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7. Mallorca Marathon: am Ballermann gingen die Lichter aus…

201010170001b.jpgDa war er nun: der Ballermann! Wenig war los! Kaum Zuschauer, aber auch keine Menschen am Strand. Kein Wunder, denn heute war kein Badewetter. Wo aber war die Party-Stimmung? Eigentlich optimale Laufbedingungen, wenn bloß nicht nur wieder einmal der „böse Wolf des Marathonläufers“, der Gegenwind, gewesen wäre. Gerade hatte ich km 30 und damit den östlichen Wendepunkt des diesjährigen, siebten Mallorca-Marathons in Palma passiert. Hier waren mal ordentliche Musik und Stimmung gewesen. Ansonsten war trotz Gitarreros und Flamenco-Tänzerinnen auf dem zweiten Teil der Strecke eher eine müde Atmosphäre zu registrieren.

201010170002a.jpgMeinen Traum von einer neuen persönlichen Bestmarke hatte ich bereits vor etwa zwei Kilometern endgültig ad acta gelegt. Was war geschehen? Eigentlich war ich gut in Form und wollte nach dem Erreichen einer neuen Bestzeit über 5 km die Woche zuvor meine Marathonbestzeit attackieren. Die recht späte Anreise am Freitagabend mit Übernahme des Leihwagens am Flughafen und Überfahrt ins ca. 20 km entfernte Bergdorf Esporles sowie eine recht kurze Nacht waren zwar nicht die ganz optimalen Voraussetzungen gewesen, aber sonst hatte alles geklappt. Nadia und ich hatten uns mit Manuel, der tags zuvor dankenswerterweise meine Startunterlagen abgeholt hatte, und den ebenfalls mitlaufenden Rennschnecken um kurz vor acht im Park unterhalb der Kathedrale in Palma getroffen. Und sogar das Wetter spielte zunächst mit.

201010170003.jpgNach pünktlichem Startschuss verlief die Strecke zunächst Richtung Porto Pi nach Südwesten immer entlang des Yachthafens, bevor es nach einem Wendepunkt bei km 10 in die Gassen der Altstadt von Palma ging. Ich war ziemlich – mit Sicherheit zu – schnell. Nach 40:46 min. und damit eine halbe Minute schneller als bei meiner Bestzeit im Frühjahr in Düsseldorf hatte ich die ersten 10 km absolviert. Bedingt durch die flache Strecke (noch ohne Wind) und vor allem durch die mitlaufenden 10 km-Läufer und die Halbmarathonis (gleichzeitige Startzeit auf gleicher Strecke) hatte ich mich im Sog mitziehen lassen. Aber noch fühlte ich mich gut.

201010170005.jpgMit einem ersten Gel, übereicht von Nadia bei km 11, bewältigte ich die ziemlich kurzweilige, aber etwas kräfteraubende Streckenführung mit Auf und Ab und engen Kurven durch die Straßen der mallorquinischen Metropole. Noch einmal konnte mir meine Frau und Betreuerin ein Gel reichen, bevor ich die Altstadt verließ und die Halbmarathonis nach Westen Richtung Ziel an der Kathedrale abbogen, während wir Marathonläufer den langen Weg nach Osten Richtung El Arenal einschlagen mussten (km 20).

201010170006.jpgBei der Hälfte der Strecke lag ich mit einer Zeit von etwas über 1:27 Std. noch genau im Plan, hatte allerdings einiges an wertvollen Sekunden verloren und vor allem auf meiner Garmin-Uhr bereits 400 Meter mehr an Strecke angezeigt bekommen. Komisch, dachte ich, aber das kannte ich ja auch schon vom Frankfurt- und Köln-Marathon. Äußerst ärgerlich war aber jetzt der spürbare Gegenwind aus Nordost, dem ich inzwischen allein entgegen laufen musste. Aufgrund der nun fehlenden Halbmarathonis hatten sich große Lücken aufgetan und es gab quasi keine Gruppen mehr. Fast jeder lief im Gegenwind allein durch nahezu leere Straßen. Bei einigen Passagen gab es sogar Auto-Gegenverkehr. Ich versuchte meinen Temposchnitt um die 4:08 Min. zu halten, was ich bis ca. Km 28 unter größerer Anstrengung auch schaffte. Auf Höhe km 27 ging es übrigens direkt am Flughafen entlang, wo just in diesem Moment ein Jet fast auf meinem Kopf gelandet wäre. Drei Läufer hatte ich noch überholen können, aber es war inzwischen klar, dass aus einer neuen Bestzeit und wohl auch aus einer Zeit unter drei Stunden nichts mehr werden würde, denn der Kraftverlust war immens. Die Beine waren schon zu stark zu spüren. Bei km 30 lag die Zeit aber immerhin noch bei ca. 2:04:30 Std.

km 32: Für die schöne Aussicht auf die Bucht von Palma hatte ich nicht mehr viel übrig. Kleine Windböen ärgerten mich, die Kräfte schwanden weiter. Sollte ich wirklich mal aussteigen, bevor ich vielleicht gesundheitlich zu viel riskierte?

