laufmonster.de

Laufmonster.de

Wer lange läuft, der ist hier richtig!

Meine Feuertaufe – einmal durch die grüne Hölle!

nuerburgringlauf.jpgDen meisten Menschen, ob Läufer oder nicht, ist die „Grüne Hölle“ ein Begriff. Dazu muss man nicht unbedingt Motorsport-begeistert oder Eifelkenner sein – gemeint ist die nach Indianapolis vielleicht weltweit traditionsreichste Rennstrecke: Die Nordschleife des Nürburgrings.

Einmal jährlich an einem Wochenende im August gehört sie für 48 Stunden allein den Läufern und Radfahrern des „Rad und Run am Ring“, so auch am vergangenen Samstag und Sonntag. Ich laufe nun seit knapp 7 Jahren, meine halbe Familie wohnt weniger als 10 km von der Rennstrecke entfernt, und doch habe ich es bisher noch nie geschafft, hier zu starten. Zwar gab es 2007 schon einmal einen Versuch, doch eine plötzliche Erkrankung machte mir damals einen Strich durch die Rechnung. 2011 sollte es nun aber endlich so weit sein.

Die letzten Jahre war ich jedes Mal um diese Jahreszeit in Düren-Niederzier beim Monte Sophia gestartet – mein profilierter Langstreckentest für die kommenden Herbstmarathons (28,5 km und 370 Höhenmeter). Der Nürburgringlauf sollte dem in nichts nachstehen, schließlich ist er nur wenig kürzer (24,4 km) aber hat deutlich mehr Höhenmeter (fast 600!). Die Strecke kombiniert die traditionelle Nordschleife mit einem Teil der aktuellen Grand Prix Strecke, die ebenfalls alles andere als flach ist. Im Rahmenprogramm befinden sich noch ein 5,1 km Lauf (einmal über die Grand Prix Strecke) und ein entsprechender 10,2 km Lauf, dieses Jahr gewonnen von Moritz Kümmeler (BTV 1879) in schnellen 34:49 min. vor Lokalmatador und Sieger der beiden vergangenen Jahre, Norbert Schneider (Bunert Team) in 35:31 min. Bei den Damen siegte Jutta Hagenberg in 42:02 min. vor Silke Bommes (OSC Waldniel, 42:36 min.) und Claudia Rey (Bunert Team, 42:59 min.). Das Bunert Running Team gewann somit, vervollständigt durch Olaf Sajitz, auch die Teamwertung und bekam einen entsprechenden Pokal. Jola Basinski vom TV Refrath wurde bei den Damen in 47:58 min. fünfte Frau.

Nun zum 24,4 km Hauptlauf: Nach guter Vorbereitung der letzten Wochen stand ich pünktlich früh morgens an der Startlinie (Start war bereits um 8:45 Uhr) und hatte mich zu Jürgen Ley und Torsten Trems vom Kölner Central Team gesellt, da wir den Lauf zusammen als kleine Gruppe angehen wollten. Das Wetter hätte besser nicht sein können – nach den schwülen Vortagen war die Luft über Nacht trocken und klar geworden, bei etwa 14°C und strahlend blauem Himmel erwartete uns ein einzigartiges Eifel-Panorama. Ich hatte mir die Strecke gut eingeprägt und wollte alle Abschnitte intensiv erleben. Wie anders als zu Fuß hat man dazu die optimale Chance?

Nach dem Startschuss ging es die ersten knapp 2,5 km über die Grand Prix Strecke, vorbei an den Zelten der 24-Stunden-Radfahrer, die natürlich entsprechend Stimmung machend die Strecke säumten. Die ersten 11 km sollte es fast ausschließlich bergab gehen, die wir allerdings recht verhalten angehen wollten. So liefen Jürgen, Torsten und ich gemeinsam mit der späteren Siegein bei den Damen, Silvia Krull von der LG Lage/Detmold, ihreszeichens Bonn-Marathon Siegerin, gemeinsam die Bergab-Passage. Die schnellsten KM wurden in knapp unter 3:30 min. absolviert. Die Spitzengruppe mit allen Favoriten, z.B. Dietmar Bier (Deutscher M40 Marathon-Meister 2009), war da schon außer Sicht.

