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Wer lange läuft, der ist hier richtig!

Trotz Bestzeit überwiegt der Frust!

201010170003.jpgDieser persönliche Bericht wird ein eher kritischer, auch das muss hier an dieser Stelle erlaubt sein. Denn ich kam nicht, wie viele denken könnten, überglücklich vom Mallorca Marathon zurück.

Einen sehr schönen und treffenden Erfahrungsbericht hat an dieser Stelle ja schon Harald veröffentlicht und Verena das Geschehen aus ihrer Sicht ebenfalls kritisch kommentiert. Nun zu meiner Sicht der Dinge und noch ein paar Anmerkungen zum Schluss über den TUI Marathon Palma de Mallorca hinaus.

Ich hatte mir den Mallorca Marathon ja nicht unbedingt ausgesucht, weil ich hier immer mal laufen oder die Strecke gar als bestzeitenfähig angesehen hatte. Nein! Unsere Freunde und Bekannte von den Rennschnecken 2000 e.V. planten mal wieder eine ihrer zahlreichen attraktiven Marathonreisen und boten uns an doch mit auf die Insel zu kommen, was wir sofort zusagten. So wurde es eine große Gruppenreise von Läufern und Nicht-Läufern, über 20 Personen bis hin zu kleinen Kindern, in zwei tollen Fincas bei bestem Spätsommerwetter und mit vielen Unternehmungen auf der im Oktober recht ruhigen und landschaftlich wundervollen Balearen-Insel.

Das Wetter machte nur eine kleine Ausnahme, nämlich an besagtem Marathon-Sonntag. Am Abend zuvor trauten wir unseren Ohren schon kaum, als für den nächsten Tag eine Art Unwetterwarnung für den Norden der Insel ausgegeben wurde. Ganz so schlimm kam es zwar nicht, aber der auf der zweiten Hälfte (zu) starke Wind machte all meine nach den Vorleistungen berechtigten Träume auf eine Zeit unter 2:40 h zunichte.

Schon mehrfach hatte ich seit 2008 den Angriff auf eine solche Zeit gewagt, scheiterte aber zumeist an unvernünftiger Renneinteilung oder der doch nicht passenden Form über die Langstrecke. Dieses Mal war es anders, ich war echt gut drauf und hatte eine einwandfreie Vorbereitung mit viel Spaß an dem, was ich tat.

20101017900.jpgBeim Start gesellte ich mich zu Harry in die ca. sechste Reihe, schließlich gibt es doch „angeblich“ eine Netto-Zeit mit Championchips. Dem sollte aber nicht so sein, dazu später mehr. Noch schien die Sonne und mit dem Startschuss verließ sie uns schleichend unter den aufziehenden Schleierwolken. Die ersten 10 km waren recht einfach, flach entlang der Küste vor Palma zum Hafen und wieder zurück. Somit lag die Zeit mit etwa 37:30 min. auch voll im Soll. Dann ging es in die Altstadt, in einem Areal von ungefähr 1 km Umkreis wurden 10 km Strecke zurückgelegt, oft verwinkelt, mit Wendepunkten, immer wieder rauf und runter. Auch wenn es meist nur wenige Meter Höhenunterschied waren, sie mussten halt mehrfach überwunden werden. So wurde die Zeit bei gleichem Kraftaufwand langsamer, lag aber mit knapp unter 1:20 h bei Halbmarathon noch im Plan, denn ich fühlte mich stark genug, nicht nachzulassen.

Nun ging es für mich ein wenig einsam Richtung Arenal durch Wohngebiete, Industriefächen, am Flughafen vorbei, etc.. Also recht unattraktiv. Bei km 26 überholte ich zum letzten Mal einen Konkurrenten, ein weiterer stieg später noch aus. Der Wind war böig und störend und raubte Kraft bei dem Versuch, im Schnitt zu bleiben.

