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Mein erster Marathonsieg – Darß 2013

165430_10200964781272208_243227044_n.jpgIch bin leider lange nicht dazu gekommen, hier Berichte über meine Läufe zu schreiben. Was allerdings am 21. April 2013 auf dem Darß passiert ist, kann ich Euch einfach nicht vorenthalten, auch wenn die Zeit wie immer knapp ist.

536925_10200961888439889_390170052_n.jpgIch bin ja schon ein paar Mal auf dem Darß den Halbmarathon gelaufen und entschied mich im Herbst letzten Jahres es dieses mal über die volle Distanz zu versuchen. Man muss sich dort immer rechtzeitig anmelden, da die 1.000 Startplätze über alle Distanzen immer innerhalb von wenigen Tagen vergeben sind. Die Strecke ist eine einzige Augenweide. Das komplette Gegenteil zu den großen Stadtmarathons. Ich sage nur, Natur pur!

img_0022.jpgDie Vorbereitung konnte ich aufgrund der Geburt unserer Tochter im Februar nicht so umfangreich wie sonst vor so einem Marathon gestalten. Aber in Kenia im letzten Jahr habe ich ja gelernt, das Umfang nicht alles ist. So habe ich die Trainingszeit die ich hatte, genutzt um mich zu quälen. Bin aber nur selten über 100 km/Woche hinaus gekommen. Die langen Ü30iger am Wochenende habe ich aber trotzdem oft gemacht. Auch der Sylt-Lauf (33,3 km, 2:03 h, 2. Gesamt) und der Hochbrückenlauf (28 km, 1:45 h, 3. Gesamt) im März setzten gute Trainingsreize.

img_0024.jpgAm Freitag reisten wir in Prerow an und trafen gleich meine Eltern. Mein Vater wollte hier genauso wie auch meine Schwester wieder den Halbmarathon absolvieren. Er hat bis jetzt bei allen 8 Veranstaltungen den HM erfolgreich bestritten. Samstag sind wir nachmittags noch zum Start/Ziel-Ort Wieck gefahren, haben die Startunterlagen abgeholt und bei der Pasta-Party die Kohlehydratreserven aufgetankt. Dort traf ich dann auch noch den Sieger des Marathons und Lokalmatadoren der letzten beiden Jahre Maik Willbrandt. Wir kennen uns ja von diversen Läufen in Kiel und Umgebung und starten auch immer wieder zusammen für das Intersport Mauritz Race Team bei großen Team-Laufveranstaltungen wie dem Lauf zwischen den Meeren oder dem Adventslauf in Ratzeburg. Auch wenn Maik ne Klasse besser ist als ich (er lief hier im letzten Jahr Streckenrekord in 2:30:02 h) habe ich mich schon drauf gefreut zusammen mit ihm laufen zu können. Leider konnte er dieses Mal aufgrund einer langwierigen Verletzung (Muskelfaserriss) nur beim HM starten. Dort gewann er aber auch mit dieser Verletzung souverän. Glückwunsch nochmal dazu, Maik!!

p1050239.jpgAm Sonntag sollte es dann um 9:00 Uhr für uns Marathonis losgehen. Der Halbmarathon startete 1 Stunde später.
Beim Einlaufen merkte ich, das die Sonne so stark war, das man kurz laufen konnte. Auch wenn die Autos morgens noch zugefroren waren.
Es war kalter, böiger Ostwind angesagt bei max. 11 Grad. In der Startaufstellung angekommen, bat der Veranstalter alle Beteiligten darum, kurz inne zu halten, um den Opfern des Attentats in Boston von vor einer Woche zu gedenken. Für mich waren und sind diese Ereignisse immernoch unfassbar. Deshalb lief ich auch mit einer Gedenkschleife am Trikot.

