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38. BMW Berlin Marathon – Ein Traum wurde wahr!

20110925282.jpgLange habe ich auf diesen Tag gewartet und die letzten Jahre konstant darauf hingearbeitet. Nun war er endlich da: Sonntag, der 25. September 2011 in Berlin. Noch dazu kamen Kaiserwetter, alle Favoriten vor Ort, Weltrekord-Geraune und -Geplänkel überall. Aber wie heißt es so schön, immer der Reihe nach…

20110925275.jpgBereits fünf Mal habe ich mehr oder weniger die magische Marke von 2:40 h im Marathon angepeilt, nach meinen Leistungen über die kürzeren Strecken ein realistisches Ziel. Am nächsten dran war ich vor einem Jahr auf der Ferieninsel Mallorca, doch da machten mir die Rahmenbedingungen einen ordentlichen Strich durch die Rechnung und ich war mit 2:41:08 h noch knapp gescheitert. Also wollte ich es 2011 wieder versuchen.

20110925276.jpgErster Versuch sollte Anfang April Rotterdam sein. Die Rechnung ging leider nicht auf. Hatte ich mich noch gezielt auf den Tag hin vorbereitet und war in guter Form, so ließen diverse Infekte (bin nun schließlich Papa eines kleinen (Kindergarten-)Kindes) einen Start unmöglich werden. Ich verlängerte zwar das Training und wollte es in Düsseldorf am 8. Mai noch einmal versuchen, doch wurde ich noch ein weiteres Mal krank, die Formkurve war schon über den Zenit und der kaum vorhandene Sommer 2011 wollte ausgerechnet in Düsseldorf ein erstes „Hallo“ sagen. 21°C bereits am Start, über 25°C im Ziel, das alles im (nicht vorhandenen) Schatten, dazu noch starker Wind. Hier rechne ich mir lediglich hoch an, dass ich mit 11 (!) Pausen das Ding durchgezogen habe und nach 1:20 h zur Hälfte mit einer 2:52er Zeit ins Ziel kam. Schwamm drüber, ich hatte es so ähnlich erwartet.

20110927901.jpgNeuer Versuch also für Berlin. Bewusst habe ich nach Regeneration Ende Mai/Anfang Juni die Umfänge nur langsam gesteigert und bin erst im August wieder ins richtige Marathon-Training eingestiegen. Hier hatte ich aber einige gute Wochen mit Umfängen über 120 km und auch mein Test am Nürburgring war vielversprechend. Ruhe bewahren, auch als knapp zwei Wochen vor Berlin mein Sprössling wieder eine ordentliche Erkältung aus dem Kindergarten mitbrachte und ich ein paar Tage Schnupfen bekam. Mehr war es dann aber nicht und so war ich pünktlich zum Berlin-Wochenende top-fit,  zumindest fühlte ich mich so.

20110925278.jpgBerlin ist immer eine Reise wert, leider konnte ich aber nicht mit der Familie anreisen, da es arbeitsbedingt zu stressig geworden wäre. So reiste ich Donnerstag alleine per Zug an und Daniels Schwester Anja gewährte mir für die erste Nacht Unterschlupf (vielen Dank noch mal dafür). Sie sollte es übrigens auch sein, die mich im Ziel als Erste empfing, um mir als Volunteer meine Medaille zu überreichen. Am nächsten Tag ging es in eine nette Pension etwas außerhalb und ich traf mich mit Daniel und seiner Freundin auf der „gigantischen“ Marathonmesse. Tags darauf trafen wir dann noch wie verabredet Torsten Trems vom Central-Team nebst Frau und verbrachten einen herrlichen Sommertag in Berlin, Spree-Fahrt und Inline-Marathon Schauen inklusive. Die Anspannung stieg – auch bei mir.

20110925272.jpgEs ging zwar früh ins Bett, aber die Nacht war unruhig. Früh morgens dann zum Start und da wir gut geplant hatten, haben wir uns alle unter den 40.000 Teilnehmern schnell wiedergetroffen. Da wir alle eine Zeit unter 2:40 h als Zielzeit angegeben hatten, durften wir das Privileg von Startblock A genießen (Startblock B ist in Berlin schon 2:40 bis 2:50 h – krass, oder?). Eingelaufen wurde durch den Tiergarten und schon waren wir direkt an den VIP-Zelten und durften uns hinter den „Promis“ in unseren Startblock begeben. Letzte Absprachen, Daniel wollte Richtung 3:40er Schnitt angehen, Torsten und ich 3:45-3:47. Los ging´s !

