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Hitzeschlacht beim 26. Menden-Marathon

2010-0606.jpgOhne spezielle Vorbereitung und einen Tag vorher entschied ich mich sehr kurzfristig letzten Sonntag am 26. internationalen Menden-Marathon teilzunehmen. Es sollte meine dritte Teilnahme an dieser gut organisierten, familiären Veranstaltung werden, die mir mit Sicherheit noch lange in Erinnerung bleiben dürfte. Denn es wurde heiß, sehr heiß! Das heißeste Rennen meiner bisherigen Läufer-Laufbahn.

Nach einer leckeren Portion Nudeln mit ein paar Warsteinern beim Italiener am Abend zuvor (diesmal keine Schnitzel/Pommes!), machte ich mich mit Nadia gegen 7.30 Uhr am Sonntagmorgen auf, um noch rechtzeitig vor dem Start um 8 Uhr für die relativ geringe Startgebühr von 25 Euro nachzumelden. Ohne große Ambitionen hinsichtlich Zeit oder Platzierung wollte ich mal sehen, was denn so ging. Angehen wollte ich einen Schnitt von etwa 4:15 Min. Die Strecke kannte ich ja bereits sehr gut aus den vergangenen Jahren. Nur die erwartete Hitze riet mir eigentlich von einem Start ab. War das nicht kompletter Unsinn bzw. gesundheitlicher Leichtsinn, den ich hier beging?

dscm1833.jpgAn der Startlinie traf ich dann die inzwischen alten Bekannten Burkhard Schöne und Manfred Poloschek vom Marathonclub Menden (MCM), die ähnlich dachten wie ich, aber als Lokalmatadoren bereits seit Wochen angemeldet waren. Burkhard hatte erst eine Woche zuvor den Marathon in Duisburg in einer Zeit um 2:53 Stunden gefinisht und war heute schon wieder am Start. Ein Hammer! Einer fehlte jedoch: Seriensieger Wolfgang Schütz aus Süddeutschland. Vielleicht hatte auch er – wie viele andere – aufgrund des Feiertages zuvor das Wochenende urlaubstechnisch anderweitig genutzt. Oder waren es die zu erwartenden Temperaturen? So kam es auch leider nur zu einer geringen Teilnehmerzahl von insgesamt 84 Startern. 72 erreichten das Ziel. Nach einer Gedenkminute für den Ende letzten Jahres verstorbenen Josef Kaderhandt, der über viele, viele Jahre quasi das Gesicht und die Stimme des Mendener Marathons war, ging es auch pünktlich los auf die lange, heiße Reise. Wie gehabt waren zunächst zwei Runden durch die noch leere Innenstadt mit Fußgängerzone und Seitenstraßen zu absolvieren, dann ging es immer geradeaus die Fröndenberger Straße gen Norden.

Der Wetterbericht sollte sich bewahrheiten. Denn schon jetzt zu dieser frühen Uhrzeit war es recht schwül und nach wenigen Metern lief der Schweiß.Vom Start weg setzte sich zunächst Kai-Uwe Bodenstein vom TSV Rönsahl recht zügig ab. Er hatte aus Krankheitsgründen den eigentlich geplanten Bonn-Marathon absagen müssen und lief den Menden-Marathon als Ausgleich. Ich lief mit Burkhard und Manfred im 4:15er Schnitt einige hundert Meter dahinter. Wir waren uns einig, dass am heutigen Tag aufgrund der immer höher werdenden Temperaturen wohl keine Bestzeiten gelaufen werden konnten und wunderten uns über das recht schnelle Anfangstempo von Kai-Uwe. Andere sehr schnelle Läufer waren heute anscheinend nicht am Start. Oder man entschied sich halt heute einen eher ruhigen Marathon zu bestreiten. Noch lief es recht flüssig, noch gab es etwas Schatten durch die Häuser in der Innenstadt. Wir unterhielten uns über vergangene Rennen und die Vorbereitung auf das heutige Rennen. Asterix und Obelix als Film oder Döner waren z.B. Alternativen zu meiner abendlichen Vorbereitung gewesen.

