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Drei Laufmonster im Klein-Walsertal

Als ich meinen Familienurlaub im Klein-Walsertal buchte, schaute ich zwar mit einem Auge auf das Wochenende der fünften Austragung der Walser Trailrun-Challenge, musste mich mit der Anmeldung zum günstigen Frühbucher-Tarif aber zurückhalten, weil ich nach langer Verletzungsmisere in 2017 nicht sicher war, ob ich wirklich solch ein Brett im Sommer laufen könnte. Der Frühling verlief glücklicher Weise vielversprechend und nach HM am Otto-See und diesmal erfolgreicher Teilnahme am 30 km Trail in Schönberg in Ost-Belgien im Juni war ich zuversichtlich. Jetzt musste nur noch meine Familie überzeugt werden, dass es doch super wäre, einen Urlaubstag der Teilnahme am 29 km langen (1.900 Höhenmeter) Walsertrail zu opfern. Mittlerweile hatten sich Christiane und Sabine für eben dieses Event angemeldet und beim Abgleich der Strecke und der Lage unserer Ferienwohnung konnte ich sehen, dass sowohl der 65 km Ultra als auch die 29 km unmittelbar an dieser vorbei führen würde. Das wäre die Höchststrafe gewesen, wenn ich nur vom Balkon aus hätte zugucken müssen und so meldete ich mich kurz vor dem Erreichen des Teilnehmerlimits zum Höchstpreis an.

Unser Urlaub begann einen Woche vor dem Austragungswochenende und so erblickte ich bereits am ersten Urlaubstag die ersten Streckenmarkierungen während einer kleinen Kinderwanderung. Am nächsten Morgen wollte ich den Schlussabschnitt der Strecke inspizieren und verlängerte das Brötchenholen mit einem 10 km Lauf mit 900 positiven Höhenmetern. Die 900 HM bergab in knappen 30 min. habe ich dann bis Freitag gespürt. Ein leichter Lockerungslauf am Donnerstag und beste Wetteraussichten für Sonntag sorgten für eine rundum positive Vorfreude auf den Lauf am Sonntag.

Am Freitag kurz nach dem Abholen der Startunterlagen und dem Teilnehmer-T-Shirt traf ich das erste Mal Sabine im Dorf, die von ihrem letzten Feriendomizil im Lechtal zu Fuss ins Klein-Walsertal gekommen war. Das war schneller als mit dem Auto oder dem ÖPNV in dieses geographisch etwas besonders gelegene Tal zu kommen. Christiane war zu diesem Zeitpunkt noch mit der Bahn unterwegs nach Oberstdorf. Da Christiane eigens für das Trailevent aus Köln anreiste, hatte sie sich zusätzlich für den Widderstein Trail (15 km mit 900 HM) am Samstag gemeldet – hier gab es auch eine Kombiwertung mit den Hauptläufen am Sonntag.

Der Widderstein Trail führt aus dem Tal einmal um das Widderstein-Massiv herum und wurde von ca. 400 Trailrunnern unter die Sohlen genommen. 15 km mit 900 HM überwiegend über Trails und alpine Pfade sind alleine schon eine ordentliche Nummer. Leider wurden die Läufer genau während des Laufs von einem heftigen Gewitter mit Hagel überrascht, was zum Einen die Trails schmierig machte als auch in einer Höhe von 1.700-2.000 Meter über NN eine heftige Abkühlung bedeutete, denn trailtypische Pflichtausrüstung wie Regenjacke oder langärmliges Trikot waren hier nicht gefordert. Christiane lief den Lauf dennoch souverän zu Ende, wahrte ihre Teilnahme an der Kombi-Wertung und erhielt die erste fette Finisher Medaille.

Am Race-Sonntag konnte ich noch in aller Ruhe mit meiner Familie frühstücken, denn der Start sollte erst um 11 Uhr im letzten Dorf im Klein-Walsertal in Baad erfolgen. Um kurz vor 10 nahm ich den für Teilnehmer kostenlosen Walserbus und traf bei herrlichen Sommerwetter Sabine und Chritiane. Vor den Start wurde von jedem Läufer die vorgeschriebene Pflichtausrüstung kontrolliert, wobei zumindest mein Kontrolleur hier Sachverstand walten ließ und ihm die gefüllte Trinkblase wichtiger war als Handschuhe, Mütze und lange Hose.

