um Läufer nach vorne zu arbeiten. In der dritten von 25 Runden schloss ich endlich auf Jürgen Theofel auf und konnte von diesem Zeitpunkt an meine Laufstrategie verfolgen.

2013-05-04_00001.jpgIn der nächsten Runde ging Jürgen eingangs der Zielgeraden nach außen auf die zweite Bahn und signalisierte mir damit, dass ich innen vorbei gehen und mich vor ihn setzen sollte. Ab da wechselten wir unsere Positionen von Runde zu Runde, um uns gegenseitig Windschatten zu geben (wir sind ja auch zwei riesige Kanten, die reichlich Windschatten bieten können). Den Infos vom Bahnrand konnten wir entnehmen, dass Jürgen und ich uns von den Konkurrenten absetzten.

Überraschenderweise schien nach der Hälfte des Rennens nach vorne etwas möglich zu sein, denn Reinmund Hobmaier hatte anscheinend nicht seinen besten Tag und musste zum Spitzenläufer abreißen lassen.

Jürgen und ich liefen Runde für Runde näher auf den Rosenheimer auf, aber letztendlich reichten unsere Kräfte nicht, die Lücke wirklich zu schließen. So kam der Favorit Hans-Joachim Hermann in der unglaublichen Zeit von 33:12 min. ins Ziel und gewann souverän den Meistertitel. Dabei musste ich mich von der Absicht, nicht überrundet zu werden, verabschieden, denn in der drittletzten Runde musste ich Hans-Joachim an mir vorbei ziehen lassen. Was soll man dazu sagen? Reinmund kam mit 74 Sekunden Rückstand ins Ziel und wurde Vizemeister.

2013-05-04_00002.jpgWie ich Reinmund in der Zwischenzeit kennen gelernt habe, nahm er wieder sympathisch lächelnd die Leistung des Siegers respektvoll zur Kenntnis. Beide wollten am gleichen Abend noch die vorderen Platzierungen mit einem gemeinsamen Bier feiern. Aber noch einmal zu Jürgen und mir. Jürgen und ich bogen nach 22 gemeinsamen Runden in die letzte Kurve zum Ziel ein. Der Wallauer konnte auf den letzten 100 Metern noch ein wenig zusetzen und überlief in 34:39 min. die Ziellinie, ich 4 Sekunden dahinter.

Mir brannten die Waden und die hinteren Bereiche der Oberschenkel und ich dachte nur: „geschafft“. Überglücklich über diese bronzene Einzelmedaille und noch ziemlich außer Atem bedankten sich Jürgen und ich uns gegenseitig für die Unterstützung in einem erfolgreichen Rennen. Es war mehr als hilfreich, sich nicht alleine auf weiter Flur quälen zu müssen. Da bewahrheitet sich der Spruch: „Geteiltes Leid ist halbes Leid“.

2013-05-04_00005.jpgEin erwähnenswertes Erlebnis am Schluss war die Erfahrung, dass trotz aller Konkurrenz beim Wettkampf danach auch ein gepflegtes gemeinsames Bier mit Reinmund, Hans-Joachim, Jürgen und den beiden begleitenden Fans (Meike Wallow-Theofel und Griet) einen tollen Wettkampftag abrundeten (siehe Bilder). Reinmund regte eine Laufstaffel bei einem Halbmarathon oder Marathon in der o.g. Besetzung an. Mal sehen, ob es klappt. Schön, wenn aus Kontrahenten im Wettkampf mögliche Teamkollegen werden. Der Sport macht es möglich (und die Tartanbahn wird mich erst einmal längere Zeit nicht wieder sehen).

Ergebnisse

Kommentar verfassen

Nach oben scrollen