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Rennsteiglauf – Da lief was

Am vergangenen Wochenende starteten Christiane und ich am Rennsteig, bei Europas „beliebtesten Crosslauf“, wie der Veranstalter nicht müde wurde zu betonen. Angeboten werden die Strecken Supermarathon (72 km), Marathon und Halbmarathon. Wir haben uns für den Mittelweg entschieden. Die Strecken sind wie ein Sternlauf organisiert mit unterschiedlichen Startorten und einem gemeinsamen Ziel in Schmiedefeld. Unser Startort war Neuhaus am Rennweg. Von unserem Übernachtungsort Rudolstadt, einem wunderschönen Residenzstädtchen, fuhren wir früh los zum Start um 9:00 Uhr. Die Organisation hatten wir an unsere Fahrtenleiter Sven und Georg abgegeben, die beide schon fast zwanzigmal an dem Laufklassiker teilgenommen hatten. Am Startort ist alles mit kurzen Wegen erreichbar, so dass wir in Ruhe unsere Startunterlagen abholen, die Kleiderbeutel abgeben  und uns auf den Lauf vorbereiten konnten. Lediglich die Toiletten waren etwas knapp für die rund 3.100 Marathonis. Die Wetterbedingungen waren optimal: 14-17 Grad, bewölkt, aber trocken.

Gestartet wurde vom Sportplatz aus einer großen Läufertraube heraus. Zuvor wurde noch traditionell das Rennsteiglied gesungen, das der ein oder andere vielleicht aus dem Musikantenstadl kennt. Hier fehlte uns die Textsicherheit, aber beim anschließenden Schunkeln zum Schneewalzer waren wir wieder mit dabei. Überhaupt spielen entlang der Strecke immer wieder Kapellen die Hitparade der Volksmusik, mal was anderes als Samba und Techno wie in Berlin. Da wir uns nicht sehr weit vorne eingereiht hatten, verliefen die ersten 2 km durch Neuhaus gebremst im riesigen Teilnehmerfeld. Danach weitete sich die Straße und es ging erst einmal rund 6 km bergab. Nach meinen Erfahrungen vom 7G-Marathon, wo mir am Ende die Körner fehlten, ließ ich es diesmal etwas ruhiger angehen, vielleicht zu ruhig. Aus Sorge, nicht genug Reserven zu haben, hatte ich beim Frühstück etwas zu viel gegessen und musste mich die erste Streckenhälfte mit einem zu vollen Magen quälen. Christiane und unsere Lauffreunde habe ich schon nach dem Start nicht mehr gesehen.

Kurz nach der ersten Verpflegungsstation bogen wir dann in den Wald ein. Hier verlief die Strecke auf dem Rennsteig-Wanderweg zunächst auf einem breiten Waldweg. Die Laufstrecke durch den Thüringer Wald ist sehr schön, viel Natur mit vereinzelten Dörfern, vorbei an Skiliften und Kurkliniken. Insgesamt gab es eher wenige Zuschauer, aber die die da waren, sorgten für gute Stimmung. Obwohl auf der ersten Hälfte der Strecke mit dem Masserberg die höchste Erhebung der Strecke liegt, läuft man vom Gefühl her eher bergab oder eben, während es im zweiten Streckenabschnitt in kürzeren Wellen bergauf und bergab geht. Insgesamt ging es rund 770 Höhenmeter bergauf und 850 bergab.

Nach genau zwei Stunden hatte ich die erste Hälfte geschafft, so dass ich mir Hoffnung auf eine Zeit knapp über vier Stunden machte. Die wurde schnell gebremst, denn nach der HM-Marke ging es im Gänsemarsch über Stock und Stein in einem Hohlweg steil bergab. Überholen unmöglich, km-Zeit 7:18 min., positiv denken: mal einen km ausgeruht. Entlang der Strecke gibt es ausreichend Verpflegungsstationen, an denen auch regionale Schmankerl gereicht werden, wie Rostbratwurst oder Bier. Besonders schön auch die Hafergrütze, die unter dem verlockenden Namen „Schleim“ angeboten wird. Nachdem mein Magen wieder in der Reihe war, habe ich aber keine Experimente gewagt. Etwas schade ist, dass die Verpflegungsstationen jedes Mal anders aufgestellt und sehr unübersichtliche sind. Mal gibt es das Wasser ganz vorne, mal hinten, wenn man denkt, es kommt nichts mehr.

