laufmonster.de

Laufmonster.de

Wer lange läuft, der ist hier richtig!

Frankfurt-Marathon: So ein Tag, so wunderschön wie heute…

20101103101.jpgGastbeitrag von Verena Hajek: Der Frankfurter Marathon findet traditionell am letzten Sonntag im goldenen Herbstmonat statt, diesmal also am 31. Oktober. Da die vorangehende Nacht wegen der Zeitumstellung eine Stunde länger war, reisten viele Teilnehmer erst am Sonntag an. Ich hatte es jedoch vorgezogen, mir schon am Samstag ohne Hektik auf der Messe die Startunterlagen zu besorgen und die Nacht in einem preiswerten Hotel zwei S-Bahnstationen entfernt zu verbringen.

201011040013.jpgIn der Startgebühr waren neben den üblichen Leistungen eine Pasta Party (Essen, Getränke und Showprogramm) am Vortag, die kostenfreie Benutzung des öffentlichen Personennahverkehrs sowie der Shuttle Service vom Parkhaus zum Messegelände, ein mit Gutscheinen, einem Thera-Band einschl. Anleitungsheft und weiteren Kleinigkeiten (z.B. 4 bunte Eier) gefüllter Läuferbeutel enthalten. Sogar eine Ummeldung oder Rücktritt waren gegen eine Bearbeitungsgebühr von 10 € möglich.

20101103100.jpgEs nieselte noch etwas, als ich am Sonntagmorgen aufbrach, und ein Helfer verteilte vor der Messehalle Plastikumhänge, als wir uns zum Start begaben. Pünktlich um 10.00 Uhr ging es los, die Sonne kam heraus, und die einzelnen Startblöcke wurden zügig abgearbeitet. 12.475 Läufer aus 76 Nationen hatten sich angemeldet (einschließlich Staffel-Läufer). In der Dichte des Lauffeldes übersah ich die etwas hervorstehende Abdeckung eines Anschlussrohrs, kam ins Stolpern und stürzte. Zum Glück trug ich nur eine Schürfwunde und blaue Flecken davon. Sofort rappelte ich mich auf und lief weiter.

Nach einigen Kilometern hatte ich mich ein wenig frei gelaufen und mein Tempo gefunden. Da ich vor jeweils zwei Wochen in Köln und auf Mallorca die Marathonstrecke absolviert hatte, wollte ich in Frankfurt nicht ’auf Zeit’ finishen.

dscm7816.jpgZunächst ging es um viele Kurven durch die Innenstadt – angetrieben von zahlreichen Bands, deren Musik in den Häuserschluchten mächtig dröhnte. Die Stimmung erreichte bei km 7,5 am Opernplatz ihren Höhepunkt, was allerdings – auch aufgrund der engen Kurven und der an dieser Stelle zu geringen Streckenbreite – zu einem Stau und schließlich zum absoluten Stillstand führte! Wir kennen solche Situationen von der Autobahn: Es kann dauern, bis die Schlange wieder in Gang kommt. Von einem Läufer erfuhr ich, dass es im Vorjahr in der Nähe das gleiche Problem gegeben hatte. Hier sollte der Veranstalter nachbessern und zumindest auf dem ersten Teil der Strecke, wenn das Läuferfeld noch dicht beieinander ist, breitere Wege und großzügigere Kurven einplanen.

Dies ist aber aus meiner Sicht auch der einzige Kritikpunkt an einem ansonsten perfekt organisierten Marathonlauf, der vom hr-Fernsehen in den ersten vier Stunden live übertragen wurde. Auch die Wetterbedingungen waren optimal: Sonne, 12 bis 16° und kaum Wind.

dscm7827.jpgAb km 10 wurde das Streckenprofil leicht wellig, aber als wir nach ca. 12,7 km auf der ’alten Brücke’ den Main überquerten, empfand ich die Steigung kaum nennenswert. Auf den nächsten 10 Kilometern liefen wir über lange Geraden – wichtig für gute Zeiten, besonders für Spitzenleute – durch Sachsenhausen an der Galopprennbahn vorbei durch den Stadtteil Niederrad, dann durch landschaftlich schönes Gebiet am Mainufer entlang durch Goldstein und Schwanheim. Ich genoss den Lauf, und meine Durchgangszeit beim Halbmarathon von 02:02:42 beflügelte mich zusätzlich.

201011040012.jpgMachten die Bands auf diesem Streckenabschnitt jeweils Pause, als ich vorbeilief, gab es bei km 23 vor dem ’Anlauf’ zur Schwanheimer Brücke, die uns zur anderen Mainseite zurückführte, wieder ordentlich was auf die Ohren. Am Ende der Brücke warnte ein Ordner mit Megaphon die Läufer pausenlos davor, außerhalb der Markierungen in den Gegenverkehr der Autos zu laufen. Im Stadtteil Höchst war bei km 27 der äußerste westliche Punkt der Strecke erreicht. Jetzt ging es über Nied und Griesheim auf der langen geraden Mainzer Landstrasse zurück in die Innenstadt, wo wir ab km 35 auf leicht welligen Straßen herumkurvten.

Zum Glück gab es auf der ganzen Strecke ausreichend Verpflegungspunkte: Zunächst nach 5 km, ab km 10 alle 2,5 km gab es abwechselnd Wasser oder das volle Getränkeprogramm sowie ab km 15 zusätzlich Bananen. Die in dem Ausschreibungs-Flyer erwähnten Seeberger Trockenfrüchte bekam ich allerdings nicht zu Gesicht.
20 Kameras filmten uns bei Kilometer 5, 21, 30, 35, 40 und beim Zieleinlauf.

