Rund 1.700 Aktive fanden an diesem Sonntag bei perfektem Wetter den Weg nach Erftstadt-Lechenich. Schon der Bambinilauf über 750 Meter war mit etwa 400 Kindern zahlenmäßig sehr stark besetzt. Für die etwas älteren Kinder bzw. Jugendlichen wurde ein 1,5 km langer Schülerlauf angeboten. Für alle Läufer, die sich die 10 km noch nicht zutrauten oder einfach eine schnelle Einheit absolvieren wollten, boten die Veranstalter einen 5 km-Lauf an. 56 Walker kamen auf dem 5 km langen Kurs ebenfalls auf ihre Kosten.
Als ich ca. 35 Minuten vor dem Start des Hauptlaufes im Start- und Zielbereich nach bekannten Gesichtern Ausschau hielt (schließlich bin ich in Lechenich groß geworden), traf ich Klaus Woeste (DLC Aachen), der im letzten Jahr in 36:12 Minuten den 4. Platz belegt hatte und beim diesjährigen Köln-Marathon seine bisherige Bestzeit (2:52:13 Std.) gelaufen ist. Er hatte den 5 km-Lauf in 16:58 Minuten gewonnen und wollte nun den Hauptlauf gemütlich gemeinsam mit seiner Schwester absolvieren. Somit zählte einer der starken Läufer aus dem Vorjahr nicht zum aktuellen Favoritenkreis.
Beim kurzen Einlaufen vor dem Start sprach mich plötzlich ein Teilnehmer an. Da Kai mich bereits vorher informiert hatte, konnte dies nur Manuel Skopnik sein. Manuel wird hoffentlich bald auch als Laufmonster starten. Seine Formkurve zeigt derzeit steil nach oben. Dies bewies er beim Essener Marathon eine Woche zuvor, den er in neuer Bestzeit von 2:49:32 Std. gelaufen ist. Eine Verbesserung der alten Bestmarke um 9 Minuten! Eine Prognose für den kurz bevorstehenden Lauf vermochte er jedoch nicht abzugeben. Etwa 5 Minuten vor dem Start bahnten wir uns den Weg durch die Läufer nach vorne in Richtung Startlinie.
Die tolle und einwandfreie Organisation wurde in diesem Jahr durch eine professionelle Zeitnahme (Teamsoft-Läuferchip in der Start-Nr. integriert) ergänzt. Im vergangenen Jahr erfolgte die Zeitnahme noch mittels Stoppuhr. Durch das späte Eintreffen starteten wir hinter einer Gruppe Jugendlicher, die uns auf den ersten Metern ein wenig bremste. Außerdem muss man bei Teamsoft immer ein bisschen aufpassen, dass man gut zwischen den Zeitnahmeständern hindurch kommt, ohne diese zu touchieren und zu stürzen. Während Manuel sich schon leichtfüßig zur Spitze hin orientierte, bemerkte ich, dass sich trotz meines vermeintlich hohen Tempos keine Platzierungsverbesserung ergab. Noch immer war ein großer Pulk Läufer vor mir. Ich hatte meine Stoppuhr leider vergessen, sodass ich etwas orientierungslos lief. Meine nach dem Köln-Marathon angepeilte Zeit von unter 38 Minuten hatte ich jedoch schon nach einer Woche auf unter 40 Minuten korrigiert: diesmal war meine Ausrede allerdings nicht die Trainingsfaulheit, sondern eine Zwangspause von fast 2 Wochen, bedingt durch eine Erkältung.
Die Strecke des 10 km-Laufs ist ein Rundkurs, der zweimal durchlaufen wird. Es gibt zwar einige Ecken, wo es kaum oder gar keine Zuschauer gibt, doch im Stadtkern und am Marktplatz (Start- und Zielbereich) ist die Stimmung großartig. Nach 500 Metern der ersten und zweiten Runde, sowie zu Beginn des letzten Kilometers jeder Runde wird man von einer tollen Sambagruppe motiviert.
Nach 5 Kilometern (Manuels hellblaues Shirt war nicht mehr zu sehen) zeigte die Uhr im Start-/Zielbereich 19:27 Minuten an. Ich bewegte mich also absolut noch in meinem Zeitfenster, um unter 40 Minuten zu bleiben. Wir waren drei bis vier Läufer, die um die Plätze 18 bis 21 kämpften. Meine Beine fühlten sich sehr gut an, jedoch sorgte das schnelle, hechelnde Atmen (ich bin einfach kein guter 10 km-Läufer!!!) für Seitenstiche, die mir dann auf den letzten Kilometern die Motivation raubten, noch einmal anzugreifen und zwei Plätze gutzumachen.
