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Laufmonster schleppen sich zu einem Erfolg in Menden

20120513009.jpgEs sollte mal wieder ein Lauf werden, den ich nicht so schnell vergessen werde und der unter der Rubrik eingeordnet werden könnte: „Vieles falsch gemacht und doch Erfolg gehabt.“ Zum fünften Mal startete ich in der Heimatstadt meiner Frau. Letztes Jahr hatte ich ja überraschend den Marathon gewonnen und da war es eigentlich klar, dass ich auch in diesem Jahr dort wieder starten würde. Aber lange Zeit hatte ich gezögert. Doch schließlich bekam ich eine freundliche Mail des Veranstalters mit der Bitte mich doch noch anzumelden, was ich dann als Titelverteidiger auch gerne tat. Quasi im Schlepptau dabei auch die Laufmonster Frank und Thomas, so dass wir eine Mannschaft für die Wertung stellen konnten. Super Jungs, das war monstermäßiger Einsatz! Dass es in jeder Hinsicht hart wurde, hatten wir uns im Vorfeld nicht so gedacht.

Eigentlich war ein erster Fehler mein Start. Nein, den Mendener Marathon habe ich immer trotz aller Strapazen in den letzten Jahren gerne bestritten, aber in diesem Jahr hatte ich mit dem Marathon in Düsseldorf drei Wochen und dem schnellen Halbmarathon in Hürth eine Woche zuvor wettkampftechnisch meinem Körper schon sehr viel abverlangt. Da war schon wieder ein ganzer Marathon nicht ganz ratsam. Trotzdem sollte es wie für Frank und Thomas bereits sehr früh morgens Richtung Menden gehen. Der Start war nämlich wie immer um 8 Uhr. Abends zuvor hatte ich noch das Drama der „Vize-Bayern“ inklusive – gerade zeitlich nicht erwünschter – Verlängerung und Elfmeterschießen gesehen, um dann doch endlich ob des frühen Aufstehens ins Bett zu gehen. Dann dröhnte Schlagermusik einer benachbarten Feier bis 2 Uhr nachts, so dass von ausreichender Nachtruhe vor dem Lauf nicht die Rede sein konnte: zweiter Fehler!

Ach ja, bekanntlich hatte es am Donnerstag ja auch noch einen gewissen Feiertag gegeben, der im Bekanntenkreis traditionell mit Grill und Fässchen am Rhein von mittags an wirklich gefeiert wurde. Ein dritter Fehler, denn optimale Wettkampfvorbereitung sieht elektrolyt- bzw. ernährungstechnisch bestimmt erheblich anders aus.Na ja, einen Versuch war es wert! Mal sehen, was herausspringen sollte.

Leider hatten sich für den kompletten Marathon dieses Jahr nur 38 Läufer angemeldet, was einen Minusrekord bedeutete. Schade, aber der Halbmarathon, der eine Stunde später gestartet wurde, die Konkurrenz zur gleichen Zeit in Duisburg und das von einigen für einen Kurzurlaub scheinbar genutzte verlängerte Wochenende trugen ihren Teil dazu bei. Wir können gespannt sein, wie der Marathonclub-Menden mit dieser Situation in Bezug auf das nächste Jahr umgehen wird.

201205206748.jpgÜberpünktlich erfolgte der Start und wie im letzten Jahr war es direkt klar, dass es schon wieder ein Hitzerennen werden würde. Ein vierter Fehler, für den ich diesmal nichts konnte! Zunächst lief aber alles nach Plan. Ich lief mal wieder mit meinen Laufkumpeln vom MCM Burkhard Schöne und Manfred Polloschek vorne weg, ungefähr einen Schnitt von 4:10 Minuten. Die zwei Runden durch die Mendener Innenstadt, die Fröndenberger Straße nach Norden und die erste große Runde durch die Schwittener Felder gestalteten sich recht flüssig. Nachdem Manfred etwas zurückgefallen war, erreichten Burkhard und ich die Hälfte der Distanz bei etwa 1:28 h.

