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44. RWE Essen-Marathon

baldeney.jpgFür den diesjährigen Essen-Marathon am Baldeneysee hatte ich mir ein ehrgeiziges Ziel gesetzt und darauf hin trainiert. Ich wollte, wenn die Bedingungen es zulassen, die 2:50 h knacken. Bisher hatte ich eine 2:58:32 h vom Düsseldorfer Marathon 2005 stehen, die ich eigentlich schon im Mai bei ebendiesem Wettbewerb verbessern wollte. Damals stimmte nach hartem Training auch die Form. Allerdings machte mir meine Allergie einen dicken Strich durch die Rechnung, so dass wegen starker asthmatischer Probleme in der Marathonwoche an einen Start nicht zu denken war. Zuerst dachte ich noch an eine Bronchitis o.ä. und hatte Angst, mir eine Herzmuskelentzündung einzufangen. Mit der Allergie komme ich aber mittlerweile gut klar. Daher konnte ich mich nach der schweren Enttäuschung recht schnell neu motivieren, mir die Form (war mittlerweile futsch) für den Herbst wieder anzutrainieren.

Wo sollte ich starten? Natürlich lag als erstes Köln auf der Hand, allerdings hatte ich in dieser Woche schon einen Ostsee-Urlaub gebucht: so wurde es Essen, meine Geburtsstadt! Das passt ganz gut, konnte ich doch in der Vorwoche gut regenerieren und auch ein wenig ausschlafen. Außerdem hatte ich mir schon früher immer gesagt: den Marathon läufst Du irgendwann mal (damals spielte ich noch Fußball).

Die Vorbereitung lief gut, so gut, dass ich mir fast jede Woche einen Wettkampf als harte Trainingseinheit (Tempolauf) gesucht habe. Dabei sollte immer im Vordergrund stehen, dass ich riesigen Spaß daran hatte. So kamen einige Läufe und persönliche Bestzeiten schnell zusammen, wobei der von mir erstmals bezwungene Monte Sophia den Höhepunkt in jeglicher Hinsicht bildete (toller Lauf; gute nicht erwartete Zeit von 1:55:56 h). So war ich mir zum Ende der Vorbereitung sicher, dass die Form stimmte. Nur gesundheitlich schwebte immer noch eine gewisse Angst über mir, da ich bei den letzten Marathons zweimal Pech hatte. So dachte ich natürlich bei jedem kleinsten Zwicken direkt an was Schlimmes, aber alles ging gut.

Gut regeneriert, gut gelaunt, weil tolles sonniges Wetter (ca. 14°C morgens), stand ich mit meiner Freundin Kerstin am Marathonmorgen am Essener Baldeneysee. Jetzt nur nicht mehr zuviel trinken, so dass ich evtl. wie beim letzten Mal wieder bei km 6 austreten müsste. Diese Minute wäre fatal. Letzte Instruktionen an meine bessere Hälfte: Sie sollte mir bei km 29 eine Flasche und Gel reichen, die Verwandtschaft war informiert, es konnte losgehen.

Am Start habe ich mich recht weit vorne einsortiert, so dass ich wenig Zeit im Getümmel verlor (eigentlich gar keine) und los ging´s auf den ersten km. Der Kurs stieg zuerst leicht an – vielleicht habe ich deshalb soviel Gas gegeben, um keine Zeit zu verlieren – jedenfalls war km 1 nach 3:38 min. erreicht – viel zu schnell. Den Puls konnte ich nicht mehr kontrollieren, da mein Pulsband zu locker saß und keinen Kontakt mehr aufbauen konnte. Also musste ich auf mein Gefühl horchen. Schnell hatte ich mich auf ca. 4 min. pro km eingependelt, lief vorbei an meinen „Fans und fühlte mich gut. Da ich noch Puffer vom Start hatte, erreichte ich km 5 nach 19:18 min., km 10 nach 39:22, km 15 nach 59:22, die HM-Marke noch unter 1:24 h.

