Erhöhte Sterblichkeit bei Vitamin-D-Mangel | |
24. April 2013 | Kategorien: Ernährung und Gesundheit | Autor: Kai Engelhardt | |
Vor allem im Winter war die Konzentration von Vitamin D im Blut vieler Studienteilnehmer besonders niedrig. Im Januar wiesen beispielsweise 24 Prozent der Probanden einen sehr niedrigen und 71 Prozent einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel** auf. Im Vergleich hierzu lag der Anteil der ESTHER-Teilnehmer mit sehr niedrigen Vitamin-D-Werten im Juli nur bei 6 Prozent, mit einem niedrigen Vitamin-D-Wert bei 41 Prozent. Die besonders niedrigen Vitamin-D-Spiegel im Winter lassen sich dadurch erklären, dass der Körper den größten Teil seines Vitamin-D-Bedarfs unter Einfluss der UV-B-Strahlung des Sonnenlichts selbst produziert. Die geringe Menge an UV-B-Licht in Deutschland in der dunklen Jahreszeit reicht häufig nicht aus, die Vitamin-D-Produktion ausreichend anzukurbeln. Die Sterblichkeit war bei Teilnehmern der ESTHER-Studie mit sehr niedrigen und niedrigen Vitamin-D-Spiegeln statistisch signifikant höher als bei Probanden, die höhere Vitamin-D-Konzentrationen im Blut aufwiesen. Nach Berücksichtigung aller Störfaktoren war die Sterblichkeitsrate innerhalb der achtjährigen Beobachtungszeit bei Probanden mit sehr niedrigen Vitamin-D-Werten 1,7-fach, und bei Teilnehmern mit niedrigen Vitamin-D-Werten 1,2-fach erhöht. Studienteilnehmer mit sehr niedrigen Vitamin-D-Werten hatten insbesondere ein erhöhtes Risiko, an einer Erkrankung der Atemwege zu versterben (2,5-faches Sterberisiko). Auch erlagen sie häufiger Herz- Kreislauferkrankungen (1,4-fach) oder Krebs (1,4-fach). Sollte daher jeder prophylaktisch Vitamin-D-Präparate einnehmen? Wissenschaftler diskutieren diese Frage kontrovers: Randomisierte kontrollierte Studien, die den Einfluss der Vitamin-D-Einnahme auf die Sterblichkeit untersuchten, zeigten insgesamt eher geringe Effekte. Zurzeit laufen große Untersuchungen, die noch einige Jahre Nachbeobachtungszeit benötigen, um die Frage der Wirksamkeit von Vitamin-D-Präparaten zu klären. „Die Ergebnisse der ESTHER-Studie zeigen jedoch, dass sich dieser Forschungsaufwand durchaus lohnen könnte, da niedrige Vitamin-D-Spiegel in Deutschland sehr verbreitet sind“, sagt Dr. Ben Schöttker, der Erstautor der Arbeit. Bis gesicherte Erkenntnisse zur Vitamin-D-Supplementation vorliegen, empfiehlt der Wissenschaftler, in der warmen Jahreszeit wohldosiert Sonne zu tanken, um eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung sicherzustellen und ein Depot für den Winter anzulegen. Über Nahrungsmittel allein lässt sich der Bedarf meist nicht decken. Die Dauer der Sonnenexposition sollte – in Abhängigkeit vom Hauttyp – jedoch so begrenzt werden, dass sich das Hautkrebsrisiko nicht erhöht. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, dass für die meisten Menschen in Deutschland von März bis Oktober je nach Hauttyp 5 bis 25 Minuten Sonnenbestrahlung pro Tag auf Gesicht, Hände und Unterarme genügen, um ausreichend Vitamin D zu produzieren. *ESTER = Epidemiologischen Studie zu Chancen der Verhütung, Früherkennung und optimierten Therapie chronischer Erkrankungen in der älteren Bevölkerung **Definition des Vitamin-D-Spiegels: sehr niedrig: <30 nmol/L Serum-25-hydroxyvitamin-D; niedrig: <50 nmol/L Serum-25-hydroxyvitamin-D Weitere Informationen: Deutsches Krebsforschungszentrum Foto: Michael Pörsch |
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