Nach erfolgten Startschuss hatte man ca. 2 km Zeit, sich seine Position auf einem recht moderat ansteigenden und breiten Wanderweg zu erarbeiten. Dann war es mit der Leichtigkeit getan und der Trail began. Auf ca. 5 km stieg die Strecke immer steiler an. Erst auf feinen Wurzeltrails, später immer steiniger. An der Bärguntalpe wartete die erste Verpflegung. Trinken war Pflicht, denn es war jetzt genau 12 Uhr und die Sonne brannte vom wolkenlosen Himmel. Trotz eine Meereshöhe von fast 2.000 Meter fühlte es sich nach Hochsommer an. Die Strecke führte wiederum um das Widdersteinmassiv herum auf ständig leicht welligen und meist noch gut laufbaren aber zwischendurch doch schon recht technisch anspruchsvollen Trails in Richtung Mindelheimer Hütte. Hier füllte ich meine Trinkblase auf, was sich als tatsächlich beste Entscheidung des Tages herausstellen sollte. Beim Verlassen des Verpflegungspostens las ich auf einem Wanderwegweiser: 4,5 km bis zur Fiedererpasshütte.

Dass sich der Weg zum Fiedererpass und der Aufstieg zur Fiedererpass-Scharte, in praller Sonne, zu einer derart harten Nummer entwickeln sollten, hatte ich mir so nicht vorgestellt. Eine Kletterpartie bei der an einigen Stellen die Hände zur Hilfe genommen werden mussten, gipfelte in einer kurzen Stahlseil-gesicherten Passage durch die Scharte. Danach verlief der Trail durch ein Geröllfeld steil bergab zur Fiedererpass Hütte und VP3. Hier stärkte ich mich ausgiebig, fühlte ich mich doch muskulär schon leicht müde. Der schmale Bergpfad ging weiter überwiegend bergab mit teils hohen Stufen und zumindest für mich technisch schwierigen Passagen und wir erreichten den letzten Anstieg des Tages über einen steilen Wiesenweg.

Als ein Wegweiser noch 5 km to go anzeigte, erreichten wir die Wege, die ich schon von meinen Erkundungslauf am Anfang der Woche kannte. Hier wurden die einzigen wenigen Kilometern über breite Fahrwege geführt und ich malte mir meinen Zieleinlauf aus. Leider zu viel geträumt, denn ich übersah eine Wasserablaufrinne und flog im hohen Bogen. Zum Glück bin ich mit einer aufgeschürften Hand glimpflich davon gekommen. Doch der Schrecken nahm mir etwas den Mut und die Kraft, die letzten km nach Riezlern etwas flotter zu nehmen. So eierte ich in Richtung Tal und beim Verlassen des Waldes erblickte ich meine Tochter am Streckenrand. Sie hatte über eine Stunde lang dort gewartet und einen Schüssel Wasser mit Kühlakkus kalt gehalten. Doch ihr Plan war es, mir dieses Wasser entgegenzuschütten, was ich mir gerne gefallen ließ.

Die nun noch ca. 500 Meter auf Asphalt wurde ich von meiner Tochter auf ihrem Tretroller bis in Ziel begleitet, welches ich in rund 5:30 Stunden erreichte. Nach kurzer Stärkung und Abkühlung machte ich mich auf den kurzen Weg in Richtung Ferienwohnung und Dusche und bekam gerade noch Sabines Zieleinlauf mit. Auch Christiane erreichte wenig später das Ziel und wurde mit der zweiten Finisher Medaille an diesem Wochenende belohnt.

Nach langer Dusche kehrte ich mit meiner Familie in den Zielbereich zurück und schaute mit bei Bratwurst, Pommes und Bier noch einige Zieleinläufe der Ultra-Läufer an. Ein weiteres Bier zum Ausklang des ereignisreichen Tages gönnte ich mir mit meinen beiden Laufmonster Kolleginnen und wir ließen die Strecke mit ihren Highlights nochmal Revue passieren. Die Walser Trailrun-Challenge im Klein Walsertal ist ein Lauf mit perfekter Organisation (übrigens von einem Verein und mit vielen freiwilligen Helfern) in grandioser Landschaft auf herrlichen bis harten Bergpfaden und Trails.

4 Kommentare zu „Drei Laufmonster im Klein-Walsertal“

  1. Super Bericht, Daniel! Genau so war es.
    Das Klein-Walsertal ist auf jeden Fall eine Reise wert, gleich 2 Läufe waren in der Tat allrerdings etwas heftig aber das kennt Ihr ja schon von mir…..
    Inzwischen ist der Muskelkater verflogen und neue Pläne sind in der Mache.

  2. Hallo Daniel, toller Bericht und was den Saubuckel vor dem letzten Pass angeht, kein bisschen übertrieben. Ein eindrucksvolles Erlebnis, wenn auch ziemlich anstrengend.
    Vielen Dank und Grüße
    Sabine

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