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Monte Sophia VI aus der Sicht eines einsamen Läufers

201008242.jpgAuf diesen Tag hatte ich mich schon das ganze Jahr gefreut: 25. August 2007 – der Berg ruft! Zwar ist der Monte Sophia mit seinen 350 Höhenmetern verteilt auf 28,6 km auf den ersten Blick kein wirklicher Berglauf, wer ihn allerdings schon einmal selbst bewältigte, weiß, dass er es durchaus in sich hat. Ein wenig spaltet der künstliche Berg auch die Geschmäcker. Die einen, zu denen sich auch der Autor zählt, mögen ihn und finden ihn auch landschaftlich reizvoll, die anderen bezeichnen ihn eher als eine unattraktive Halde.

Das Wetter an diesem Samstag versprach sonnig und warm zu werden, demnach recht gute Voraussetzungen für diese Veranstaltung, hatte es doch noch im Vorjahr im Zielbereich ein starkes Gewitter gegeben. Allerdings brauchte es bis mittags, als sich der Hochnebel langsam verzogen hatte. So konnte ich die Sophienhöhe in der diesigen Luft zuerst nur schemenhaft erkennen, als ich schon fast im Startort Niederzier war. Kurzzeitig dachte ich, der Lauf müsste ausfallen, weil sich der Hambacher Tagebau doch entschlossen hatte, den Berg abzutragen ;-)

Im Vorfeld traf ich einige Laufkollegen, unter ihnen auch Marc Fricke, der das Rennen zum ersten Mal in Angriff nahm und ein wenig tiefstapelte, wie sich später herausstellen sollte. Wie ich schon erwartet hatte, war das Läuferfeld dieses Jahr nicht so stark wie im Vorjahr und bei dem warmen Wetter waren aller Voraussicht nach nicht die damals erzielten Top-Zeiten machbar, aber ich rechnete mir durchaus eine gute Platzierung aus. Der Monte Sophia ist ein Lauf, der von den Teilnehmern sehr ernst genommen wird. Fast jeder versucht hier, das Beste aus sich herauszuholen, denn die Veranstaltung liegt terminlich günstig in der Vorbereitungsphase fast aller Herbstmarathons und dient oftmals als erster Leistungstest für die Formkurve.

Von Beginn an setzten sich die Favoriten an die Spitze des Feldes. Ich folgte in einer kleineren Gruppe mit Kai und Peter Assenmacher, da wir ein ähnliches Tempo mit einer Zielzeit um die 2 Stunden anpeilten. Der Startpunkt befindet sich auf einer Höhe von etwa 100 m üNN, doch schon nach knapp 2 km kommt der erste kleine Anstieg auf eine höher gelegene Trasse, auf der es dann noch ein Stückchen weitergeht, ehe das „Vorgebirge beginnt. Nun steigt die Strecke schon mal bis auf eine Höhe von fast 230 m an, bis sie dann von km 6 bis 9 wieder hinab fast zur Ausgangsbasis zurückführt. Dabei zieht sich das Feld natürlich etwas auseinander, unsere Gruppe hatte sich allerdings schnell wieder gefunden. Es folgt ein kurzes Flachstück, bevor die erste wirkliche Gemeinheit kommt. Die Rodelbahn! Hier geht es zuerst um nochmals 40 Höhenmeter bergab, worauf diese Höhendifferenz auf einem Hang von etwa 200 m Länge steil bergauf bezwungen werden muss. Auf dieser Passage befinden sich zumeist nur im Spitzenfeld einige wenige Läufer, die diesen Abschnitt noch im Laufschritt bewältigen.

Oben angekommen mit absolutem Maximalpuls folgt ein kurzes Erholungsstück, das allerdings auch bitter nötig ist. Von hier an war ich relativ allein, nur noch dicht gefolgt von Kai. Ab km 12 beginnt der eigentliche Hauptanstieg der Strecke. In langgezogenen Serpentinen geht es bis hinter km 17 in unterschiedlichen Steigungsgraden hinauf auf ein Plateau in eine Höhe von etwa 270m üNN. Dieser Streckenabschnitt wurde ganz treffend von einem früheren Teilnehmer einmal als „Blutstrecke bezeichnet, da er anschließend behauptete, auf diesem nicht enden wollenden Anstieg Wasser und Blut geschwitzt zu haben.

Entlohnt wird man jetzt allerdings mit den schönsten Passagen des Parcours. Nach zwei schönen Aussichtspunkten mit entsprechender Fernsicht über das Dürener Land begibt sich der Streckenverlauf auf eine 2 km-Schleife, in deren Mitte es eine kleine Besonderheit gibt. Die Läufer machen einen Abstecher über einen Trampelpfad durch ein kleines Wäldchen, um den sogenannten „Hinkelstein zu umrunden. Hier kam mir auf dem Rückweg Kai entgegen, der maximal eine halbe Minute hinter mir lag. Vor mir war weit und breit kein Läufer mehr zu sehen, auch nicht auf einer Passage, wo man mehr als die nächsten 500 m einsehen konnte. Vorne war also eine Fünfergruppe auf und davon und sollte die ersten drei Plätze unter sich ausmachen.

