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Kristallmarathon: Dieser Weg wird kein leichter sein…

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Auf der Suche nach einem Marathon zu einem frühen Zeitpunkt im Jahr kann ich diesen Abenteuer-Parcours nur empfehlen. Zum 9. Mal wurde im thüringischen Merkers der Untertagemarathon angeboten, der letzte seiner Art, nachdem in Sondershausen ‚Schicht im Schacht’ ist, weil der Abbau zu nahe an die Laufstrecke rückte. Wie 2012 erfolgreich getestet übernachteten wir wieder in der Jugendherberge Bad Hersfeld und fuhren am Sonntagmorgen die restlichen 35 km nach Merkers. (Hier verweise ich auf meinen Bericht aus 2012).

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Vor dem Eingang des Salzbergwerkes hatte sich bereits eine Schlange gebildet, in der 10km-Läufer gemeinsam mit Halbmarathonis und Marathonläufern geduldig in der winterlichen Kälte ausharrten, bis sich herausstellte, dass zunächst drinnen in einem separaten Raum die Startnummer abzuholen war. Anschließend musste man sich erneut nach draußen begeben und in besagter Schlange einreihen, bis man schließlich wieder ins Warme vorrücken konnte, dann samt Startnummer im PC erfasst wurde und den Transponder der Firma Sportident in Empfang nahmen durfte.

Anschließend ging es allerdings recht zügig und ohne Schlange stehen weiter: Mit dem obligatorischen Helm auf dem Kopf fuhren wir im zweistöckigen Fahrkorb 90 Sekunden lang 550 Meter nach unten, wo uns eine angenehme Wärme empfing: von 0° auf 21° – ein sehr angenehmer ’Klimawandel’! Nach dem Ausstieg mussten wir kurz in einem Raum vor einer Stahltür warten, die wohl als eine Art Schleuse diente. Dann wurde die Tür geöffnet, und wir marschierten zu den bereit stehenden gelben LKWs, die unten an den Förderkorb gehängt vor Zeiten hierher gelangt waren. Auf der offenen Ladefläche ging es in rasanter Fahrt immer tiefer in den Stollen hinein. Ein kurzer Fußmarsch, dann war man in der großen Halle, dem so genannten ’Großbunker’ angelangt, wo viel Betrieb herrschte. Mit Mühe gelang es mir, noch einen freien Stuhl zu ergattern.

Die 10km-Läufer waren bereits auf der Strecke, da sie schon um 10:00 Uhr gestartet waren, und liefen unter Applaus außen an den Stuhlreihen vorbei. Jetzt machten sich die Halbmarathonis und Marathonis fertig. Das Limit von insgesamt 500 Anmeldungen war schon am 17.12.2014 erreicht worden.

Um 11:00 Uhr zählten wir gemeinsam runter, und los ging es auf die erste von insgesamt 13 Runden, jede davon 3,25 km lang. Nach 2:45 h musste man die 7. Runde vollendet haben, sonst wurde man ’aus dem Verkehr gezogen’ und für den Halbmarathon gewertet.

Nach 70m in der Halle bogen wir links in den Stollen ab, vorbei an der ersten Verpflegungsstelle, und es erwartete uns eine Steigung, die diesen Namen auch verdiente. Ich gebe gerne zu, dass ich sie mit fortgeschrittener Rundenzahl nur noch walkte, da ich nach einem gerade überstandenen grippalen Infekt noch nicht voll belastbar war. Insgesamt waren 750 Höhenmeter zu meistern, pro Runde also knapp 60 m rauf und 60 m runter.

Es folgten einige leichte Kurven, dann kamen wir nach ca. 800 m zu einer Begegnungsstelle. Unermüdlich feuerten uns Ordner mit Rasseln und Kuhglocke an. Auf der linken Seite der Absperrung sah man die schnelleren Läufer, die ihre Runde schon fast beendet hatten. Wir nahmen eine scharfe Rechtskurve, liefen an Toiletten vorbei leicht abwärts, dann nach links und wieder bergauf. Kurz vor der Hälfte der ersten Runde kam die zweite Verpflegungsstelle.

Aufgrund des Salzgesteins herrschte eine Luftfeuchtigkeit von nur 20% – 30%, da dehydriert man schnell. So nahm ich jede Gelegenheit wahr, Wasser und später auch Cola zu mir zu nehmen.

Die 2. Verpflegungsstelle war mit lilafarbigen flackernden Diskolicht ausgestattet – ein hübscher Gag! Eine Linkskurve, dann eine 90° Rechtskurve, und es begann meine Lieblingsstrecke: Ca. 700m schnurgerade und stetig leicht ansteigend, dazu leichte Zugluft, die ich als sehr angenehm empfand. Unter dem aus gutem Grund sehr fest sitzenden Helm fing man schnell an zu schwitzen. Am Ende der Geraden folgte eine scharfe Spitzkehre nach links, hinter der es mit 15 % Gefälle steil bergab ging. In jeder Runde stellte sich die gleiche Frage: Vorsichtig ’mit gebremstem Schaum’ runter laufen oder mutig mit großen Schritten ’rollen lassen’? Am Trittschall konnte ich erkennen, wofür sich die Läufer hinter mir entschieden hatten. Da der Boden hart und vor allem uneben war, musste das Sturzrisiko einkalkuliert werden. Jedenfalls konnte ich an dieser Gefällstrecke etwas Zeit wieder gut machen, die ich bergauf verloren hatte.

