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Frankfurt-Marathon: immerhin U570

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Noch vor dem Weckerklingeln um 4.30 Uhr bin ich hellwach. Alle wichtigen Dinge waren bereits seit dem Vorabend zurechtgelegt. Jetzt heißt es ausgiebig und reichlich zu frühstücken und die letzten Formalitäten zu erledigen. Punkt sechs geht es zur Bahn nach Lövenich. Nach der Sommerzeitumstellung dämmert es bereits langsam in einen schönen Tag im Rheinland. Pünktlich um 6.54 Uhr rauscht der ICE ab Köln nach verhaltenem Fahrtbeginn und einem kurzen Zwischenstopp in Siegburg in 57 Minuten (!) und mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 299 km/h am Siebengebirge vorbei über die mit vielen Tunneln gespickte Rennstrecke durch den Westerwald gen Flughafen Frankfurt. Deutlich schneller als jedes Auto auf der über weite Abschnitte parallel verlaufenden A3. Nach schnellem Umstieg und weiteren 10 Minuten Fahrt vorbei an der Commerzbank-Arena und durch Niederrad fahren die mittlerweile zahlreichen Marathonis gegen 8.20 Uhr in den Hauptbahnhof ein, von wo die Messe und der markante Hochhausturm fußläufig in ebenfalls 10 Minuten erreicht werden.

dscm7819.jpgdscm7820.jpgJetzt zuerst zur Ummeldung bei Mika bzw. zum Trouble Desk. Alles innerhalb von zwei Minuten erledigt, Klasse. Um kurz nach halb neun kurze Anrufe bei Harald (bereits mit dem Auto in der City) und bei Kay, der keine 50 Meter entfernt vor dem Haupteingang der Messe steht. Zwei haben sich schon gefunden und das dritte Laufmonster stößt wenige Augenblicke später ebenfalls hinzu. Alles bestens in der Halle 1, in der geschäftiges Treiben herrscht und sich viele Starter und Zuschauer 90 Minuten vor dem großen Lauf warm- bzw. aufhalten. Umziehen und Kleiderabgabe gehen völlig problemlos vonstatten, gegen 9.30 Uhr sind die drei Rheinländer bereits auf dem Weg in den Startblock und werden sogar noch von Thorsten, der extra aus Mannheim als Streckenfotograf angereist ist, mitten im Pulk ausgemacht und abgelichtet. Nachdem sogar die Sonne den Weg durch die die Hochhausspitzen zunächst verhüllenden Nebelschwaden gefunden hat, geht es kurz nach 10 Uhr endlich los, die Vorfreude ist groß, nach vier Jahren mal wieder Frankfurt. Die nasse und daher ein wenig ungewohnt rutschige Straße glitzert in der gleißenden Morgensonne.

Zusammen mit den auf den ersten Kilometern fast Spalier stehenden Zuschauern stellt sich bei diesen Eindrücken quasi zwangsläufig Gänsehaut ein.

dscm7827.jpgHarald und ich ziehen ruhig und gleichmäßig unsere Bahnen durch die Hochhausschluchten mit tollen Ausblicken auf die glänzenden Fassaden, im 15-Sekunden-Abstand verfolgt von Kay und angefeuert von unseren Edelfans. Es läuft rund in der City, der Asphalt trocknet langsam ab, aber die Strecke ist gut gefüllt mit ambitionierten Läufern unter drei Stunden, die knapp vor den gelben 2:59-h-Ballons unterwegs sind. Der Vanman Jochen Heringhaus gibt den Laufmonstern bei km 7 auf Zuruf noch einen Adrenalinschub mit auf die Reise. Kurz hinter der 12er-Marke geht es über den Main in Richtung Niederrad, wo uns die Durchquerung der Gewerbegebiete heute erspart bleibt. Stattdessen laufen wir mitten durch den mit Zuschauern gut frequentierten Ortskern weiter durch Goldstein und Schwanheim mit der HM-Marke und nach km 23 im Bogen auf die Schwanheimer Brücke, von wo man die mittlerweile 10 km entfernte eindrucksvolle Skyline der City gut überblicken kann.

Ein versprengter Afrikaner aus der Spitzengruppe geht einsam am rechten Rand, wenig später sieht man einen aufgelöst schluchzenden jungen Kerl an eine Betonmauer gelehnt, die ersten Opfer der vielleicht zu warmen Witterung zeigen sich hier in aller Deutlichkeit.