201205206794.jpgDa es sich um Wendepunktabschnitte handelte, kamen mir auch ab und zu Frank und Thomas entgegen, die langsamer angegangen waren und (noch) gut aussahen. Bei ca. km 27 begann dann wirklich der Ernst des Marathons. Der erhoffte abkühlende Regen war bis auf drei Tröpfchen bei km 24 ausgeblieben und über den Schwittener Rapsfeldern, die nun nochmal zu durchlaufen waren, lag eine extreme Schwüle, die ich persönlich, aber auch viele andere Starter gar nicht gut ertragen. Ich hatte schon bis dahin keinen Getränkestand ausgelassen und auch schon Gels aufgenommen, aber es sollte „lauftechnisch“ nur noch bis km 30 reichen. Von da an konnte man von einem Laufstil bei Laufmonster Harald eigentlich nicht mehr sprechen. Ich ließ Burkhard ziehen in der Überzeugung, dass er locker am heutigen Tage einem Sieg entgegen laufen würde. Sorry, Burkhard, aber nächstes Mal versuche ich wieder länger dabei zu bleiben!

Nahezu kein Schatten, ein welliger landwirtschaftlicher Weg, allein in der Sonne und Raps, Raps, Raps … Bei km 33 mein erstes Gehen. Da lief heute gar nichts mehr. Der Motor kochte, die Räder konnten nicht mehr. Saft- und kraftlos. Bei km 34 kam mir Laufmonster Frank entgegen, gab mir ein Gel und versuchte verbal alles. Vielen Dank nochmal! Von hinten überholte mich Thomas Grell (Achter im Jahr 2011), der lange Zeit an vierter Stelle gelaufen war. Er lief ein gleichmäßiges Tempo und schien kaum Probleme zu haben.

201205206766.jpgDer Punkt war erreicht, wo einem endgültig klar wurde, dass ohne eine vernünftige Vorbereitung, die – wie oben erwähnt – ja überhaupt nicht gegeben war, ein ambitionierter Marathon unsinnig erscheint. Ich musste wieder gehen (insgesamt viermal im Rennen). Ich sah auch nicht mehr so fit aus, wie mir später berichtet wurde. Jetzt ging es auch um die Gesundheit. Da ich hier weit weg vom Ziel war, hatte es keinen Sinn auszusteigen. Da konnte ich auch Richtung Ziel wandern. Außerdem gab es ja eine Mannschaftwertung, wo wir drei Laufmonster ja einen guten Platz erreichen wollten. Da konnte ich meine inzwischen auch leidenden Jungs nicht alleine lassen. Ich trottete weiter recht langsam durch die Felder und kam schließlich bei etwa km 38 entlang der Hönne wieder in schattiges Terrain, wo es etwas besser wurde. Hier war es nicht so heiß und ich versuchte ein Tempo im sonstigen lockeren Dauerlaufbereich beizubehalten.

201205206884.jpgAb km 35 hatte ich meine Stoppuhr ausgeschaltet. Keinen zusätzlichen Stress vor Augen! Von hinten schien aber auch keiner näher an mich heranzukommen. War wohl hart für alle heute. Und so erreichte ich doch noch als Dritter das Ziel in 3:05:35 h, einer Zeit, die fast acht Minuten langsamer war als im Vorjahr und satte dreizehn als in Düsseldorf drei Wochen zuvor. Allerdings waren da die Voraussetzungen auch komplett anders gewesen. Gewonnen hat übrigens dann doch noch Thomas Grell, der Burkhard Schöne – wieder mit Problemen wie im letzten Jahr auf dem letzten Kilometer – noch abfangen konnte. Knapp eine Minute nach mir kam dann doch schon Manfred Polloschek ins Ziel.

Ich war total fertig und wartete auf meine Laufmonsterkollegen. Frank kam mit Muskelproblemen als Neunter in 3:27:54 h über die Linie. Gute Leistung! Thomas hatte noch größere Probleme, finishte aber bravourös seinen gerade erst zweiten Marathon in 4:20:39 h als 27. Super!