201011040011.jpgBei km 40 hatte ich eine Zwischenzeit von 04:02:02 h. Jetzt mobilisierte ich alle Kräfte und lief die letzten 2,195 Kilometer mit einem Schnitt von 5:46. Gemächlich dahin trabende Jugendliche aus einer Staffel trieb ich vor dem Zieleinlauf noch an, dann kam der rote Teppich, die Kuppel der Festhalle wölbte sich über uns, grüner Nebel waberte, die Musik spielte „Jetzt geht’s los – wir feiern die ganze Nacht, die ganze Nacht …“ es war einfach grandios! Über eine Zeitmessmatte waren die Namen der „Kurz-vor-dem-Ziel-Finisher“ ermittelt worden und wurden beim Einlauf auf einer Video-Leinwand in der Festhalle eingespielt.

Auf meinem Handy erschien später als SMS das Ergebnis: 4:14:40 h – meine neue Jahresbestzeit!

Insgesamt finishten 7.864 Männer und 1.697 Frauen über die volle Strecke.

Ordner fragten jeden einzelnen, ob es ihm oder ihr gut ginge. Wir bekamen eine Wärmefolie (keinen Plastik-Umhang), die aufwändig gestaltete Finisher-Medaille, die Damen eine dunkelrote Rose und konnten anschließend im Nachzielbereich unseren Hunger und Durst mit Bio-Obst, Kuchen, heißer Nudelsuppe und diversen Getränken stillen bzw. löschen. Zum Duschen standen Einzelkabinen mit sehr warmem (!) Wasser zur Verfügung, und wer wollte, konnte auch bei freiem Eintritt das allerdings etwas entfernte Rebstockbad aufsuchen zum Regenerationsschwimmen. Auf die Massage und eine Vorab-Urkunde musste ich verzichten, da die Mitfahrer unserer Fahrgemeinschaft aufbrechen wollten.

Die Presse ist sich einig: Am vergangenen Sonntag erlebte der Frankfurter Marathon eine absolute Sternstunde: Schnellster deutscher Marathon 2010, international wurde nur in Berlin, Rotterdam und Dubai schon einmal schneller gelaufen, neue Streckenrekorde bei Männern und Frauen, Weltrekorde durch die blinden Läuferinnen Michaele Kummer (3:11:48) und Regina Vollbrecht (3:15:56) und den Rückwärtsläufer Achim Aretz (3:42:42).

Der Kenianer Wilson Kipsang rannte mit einem neuen Kursrekord von 2:04:57 h, der zehntschnellsten je gelaufenen Zeit, in die absolute Weltspitze. Er ist jetzt die Nummer 8 der ewigen Weltbestenliste und nur 58 Sekunden unter Haile’s Weltrekord.

Bei den Frauen erreichten die ersten vier persönliche Bestzeiten, und auch der Streckenrekord der Frauen wurde deutlich unterboten. Caroline Kilel setzte sich in 2:23:25 h durch und machte den kenianischen Doppelsieg perfekt.

201011040010.jpgFalk Cierpinski lief als bester deutscher Athlet 2:20:44 h – er litt unter Seitenstichen aufgrund von Zwerchfellreizungen, die wiederum von einer Verspannung der Nackenmuskulatur durch Irritationen seiner Weisheitszähne verursacht wurden. Fast unglaublich! Man sieht einmal mehr, im Körper hängt oft mehr zusammen, als man vermutet.

dscm1579.jpgNach all dem ist klar, dass der Frankfurt Marathon sich weiterhin mit dem „Golden Road Race Label“, dem renommierten und weltweit anerkannt höchsten Prädikat für Straßenläufe des Internationalen Leichtathletikverbandes IAAF, schmücken darf und damit gleichrangig neben den weltbekannten Rennen in Boston und New York steht. Und das nach diesem wahrlich goldenen Oktobersonntag völlig verdient…

www.frankfurt-marathon.com

Fotos von einem denkwürdigen Laufmonster-Stammtisch zwei Tage später: www.pixum.de/slide/5298617

  1. Gratulation Verena,

    einfach super, dieser Marathon-Dreier mit einer Jahresbestzeit als krönenden Abschluss. Das sollte mich auch noch ein wenig aufmöbeln auf meinem Weg nach Porto. Bin sozusagen jetzt mal eben weg.

    LG Guido

  2. Da muss ich den letzten „Gast“-Beitrag von dir auch noch kommentieren. Bei mir wurden beim Lesen echt Erinnerungen an 2007 wach (immer noch meine gültige PB). Frankfurt ist echt ein toller Marathon. Dort wird so einiges richtig gut gemacht.
    Also Verena, herzlichen Glückwunsch zur JB nach deinem Hattrick. Und willkommen als offizielles Laufmonster. Wer so läuft, ist sowieso eins. Ich freu mich schon auf 5 oder 6 Marathonberichte vom Laufmonster Verena im nächsten Jahr.
    Gruß
    Daniel

  3. Hallo Verena,

    nochmals herzlichen Glückwunsch zu Deiner tollen Leistung und dem Bericht. Mir persönlich lag die Strecke im vergangenen Jahr nicht so, aber die Zeiten und die Stimmung sprechen für sich.
    Gute Erholung weiterhin und viel Spaß in Bensberg!
    Bis die Tage
    Harald

Kommentar verfassen

Nach oben scrollen