Kurz vor dem westlichsten Punkt der Strecke in Höchst fällt das Tempo bei mir erstmals auf 4:16 bzw. 4:17 min./km, woraufhin sich der Meter um Meter weglaufende Harald irritiert und verunsichert umschaut. Geht der Laufmonster-Express dem Ende entgegen? Bis km 28,5 km wollen wir es nicht wahrhaben und halten das Tempo hoch, doch plötzlich bedeutet mir Harald, dass er am Ende und nun wohl Kampf angesagt ist. Bei mir entweicht auch das letzte Quäntchen Zuversicht und ich fühle mich leer und ausgepumpt. Und das alles innerhalb weniger hundert Meter! Harald reicht mir ein Gel aus seiner Reserve, ich gehe ein Stück und drücke mir das klebrige Zeug in den Mund. Bis zum nächsten Verpflegungsstand geht es wieder, dann ist auf jeden Fall Trinken angesagt.

Einmal will ich Harald wenigstens etwas anreichen, weil er mich zu Beginn so gut versorgt hat und touchiere völlig unkoordiniert einen der Tische mit den ganzen Bechern. Alles wackelt, aber nix passiert, uff. Rosbacher 2:1, Cola und Gel ergeben eine wilde Mischung, die Schnitte von einmalig 4:15 min. bis 4:35 min./km zulassen. Die gelben Ballons flattern in immer größerer Entfernung, die Gehpausen werden häufiger, aber nicht unbedingt länger, vor allem ausgerichtet nach den Getränkeständen. Wir kämpfen uns mit wenigen Metern Abstand zueinander zurück nach Mainhattan, am Verpflegungsstand bei km 34,5 km sind wir der Festhalle so nahe wie erst wieder im Ziel. Ein Betreuer schreit uns an, wir sollen weiterlaufen und uns nicht die Zeit versauen. Ich entgegne nur kurz, dass dies bereits passiert sei.

dscm7824.jpgDie Zielschleife in der City ist deutlich verlängert, die km ziehen sich zäh dahin, bei 38 haben wir endlich 90% der Gesamtdistanz geschafft. Und immer noch ist kein Ende in Sicht. Noch einmal zum Vanman-Bus, doch es gibt gerade keine Anfeuerung, dafür kurz hinter km 40 bei Artur Schmidt, der auf mein Winken zwar wild in seinen Unterlagen wühlt, mich aber auf die Schnelle nicht zuordnen kann. Es sind bereits zu viele bekanntere Gesichter an ihm vorbeigelaufen, keine Frage. Thorsten und die Fans geben noch einmal alles, wir aber auch, die letzten beiden Kilometer werden durchgelaufen, koste es, was es wolle. Die schier endlose Gerade Richtung Messeturm, dann geht es endlich scharf links ab auf die letzten 200 Meter in die Festhalle. Disco-Beleuchtung und Konfetti empfangen die Finisher. Die Uhr für mich bleibt bei 3:08:21 h stehen. Tolle Stimmung und Moderation, aber nach wenigen Sekunden ist das Spektakel wieder vorbei, schon werden wir aufgefordert, den unmittelbaren Zielbereich zu verlassen, da die Einlaufzahlen von Minute zu Minute deutlich zunehmen. Zum Ausgang hin erst eine Wärmefolie, dann die Medaille und rein ins Verpflegungsdorf. Eine warme Nudelsuppe wirkt direkt Wunder. Mit den warmen Radler- oder Clausthaler-Dosen können wir eher weniger anfangen, andere allerdings schleppen das Zeug gleich säcke- und kartonweise mit nach Hause.

dscm7826.jpgDie Laufmonster finden sich schnell und haben alles ohne Blessuren überstanden, Harald mit einer ungewollten Punktlandung und exakt 3:10:00 h, Kay sogar mit neuer Bestzeit in 3:10:15 h! Das Projekt U540 haben wir mit einem Lächeln kurzerhand und einfach zu einem U570-Lauf umgewidmet bzw. -funktioniert. Das Relaxen fällt mit nettem Smalltalk schnell immer leichter. Sogar Treppen zur Unterquerung der Festhalle und einen sich anschließenden längeren Fußmarsch zum Auto bekommen wir problemlos hin.