201205206797.jpgIm Ziel waren alle eine Familie. Viele kannte ich aus den letzten Jahren. Es wurde ausgiebig gefachsimpelt, auch weil die Siegerehrung leider wieder einige Zeit aus technischen Gründen auf sich warten ließ. Es ging um Ultra- und Bergläufe. Frank erheiterte die Laufkollegen mit Anekdoten aus der Laufmonsterszene und vom Volkslauf in Sinzig-Westum. Man kennt uns jetzt besser! Ich hoffe, Du hast noch zu Hause mitgrillen können. Thomas musste kurzfristig ein Nickerchen auf einem Tisch machen, das er sich aufgrund seiner Leistung, diesen Marathon unter Schmerzen doch noch geschafft zu haben, und des frühen Aufstehens redlich verdient hatte.

201205206942.jpgUnd dann gab es doch noch Pokale, und zum Teil auch richtig große für den dritten Platz gesamt der Männer (Harald), 1. M40 (Harald), 2. M40 (Frank) und einen super zweiten Platz der Mannschaften (WIR LAUFMONSTER!) hinter dem MCM. Ein denkwürdiger Laufsonntag ging zu Ende. Für mich waren der dritte Platz und der zweite Platz in der Mannschaftwertung weitere tolle Erfolge in diesem Jahr. Doch genauso wichtig ist die Erkenntnis, dass ich als Laufmonster auch nur ein Mensch bin, der nicht zu viel von sich verlangen kann und sollte. Die Grenzen wurden mir ab km 30 eindeutig aufgezeigt. Eine längere Regeneration und Rennpause (auf jeden Fall über längere Distanzen und bei Hitze und falscher Vorbereitung) sind jetzt dringend angebracht.

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7 Kommentare zu „Laufmonster schleppen sich zu einem Erfolg in Menden“

  1. Hallo Harald, herzlichen Glückwunsch zu Deiner (Eurer) Leistung beim Mendener Marathon. Ich kann alles nachvollziehen bei dieser Hitze. Ich war in Duisburg und hatte auch mit der Wärme zu kämpfen. Bis km 35 alles i.O.
    Auf den letzten 7 km verlor ich knapp 5 Minuten. Bin mit 3:45:50 h ins Ziel eingelaufen. 3. in der M70, auch ich merkte meinen langen Lauf vom Two Ocean.
    Gute Erholung Euch dreien. Bis bald
    VG Manfred

  2. Sehr beeindruckend, was die Marathon-Maschinen zu leisten im Stande sind. Herzlichen Glückwunsch zu den Platzierungen und vor allem den Pokalen! Mehr geht nicht! Mich schaudert es ganz ehrfürchtig, wenn ich daran denke, dass meine ollen Knochen zur Zeit einen Marathon durchstehen sollten. Ein Laufmonster-Team-Auftritt vom Feinsten, ganz großes Kino. Das nur leider bei einer leider wohl über kurz oder lang eingehenden Veranstaltung…

    @Thomas: 2. Pokal im 6. offiziellen Rennen! Diese Quote kann (und wird) kein Laufmonster (wohl je wieder) erreichen oder vorweisen können! Da sieht man einmal mehr, dass sich die Quälerei auf der zweiten Hälfte doch lohnt. Und das Laufen nach wie vor auch ein „Mannschaftssport“ sein kann. Fast 10% Laufmonster-Beteiligung am Marathon sprechen bei dieser Veranstaltung für sich.

    Alles Gute den drei Heroen, vor allem Erholung…

    Kai

  3. Lieber Harald ,

    mit großem Spaß las ich gerade Deinen Bericht , der wieder einmal zu den amüsanteren Seiten dieser Langstreckenquälerei zu zählen ist .Eine herrliche Belohnung nach solch einer absurden Strapaze . Die erste Runde durch die Weidener Felder hatte landschaftliche Reize mit echten Freuden , in zweiter Runde lieber Harald fehlte mir leider die Erfahrung , strategisch betrachtet .
    Und deshalb lauf ich wieder mit .
    VG Thomas

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