Vor dem Rennen hatte ich mir zugestanden ab km 30 auch mal zu wandern, wenn es notwendig ist. Dies war auch prompt bei km 31 der Fall, als es sehr steil bergan ging. Hier wanderten auf einmal alle um mich herum. Da ich das Rennen verhalten angegangen war, blieb es auch die einzige Wandereinlage. Im zweiten Streckenabschnitt sind die Wege oft viel schmaler, als vorher, so dass man zum Überholen aufs Feld oder in den Schotter ausweichen muss. Leider wird man (von Männern) auch nicht so gern vorbei gelassen, das kostet dann ein bisschen Zeit. Denn auf den letzten 5 km kam ich mir vor wie bei einem Volkswandertag, so viele Teilnehmer schienen von hier ins Ziel zu gehen. Bei km 37 gibt es noch einen letzten Berg, der es in sich hat, danach geht es bis Schmiedefeld, „dem schönsten Ziel der Welt“, bergab. In Schmiedefeld ist die Stimmung groß, was auch nötig ist, denn hier kommt das dicke Ende. Der letzte Kilometer hat noch einmal 100 Höhenmeter hinauf zum Sportplatz. Aber hier stehen entlang der Drängelgitter so viele Zuschauer, dass man den Berg hinauf getragen wird. Oben angekommen, ist aber noch nicht Schluss, denn es folgt noch eine halbe Runde um den Sportplatz. Schön gemacht ist der gemeinsame Zieleinlauf mit den Supermarathonis, die aus der anderen Richtung nach Schmiedefeld kommen.

Der Sportplatz und die angrenzenden Wiesen gleichen einem riesigen Festplatz mit großartiger Atmosphäre. Hier trifft man sich, fachsimpelt, plant neue Herausforderungen und genießt die Zielverpflegung aus Suppe, Läuferbier und der traditionellen Rostbratwurst. Die Siegerehrung wird stimmungsvoll gestaltet, mit Trachten und Samtkissen für die Medaillen. Überhaupt ist die Veranstaltung trotz ihrer Größe (16.000 Starter insgesamt auf allen Strecken) äußerst liebevoll und familiär organisiert und lebt von zahlreichen Traditionen, die ich hier nicht alle aufzählen kann. Sicher ist sie auch deshalb so beliebt und für alle Landschaftsläufer eine unbedingte Empfehlung.

Unsere Ergebnisse: Christiane 3:58:39 (43. Gesamt, 7. AK); Sabine 4:08:28 (72. Gesamt, 3. AK)

Veranstalter

5 Kommentare zu „Rennsteiglauf – Da lief was“

  1. Glückwunsch Euch beiden! Da ich ja bei einigen Vorbereitungswettkämpfen von Euch dabei war, wusste ich ja über Eure gute From bescheid. Das es bei so einem großen Lauf fürs AK Treppchen reicht, umso schöner.
    Das wäre doch mal ein LM Ausflug-Wert. Da ist doch für jeden ein Lauf dabei ;-)
    Sabine, lese ich da zwischen den Zeilen, dass du es bereust zu verhalten angegangen zu sein? Da gibt es nur ein Mittel: Noch einen großen Lauf nachlegen um die gute Form zu bestötigen
    Gute Erholung und Grüße
    Daniel

  2. Super Bericht, Sabine, genau so war es. Ja dann nimm Dir mal Daniels Tipp zu Herzen. Aber wahrscheinlich ist ja kein Termin mehr im Kalender frei…..
    Jetzt also erst mal aktive Pause,
    LG Christiane

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