201010170007a.jpg„Auf Harald, Du schaffst es!“ Ein Zuruf eines alten Bekannten aus vergangenen Fußballer-Tagen weckte mich. Der machte hier wohl Urlaub und fragte sich, wie man so verrückt sein kann, an diesem Ort einen Marathon zu laufen. Ich quälte mich weiter. Inzwischen wurde ich auch zunehmend überholt. Bei einem Schnitt von etwa 4:35 Min. an dieser Stelle kein Wunder! Auch die zweite und dritte Frau, die ich bei ca. 18 km in der Altstadt überholt hatte, zogen bei etwa km 35 an mir vorbei.

Der nächste Getränkestand nahte. Ein letztes Gel intus und die 0,5l-Plastikflasche Wasser übernommen (ein „Green-Marathon“ mit 0,5l-Plastik-Einwegflaschen, na ja!) und weiter kämpfte sich das Monsterwrack immer am Meer entlang, teilweise über Holzplanken Richtung Westen.

km 36: Da! Die Kathedrale kam in Sicht. Oh, das war noch ein Stück! Plötzlich setzte ein Auto zurück. Glück gehabt! Trotz Flatterband-Absperrungen und Ordnern war hier nicht alles ganz sicher. Auch Manuel kann davon berichten. Nur noch irgendwie ins Ziel!

201010170008.jpgNoch zwei Kilometer! Es ging wieder auf die sechsspurige große Straße. Da kam Manuel ins Blickfeld. Er lief einige Meter (ein leckeres Alkoholfrei in der Hand) neben mir und erzählte etwas von einer neuen persönlichen Bestzeit, aber auch von Unzufriedenheit. Ich lief weiter. Es hatte angefangen zu regnen. Gott sei Dank erst jetzt, denn in der Altstadt mit Kopfsteinpflaster und glatten Platten wäre dies sehr gefährlich, wenn nicht sogar unmöglich gewesen.

201010170009.jpgkm 41 war passiert. Hier war endlich wieder was los. Diese nahezu rheinische Marathonatmosphäre forcierte meine letzten Kräfte noch mal. Alles, was noch im Körper war, wurde aktiviert und es ging noch einmal um eine scharfe Kurve, bevor ich auf gelbem Tui- Untergrund meinen neunten Marathon finishen konnte. Einen letzten „Konkurrenten“ hatte ich noch auf Distanz halten können. Ziemlich fertig, aber dann irgendwie doch halbwegs zufrieden, beendete ich als 34ster und 12. meiner Altersklasse in einer Endzeit von 3:01:43 Std. diese 42,195 km (nach meiner Uhr übrigens 42,670 km). Immerhin war es meine drittbeste Marathonzeit. Mit einer neuen Bestzeit hat es nicht sollen sein. Mit Sicherheit war ich anfangs zu schnell, konnte aber vor allem aufgrund des Windes meinen Schnitt nicht mehr halten. Viele Finisher waren an diesem Tag mit ihrer Zeit nicht zufrieden.

Manuel wurde hervorragender Fünfter in neuer persönlicher Bestzeit von 2:41:08 h (brutto), war aber auch nicht ganz zufrieden. Denn bei besseren Bedingungen oder anderer Streckenführung hätte auch er bei seiner derzeitigen Form mit Sicherheit noch mehr erreichen können. Unseren Freund Günter Petrovic hatte ich kurz auf der Strecke gesehen, Verena leider nicht.

Nach einer kalten, tröpfelnden Dusche und anfangendem mallorquinischen Starkregen begann dann ein netter Kurzurlaub mit einem schönen Geburtstag am folgenden Tag inklusive Abendessen mit Nadia, Kerstin, Manuel und Nico im Bergdorf Esporles sowie einem tollen Grillevent auf der Finca der Rennschnecken am Mittwochabend. Auch hier zeigte Monster Manuel seine Stärken, nämlich am Grill.

p1000768.JPGAn dieser Stelle möchte ich mich ausdrücklich nochmals bei Manuel und Kerstin bedanken, sowie bei allen, die mir in der Laufheimat bei diesem Event und über das ganze Jahr hin die Daumen gedrückt haben oder mit mir (oder gegen mich) gelaufen sind. Vor allem bedanke ich mich bei Nadia für die Geduld und die Unterstützung, ohne die ich nicht soviel erreicht hätte.

dscm1806.jpgEin zehnter Marathon wird kommen! Es juckt schon wieder! Auch gerne wieder auf einer Insel. Dann werde ich dem Wind erneut den Kampf ansagen! Ob es allerdings noch mal Malle sein wird? Vielleicht dann doch eher als Zuschauer bei km 32. Damit da wenigstens einer mit oder ohne Sangria kölsche Stimmung verbreiten kann.