Die Begegnungsstelle wurde wieder passiert, noch einige zum Teil uneinsehbare Kurven und eine wellige Strecke, dann liefen wir bergab, dem grün leuchtenden ’Maul’ der Halle entgegen. Eine kurze Steigung kurz vorher, dann links hinein in die Halle, mit Schwung ein kurzes Stück leicht bergab – und man passierte den elektronischen Rundenzähler. Name, Verein, aktuelle Platzierung sowie die noch zu laufende Rundenzahl waren für den jeweiligen Läufer auf einem Bildschirm sowie für die Zuschauer auf einer Projektionswand zu sehen. Die jeweils letzten Runden wurden persönlich angesagt – eine nette Geste!

Nach 100 m in der Halle, vorbei an freundlich applaudierenden Zuschauern ging es auf die nächste Runde, an deren Beginn wieder die Verpflegungsstelle wartete. Hier gab es nicht nur Getränke, sondern auch Schmalzbrote, Salzgürkchen, Bananen- und Apfelstücke, Rosinen und (sehr lecker) Wassermelonenstücke. Zwei Verpflegungsstellen auf 3,25 km – ein Luxus!

War es auf der ersten Runde noch recht eng im dichten Läuferfeld, hatte sich das Feld später weit auseinander gezogen. Die Stollen waren unterschiedlich stark ausgeleuchtet, und zunächst reichte mir an den dämmrigen Stellen das Licht der Stirnlampe anderer Läufer. Nachdem die Halbmarathonis uns nach der 7. Runde verlassen hatten, wurde es allerdings zunehmend einsamer und dunkler im Stollen, und auch ich machte von meiner Stirnlampe Gebrauch. Für den Fall, dass es zu einem Stromausfall kommen würde, war das Mitführen einer Lampe laut Ausschreibung Pflicht.

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Runde um Runde spulte ich ab – allerdings aufgrund der welligen Streckenführung in ständig wechselndem Tempo. Langweilig wurde es nie, da die einzelnen ’Höhepunkte’: Halle, 1. Verpflegungsstelle, Begegnungspunkt, Wendepunkt, 2. Verpflegungsstelle in dichtem Abstand auf einander folgten und zunächst immer wieder mir bekannte Halbmarathonläufer mich beim Überrunden anfeuerten. Schließlich hatte ich die 13. Runde der Achterbahn erfolgreich beendet und lief nach 42,25 km ins Ziel vor der Bühne, wo mir die Medaille in Form einer Fahrmarke umgehangen und gratuliert wurde. Auch erhielt ich einen Sofortausdruck meiner Rundenzeiten und entsprechender Statistik in die Hand gedrückt. Meine Zielzeit möchte ich lieber verschweigen, aber immerhin hatte ich trotz einer Rest-Erkältung meinen 60. Marathon erfolgreich beendet. Hier eine PB zu laufen, hatte aufgrund des hügeligen und kurvenreichen Parcours ohnehin keiner erwartet.

Es siegten Sandra Warweg in 3:35:32 h sowie Martin Nymann in 2:57:03 h.

Aus irgendeinem Grund war der Urkundendruck ausgefallen. Hierfür entschuldigte sich der Veranstalter später in einer persönlichen Mail, in der die Urkunde als PDF-Datei angehangen war. Ich stärkte mich mit einem Würstchen, das es auf den ausgehändigten Gratisbon gab, und bald darauf gelangte ich auf dem oben geschilderten Weg in umgekehrter Reihenfolge wieder ans Tageslicht. Dort konnte man noch duschen, bevor wir den Heimweg antraten.

8 Kommentare zu „Kristallmarathon: Dieser Weg wird kein leichter sein…“

  1. Hallo Du Maulwurf!

    Endlich mal wieder untertage? Herzlichen Glückwunsch auch von mir zum 60. Schöner Bericht, der eine perfekte Fortsetzung aus 2012 darstellt. Da muss man ja dann bald für Dich neue Bergwerke zum Laufen erschließen.
    Gute Regeneration und bis bald
    Harald

  2. 60 Marathons und die 65 fest im Blick. Bin mir sicher, dass wir das dieses Jahr noch feiern werden. also herzlichen Glückwunsch zu diesem und viel Erfolg für die nächsten Marathons. Erholung scheinst du ja nicht zu brauchen.

  3. Liebe Verena,
    60 Marathons!!!!! Ein Wahnsinn! Nochmals herzlichen Glückwunsch! Schöner Bericht über einen ganz besonderen Marathon.
    Wir sehen uns beim Donatuslauf, ich wegen eines Sehnenanrisses im Oberschenkel nur als Zuschauer zum „Anfeuern“
    Liebe Grüße
    Gabi

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