laufmonster.de

Laufmonster.de

Wer lange läuft, der ist hier richtig!

30. Brüder Grimm Lauf – Erlebniswochenende zwischen Wellness und Jugendlager

2014-06-08_0002.jpg

Bei fantastischem Wetter haben wir das Pfingstwochenende 2014 im Main-Kinzig-Kreis beim Brüder Grimm Lauf verbracht. Dieser 82 km lange Etappenlauf ist ein hervorragend organisierter Laufklassiker. Über fünf Etappen zwischen 14 und 18 km geht es von Freitagabend bis Sonntagabend auf den Spuren der Brüder Grimm von Hanau nach Steinau.

Nach einer entspannten Anreise mit dem Zug und einem Kaffee im Schlosspark starteten wir am Freitagabend um 17:00 Uhr auf dem Marktplatz von Hanau. Als Neuling bei einem Etappenlauf (Christiane war dort schon viermal am Start) war ich sehr gespannt, was mich erwarten würde. Im Vorfeld bewegte mich vor allem die Frage, wie man sich die Strecke am besten einteilt. Dazu hatte ich unsere Ultra-Abteilung befragt, aber auch andere Fachleute. In einem waren sich alle Experten einig: „Verhalten angehen“. Was das für mich im Konkreten bedeuten könnte, lag aber zwischen 5:10 und 5:45 pro km. Somit war ich vor dem Start noch keinen Schritt weiter.

2014-06-06_0002.jpg

Die erste wenig märchenhafte Etappe verlief zunächst durch die Baustellen der ansonsten sehr beschaulichen Stadt Hanau und danach ca. 7 km entlang verschiedener Autobahnen rund um das Hanauer Kreuz. Danach wurde es aber wirklich sehr schön. Durch die Abendsonne liefen wir durch ein Landschaftsschutzgebiet zur Turnhalle in Niederrodenbach. 16 km in 1:22 h war hoffentlich verhalten genug. Im Ziel der einzelnen Etappe wird jeder der rund 500 Teilnehmer persönlich von Moderator Rolf Heringhaus begrüßt, der den Lauf und das Rahmenprogramm seit 20 Jahren begleitet. Eine nette Geste.

2014-06-06_0003.jpg

In der Turnhalle wurde direkt das Matratzenlager aufgeschlagen, natürlich kann man auch komfortabel in einer Pension schlafen, aber das stand für Laufmonster gar nicht zur Debatte. (Leider?) In einer Turnhalle habe ich zum letzen Mal in meiner Jugend bei Ausflügen mit dem Sportverein geschlafen. Auch bei der Arbeit konnte ich mich bislang erfolgreich um solche Aktivitäten drücken. Vom Matratzenlager ging es direkt zur Vereinsgaststätte und der ersten Nudelportion für die kommenden Tage. Hier haben wir dann Anja, eine laufbegeisterte Kölnerin, getroffen und ein bischen gefachsimpelt. Schnell stellte sich heraus, dass wir, was das Laufen angeht, ähnliche Leidenschaften haben und luden sie zu unserem nächsten Stammtisch ein. Danach noch ein sehr kleiner Abendspaziergang und ab in die Horizontale.

Nach einem reichhaltigen Frühstück startete um 9:30 Uhr die zweite Etappe von Niederrodenbach nach Neuenhaßlau. Die Orte entlang der Laufstrecke, deren Namen man noch nie gehört hat und auch schnell wieder vergisst, sind äußerst hübsch restauriert mit alten Stadtkernen und Stadtmauerresten. Während die erste Etappe komplett flach ist, beginnt hier der Berglauf, jedoch mit 173 Höhenmetern auf 14 km recht moderat. Landschaftlich ist diese Strecke sehr schön. Nach einem kurzen Auftakt durch den Ort kommt man schnell in den Wald und trabt auf breiten Waldwegen dem Höhenpunkt der Strecke zu. Dort öffnet sich dann der Blick und unten im Tal zeigt sich der Zielort. Bis dorthin läuft man durch Streuobstwiesen und Felder entspannt bergab. Auf dieser Etappe lief es, auch dank der angenehmen Temperaturen im Wald, sehr locker für mich. Das Tempo vom Vortag schien richtig gewählt.

2014-06-07_0002.jpg

In der Mittagspause liegt man dann in oder vor der nächsten Turnhalle, isst die nächste Portion Nudeln, klönt und legt die Füße hoch. Hier haben Christiane und ich die Laufmonster-Akquisition intensiviert und Anja überzeugt, doch als Monster an den Start zu gehen. Das klappte tatsächlich noch und mit unserem neu gegründeten Team sind wir auf Anhieb auf Platz 8 von ca. 30 Teams in der Frauenwertung gekommen.

