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Köln Marathon: Der Dom war zweimal das Ziel

2013-10-13_00085.jpg7:00 Uhr Bei strömendem Regen starten wir von Gummersbach in Richtung Köln, die Temperatur liegt bei 6,5 Grad und die Stimmung ist recht gedämpft. Wir platzieren unser Auto startnah in Deutz und machen uns um 8:20 Uhr auf den Weg zu unserem Startblock Rot und stellen uns in die letzte Reihe, um wirklich ruhig und ohne Sturzgefahr ins Rennen zu kommen. Die Meldeliste der Frauen hatte ich mir Tage zuvor angeschaut und neben der Siegerin 2012 Iris Brümmer auch Streckenrekordhalterin Monika Turra und andere Top-Frauen gesichtet. Von da an war mir klar, ich konzentriere mich auf mein eigenes Rennen und eine Platzierung ganz vorne war eher unrealistisch. Da Andy schon früh für sich entschieden hatte, keine eigene Zeit zu laufen, freute ich mich umso mehr, gemeinsam mit ihm an den Start gehen zu können. Wir hatten lange im Vorfeld über ein „optimales Renntempo“ gegrübelt und uns letztendlich für einen Start in 5:10 Pace entschieden, immer mit Blick auf meinen Puls, um so die kompletten 63,3 km so gut es geht durchzulaufen. Soviel zur Theorie.

2013-10-13_00341.jpg8:30 Uhr Start des Halbmarathons. Der Regen hört auf, aber die Straßen sind noch sehr nass, die Stimmung im Block ist prima und wir machen uns auf die erste Runde. Der Halbmarathon vergeht wie im Flug, wir können an diversen Turns das schnelle Herren- und Damenfeld sehen und sowohl Nikki, Lukas und auch Kai im Feld entdecken und uns gegenseitig etwas anfeuern. Wir müssen uns immer wieder runterbremsen, um ja nicht schon bei dem ersten Halbmarathon zu viele Körner zu verlieren. Der letzte Richtungswechsel zur Hohe Straße gibt den Blick auf den Dom frei, ja der Dom ist das Ziel! Kurz vor Zieleinlauf überholt uns Sandra Dittscheid, eine ebenso laufverrückte Freundin aus Rheinbach und wir feuern sie noch an. 10:20 Uhr Zieleinlauf am Dom, wir drücken noch schnell Sandra und Andreas, ihren Ehemann, schön die beiden hier im Ziel zu treffen, das gibt uns Kraft.

Wir müssen flott weiter, versorgen uns schnell mit ein, zwei Riegeln im Verpflegungsdorf und machen uns direkt mit zwei Tüten umknotet auf den Weg auf die Startseite. Eine Fahrt mit der Bahn schlossen wir direkt aus, da Andy so eine – ich sag mal Disharmonie – mit öffentlichen Verkehrsmitteln pflegt. Mit ihm bin ich schon in so manchen Bahnhöfen und U-Bahnen stecken geblieben… als dann noch sein KVB Ticket für den Marathontag erst im dritten Anlauf ausgedruckt vor mir lag, war klar: Wir traben über die Hohenzollernbrücke zurück zum Start. 10:50 Uhr Ankunft an unserem Verpflegungsauto. Den obligatorischen Stop bei Lommi, den Frank und Micha im letzten Jahr eingelegt haben, überspringen wir lieber. Nach einem flotten Trikot-, Socken- und Schuhwechsel werden noch etwas Kohlenhydrate nachgefüllt, die letzten Riegel in die Tasche gestopft und weiter geht es um 11:20 Uhr in Richtung Start, wieder Startblock Rot, letzte Reihe.

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Unglaublich, aber der Köln Marathon 2013 startet pünktlich um 11:30 Uhr. Direkt nach dem Start sehen wir Teamkollege Frank, der dem 3:30 Pacemaker folgen will. So, nun in den Tritt kommen. Für die Marathondistanz hatte ich genau drei Punkte abzuarbeiten: Punkt 1 und 2: ich muss bis km 27 und 37 kommen, die Fanmeile der Laufmonster bzw. des Park Inn Teams und 3. ganz klar, der Dom ist das Ziel! Das Lauffeld im Marathonblock ist viel voller und immer wieder läuft ein Marathoni zu dicht auf, so dass Andy versetzt hinter mir einen großen Teil der Strecke läuft um mich vor einer Rempelei oder einem Sturz zu bewahren. Die Haken schlagenden Schülerstaffeln nach den Wechselzonen sind zwar eine Ablenkung, hin und wieder aber auch etwas anstrengend. Im Lauffeld sehen wir einige bekannte Gesichter, so laufen wir ein Stück mit Christiane und treffen auch auf Horst Podzus, einen befreundeten Jubilee Club Läufer (es ist sein 17. Köln Marathon!). Er hatte uns vor etwa vier Jahren mit dem Marathon Virus infiziert. Es tut sehr gut, ein paar Worte zu wechseln.

