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Frankfurt Marathon: Traumzeit verpasst, traumhafte Bestzeit geschafft

2013-10-05_1542.jpgEines hatte ich mir läuferisch für 2013 fest vorgenommen: Eine neue Marathon-Bestzeit. Kam mir die bisherige Bestleistung von 2:48:17 h aus dem Frühjahr 2012 angesichts der läuferischen Fortschritte im weiteren Verlauf doch ein wenig veraltet vor und erschien mir durchaus einer Auffrischung zu bedürfen. Weitere Bestzeiten waren angesichts etwas reduzierter Gesamtkilometer nicht geplant, nur auf der Marathon-Distanz, da wollte ich 2013 ein paar Minuten rausholen. Aber dann lief es in diesem Frühjahr gänzlich seltsam: Die Bestzeit fiel völlig aus heiterem Himmel auf der Halbmarathon-Distanz, vier Wochen später beim Vivawest-Marathon war der Formspuk vorbei, das Formhoch ebenso rasch wieder verschwunden, wie es gekommen war und es reichte mit schweren Beinen „nur“ zu einer weiteren 2:48er Zeit.

Im Mai/Juni/Juli ließ ich es dann ruhig angehen, nur unterbrochen von einem völlig unvorbereiteten 6-Stundenlauf. Ab August dann stand die Herbstplanung und das neue Ziel: Frankfurt Marathon am 27. Oktober 2013. Ich war dort noch nie gelaufen, aber der Termin kam mir mehr gelegen, als der heimische Köln Marathon zwei Wochen früher. Damit war dann zwar gleichzeitig das Thema Röntgenlauf gestorben, aber der findet ja in 2014 vermutlich wieder statt. Zum Ausgleich belohnte ich mich dann noch mit dem Monschau-Ultra, gleichzeitig der Start in die „seriöse“ sprich planmäßige Marathon-Vorbereitung. Es ging langsam aber stetig aus dem Sommerloch heraus, über Trainingsmarathon und Halbmarathon-Generalprobe wuchsen Form und Zuversicht. Die Bestzeit war auf jeden Fall in Reichweite. Da konnte mich dann auch die Wetter-Prognose für das Marathon-Wochenende nicht großartig schocken.

2012-12-01_15521.jpgDurch die späte Startzeit entschied ich mich, erst am Sonntag anzureisen. Vielleicht sind 180 km Autofahrt am Renntag auch nicht das Optimum, dafür schläft es sich im eigenen Bett jedoch am besten. Die Fahrt gestaltete sich aber problemlos und im Gegensatz zu Gelsenkirchen funktionierte der Pendelverkehr vom Parkplatz zur Messehalle völlig reibungslos. So hatte ich auf einmal massig Zeit für Startunterlagen und Rennvorbereitung. Ich traf Laufmonster Kay-Uwe und Vereinskollege Andreas Franssen, die beide ebenfalls mit dem Ziel einer neuen Bestzeit angetreten waren. Wir vertrieben uns die Zeit mit Fachsimpelei und WC-Schlange-Stehen und machten uns dann auf dem Weg zum Startblock.

Leider war es im ASICS-Block schon ziemlich voll, die Zugänge waren absolut unzureichend kontrolliert und ich hatte das Gefühl, etwa 30m hinter der Absperrung zur Top-Elite fast nur von (pardon) Marathon-Touristen umgeben zu sein. Nichts gegen langsamere Läufer, aber es hilft absolut niemandem, wenn die einen drängeln und schubsen müssen, um überhaupt voran zu kommen und die anderen nur in die Hacken getreten und angerempelt werden. Letztlich schaffte ich es, meine Position noch leicht zu verbessern, aber denoch war es nach dem pünktlichen Startschuss ein einziges Gewusel absolut unterschiedlicher Lauftempi. Immerhin schaffte ich es 24 Sekunden nach dem Startschuss über die Startlinie.

Der erste Kilometer war dann Slalomlauf mit Tempowechsel, danach ging es halbwegs. Kilometer 1 stoppte ich mit 3:58 Min, von der Zeit her schön langsam, vom Krafteinsatz her aber eher schon zu schnell. Dann pendelte ich mich auf etwa 3:48 min/km ein und erreichte km 5 nach netto 19:06 Minuten. Eigentlich wollte ich es bis km 15 bei diesem Tempo belassen, aber ich fühlte mich gut und ging in einer sich bildenden und gut roulierenden Gruppe mit. Es lief rund, der Wind war in den Häuserschluchten zwar stellenweise spürbar, aber längst nicht so schlimm wie in den Medien ausgemalt. Auch der kurze Regenschauer unterwegs war eher erfrischend. km 5-10 in 18:53 Min, km 10-15 gar in 18:36…

Unversehens befand ich mich auf Kurs 2:39 Stunden, die Traumzeit, die ich ich gerne irgendwann einmal erreichen möchte. Sollte es an diesem Tag klappen können? Die äußeren Bedingungen waren vielleicht nicht optimal, aber doch annehmbar und vor allem deutlich besser als in den Untergangsszenarien der Wetter-Frösche prophezeit. Und solange man Kraft hat, spürt man auch den Wind nicht. Dennoch wusste ich, dass es mit der Traumzeit ein schwieriges Unterfangen werden würde. Der Weg war lang.