20100912006n.jpgBei km 30 war der Wendepunkt am Ballermann (Nr. 4) erreicht. Ich bekam wenigstens die ungeteilte Aufmerksamkeit der Zuschauer, die hier standen. Nun sollten es noch 12 km zurück sein, denn der Rückweg war kurviger entlang der Küste. Somit auch leider immer wieder Passagen voll im Gegenwind, der immer stärker wurde. Der Himmel hatte sich auch schon bedrohlich verdunkelt. Teils ging es über Straßen, teils Geh- und Radwege und die schon erwähnten kräftezehrenden Holzplanken.

Oft wusste ich nicht, wo ich lang musste, keiner wies mir den Weg. Sollte ich links oder rechts vom in weiten Bogen wehenden Flatterband laufen. Einmal war ich definitiv falsch, musste darüberspringen, was bei km 38 ganz schön in den Beinen zog. Teils war es durch den Wind abgerissen oder die Pylone lagen quer über den Weg. Ich schaute bis km 40 nicht mehr auf die Uhr, lief am Limit, aber hatte die Power, durchzuziehen ohne einzubrechen. Doch trotzdem war klar, dass der Traum heute nicht Wirklichkeit werden würde. Ich wollte aber zumindest noch neue Bestzeit laufen, denn die war noch drin.

201010170008.jpgBei km 41 kurz vor dem Final standen noch mal meine Supporter und vor allem mein kleiner Sohn Nico, der, als er mich sah, am liebsten hinterher wollte. Das zauberte ein Glücksgefühl in meinen ausgezehrten Körper und so zog ich die letzten Meter noch mal an, um mit neuer PB ins Ziel zu laufen. Der Rest ist Geschichte, da Regen eingesetzt hatte verzog ich mich nach der Medaillenübergabe auch flott.

Ich hatte mitbekommen dass ich 5. gesamt war, das machte mich natürlich stolz. Vor und nach mir war allerdings ein riesiges Loch, was mich zum Einzelkämpfer gemacht hatte. Dann kam die nächste negative Überraschung: brutto wie netto 2:41:13 h. Das konnte doch gar nicht sein. Doch! Die ersten 10 je Geschlecht wurden brutto wie netto gleich gewertet, nach Angaben von Mika Timing angeblich weil es mit dem spanischen Leichtathletikverband so abgesprochen war. Auch die Frauen, wo die Zehntplatzierte sicherlich einen Unterschied von über 20 Sekunden bei den Zeiten hatte. Gar nicht auszudenken, würde es um diese Sekunden gehen, um unter irgendeiner magischen Grenze zu bleiben, z.B. der 3 h Marke. Da ich mit Harry gestartet bin und er 5 Sekunden Differenz zwischen beiden Zeiten hat, nehme ich einfach mal für mich persönlich die 2:41:08 h als theoretische neue PB.

Die nächste Ernüchterung kam beim Info-Desk, wo ich mich doch tatsächlich traute zu fragen, ob es für einen Platz 5 gesamt oder die AK eine Ehrung gäbe. Niente! Also weg hier… So bleibt mir der Marathon nicht in schönster Erinnerung.

Als ich zurück nach Deutschland kam gab es auch noch ein paar für mich persönlich nicht so schöne Überraschungen aber auch eine nette, die ich kurz erwähnen will.

Thema Gilden Cup:

Da habe ich vollstes Verständnis, dass der Chaos-Lauf in Niehl nicht gewertet werden kann. Mich persönlich hat es aber nach Manier von Sebastian Vettel von einem Extrem ins andere befördert. Ich lag bei „Abbruch“ auf Kurs Platz 2 und das wäre mit 49 Punkten (das wusste ich da noch nicht, aber „Danke Magnus“ an dieser Stelle für Deine engagierte Auswertung, die Dir eigentlich einen Vertrag bei Gilden einbringen sollte ! ;) der Platz an der Sonne gewesen. So beraubt es mich nun fast aller Chancen nach ganz oben, denn die beiden noch ausstehenden Veranstaltungen, wobei ich noch gar nicht definitiv weiß, ob ich überhaupt starten kann, sind erfahrungsgemäß gut besetzt und eine Top-Platzierung halte ich für äußerst unwahrscheinlich. Zumal ich mich jetzt auch in der wohlverdienten Regeneration befinde und danach wieder Formaufbau betreiben muss. Positiv an der Sache: Der führende Laufkollege bei den Männern ist der äußerst sympathische Jens Warkentin, der es sich wahrlich verdient hat mit seinen tollen Leistungen über dieses Jahr. Ich hoffe also, dass ich so einen Lauf nicht noch einmal miterleben muss, aber alle wollen ja daraus lernen.

