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11. Teutolauf: Laufmonster auf Abwegen

teutolauf.jpgEigentlich war alles angerichtet für ein schönes Lauferlebnis über ausgiebige 27,5 km im Teutoburger Wald: die Internet-Präsentation versprach ein besonderes Natur-Event im Stile des Drachenlaufes oder Monte Sophia, die Anfahrt zum Laufpartner Uwe nach Tecklenburg am Samstagvormittag verlief reibungslos, das Ambiente um Start und Meldebüro im idyllisch an den Ausläufern des Teutoburger Waldes gelegenen Hohne war übersichtlich, die Stimmung entspannt und im besten Sinne unaufgeregt.

Das persönliche Zeitziel wurde in Anlehnung an die bekannten Bergstrecken vor der Haustür mit unter zwei Stunden“ sehr moderat formuliert. Dies hätte absolut realistisch betrachtet einen Platz unter den ersten 20 bis 25 Finishern bedeutet. Damit wäre alles im grünen Bereich gewesen. So standen wir schließlich gegen 14 Uhr gut aufgelegt in der wärmenden Herbstsonne im Startbereich. Das im wahrsten Sinne des Wortes ungute Bauchgefühl wurde geflissentlich ignoriert. Man sollte doch davon ausgehen, dass sich die innere Unruhe nach dem Startschuss von selbst legt. Nun, tat sie leider nicht… Und dann schaukelten sich kleine Anfängerfehler und schlichtes Unvermögen in Verbindung mit einer gehörigen Portion Pech zu einem Pleitenlauf der besonderen Art hoch, so dass die ausgegebene unspektakuläre Tageslosung komplett in die Binsen ging, sprich in diesem Fall kurz hinter der Kilometermarke 9 im Wald neben der Strecke blieb.

Auf den ersten Metern verabschiedete sich der Schlüssel. Wie das passieren konnte, wird ein Rätsel bleiben. Normalerweise halten die kleinen Hosentaschen der ja eigentlich geringen Belastung stand. Nur halt an diesem Tag nicht. Der Verlust an sich wog nicht schwer, der Versuch, sich der Spitze eines Feldes von knapp 700 Teilnehmern entgegenzustellen, allerdings schon. Wie ein Geisterfahrer bahnte ich mir einen Weg durch die Menschenmassen – zum Glück hob ein freundlicher Mitstreiter das Corpus Delicti rechtzeitig vor einem möglicherweise gefährlichen Zusammenstoss auf.

Der Zug vorne war somit bereits nach 400 Metern abgefahren… Damit nicht genug, dankte nach wenigen weiteren Schritten auch der so sorgsam geschnürte Doppelknoten am Chipschuh ab (zum wievielten Mal eigentlich in diesem Jahr?). Also nochmals austreten und neu binden. Während dieser vielleicht 20 Sekunden überholte mich jedoch ungefähr das ganze Mittelfeld, so dass ich mich nach Problembehebung wieder in den großen Pulk einreihen durfte und begann, mit einer gewissen letzten, aber umso grimmigeren Entschlossenheit einen nach dem anderen zu überholen.

Dumm nur, dass es nach einer scharfen Linkskurve schnurstracks in die Berge ging, der Parcours wurde schmaler und Wurzelwerk von beachtlichen Ausmaßen inmitten von langgezogenen Hohlwegen erschwerte das Vorhaben, wieder Anschluß an das vordere Mittelfeld zu finden, erheblich. Trotzdem: auf den Höhenzügen erschloss sich den Läufern unmittelbar die Schönheit der Landschaft: weite Ausblicke links und sorgsam eingezäunte Steinbrüche rechts, während wir auf einem Höhenkamm noch weiter nach oben hechteten. Ein kleiner Junge rief mir irgendwann zu, dass ich an 31. Position lag. Das war in der Tat besser als erwartet. Vielleicht wird ja doch noch alles gut. Leider hatte ich jedoch bei der recht ungestümen Bewältigung dieser ersten härteren Steigungen jede Menge Körner verschossen, was sich nachher noch rächen sollte. Dann kam km 9 und der bereits einige Zeit aufgeschobene, nun aber unvermeidlich gewordene Ausflug in die Botanik. Kein wohlwollender Leser will hier Details wissen, außer dass mich schon wieder mindestens 15 der gerade erst Überholten passierten – nur so viel: danach lief es zum ersten Mal richtig rund.