2014-06-07_0001.jpg

Die dritte Etappe ähnelt der zweiten, was Höhenprofil und Charakter angeht (173 HM auf 16 km), nur das Ende durch das Gewerbegebiet von Gelnhausen ist weniger romantisch. Hier machte sich auch das warme Wetter zum ersten Mal bemerkbar und es kam zu kleineren und größeren Einbrüchen im Feld. So wurde die Laufstrecke in einzelnen Streckenabschnitten zum Wanderweg. Außerhalb der Etappen zeichnet sich der Lauf durch kurze Wege aus. Nach dem Einlauf im Stadion ca. 100 Meter zur Turnhalle und nochmal 300 Meter zur Festhalle.

2014-06-08_0001.jpg

In der Festhalle fand abends eine Pasta-Party statt mit einem Büffet, das sich sehen lassen kann. Dazu noch eine Live-Band und eine Tombola, bei der man neben Gutscheinen vor allem Lampen gewinnen kann. Als Gute-Nacht-Geschichte natürlich noch ein Märchen von den Brüdern Grimm. Am zweiten Abend sind die Beine dann doch schon so schwer, dass man sich auf das Liegen freut, auch wenn es in der Turnhalle nie richtig still wird und sich ein erholsamer Schlaf nicht einstellt. Besonderer Service ab der dritten Etappe kann man sich in der Halle kostenlos professionell massieren lassen.

Nach einer unruhigen Nacht fällt das Aufstehen am nächsten Morgen schwer und die Beine wollen auch noch nicht. Eine weitere Frage, die wir uns gestellt haben, war, ob man sich vor den Etappen einläuft oder besser nicht. Nach kurzer Diskussion erschienen uns dann 25 km on Top doch etwas viel und wir verlegten das Einlaufen auf die Strecke. Das ging auch ganz gut, denn spätestens nach 2-3 km waren die müden Beine wieder im Betriebsmodus.

Sonntagmorgen 9:00 Uhr in Gelnhausen am Start, schon knapp 30° im Schatten und die anspruchsvollste Etappe vor den Füßen. 357 Höhenmeter auf rund 16 km warteten auf uns. Da die Strecke weitgehend auf Fahrwegen durch den Wald verläuft und nur sanft und stetig ansteigt, lag mir dieser Abschnitt erstaunlich gut und war bei weitem nicht so schlimm wie befürchtet. Auch die Temperatur im Wald war noch erträglich. Hinzu kam dass zahlreiche freiwillige Helfer noch zusätzliche Verpflegungsstationen aufgebaut hatten. Dadurch hatte ich das Gefühl, dass, immer wenn ich dringend Wasser brauchte, auch eine Station kam. Zum Abschluss der Etappe ging es steil bergab und man konnte es bis ins Ziel richtig laufen lassen. Eine Etappe ganz nach Christianes Gusto.

Den Etappenlauf bin ich mit dem Vorhaben angetreten, mit „Würde ins Ziel zu laufen“, wie unsere Laufkollegin Verena mal so schön gesagt hat. Nun lag ich nach der 4. Etappe mittlerweile auf Platz 7 in der AK, die hier immer über 10 Jahre geht und daher 6 Preise vergeben werden. Nun war mein Ehrgeiz doch ein bischen entfacht und die Gedanken kreisten darum, ob 1:30 Minuten auf 18 km bei 35° im Schatten aufzuholen sind. Schrecklich dieser plötzliche Druck, wo ich doch eigentlich nur ins Trainingslager für meinen Marathon im Sommer wollte.

2014-06-06_0001.jpg

Als ich mir vornahm, „ganz entspannt“ zu laufen und abzuwarten, wofür das reicht, wusste ich noch nicht, dass das schlimmste Lauferlebnis aller (meiner) Zeiten vor mir lag. Alle Etappen haben Märchennamen, an diesem Tag wäre Frau Hölle passender als Hänsel-und Gretel-Etappe gewesen. Bei brütender Hitze und sicher exorbitanten Ozonwerten startete um 15:30 Uhr der letzte Abschnitt von Bad Orb nach Steinau. Nach ca. 1,5 km durch den Ort ging es auf ca. 1,2 km 120 positive Höhenmeter bergauf. Hier entschied ich mich weitgehend fürs Wandern.