Zurück zur Strecke: nun ging es zum höchsten Punkt des Berges, dem Römerturm. Hierzu musste nochmals ein Anstieg von ca. 20 m bezwungen werden, bevor das Dach des Laufes auf über 290 m üNN, also fast 200 m höher als der Start- und Zielpunkt, erreicht war. Hier hatte sich der Veranstalter wie auch bereits in den vorhergehenden Rennen etwas äußerst Witziges einfallen lassen am Römerturm wartet Cäsar in entsprechender Montur und klatscht jeden Läufer einzeln ab. Ein kurzer Blick zurück Kai folgte mir noch mit gleichem Abstand und es galt höchste Konzentration für den kommenden Abschnitt zu bewahren, denn es folgte ein äußerst starkes Gefällstück. Zwar ging es ab nun wieder mehr oder weniger konstant bergab, teilweise allerdings so steil, dass dies keine wirkliche Erholung sein konnte. Bevor es endgültig wieder in die Ebene geht, passiert man noch das Gipfelkreuz, das den ehemals höchsten Punkt eines sich stetig verändernden Berges markiert, und ein Wildgehege mit vielen Rehen, die sich allerdings durch die Läufer nicht bei der Nahrungsaufnahme stören ließen.

Auf der folgenden Bergabpassage hat man manchmal das Gefühl, dass es einem die letzten Muskeln in den Beinen „zerschießt. Ich hatte außerdem kurzzeitig mit starken Seitenstichen zu kämpfen, bedingt durch den häufigen Tempowechsel. Insgeheim hoffte ich darauf, dass Kai noch aufschließen würde, um mit ihm gemeinsam das letzte Flachstück zum Ziel in Angriff zunehmen. Diese Hoffnungen erfüllten sich leider nicht. Endlich unten angekommen, schließen sich noch vier schier endlos wirkende Kilometer bis ins Ziel an. Mit den Streckenmarkierungen am Rand für Hin- und Rückweg von Monte Sophia und dem kürzeren Montelino zählte ich fast in 100 m Schritten die Reststrecke runter.

2007-08-25-m.JPGBei km 25 wagte ich eine erste Hochrechnung auf meine Endzeit, wohl wissend, dass ich langsamer als im Vorjahr unterwegs war, damals allerdings bei gut 5°C weniger und ohne Sonne. Die etwas über 1:43 h sagten mir aber, dass ich trotzdem bei gleichmäßigem Tempo die anvisierte 2 Stunden-Marke unterbieten sollte. Vor mir niemand, hinter mir niemand – einfach den Schnitt halten. Und so lief ich dann nach 1:58:18 h sehr zufrieden unter den Anfeuerungsrufen der Zuschauer in den Zielkanal.

2007-08-25-k.jpgKurz darauf folgte Kai, der auch noch knapp unter 2 Stunden blieb (1:59:58 h). Auf diesen Erfolg und vor allem unsere Platzierungen musste natürlich unmittelbar mit einem alkoholfreien Bier angestoßen werden. Wieder einmal den Monte Sophia in einer tollen Zeit bezwungen. Gewonnen hat der Vorjahreszweite Markus Breuer (1:51:48 h) vor Rolf Schubert (1:53:04 h) und dem anfangs erwähnten Mark Fricke (1:53:30 h), der sogar einige Zeit die Führung inne hatte, aber dem Berg auch seinen Tribut zollen musste. Bei den Frauen gewann Annette Geiken vom Laufteam des Hauptsponsors RWE Power in 2:17:28 h vor Elke Melzer und Ilona Schlegel (beide in 2:21:52 h).

Monte Sophia, ich komme wieder! Und bin schon gespannt auf die leicht veränderte Streckenführung im nächsten Jahr, wenn es wieder heißt: Der (einsame) Berg ruft!

www.tv-huchem-stammeln.de/la/index.htm

Fotos: Peter Borsdorff

Fotos von Kai unter www.pixum.de/slide/2633827

  1. Hallo Manuel (und Kai)!
    Schöner und sehr treffender Bericht – besonders die Schilderung der Bergabpassage (beim Gedanken daran tun mir jetzt noch die Oberschenkel weh)! Aber nach zwei Tagen und fast ohne Muskelkater steigt schon wieder die Vorfreude auf’s nächste Jahr – dann aber ohne Gehpausen ;-)

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