20110925281.jpgEin paar Worte an dieser Stelle noch zu Torsten: Wir laufen schon seit einigen Monaten im gleichen Leistungsbereich und bei den selben Veranstaltungen, sogar Nürburgringlauf und Rotterdam Marathon waren identisch geplant. Und bei Letzterem lief Torsten eine fantastische Zeit knapp über 2:40 h, so dass wir gemeinsam das Unterfangen „2:39:59 oder darunter“ angehen wollten.

20110925271.jpgNach dem Start Richtung Siegessäule zogen mal wieder alle ab wie der Blitz und ich zweifelte kurz, ob wir das richtige Tempo einschlugen. Doch der erste km in ca. 3:44 zeigte, dass wir sogar etwas schneller als geplant waren. Trotzdem liefen wir in 3:44 bis 3:47 die nächsten km weiter. Das Wetter war jetzt noch optimal, 12-13°C bei kaum Wind und trockener Luft. Aber es sollte natürlich noch wärmer werden. Zwischen 6 und 8 km hatte ich kurz mal Zweifel, ob das Unterfangen bei dem Tempo gutgehen würde, aber so ab 10 km (diese durchliefen wir nach etwas über 38:30 min) lief wieder alles wie geschmiert. Daniel war jedoch bereits wie geplant weit enteilt.

20110925273.jpgUnglaublich wie viele Läuferinnen und Läufer in Berlin bei so einer Zielzeit noch um einen herumrennen. Hier eine Frau aus Spanien mit einer Figur wie ein Kind (sie sollte vor uns ins Ziel kommen), dort ein Triathlet mit Wahnsinns-Oberschenkeln (ihn sollten wir abhängen). Ab km 16 wurde Torsten dann plötzlich gefühlt ein wenig schneller. Oder schwächelte ich etwa? Ich ließ ihn ziehen, behielt ihn aber immer max. 15 Sekunden vor mir im Blick. Sein Kumpel Dominik war es dann, der neben unglaublicher lautstarker Anfeuerung an diversen Streckenpunkten (er war mit dem Fahrrad unterwegs), ein erstes Gel für mich hatte, welches ich mir „genüsslich“ bei km 19 zuführte. Ein super Support und noch dazu völlig unerwartet!

20110925274.jpgDie Halbmarathonmarke wurde in etwas über 1:19 h passiert, schneller als je zuvor in einem Marathon. Trotzdem, es lief auch auf den nächsten Kilometern gut weiter. Die Stimmung an der Strecke war gigantisch und schon bald war bei km 28,5 der absolute Hotspot, der „Wilde Eber“, erreicht. Party pur! 30 km wurden in einer noch nie dagewesenen Zeit von 1:52:32 h erreicht. Würde ich das einmal in Wesseling laufen. (Insider wissen, welchen Lauf ich meine). Ich kam nun wieder näher an Torsten ran und sollte ihn bei km 32 etwa überholen. Ich machte mir aber keine Sorgen um ihn, da er auch noch einen flüssigen Schritt hatte und nur unwesentlich langsamer wurde.

20110927902.jpgNun kam die entscheidende Phase eines Marathons, in der ich auch schon mehr als einmal mein Waterloo erlebte. Doch heute war es anders, ich fühlte mich immer noch sehr gut. Irgendwo bei km 33 durfte ich dann live den Kommentar vom Weltrekord Patrick Makaus mithören, zusätzliche Motivation natürlich. Würde auch ich hier und heute meinen persönlichen Weltrekord laufen? Es sah so aus. Ich war nun auf dem Kuhdamm – war das da vorne Daniel? Tatsächlich – und er lief leider nicht mehr so rund wie zuvor. Kurz hinter km 35 lief ich vorbei, rief ihm noch etwas zu, aber Daniel schien zu sehr mit sich und den letzten Kilometern zu kämpfen.