img_0026.jpgSchnell gab es dann den Startschuss in Wieck und bei herrlichstem Sonnenschein ging es auf die Strecke. Schon nach 500 m merkte ich, das mir keiner wirklich folgen konnte/wollte. Ich fühlte mich gut und wollte heute wieder einen Versuch starten, die magische 2:35er Grenze zu unterschreiten. Deshalb wollte ich von Anfang an einen 3:40iger Schnitt laufen. Nach dem ersten km sah ich allerdings wieder, dass ich viel zu schnell war. 3:29 min. zeigte mir meine Uhr an. Auch die folgenden km konnte ich mich nicht genug bremsen und blieb hinter den beiden Führungsradfahrern immer unter der 3:40iger Marke. Bei km 1 war ich vorn schon so alleine, das die Zuschauer mir mit einem Schmunzeln zuriefen, ob ich denn erster oder letzter sei.

p1050243.jpgWir verliessen Wieck in Richtung Ostseebad Prerow. Es ging über einen asphaltierten Fahrradweg Richtung Norden. Teilweise mit angenehmen Rückenwind. In Prerow angekommen, sah ich dann auch wie besprochen am Streckenrand in der Nähe unserer Unterkunft Doreen mit unserer kleinen Tochter im Kinderwagen. Ein Kuss-Zwischenstopp und weiter gings! Die Radfahrer (leider weiss ich die Namen nicht mehr) waren sehr erstaunt, aber für so etwas muss immer Zeit da sein!! ;) Dann ging es in den Darsser Wald. Er gehört zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft und ist größtenteils sich selbst überlassen. Über befestigte Waldwege ging es nun ca. 10 km durch eben diesen Darsswald in Richtung Ahrenshoop. Ich habe mich nun in den 3:35ern eingependelt. Damit konnte ich gut leben. Ich unterhielt mich auch viel mit einem der beiden Radfahrer. So wurde mir nicht langweilig. Allerdings merkte ich bei ca. Halbmarathon auf dem Deichradweg Richtung Ahrenshoop, das sich Seitenstechen ankündigten. Das kam sicher auch von den Gesprächen. Ab dann hab ich mich etwas zurückgehalten mit dem Reden schwingen.

img_0032.jpgDie Halbmarathonmarke passierte ich laut meiner Uhr bei knapp über 1:16 h. Ich hatte also schon einen guten Vorsprung auf mein Ziel herausgearbeitet. Ich wusste aber auch das das schwere Stück noch kommt. Aber dazu später. In Ahrenshoop angekommen feuerten mich wieder viele Anwohner und Urlauber an. Am Hochufer wurden wir heute morgen mit einer herrlichen Fernsicht belohnt. Der Streckenabschnitt von 23,5 bis 25,5 war wirklich eine Augenweide. Der Blick konnte über die Ostsee schweifen und sogar Rostock hat man heute von dort gesehen. Die Beine wurden nun langsam etwas schwerer.

img_0031.jpgBei 25,5 km verliessen wir das Hochufer und traten den Weg in Richtung Osten und somit Born und Wieck an. Ich nahm mein einziges Gel und spülte es mit Wasser bei der nächsten Verpflegungsstation (die im übrigen reichlich vorhanden waren) herunter. 4 km später gings dann rauf auf den Deich. Nun hieß es beißen was das Zeug hält. Von km 29 bis 34 blies mir ein heftiger Gegenwind ins Gesicht. Ich dachte ich stehe. Ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt jetzt schon alle Reserven rauszukitzeln. Aber es half alles nix. Da musste ich nun durch. Ich versuchte mich abzulenken und riskierte hin und wieder auch einen Blick zur Rechten über die herrliche Boddenlandschaft. Zu allem Überfluss, stürzte auch noch mein Hauptgesprächspartner mit dem Rad, weil Fussgänger auf dem Deich falsch reagierten und sich uns in den Weg stellten. Zum Glück kam er mit Schürfwunden davon. Ich mochte gar nicht nach vorne sehen. Dieses endlos erscheinende 5 km-Stück. Und die schmerzenden Oberschenkel. Und das Schlimme war, daß es danach auch noch 8 km weiterging. Ich habe gegen den Wind geschnauft wie eine alte Dampflok. Auf die Uhr mochte ich gar nicht mehr schauen. Immer stand da eine 4 vorne. Ich hoffte nur, das ich nach diesem Stück wieder in den alten Rhytmus zurückfinde, aber das war nur Hoffnung, die schnell zerplatzte. Genauso wie der Traum von der sub 2:35 h. Ich war so ausgelutscht, das ich mich über die restlichen 8 km auch nur noch irgendwie gerettet habe. Es half sicher auch, daß ab Born die Strecke des Halbmarathons auf unsere traf und ich so für den Rest der Strecke noch einige der kämpfenden Halbmarathonis einsammeln konnte. Je näher ich dem Ziel in Wieck kam, umso deutlicher wurde mir, daß ich auch meine bisherige Bestzeit von 2:36:47 vom Rückenwindrennen in Boston vor 2 Jahren nicht werde unterbieten können.