Heute erinnern mich nur noch ein leichtes Ziehen in den Beinen und zwei unangenehme Blasen an den Fußsohlen an den gestrigen Tag, immerhin den ersten mehr oder weniger gemeinsamen Marathon mit Harald. Weitere werden hoffentlich noch folgen, dann auch gerne mal wieder unter drei Stunden! Mein Dank geht nochmals an Mattes für die unbürokratische Überlassung der Start-Nr., an Thorsten für den Fotoservice, an den Veranstalter für eine überaus gelungene Organisation in optimalem Ambiente, an Nadia für die schnelle Rückfahrt und an meine Familie, die mir diesen sozusagen aus dem Kalender gefallenen geschenkten Wettkamptag letztlich erst ermöglicht hat.

www.frankfurt-marathon.com

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Fotos von Thorsten (& Kai): www.pixum.de/slide/4587068

Alles in s/w: www.pixum.de/slide/4727440

5 Kommentare zu „Frankfurt-Marathon: immerhin U570“

  1. Hallo Kai,

    sehr schöner persönlicher Bericht! Und nächstes Mal laufen wir wieder gemeinsam (unter 3 Std.) ins Ziel:)
    Mir ging es genauso, bin halt die letzten 12 KM noch was langsamer gelaufen und konnte bei KM 30 ja auch noch einen Wespenstich verzeichnen. Noch eine Punktlandung! Komischerweise merke ich den Stich heute mehr als meine Beine. Habe nahezu null Muskelkater im Gegensatz zum erfolgreichen Halbmarathon in Köln. Na ja, war ab ca. KM 28 ja quasi ein Auslaufen mit dreifacher Getränkeaufnahme und Händeabklatschen. Fühle mich heute schon wieder fit. Warum ging gestern nicht mehr? War`s der Main, der fehlende Rhein? Immerhin gefinished und nicht aufgegeben! Ernst gemeinte und fantasievolle Erklärungen bitte an mich beim nächsten Stammtisch.
    Nochmals herzlichen Glückwunsch an Kay! Super!

    Harald

  2. hallo Kai,
    wieder einmal ein netter Laufbericht von Dir und herzlichen Glückwunsch zu dreinullacht. Bereits drei Wochen nach Köln in Frankfurt erneut drei Stunden im Visier – holla holla…

    Aber wie gesagt, im nächsten Jahr wird nachgelegt.

    viele Grüße
    Markus

  3. Danke Kai für diesen super Erlebnisbericht! Kann davon irgendwie nie genug bekommen! Als wäre man live dabei gewesen… ich habe hier in Kiel auch fast live Eure Superleistungen miterlebt. Echt Wahnsinn, wie du die Marathons einfach so runterrennst… vor 3 Wochen Köln, jetzt schon wieder FFM… unglaublich… Natürlich auch an Harald Herzlichen Glückwunsch und Kay… tja besser hätte die Saison für dich nicht ausklingen können, oder?! ;)
    Und Harald, mit Wespenstichen während des Wettkampfs hab ich ja auch schon meine Erfahrung machen dürfen… alles andre als toll… i know! Mistbiester! ;)
    Also denn Euch dreien eine gute und schnelle Regeneration und dann nächstes Jahr folgt der erneute Angriff auf die sub 3h..

    PS: Ich verabschiede mich heute auch schonmal und melde mich Mitte November mit einem ausführlichen Bericht über NYC hoffentlich unversehrt wieder zurück! ;)
    Bis denne..

    Keep on running…

  4. Danke Daniel und von ganzem Herzen viel Erfolg in NYC!

    Es war toll in Frankfurt, aber einmal mehr hat doch ein wenig überraschend einiges zur avisierten Zielzeit gefehlt. Ich bin trotzdem nach wie vor total zufrieden und freue mich auf kommende Herausforderungen in 2010.

    Viele Grüße und Spaß für Dich und Deine Supporter in New York wünscht

    Kai

  5. Hallo,

    toller Bericht, supi Fotos von Thorsten. Drei tolle Leistungen. 1 x zwei gute Marathon in drei Wochen. 1 x Bestzeit, Glückwunsch Kay und der Kampf gegen die Wespen. Gruß nach New York…………………………

    Frank C.

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