Mein 3. AK-Platz beim Kölner Halbmarathon ist auch futsch, aber das hatte ich schon fast erwartet. In den inoffiziellen Ergebnissen waren auffällig viele Läufer ohne Jahrgang und damit ohne AK vertreten. Die Nachforschungen haben wohl noch den einen oder anderen Fall geklärt, so dass ich nun undankbarer 4. in der offiziellen Liste bin.

manuichvorstart.jpgDie positiven Aspekte zum Schluss, damit sie länger hängenbleiben. Im Posteingang fand ich auch eine Email von Frau Abmayr vom MetroGroup Marathon. Es gibt eine sog. Rheinlandmeisterschaft, eine Kombination aus Düsseldorf Marathon und Duisburg Marathon (Wertung 1) bzw. Halbmarathon (Wertung 2). Letztere habe ich wohl gewonnen und wurde für den 3. Dezember zur Siegerehrung eingeladen, was ich natürlich gerne annehme.

20101026101.jpgAußerdem bin ich mit etwas Frust im Bauch am Sonntagmorgen noch kurzfristig aus der Superkompensation heraus beim vom eigenen Verein ausgerichteten Refrather Herbstlauf über 10 km gestartet und konnte mit 34:34 min. nicht nur eine gute Zeit laufen, sondern nebenbei auch noch den Titel und Pokal des Kreismeisters mitnehmen, was mich natürlich sehr gefreut und ein wenig entschädigt hat.

Jetzt wird erstmal pausiert und frühestens beim Herbstlauf in Leidenhausen wieder ein Wettkampf-Versuch gestartet. Das muss auch mal sein :)

www.tui-marathon.com

Nachsatz: die Rennschnecken als Manuels ehemaliger Lauftreff haben übrigens das Trainingsgeheimnis entdeckt, wie sich derartig unvorstellbare Marathonzeiten erzielen lassen:

manuel.jpg

20101007001.jpg

  1. Hey Manu,

    ja den Frust habe ich Dir am Sonntag wirklich angemerkt… Ich kann Dich verstehen, aber versuch trotzdem ein kleines bisschen stolz auf Deine neue Bestzeit zu sein – nochmals meinen Glückwunsch dazu! Möchte mir gar nicht ausmalen was für eine Zeit dabei rausgekommen wäre, wenn die Bedingungen perfekt gewesen wären. Also Kopf hoch, gute Regeneration und in Leidenhausen sehen wir uns!

    Bis bald,
    Easy

  2. Lieber Manuel,

    ah, das ist frustrierend und die Bruttozeiten kann wohl niemand wirklich nachvollziehen und schlimmer noch, auch niemand sinnig erklären. Das ist schade und zieht runter.
    Dennoch möchte ich Dir meinen Respekt zu diesem Lauf aussprechen. Eine Herausforderung mehr, die Du angenommen und bravourös gemeistert hast.

  3. Hey Manu,
    nun möchte ich dir auch hierüber nochmal offiziell meinen allerherzlichsten Glückwunsch zu deiner neuen Bestzeit ausrichten! ;) Und falls es dich irgendwie aufbauen sollte (was ich nicht glaube), mich hätte die Geschichte ganz genauso geärgert. Aber was hilfts. Sieh einfach das positive. Du bist mit ner neuen Bestzeit im Gepäck zurückgekommen und hattest ansonsten auch eine super Zeit dort auf der Insel. Und was die 2:40 angeht…Ich glaube ganz fest daran das die bei dir noch fällt. Sie hat nur ne Gnadenfrist bekommen. Im nächsten Jahr wars das mit Ihr! ;) Danke für den schönen Bericht! Erhol dich gut, du hast es dir wahrlich verdient, nach diesem tollen Jahr!
    LG
    Daniel

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