29.jpgSoweit alles bestens! Bei km 25 ging es wieder am Regattahaus an jetzt zahlreichen Stimmung machenden Zuschauern vorbei. Anschließend nochmals durch den schönen Stadtteil Werden, meine ehemalige Heimat, bis der Parcours wieder zum Seeufer zurückführte. Bei km 28 merkte ich, dass irgendetwas anders war. Der Wind hatte merklich zugenommen – auch zu erkennen an den plötzlich zahlreichen Segelbooten. Da ich in einer „Zweiergruppe lief, waren die Chancen auf Windschatten leider auch ziemlich gering. Der km bis 29 war dann der erste, der mit 4:06 min. etwas langsamer war als die vorherigen. Aber nun kam ja meine Motivation: kurz hinter km 29 standen Freundin, Freund und Familie, um mich einerseits ein letztes Mal anzufeuern und mir andererseits die letzte Energiespritze zu reichen: ein Power-Gel und eine Flasche Wasser, deren Inhalt ich mit etwas Salz angereichert hatte. Beides habe ich dann bis km 32 aufgebraucht und kämpfte weiter gegen den Wind – mittlerweile nur noch allein, da die Bedingungen meinem Läuferkollegen anscheinend noch etwas mehr als mir zu schaffen machten.

Mein km-Schnitt pendelte sich bis km 35 bei 4:05-4:10 min. ein und ich zweifelte erstmals, ob ich wirklich durchhalten und nicht einbrechen würde. Motiviert hat mich dabei immer wieder, dass sich die vor mir befindlichen Läufer nicht weiter entfernten, also lag ich gut im Rennen. Nach km 35 hatte ich zwar keinen Gegenwind mehr, schneller wurde ich aber auch nicht, dafür hatte ich zuviel Kraft gelassen. An Aufgeben oder auch nur Nachlassen war nicht mehr zu denken: noch 5 bis 6 km, das schaffe ich schon. Schließlich habe ich nicht die ganze Zeit so hart trainiert, um jetzt zu kapitulieren.

Ein Supporter kam mir auf Höhe km 37 auf dem Fahrrad entgegen und schrie „nur noch 5 km, das werden unter 2:50 h, das schaffst Du!. Ich kannte den Mann zwar nicht, bin ihm aber unheimlich dankbar für diese Anfeuerung. Die km wurden weniger, bei km 39 kamen die Zeitmatten, die auf Runde 1 die HM-Stelle markierten. Der Moderator faselte irgendwas von „ab hier geht´s nur noch bergab, „fast immer Rückenwind und „nur noch rollen lassen. Da dachte ich mir: der spinnt, das ist ein Stausee, da kann´s gar nicht bergab gehen. Aber irgendetwas muss ja dran sein an den vermeintlich leichten letzten 3 km.

41.jpgDas Rechnen hatte ich ebenfalls aufgegeben: mir war egal, ob unter 2:50 h oder drüber, es würde eine tolle neue Bestzeit. Überrascht stellte ich beim Blick auf die Uhr fest, dass mein Schnitt nicht langsamer wurde. Auf dem letzten km sah ich, dass ich den drei vor mir Laufenden näher kam. Forcieren konnte ich allerdings nicht mehr. Vielleicht würde ich den einen oder anderen noch kriegen. Doch diese Läufer hatten selbst ein paar Körner für die letzten Meter in Reserve – so wurde nichts daraus. Dafür realisierte ich jetzt, dass ich die 2:50 h locker unterbieten würde. Daher war der Rest, angefeuert von den zahlreichen Zuschauern und meinen eigenen Fans, nur noch Freude.

ziel1.jpgÜberglücklich erreichte ich in 2:49:34 h brutto das Ziel und auch mein persönliches Ziel war damit in höchstem Maße unter Dach und Fach. Nach ein wenig Smalltalk mit meiner Anhängerschaft gönnte ich mir – in dieser Reihenfolge – Banane, Bier und eine Massage und war danach einigermaßen wiederhergestellt. Der Rest des Tages war verständlicherweise nur noch genießen. Für mich war der diesjährige Essen-Marathon damit natürlich ein tolles Erlebnis und großer Erfolg und wird mir dauerhaft in Erinnerung bleiben. Es muss schließlich nicht immer ein großer City-Marathon sein…

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