Oben angekommen ging es genauso steil bergab. Danach folgten noch 13 km durch das malerische Kinzig-Tal. Die Strecke verlief hier in weiten Teilen auf einem Fahrradweg, wo der Asphalt ordentlich Hitze abstrahlte. Zum Glück gab es auch hier wieder zahlreiche zusätzliche Wasserstationen oder Rasensprenger unter denen man sich abkühlen konnte. Aber meist hielt diese Erfrischung nur wenige hundert Meter an. Auf diesen endlos langen 13 km dachte ich öfter ans Aufgeben, als mir lieb war, auch hatte ich kein Gefühl dafür, wo ich im Feld einsortiert war. Was mich vom Wandern abhielt, war einzig der Gedanke, dass dann die Qual einfach noch länger dauern würde.

Also setzte ich Schritt vor Schritt bis die Entfernungskilometer endlich runter gezählt werden konnten. Bei km 15 überholten mich dann zwei Frauen, die möglicherweise in meiner AK sein konnten. Also dran bleiben, besser wird es nicht mehr. Der Zieleinlauf in Steinau geht bergauf, deshalb wollte ich unbedingt noch Kräfte genug haben, um nicht ausgerechnet dort wandern zu müssen. Das war dann aber gar nicht so schlimm, denn dort wird man getragen vom Applaus der zahlreichen Zuschauer.

2014-06-08_0003.jpg

Nach 82 km in 7:14:24 kam ich dann völlig erschöpft im Ziel an und konnte mir stolz das Finisher-Shirt mit goldenem Aufdruck abholen. Da andere noch schlimmer eingebrochen sind als ich, konnte ich auf dieser Etappe sogar noch fünf Minuten gut machen, was letztlich zu Platz 5 in der AK und Platz 33 in der Gesamtwertung reichte.

Bevor wir mit dem Zug wieder nach Hause fuhren, ließen wir den Tag – mal ohne Nudeln – auf dem Marktplatz bei der stimmungsvollen Siegerehrung ausklingen.

2014-06-07_0003.jpg

Warum nun Wellness oder Jugendlager? Während bei mir die Jugendlagererinnerungen im Vordergrund standen: Schlafen im Massenlager, kalte Gemeinschaftsduschen, Frühstück in der Turnhalle, richtete Anja ihren Blick mehr auf das Rundum-Sorglos-Paket mit Vollpension, Ruheoasen und den Massagen, die auf keinen Fall verpasst werden durften. Egal wie man‘s nimmt, der Lauf ist auf jeden Fall eine unbedingte Empfehlung. Perfekt organisiert, was Streckenverlauf, Transfers und Verpflegung angeht. Rund 500 freundliche Helfer sorgen dafür, dass alles reibungslos klappt. Schade für sie, dass es dann immer noch Menschen gibt, die ein Haar in der Suppe suchen.

Unsere Teamwertung: 8. Platz in 22:30:13

33. Sabine, 7:14:24 h, 5. W50
52. Anja, 7:36:53 h, 20. W40
54. Christiane, 7:38:56 h, 22. W40

Veranstalter/Infos/Etappenplan

6 Kommentare zu „30. Brüder Grimm Lauf – Erlebniswochenende zwischen Wellness und Jugendlager“

  1. Puhhh! Da läuft einem ja schon beim Lesen der Schweiß!
    Dir, Sabine, gebührt großer Dank für den ausführlichen Bericht!
    Herzlichen Glückwunsch an Sabine, Anja und Christiane! Wie schön, dass ihr ein neues (und dazu noch weibliches!) Laufmonster gewinnen konntet!

    P.S.: Wer von euch kommt mit zum Hasenrunde-Lambachtallauf am 19.6.?

  2. Hi Sabine, toller Bericht!!!
    Gratuliere Dir zu dem prima Debüt und dem tollen Kampf – um die Plätze in der W50…… hätte ich mal bloß nix gesagt, dass Du gute Chancen auf´s Treppchen hast. Aber Dein Mut und Durchhaltewillen sollte belohnt werden!
    Mich hat auf der letzten Etappe auch nur die Aussicht auf das Podest nochmal so richtig kämpfen und beißen lassen (mit Geheinlagen!!). (Fast) schlimmer als Ironman…..
    Wünsche Dir (und allen anderen „Monstern“) weiter viel Spaß bei der Lauferei.
    CiaoCiao Moni

Kommentar verfassen

Nach oben scrollen