Die Halbmarathon-Marke passierte ich in netto 1:19:30 h und bis km 30 blieb ich absolut auf Kurs. Dann wurden die Beine etwas schwerer, unsere Gruppe war in sich zusammengefallen und ich verlor leicht an Tempo. Dennoch stand hier der Wind gut und ich konnte das Tempo noch deutlich unterhalb der 4:00er Pace halten. 3:54 im Schnitt für die km 30-35. Auch überholte ich immer noch fleißig Läufer, die bereits deutlich mehr zu kämpfen hatten. Nun aber kamen wir zurück in den City-Bereich und hier hatte der Wind deutlich aufgefrischt und in den kurvigen letzten fünf Kilometern empfand ich zum ersten Mal an diesem Tag den Wind als einen ernsthaften Gegner für meine müder werdenden Beine.

2013-03-10_00012.jpgDie Traumzeit geriet dann in der Folge schnell außer Reichweite, aber dennoch konnte ich weiterhin halbwegs flott laufen und war zu diesem Zeitpunkt eigentlich sicher, eine „vorzeigbare“ neue Bestzeit nach Hause laufen zu können. Zwar kam ich mir mittlerweile verdammt langsam vor, aber die überholen und überholt-werden Bilanz fiel immer noch positiv aus. Im Nachhinein betrachtet lief ich die Kilometer 35 bis 40 in 4:04er Pace, ich fühlte mich aber mindestens 10-15 Sekunden langsamer. Auf die Uhr schaute ich überhaupt nicht mehr, meine Zeit-Hochrechnungen erfolgten allesamt allein mit dem Wissen der 35-km Zwischenzeit. Es war für mich erstaunlich: auch bei einem so stark besetzten Marathon waren alle Läufer in meinem Zeitbereich zu Einzelkämpfern geworden, funktionierende Gruppen oder auch nur Duos gab es nicht mehr. Jeder für sich alleine. Teilweise mit wechselseitigem mehrfachen Überholen, weil kaum einer mehr gleichmäßig lief. Immer wieder wurden die letzten und „allerletzten“ Kraftreserven aktiviert.

„Unter 2:45 hast Du sicher“ schoss es mir durch den Kopf, während ich mich so durch die Innenstadt kämpfte. „Es wird zumindest eine 2:43 stehen“, war mir dann nach einem weiteren überstandenen Kilometer ziemlich klar. Wohlgemerkt, alles ohne jeglichen Blick auf die Uhr.

2013-03-16_00572.jpgAls ich bei km 42 von einer Windböe vor der Festhalle gefühlt zum Stehen gebracht wurde, da hoffte ich auf eine 2:42er Endzeit, bevor ich von der warmen stickigen Luft der Festhalle eingesogen wurde und mich auf dem roten Teppich wiederfand. In diesem Moment sah ich die Uhr bei 2:42:0X und ich versuchte noch einmal, meine Beine auf Tempo zu bringen, um meine persönliche Nettozeit um jede mögliche Sekunde zu drücken. Und es gelang mir, brutto bei 2:42:14 h über die Ziellinie zu laufen, was mir netto eine neue persönliche Bestleistung von 2:41:50 h bescherte, eine Zeit, die ich in meinem einsamen Kampf auf den letzten Kilometern völlig außer Reichweite wähnte. Es war geschafft und ich war auch geschafft. Ich nahm die Medaille in Empfang und tappte vorsichtig die Stufen herunter aus der Halle heraus in die Verpflegungszone. Aber an diesem Tag blieb ich von allen Krämpfen verschont, nur eine fette Blutblase am Zeh hatte mir das Frankfurter Pflaster als Andenken hinterlassen, was ich aber erst unter der Dusche feststellte.

Meine Mitstreiter habe ich auch noch wiedergetroffen: Andreas erzielte die erhoffte Bestzeit von 2:48:42 und wurde starker 7. in der M50, Kay-Uwe dagegen musste dagegen mit Kreislauf-Problemen dagegen nach km 27 die Segel streichen, unterschiedlicher konnten die Gefühle kaum sein, aber Kay-Uwe war auf der Rückfahrt schon wieder optimistisch und wird sicher in 2014 einen neuen Bestzeit-Versuch starten.

2013-03-16_00582.jpgIch selbst bin super zufrieden mit dem Rennen und der neuen Bestzeit. Ich hatte voll riskiert und auch wenn die Rechnung nicht gänzlich aufgegangen ist konnte ich eine sehr zufriedenstellende Bestzeit herauslaufen. Am heutigen Mittwoch ist der leichte Muskelkater so gut wie verschwunden. Jetzt könnte ich eigentlich in die wohlverdiente Regeneration starten. Ich muss nur noch die Flausen aus meinem Hinterkopf verbannen…

Fotos: Gisela Maubach/Jochen Baumhof/Kai Engelhardt

3 Kommentare zu „Frankfurt Marathon: Traumzeit verpasst, traumhafte Bestzeit geschafft“

  1. Na was hast Du denn für Flausen im Hinterkopf? Kommt denn noch was Spannendes…?

    Einen fetten Glückwunsch erstmal zur neuen Bestzeit, Moritz! Diese spiegelt nun auch endlich Dein Leistungsvermögen wieder und die 2:3x:xx wird auch noch kommen, da bin ich mir sicher. Ich freue mich auf viele gemeinsame Rennen mit Dir!

    LG Manuel

  2. Super! Nochmals einen herzlichen Glückwunsch zur neuen Bestzeit und das bei dem Wind! Dazu ein spannender Bericht, der mich auch an meinen letzten Frankfurt-Marathon, wo ich nie Bestzeit lief, erinnert. Das Chaos mit dem Überholen auf den ersten Kilometern, die schweren Beine direkt ab KM 30 und die kurvige Streckenführung zurück in der City.
    Erhol Dich gut oder läufst Du etwa in NY:)?
    Bis bald
    Harald

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