Die ersten 5 KM waren nach etwas über 18:30 min. erreicht, durch „Fuchsröhre“ und „Adenauer Forst“ ging es weiter teils steil bergab zum tiefsten Punkt der Strecke. Dieser war nach knapp 11 Kilometern in Breidscheid (ein Teil von Adenau) erreicht, hier befand sich der Kurs auf 350 m üNN. Bei KM 10 hatte die Zwischenzeit etwas über 37 Minuten angezeigt, die Spitzengruppe war hier bereits nach 34 min. durch. Jürgen hatte sich etwas zurückfallen lassen, gemeinsam mit Torsten ging ich in den Anstieg, der bereits mit einem 17% Steigungs-Stück begann.

Erst schien Torsten, der gut in Form war und wie ich in Berlin die 2:40 h Marke angehen will, schneller am Berg zu sein, doch nach einigen hundert Metern lief ich wieder auf und – da ich meinen Schritt gut halten konnte – anschließend sogar vorbei. Wir hatten vereinbart, dass jeder bergauf läuft wie er kann und sein eigenes Tempo findet. Nun schienen sich mein immerwährendes „Bergtraining“ im Bergischen Land und meine Stärke beim Bergauflaufen wieder auszuzahlen, ähnlich wie die letzten Jahre an der Sophienhöhe. Mein Blick ging nur nach vorne. Im Tal noch auf Position 11 liegend „sammelte“ ich Läufer für Läufer ein, obgleich sie schon teils mehrere hundert Meter weg waren.

Über „Bergwerk“, „Kesselchen“ und die Steilkurven des „Caracciola Karussels“ erreichte ich kurz vor KM 16 die „Hohe Acht“, fast 650 m üNN gelegen. Eigentlich war ich dort überrascht schon „oben“ zu sein, denn ich hatte den Hauptanstieg länger und schwerer erwartet. Nun ging es wellig weiter über „Wippermann“, „Eschbach“ zu „Brünnchen“ und „Pflanzgarten“, wo die campierenden Zuschauer dieses Mal die Läufer anfeuerten statt auf das Brüllen der Motoren zu warten. Wieder kamen vorauslaufende Läufer in meinen Blick, welche, die ich vorher nicht mehr gesehen hatte. So ging es Platz um Platz nach vorne, denn ich konnte ein hohes Tempo halten und entsprechend an müder scheinenden Läufern ohne viel Widerstand vorbeiziehen.

Schon kam ich auf Platz 6 liegend auf die fast 4 km lange und immer leicht bergauf verlaufende gerade zum Ziel. Platz 5 berechtigte zur Siegerehrung und sollte nun noch das ausgegebene Ziel sein. Ungefähr bei HM (ich hatte hier etwas über 1:22 h auf der Uhr) konnte ich diesen Platz erreichen. Platz 4 schien unerreichbar, denn der nächste Läufer war noch weit entfernt. Als ich aber bei KM 23 auf ca. 100 m heran war wollte ich es dennoch versuchen.

Endspurt! 200 Meter vor dem Ziel war ich tatsächlich gleichauf, doch mein Widersacher Martin Steinmetz wollte sich natürlich nicht geschlagen geben und zog selbst noch mal an. Da ich aber dran bleiben konnte und selbst noch eine Tempoverschärfung drauflegen konnte, gelang es mir das Duell für mich zu entscheiden. Dass ich dabei sogar noch bis auf 9 Sekunden an den Drittplatzierten Jörg Alff (LG Vulkaneifel) herankam, hatte ich gar nicht registriert. Das wäre aber ehrlichgesagt auch höchstens mit einer offensiveren Taktik für den ersten Teil der Strecke gelungen, wobei man das im Nachhinein nie sagen kann.

Überglücklich über meine Leistung, 3:50er km-Schnitte auf dieser Strecke und ein nie erwarteter 4. Gesamtplatz, wartete ich auf Torsten und Jürgen, die kurze Zeit später ebenfalls hoch zufrieden als 8. Und 10. Gesamt einliefen und selbstredend zusammen mit Harald Gatzen die Teamwertung für das Central Team einfuhren. Bei der anschließenden leider etwas zu sehr in die Länge gezogenen Siegerehrung gab es neben Sachpreisen noch eine tolle Goldmedaille für den AK-Sieg. Um mir einen der begehrten Nürburgring-Pokale evtl. einmal für die Vitrine zu holen muss ich allerdings noch mal wiederkommen – und das werde ich !