p1050250.jpgEgal, dafür wird es meine zweitbeste Marathonzeit und mein allererster Marathonsieg! Ich genoss die letzten Meter durch das Spalier der anfeuernden Zuschauer zu rennen und konnte sogar noch einen kleinen Schlusssprint mit einem Halbmarathoni hinlegen. Glücklich und zufrieden erreichte ich das Ziel in 2:37:20 h und wurde gleich von meinen Lieben begrüßt und beglückwünscht. Ganze 20 Minuten Vorsprung hatte ich auf den Zweitplatzierten herausgelaufen. Kurz nach meinem Zieleinlauf kamen dann auch mein Vater und meine Schwester an. Auch sie waren mehr als zufrieden mit sich. Es ist schon jetzt klar, das wir nicht das letzte Mal hier gelaufen sind. Natürlich nur, wenn wir alle gesund bleiben, aber davon gehen wir mal aus. Das einzige, was mich nach diesem Marathon stört, ist mein linker blauer großer Zehnagel. Das kam sicher daher, das ich zum ersten Mal versucht habe, in etwas kleineren und leichteren Wettkampfschuhen einen Marathon zu rennen. Auf Sylt und beim Hochbrückenlauf hat das noch ohne Probleme funktioniert. Für einen Marathon allerdings waren diese Schuhe definitiv eine halbe Nummer zu klein.. Naja man lernt eben nie aus.

foto10.jpgVielen Dank an die Organisatoren für dieses wunderschöne Lauferlebnis. Macht weiter so!!!

Infos zum Lauf

Ergebnisse

Weitere offizielle Fotos

Mein Lauf in Zahlen und Kurven (die HF-Werte stimmen nicht, da Gurt defekt)

Vielen Dank an meine Familie und Maik für die Bilder!

  1. Hallo Daniel,

    nochmals herzlichen Glückwunsch zu dieser tollen Monsterleistung und willkommen im „Club der Marathongewinner“:), obwohl wir ja auch zusammen schon in Düsseldorf gewonnen haben. Vor einigen Jahren bin ich im Urlaub mal einen Teil der Strecke an der Küste entlang gelaufen. Super schön! Ohne Wind hättest Du vielleicht die 2:35 geknackt, aber der gehört an der Küste wohl dazu. So sind jetzt Ost- und Nordsee nicht mehr sicher vor Monstersiegen!
    Bis bald
    Harald

  2. Na denn mal Prost, Daniel !!! Eine unglaubliche Leistung – ist sicherlich noch höher einzuschätzen als die in Boston ! Und ein toller lebhafter Bericht, da möchte ich am liebsten auch gleich für 2014 melden :)
    Was haste denn da für´n Zepter in der Hand bei der Siegerehrung? ;-)
    Schade ist das mit dem Gegenwind ab KM 29. Genau das musste ich 2006 auch mal in Essen erleben, war dort sicherlich nicht so krass und hat mich 1-2 Minuten gekostet, ist aber echt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Genieße Deinen Erfolg in allen Zügen. Ich bin mir sicher, es werden noch weitere für Dich folgen…

    LG Manuel

  3. Darß wars! Lieber Daniel: Gibt es für jeden Finisher so ein riesiges Weizen (und hoffentliche nicht ohne Volumen)? Dann sollte ich vielleicht auch mal dort starten.

    Eine Wahnsinnsleistung und ein sehr spannender Bericht aus dem wilden Osten, der zeigt, dass man nie auf großem Fuß lebt, es sind halt nur die Schuhe, die machmal zu klein sind.

    Herzlichen Glückwunsch

    Guido

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