Somit lief ich in 39:28 Minuten auf Platz 21 von 469 Teilnehmern. Manuel hatte in 35:34 Minuten seine Bestzeit um fast eine Minute unterboten! Der Lohn hierfür war ein guter 4. Platz. Pech nur für ihn, dass er im letzten Jahr mit der gleichen Zeit auf dem dritten Platz und damit auf dem Treppchen gelandet wäre. In der Altersklasse M30 belegte er vor mir den ersten Platz.
Die schnellste Frau über die 10 km-Distanz war an diesem Tage Petra Maak vom TSV Bayer Dormagen in 36:52 Minuten (6. Gesamtplatz). Die Vorjahressiegerin Birgit Rau (LC Euskirchen) wurde in 40:30 min. Zweite. Den dritten Platz erkämpfte sich die „Lokalmatadorin„ Lena Graf (SG Erftstadt). Sie erhielt für diese Leistung wie bereits im letzten Jahr den Pokal der Stadtmeisterin. Bei der männlichen Konkurrenz siegte Norbert Schneider vom TUS Mechernich (der Zweitplatzierte der letzten Auflage) in 34:23 Minuten und dem hauchdünnen Vorsprung von einer Sekunde vor Sebastian Meurer vom ASV Köln. Mathias Kolter vom LC Weilerswist belegte Platz 3 in 34:46 Minuten.
Der Titelverteidiger Hendrik Simon musste leider verletzungsbedingt seine Teilnahme kurzfristig absagen. Er hatte im Vorfeld eine Verbesserung seiner Siegerzeit (33:06 min.) aus dem letzten Jahr angekündigt. Die Strecke war zudem in Bezug auf einige scharfe 90°-Kurven etwas entschärft worden, wodurch sich auch die Organisatoren noch schnellere Zeiten erhofft hatten.
Diesen Volkslauf kann man wirklich rundum empfehlen. Dies natürlich nicht nur, weil ich jeden Winkel der Strecke aus meiner Jugend kenne. Die Organisation ist in meinen Augen tadellos. Die Strecke ist so gewählt, dass man auf befestigten Waldwegen am Wasser (dem Weiher) sowie im Schlosspark (Lechenichs älteste Parkanlage) läuft. Dadurch ist der Parcours sehr abwechslungsreich und kurzweilig.
Außerdem sind an jeder Ecke Streckenposten zu finden, sodass man sich unmöglich verlaufen kann (auch hier ein großes Lob an die Organisatoren). Die bereits erwähnte Sambagruppe passiert man gleich viermal im Verlauf des Rennens und der Zieleinlauf auf dem Marktplatz sorgt ebenfalls für das nötige „Gänsehautfeeling„, welches uns Läufer immer wieder zu neuen Höchstleistungen motiviert. Die Strecke ist absolut flach und eventuell sogar bestzeitentauglich (Manuel kann dies bestätigen!!).
Beim anschliessenden Bier (Kölsch für 1,- €!!!) wurden für das nächste Jahr schon einige Vorsätze gefasst: Uwe Beier will nochmal angreifen und den 10er in seiner Heimatstadt mitlaufen (hierfür muss natürlich noch ausgiebig trainiert werden – man will ja auf dem heimischen Boden eine gute Figur machen!!) und ich möchte endlich mal (und auch meinetwegen nur einmal) die „36„ vorne stehen haben. Hohe Ziele, aber ohne diese macht das Laufen doch nur halb soviel Spass…
Christian,
ich bin platt… Und wenn Du wirklich nächstes Jahr die „36“ vorne stehen hast, lade ich Dich auf ein paar Bierchen ein :-) Take care Carsten
Tja, Carsten, hättest Du wohl nicht gedacht, dass ich so schnell einen Bericht aufs Papier zaubere, was? Warte mal ab, nächste Woche schreib ich über Frankfurt: wird wahrscheinlich ein Buch werden; kann dann bald bei der Mayer´schen bestellt werden.
Hoffentlich hab ich wegen der 36 Minuten den Mund nicht zu voll genommen.
Der Bericht ist erste Sahne! Wäre, wie schon mehrfach gesagt, gerne als Zuschauer und Fotograf dabei gewesen. Bin schon gespannt auf die Eindrücke aus Frankfurt…
Nächstes Jahr greifen wir wieder Bestzeiten an und mit guten (Marathon-) Mannschaften in diverse Teamwertungen ein!
Schöne Grüße
Kai
Vielen Dank Christian, für meine lobende Erwähnung in Deinem Bericht. Das geht ja runter wie Öl.
Kann Deine Worte nur unterstreichen, dieser 10er gehört zu den schönsten und vor allem stimmungsvollsten, die ich bisher bestritten habe. Und schnell ist er ja auch. Wünsche Dir auf diesem Weg noch viel Glück in Frankfurt!
„Bald-Laufmonster“ Manuel