dscm1834.jpgUngefähr bei km 8 verließen wir die Fröndenberger Straße Richtung Osten in die Schwittener Felder. Noch konnte man Kai-Uwe im roten Dress relativ weit voraus auf dem asphaltiertem Feldweg inmitten der Getreidefelder erkennen. Burkhard hatte inzwischen das Tempo aber etwas angezogen. „Manni“ und ich ließen ihn ab km 11 ziehen, um nicht schon zu diesem frühen Zeitpunkt auszupowern. Es wurde immer wärmer. Hier, wo ich vor einem Jahr für den Tod diverser Nacktschnecken verantwortlich war, war über eine landschaftlich schöne Rundstrecke von etwa zehn Kilometern kein Schatten (zwei Bäume mal eben) vorhanden und kein Windchen zu spüren. Der Geruch von Raps und Getreide lag in der Luft. Auch nicht so toll für Allergiker, dachte ich. Und diese Runde galt es ab km 25 noch einmal zu durchlaufen. Das konnte ja was werden. Ein ganz heißer Tanz! Die Verpflegung war perfekt! Etwa alle drei Kilometer gab es Getränkestände, die alle Läufer auch reichlich nutzten. Diesmal benötigte ich auch jeden Stand und beide Hände. Ich glaube, ich habe noch nie während eines Rennens so viel getrunken. Literweise Wasser, Isostar und später Cola flossen durch meinen Körper und schienen auf der Haut augenblicklich zu verdunsten.dscm1835.jpgDer Wendepunkt und die Halbmarathonmarke lagen auf der anderen Seite, also im Westen der Fröndenberger Straße nach Bewältigung eines kleinen Anstiegs. Dort hatte Burkhard Schöne Kai-Uwe Bodenstein bereits ein- und überholt und beide liefen mir entgegen. Ich lag mit einem kleinen Abstand zu Manfred Poloschek und Peter Haarmann, der hinter uns immer mit ein wenig Abstand gelaufen war, auf dem dritten Platz. Noch konnte ich den Schnitt halten. Bei diesen Temperaturen auf einer 3 Stunden-Endzeit? Das konnte nicht mehr lange gut gehen. Ich sah der Sache aber locker entgegen. Eine Bestzeit war nicht eingeplant und auch nicht realistisch. Locker weiterlaufen, evt. eine gute Zeit und Platzierung erreichen. Das waren heute die Ziele.

Der (Mann mit dem) Hammer sollte kommen. Ab km 24 musste ich auf 4:30er Schnitt drosseln, ab km 28 auf 4:40 Min. Manfred zog an mir vorbei. Er hatte auf einmal wieder Kraft und sollte im Ziel als Zweiter sogar ungefähr die gleiche Endzeit wie bei besseren Bedingungen im Vorjahr erreichen. Wir befanden uns wieder mitten in den Schwittener Kornfeldern und ich fühlte mich wie im Death Valley. Das Monster-Mobil schien zu kochen. Der Geist wollte, der Motor aber wurde schwächer. Schwül-warm mochte ich es bei Rennen noch nie. Erinnerungen an die elenden 30 km von Wesseling im letzten Jahr kamen auf. Doch dies hier waren ja noch einige Kilometer mehr. Hilfe! Nur gesund nach Hause. Langsam und sicher mit angezogener Handbremse.

Peter Haarmann war inzwischen an mir vorbei und Kai-Uwe Bodenstein, der ebenfalls erhebliche Probleme hatte und an den ich trotz eines Schnitts von inzwischen über 4:50 Min. heran gelaufen war, hatte sich wieder einige hundert Meter von mir abgesetzt.

Bei km 33 musste ich das erste Mal gehen. Was für eine Tortour? Was machte ich hier eigentlich? Wo waren Schatten, Wind, Erfrischungen? Stattdessen Sonne, Hitze, Felder und sich abkämpfende Marathoni. Das Ziel war noch weit weg. Aufgeben und dann die restlichen Kilometer einfach Richtung Ziel gehen? Keine Monsterlösung! Nicht weiter nachdenken, konzentrieren, kämpfen und durch die heiße Hölle gehen (oder besser laufen)!