Allerdings nur bis zum quasi entferntesten Punkt der Strecke, unmittelbar hinter Bad Iburg bei km 13, sozusagen kurz vor der Halbzeit. Hier wies uns ein weiblicher Streckenposten freundlich, aber bestimmt, den Weg nach rechts in eine dunkle Schonung. Und hier kam sie: die Treppe, die alle zum Gehen zwang. An Laufen war für mindestens 200 Meter überhaupt nicht zu denken, durch die Enge der Passage an Überholen ebenfalls nicht. Der Streckenverlauf blieb weiterhin eng und führte erneut über einen Höhenrücken, wieder mit Baumwurzeln übersät. Die Veranstalter hatten die wirklich gefährlichen Stellen mit weißer Farbe dauerhaft markiert. Trotzdem kam es hier zu einigen Stürzen, was man später an den Knien einzelner Finisher ablesen konnte. Laufen in Kolonne auf derartigem Terrain und über solche Unebenheiten macht wegen der fehlenden freien Sicht mit Sicherheit nicht wirklich Spaß, aber eine Herausforderung ist der Blindflug im Hochwald allemal.

Irgendwann kurz vor km 20 ging es für eine kurze Zeit nochmals bergab – und das sogar auf angenehm breiten und geteerten Wirtschaftswegen. Was für eine Wohltat für den Verfasser und die mittlerweile mehr oder weniger fest im Klassement positionierten Mitläufer! An der nächstgelegenen Verpflegungsstelle hielten freundliche Helfer erstmals bei einem Lauf gesichtete Schoko-Dominosteine und Bier (!) bereit. Das Bier wollte man uns als vermeintlicher Vorhut allerdings nicht ausschenken: wir sahen angeblich einfach noch zu gut aus! Wenn die gewusst hätten, wie wir uns fühlen…

strecke.jpgEine hoffentlich letzte Steigung über Landstraße, und es ging rechts ab über eine Teilstrecke, die wir lange Zeit vorher in umgekehrter Richtung passiert hatten. Die laut Streckencharakteristik zu bewältigende 8 nahm langsam Formen an. Ganz unvermittelt rannten wir schnurstracks und äußerst heftig bergab. Den Abschnitt von km 22 bis 23 konnte ich überraschenderweise in der im Hinblick auf die bis hierhin bereits abgerufene Leistung doch recht fulminanten Zeit von 3:32 min. absolvieren. Das Ziel, unter zwei Stunden zu bleiben, war zwischenzeitlich immer mal wieder kurz in greifbarer Nähe, entschwand dann jedoch zusehends aufgrund der Heftigkeit der Strecke und der dummerweise vertrödelten Zeit. Es war auf den letzten drei Kilometern bis zum Ziel letztlich auch recht wellig. Der Parcours und das Drumherum hatten mich irgendwie geschafft. Wie ein Laufmonster-Trümmer ging es dem Ende entgegen. 300 Meter vor dem Ziel überholte mich schließlich ganz locker die erste Frau, so dass ich in deren Gefolge mit einer Endzeit von 2:04:50 h als 41. insgesamt zumindest in den Genuss einer ordentlichen und lautstarken Begrüßung kam ;-)

uwe.jpgUwe hat es übrigens leider noch härter erwischt. Nach einem Krampf bei km 20 war an Laufen nicht mehr zu denken, so dass er dem Ziel entgegengehen musste. Damit ist allerdings sonnenklar: nächstes Jahr machen wir einiges anders und besser, denn eines steht fest: wir kommen wieder!

Alle Infos, Fotos, Streckenprofile etc. zu diesem 1a-Lauf unter www.teutolauf.de

Fotos auf dieser Seite: http://www.fototeammueller.de/

1 Kommentar zu „11. Teutolauf: Laufmonster auf Abwegen“

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