20110925283.jpgNur noch wenige Kilometer und vorbei am Potsdamer Platz über die Leipziger Stra�e. Aber was war nun plötzlich los? Gegenwind! Wo kam der denn her? Musste sich wohl das laue Lüftchen in den Häuserschluchten gesammelt und aufpotenziert haben, anders konnte ich das nicht erklären. Das störte schon ein wenig, mehr als die Temperaturen, die nun wohl die 18°C-Marke erreicht hatten. Und wenn man sich meine km-Splits anschaut oder die x-beliebiger anderer Läufer (z.B. der Weltrekordler), alle haben hier 3-4 Sekunden liegen gelassen. Da ich aber genug Puffer hatte, war alles im Lot.

Und schon ging es auch bei km 40 um die Ecke. Ein Blick auf die große Zeitnahme dort, 2:30 irgendwas, fast 10 Minuten für 2,2 km, das musste reichen – das schaffe ich! Die Gewissheit stieg, vorbei am Gendarmenmarkt, die Muskulatur krampfte nun etwas und ich versuchte meine Schritte so rund wie möglich zu behalten. Eine letzte Kurve, genau bei km 41 auf die Straße „Unter den Linden“, noch 800 Meter bis zum Brandenburger Tor. Der Lärmpegel stieg noch etwas, ich reckte ein erstes Mal eine Faust gen Himmel. Da ich dabei aber fast einen Krampf bekam, weil ich wohl unrunder lief, unterließ ich das erst mal wieder.

Da war es erreicht, das Brandenburger Tor, Wahrzeichen deutscher Geschichte, schön in der Mitte durch – ab auf die Zielgerade. Die letzten 370 Meter – ein Genuss. Wer sich meine Zielvideos anschaut, sieht wohl ganz gut, was sich hier bei mir für eine Anspannung und Freude entlud. Die genaue Zeit nahm ich gar nicht mehr wahr, nur dass es irgendwas mit 2:38 h war. Die Punktlandung war daher Zufall: mit 38 Jahren beim 38. Berlin Marathon 2:38:38 h zu laufen. Da habe ich wohl eine neue Lieblingszahl ;-)

20110925285.jpgIm Ziel, wo mir kurzzeitig fast die Tränen kamen ob des Erreichten, wartete ich dann mit Anja auf die beiden anderen. Leider verstrich die Zeit und war schon über 2:40 h, als wir Daniel sahen. Da kam Torsten plötzlich von der Seite, er war rechts durchs Ziel, aber ärgerlicherweise ganz knapp über 2:40 h (2:40:03 h netto) – er wird die Marke aber sicherlich noch bald irgendwo knacken! Daniel kam mit obligatorischer wehender Rügen-Fahne völlig fertig nach 2:40:31 ins Ziel, sollte sich aber auch wieder gut von den Strapazen erholen.

20110925287.jpgDer Rest ist Geschichte – das Triumvirat, welches soeben zumindest die angepeilte 8 Stunden-Barriere als 3er-Team unterschritten hatte, ging zur Nachbereitung über (Massagen, Erdinger alkoholfrei, etc. inklusive). Nach dem „come together“ mit den Angehörigen ging ich noch mit Torsten, Berit und Dominik ein wohlverdientes Weizen MIT Alkohol trinken und nach einer leckeren Fajitas ging es schon wieder heim für mich ins Rheinland, auch meine Family endlich in die Arme zu schließen. Zum Feiern ist mir allerdings auch jetzt noch zumute ;))

Fazit: geil!!!

…und sorry für den langen Bericht, das musste jetzt einfach sein :)

Ergebnisse und Videos

Weitere Infos

Fotosammlung

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8 Kommentare zu „38. BMW Berlin Marathon – Ein Traum wurde wahr!“

  1. Wer lange läuft, darf auch lange Berichte schreiben! ;-)

    Obwohl – lang bist Du ja nicht gelaufen. Wahnsinn – diese Zeit! Und Deine Platzierungen erst recht! Noch einmal meinen Glückwunsch!

    Supergeiler Bericht! Da bekommt man(n) echt Gänsehaut und fiebert im Nachhinein noch mit. Klasse!

    Grüße aus Köln!
    Mario

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