dscm1836.jpgBis km 37 musste ich dann noch dreimal gehen, aber mit einigen Energiedrinks und etwas Schatten auf den Schlusskilometern der Strecke an der Hönne entlang konnte ich mich erstaunlicherweise etwas berappeln und nach einem letzten Schnitt von 5:20 Min. wieder auf unter 5er Schnitt forcieren. Ca. zwei Kilometer vor dem Ziel konnte ich dann tatsächlich Kai-Uwe Bodenstein überholen, der sich anscheinend noch mehr als ich Richtung Ziel schleppte. Eine letzte unangenehme Steigung in Form einer Brücke und dann kam das ersehnte Ziel, das ich letztlich als Gesamtvierter und durch das Überholen kurz vor Ende noch als Erster der M40 erreichte. Das Thermometer zeigte inzwischen 28 Grad im Schatten. In der prallen Sonne über geschätzte 80% der Strecke waren es einige Grad mehr. Mit einer Zeit von 3:09:22 Std. war ich etwa sieben Minuten langsamer als im Vorjahr und sogar zwölf Minuten hinter der Bestzeit in Düsseldorf zurück. Doch ich war mehr als zufrieden: Noch unter 3:10 Stunden und damit schneller als in Frankfurt im letzten Oktober, einen weiteren Marathon in der Tasche und eine tolle Platzierung. Der innere Schweinehund war schon vorher auf der Strecke geblieben.

0606-0005.jpgEs gewann in einer für diese Bedingungen hervorragenden Zeit von 2:59:13 Std. Burkhard Schöne vom heimischen Marathonclub, der den Minuten-Schnitt damit konstant durchgehalten hatte. Zweiter wurde sein Vereinkollege Manfred Poloschek in 3:06:41 Std. vor Peter Haarmann (Hagen) in 3:08:08 Std. Bei den Damen sicherte sich Birgit Schönherr-Hölscher (PV Triathlon Witten) in starken 3:12:21 Std. knapp vor der Vorjahressiegerin Anja Miedtank (Lauf Team Unna) in 3:15:06 Std. und Renate Nikelowski (LT Köln-Esch) in 3:44:12 Std. den Sieg.

dscm1838.jpgEine schöne, familiäre und liebevoll organisierte Veranstaltung mit diesmal leider nur wenigen Startern ging mit einer netten Siegerehrung zu Ende, wo fast jeder Starter ein Präsent bekam. Heute war wohl jeder Finisher ein Sieger! Ich konnte einen weiteren Pokal für den Sieg der Altersklasse entgegennehmen. (Jetzt muss ich bald mal anbauen oder einschmelzen!)

Vielleicht laufen ja im nächsten Jahr mal ein paar Laufmonster mit und spielen dann evt. auch in der Mannschaftswertung eine gewichtige Rolle. Die Veranstaltung hat es verdient. Dann aber hoffentlich bei kühleren Temperaturen. Warum nicht bei Fritz Walter-Wetter? Manche mögens heiß, but not me!

Nähere Infos und Bilder: www.marathonclubmenden.net oder www.runnersworld.de, siehe www.runnersworld.de/marathon/26_auflage_/menden_marathon_
2010.172927.htm

Zur Bewertung auf www.laufkritiken.de: http://www.laufkritiken.de/component/content/article/78-postleitzahlengebiet-5/107-menden-marathon

Einen schönen Bericht gibt es außerdem auf www.marathon4you.de

Fotos: Start: (c) Thomas Wenning/Runner´s World/privat

7 Kommentare zu „Hitzeschlacht beim 26. Menden-Marathon“

  1. Puh… da kommt man ja glatt schon beim Lesen dieses tollen Berichts ins Schwitzen! Du machst Sachen… Naja, zum Glück bist du gesund angekommen und dann noch mit einer so guten Zeit… Glückwunsch Harry! Wiedermal ein monstermässiges Ergebnis!!
    VG mit einer frischen Brise von der Ostsee..
    Daniel
    Erhol dich gut!!

  2. Hallo Harald, herzlichen Glückwunsch zu einer Superzeit bei den Bedingungen. Als vierter und erster in der AK was willst Du noch mehr? Gute Erholung. Sehen wir uns am Mittwoch am Aachener Weiher?
    Bis bald Manfred

  3. echt krass. ich bin am WE nur 1:30h durch den Wald gerannt und hab danach Wasser gesoffen wie ein Pferd.
    aber ein Marathon bei der Hitze und dann auch noch in einem so kleinen Feld ist echt eine Monster-Sache

  4. Harald, Du Vielläufer. Einfach mal so aus dem Stand einen Marathon laufen, weil man samstgs meint, sonntags nichts besseres vorzuhaben? Hut ab! Laufmonster eben!

    Die Urkunden aus Wesseling habe ich eingesackt, ebenfalls von Kay & Kai. Bringe ich mit nach Weiß.

    LG Guido

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