Die umfangreiche Vorbereitung auf den kommenden HardmanRun in Weeze führt mich zur Zeit des Öfteren durchs dichte Unterholz und über die nach dem langen und harten Winter mittlerweile doch blühenden Wiesen des Kölner Stadtwalds (sorry, Ihr Osterglocken!). Was man da nach 26 Jahren Training noch alles entdecken kann:
Nur 500 m Luftlinie vom ASV-Wohnzimmer entfernt liegt (innerhalb des Militärrings) der Dreizehn-Linden-Platz, eine Aussichtsplattform aus dem kaiserzeitlichen Köln. Vor dem Ersten Weltkrieg nutzten die Kölner die das Plateau umgebende Landschaftarchitektur als „grüne Flaniermeile“. Am natürlichen Rheinhang mit einem Höhenunterschied von immerhin zehn Metern genossen die Kölner damals den Ausblick auf die vor ihnen liegenden Rasen- und Parkflächen sowie die im Zweiten Weltkrieg zerstörte „Waldschänke“. Seinen Namen verdankt der Platz den dreizehn Linden, die seine Bänke säum(t)en (heute stehen nur noch neun).
Zum literarischen Hintergrund:
Der Name geht wohl auf ein zur damaligen Zeit außerordentlich beliebtes Heldenepos des Autors Friedrich Wilhelm Weber zurück, das den Namen „Dreizehnlinden“ trug (der heidnische Sachse Elmar liebt die fränkische Christin Hildegunde – das gibt natürlich Krieg). Als der Autor 1894 verstarb, wurden im gesamten deutschen Reich Gedenkstätten und Straßen mit Namen bedacht, die an sein Werk erinnern sollten. „Man vermutet sogar, dass auch der junge Konrad Adenauer (Kölner Oberbürgermeister von 1917 bis 1933) ein Fan Webers war“, so Dr. Joachim Bauer vom Kölner Grünflächenamt.
„Wonnig ist’s, in Frühlingstagen
Nach dem Wanderstab zu greifen
Und, den Blumenstrauß am Hute,
Gottes Garten zu durchschweifen.
Oben ziehn die weißen Wolken,
Unten gehn die blauen Bäche,
Schön in neuen Kleidern prangen
Waldeshöh‘ und Wiesenfläche.
Auf die Bleiche bringt das Mädchen,
Was der Winterfleiß gesponnen,
Und dem Hain erzählt die Amsel,
Was im Schnee sie still ersonnen.“
Na ja … in diesem Sinne Frohe Ostern!
Mehr auch unter http://www.koeln-nachrichten.de/lokales/stadtteile/stadt-stellt-historische-aussichtsplattform-im-stadtwald-wieder-her.html
Torsten,
ich bin absolut beeindruckt. Ich kannte bislang nur die „Waldeslust“. Ich bin aber anscheinend auch nicht genug gelaufen in meinem Leben.
Denkt man an solche Gedichte, wenn man in Weeze durch den Schlamm robbt? Wäre super, wenn Du im Holunder Anfang Mai über den Strongman live berichten kannst!
LG Fishermansfriend Guido