Weitere Infos und Ergebnisse: www.tui-marathon.com

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9 Kommentare zu „7. Mallorca Marathon: am Ballermann gingen die Lichter aus…“

  1. Glückwunsch zu diesem Finish. Man kann bei Deinem Bericht richtig mitfühlen, wie anstrengend das war.

    Es war trotzdem ein sehr aufregendes Jahr und am Anfang mit sehr guten Ergebnissen, die wir ja auch teilweise bis jetzt halten konnten. Bin gespannt, was das nächste Jahr alles bringen wird.

    LM Kay

  2. Hey Harald,

    liest sich doch gut. Auch zu deiner (trotzdem) monstermäßigen Leistung: Glückwunsch. Und die Königsdorfer Fussballer trifft man doch irgendwie fast überall…
    Wir sehen uns am Freitag.

    Bis dahin
    Gruß
    Daniel

  3. Hi Harald,

    für die harte Arbeit wurdest Du mit Deiner 3. besten Zeit belohnt, Glückwunsch! Ärger(t) Dich (euch) nicht zu sehr über die Umstände, der nächste Marathon kommt und da wird es dann wieder besser!

    Gute Regeneration!
    Easy

  4. Ein wahrer Dirty Harry: immer schön Ballermann laden und griffbereit halten!!! Auch wenns mal nicht läuft!

    Mit meinen Chaoszeiten im Moment wird mir wohl geglaubt, wenn ich sage: Ey Jung, 3:01 ist eine sehr stramme und sehr ordentliche Leistung! Hut ab!

    Es ist halt ein Anfang mit Baller-Manu und Dirty Harry!!! Zu Phäno-Manu braucht nicht mehr viel gesagt werden: Manu-Küre auf Malle.

    Nochmals meine herzlichsten Gratulationen zu den Super-Leistungen und macht weiter so…

    Wir sehen uns spätestens beim Stammtisch von Karl dem Großen und Doña Margot

    SG

    Cengiz

  5. Herzlichen Glückwunsch euch beiden, auch wenn Manu mit Sicherheit zufriedener ist. Sehen uns am Di. komme aber erst gegen 22:00 Uhr. Am Freitag kann ich leider nicht (Arbeit) hab ja eh nur 3 Rennen gemacht.

    Frank C.

  6. Hallo ihr Ballermänner!!!
    Herzlichen Glückwunsch auch von mir! Der böse Windgott hat wohl etwas zuviel gegen eine noch bessere Zeit gehabt! Trotzdem: Hut ab, sehr stramme Leistung von beiden ! Wir sehen uns bald – und dann aber aufn Kölsch und keine Sangria…
    Grüße von Daniel III

  7. Hi Harald,
    Glückwunsch an Manuel und dich zu den tollen Zeiten! Ich finde, ihr könnt beide sehr stolz sein.

    Dein ausführlicher Bericht ließ mich den Lauf noch einmal nacherleben. War auf der ersten Hälfte das Wetter noch heiter bis wolkig und die Zuschauer zahlreich und voller Begeisterung, lief auf den nächsten 10 Kilometern Richtung Arenal ein jeder einsam auf langweiligen Strassen ohne Zuschauer oder ‚Hot Spots‘ und kämpfte gegen den starken Ostwind. Aus der Monotonie wurde ich gerissen, als unvermittelt aus einer Seitenstrasse ein Auto vor mir querte, was auch den daneben stehenden Ordner erstaunte. Manuel, der schon auf dem Rückweg bei ca. km 35 unterwegs war, erspähte mich durch eine Häuserlücke und grüßte mich aufmunternd – das tat gut! Später wurde ein Läufer vor mir derart knapp von einem Flugzeug überflogen, dass er anschließend prüfte, ob er noch Haare auf dem Kopf hatte.
    Am Wendepunkt am Ballermann empfingen uns dann trotz des Nieselregens endlich wieder Zuschauer und feuerten uns an. Auf den nun folgenden Streckenabschnitt mit der schönen Aussicht auf die Bucht von Palma und die Kathedrale hatte ich mich besonders gefreut. Der immer stärker werdende Regen machte hier einen Strich durch die Rechnung und vertrieb gleichzeitig alle Zuschauer.
    Wie titelte die Tageszeitung am nächsten Tag: „Lluvia y pasion“ – Regen und Leidenschaft! Statt das Postkartenpanorma zu genießen, musste man auf dem glatten Boden und besonders auf den Holzbohlen am Strand, von denen einige auch noch defekt waren, sehr konzentriert laufen. Durchnäßt und frierend lief ich, so zügig es ging, weiter. Zum Glück ging es mir ansonsten gut, und der Mann mit dem Hammer (der mir beim KölnMarathon 2 Wochen vorher ständig aufgelauert hatte) tauchte nicht auf.
    Kurz vor dem Ziel stand Manuel aufmunternd am Rand – legales Doping! Der Zieleinlauf selbst verlief ziemlich unspektakulär, aber über meine persönliche Jahresbestzeit von 4:14:54 freue ich mich heute noch – ganz besonders, da ich mir eigentlich nichts vorgenommen hatte.

    Wir sehen uns am Freitag bei der Rhein-Erft-Akademie-Cup-Abschlußfeier.

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