Nun zu den Ergebnissen:

Damen:

  1. Silvia Krull (1:36:57)
  2. Kathrin Stöcker (1:47:30)
  3. Dagmar Rasbach (1:53:02)
  4. Vanessa Fischer (1:53:59)
  5. Daniela Ujhelyiova (1:55:02)

Herren:

  1. Dietmar Bier (1:30:36)
  2. Marcel Schneider (1:31:13)
  3. Jörg Alff (1:33:34)
  4. Manuel Skopnik (1:33:43)
  5. Martin Steinmetz (1:33:47)

8. Torsten Trems (1:36:10)

10. Jürgen Ley (1:37:26)

Weitere Ergebnisse: http://radamring.r.mikatiming.de/2011/

Infos zur Veranstaltung: http://www.nuerburgring-lauf.de/

  1. Glückwunsch! Von Position 11 auf 4 zu laufen, und das auch erst dann, wenn es richtig schwer wird – Respekt! Bei mir war das in den letzten Jahren immer eher umgekehrt, denn ich mag Berge so gar nicht, aber der Nürburgringlauf ist trotzdem immer etwas besonderes für mich. Dieses Jahr aufgrund langer Verletzungspause spontan „nur “ die 10,2 km mitgelaufen, aber die haben es auch in sich… Die Pokale sind sehr schön, das kann ich bestätigen :-))) Nächtes Jahr holst Du Dir sicher auch einen!!! :-))) Viel Glück in Berlin!
    Gruß
    Claudia aus Troisdorf

  2. Hi Manuel,

    herzlichen Glückwunsch zu diesem starken Rennen. Ich versuche auch schon seit längerem dort mal zu laufen, aber leider hat an diesem Wochenende meist mein Sohn Geburtstag oder feiert dann genau. Irgendwann will er mich nicht mehr dabei haben, dann kann ich auch in der Grünen Hölle laufen.

    Sehr schöner Bericht!

    LG Kay

  3. Hallo Manuel,
    ein spannender Lauf und dazu passend ein spannender Bericht! Klasse, wie du dich um ganze 7 Plätze im Spitzenfeld nach vorne geschoben hast – und das auch noch meistens bergauf! Du hast meine volle Bewunderung!
    Für den Berlin-Marathon drücke ich dir die Daumen.
    LG Verena

  4. Hey Manu,

    Glückwunsch natürlich auch von mir nochmal zu dieser Wahnsinnsleistung! Da hast du ja echt mal wieder deine „Bergziegen-Qualitäten“ bestens unter Beweis stellen können. Ich hoffe in Berlin fehlen dir diese Anstiege nicht allzu sehr. ;) In dieser Form bin ich echt mal gespannt, was du da in Berlin auf die Beine stellst. Ich wünsch dir alles Gute bis dahin, vor allem bleib gesund.. und dann wirds diesmal auch was mit deinem Vorhaben sub 2:40!!

    LG
    Daniel

  5. Hallo Bergziege,

    Toller Bericht!!! Und ein wirklich schöner Lauf mit einer tollen Atmosphäre. Nur meine Oberschenkel freuen sich bis heute nicht.

    Habe gerade Berlin angeschrieben: die bauen nun ein paar richtige Berge ein, damit es mit der Zeit klappt. Gut für dich, blöd für mich ;-)

    Trainiere fleißig und viel Spaß in Kiel. Wir sehen uns spätestens in Berlin

    Lg die Bergbremse

  6. Hallo Manuel,
    nochmal herzlichen Glückwunsch zu deinem super Lauf auf und in der Grünen Hölle und dem starken Bericht. Kann ich alles nachempfinden, da ich 1994 dort auch gelaufen bin. Fehlt nur noch der Hinweis, dass man als Läufer ab Breitscheid zum Teil schneller ist als die Mountainbiker, schööönes Gefühl ;-).
    Bis bald auf der Piste und Gruß an alle Laufmonster.
    Gruß
    Detlef

  7. Hallo Manuel,

    Glückwunsch zum tollen Ergebnis. Ich kenne die Strecke auch, aber aus Sicht des Radfahrers. Ich bin schon dreimal beim 24-Stunden Rennen (Rad am Ring) dabei gewesen. Mit dem Rad macht mir die „Hohe Acht“ gar keinen Spass…
    Gruß
    Christian

  8. Tolles Ergebnis, Manuel, spannender Bericht und Rennverlauf, ist ja fast wie Formel 1. Starte dort nächstes Jahr ruhig mal wieder und sahne ab, dann habe ich vielleicht wieder freie Bahn an der Sophienhöhe so wie dieses Jahr….

    Bis am Feitag
    LG Guido

Kommentar verfassen

Nach oben scrollen