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Jetzt ab km 20 werden die Beine langsam müde, wir haben jetzt den zweiten Halbmarathon auf der Uhr und konnten unsere Pace noch gut halten. Und endlich km 27, da sind die Monster und ich werde richtig wachgerüttelt, eine Bomben-Stimmung und großes Helau, aus dem Blickwinkel sehe ich Mike hinter uns hersprinten, um ein Foto zu schießen, die Stimmung trägt uns einige Meter weiter. Und jetzt nach Riehl raus! Der Wind ist hier wirklich stark und lässt meinen Atem stocken, hier wird es langsam hart. Ich zähle jeden km runter. Immer im Tritt bleiben und bis km 37 durchhalten! Da, das Schild km 37, endlich und noch mehr als auf dem Hinweg werden wir mit einer atemberaubenden Stimmung von den Laufmonstern empfangen! Fast alle Monster hatten selber einen Halbmarathon in den Knochen und die Fanmeile aufgebaut um auf die Marathonis hier in der Kälte zu warten, einfach irre. Ab jetzt noch gut 5 km durchhalten. Meine Pace kann ich kaum mehr halten. Und Andy merkt, dass jetzt langsam bei mir die Lichter ausgehen und sagt: „Komm Kati, für 5 km ziehst du dir doch sonst die Schuhe nicht an!“

2013-10-13_00075.jpgAlso weiter im Tritt bleiben und durchhalten. Noch einmal wachgerüttelt wurde ich dann von Daniel auf Höhe Hansaring mit den fordernden Worten eines Trainers: „Komm Katja, lauf das Ding nach Hause!“ Das klingt noch für einige Meter bei mir im Ohr! Ja, genau ich muss jetzt zum Dom! Wir laufen im Feld mit einem Barfußläufer und ich denke: „Jammer jetzt nicht herum, der Kerl läuft hier ohne Schuhe den Marathon“. Die Stimmung auf dem Ring ist der Hammer und der Blick auf den Dom unbeschreiblich. Auf dem letzten Kilometer hatte ich dann starke Seitenstiche und die Hohe Straße zog sich gefühlte Kilometer. Ich habe bei vielen Laufberichten immer gedacht, wie kann man sich eigentlich das Lied merken, das beim Zieleinlauf gespielt wurde und was soll ich sagen: es war Tina Turner – Simply the best. Es war geschafft und ich war erstmal total perplex.

2013-10-13_00089.jpgEs war wirklich geschafft. Die 63,3 km waren erreicht und wir hatten auf dem dritten Halbmarathon nur vier Minuten verloren und konnten so in 5:29:03 Stunden finishen, unglaublich. Wir waren gegen 15:20 Uhr im Rewe Versorgungsdorf angekommen. Jetzt erst mal durchatmen, Energie tanken und ein paar warme Sachen überziehen. In der Ausschreibung stand, die Ergebnisse würden am Ultrazelt mitgeteilt. Es war bereits 16 Uhr und der Infostand des Marathons wusste nicht einmal, dass es einen Ultra gibt. Sie schickten uns zur Tribüne am Zielkanal, da würde ja die Zeitmessung erfolgen. Wir machten uns auf den Weg und ich sag mal der Zieleinlauf des Marathons ist das Fort Knox von Köln! Nur durch Andys Ausdauer und guten Willen hatten wir dann nach vielen Umwegen und illegalen Seitenwechseln über die Strecke einen Menschen vom Orgateam vor uns, der sagte, ja hier hängt eine Liste, wir suchen den schnellsten Mann und die schnellste Frau schon die ganze Zeit und können sie nicht finden.

Bei einem Blick auf die Liste wurden mir das erste Mal an diesem Tag die Beine weich. Platz 1 Herren Markus Rajzer Lauftreff Teublitz; Platz 1 Damen Katja Hinze Team Park Inn Belfortstraße! Wir wurden direkt in einen Wärmebereich geführt und wenige Sekunden später hatte ich schon ein Siegerin-Schild auf dem Trikot. Und dann, ab auf die Bühne, da haben gerade noch die schnellen Kenianer und Mocki gestanden, mit fehlen die Worte. Der schnellste Mann traf auch endlich ein, sehr schön! Heijo Fetten und der AWB Geschäftsführer überreichten die Präsente und interviewten uns, warum man sich so etwas antut, abschließend noch ein Fotoshooting.

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Was für ein verrückter Tag. Wir kommen von der Siegerehrung und uns ist klar, den Weg zum Auto wollen wir jetzt auch noch zu Fuß schaffen. Also traben wir ein zweites Mal über die Hohenzollernbrücke und haben nun 68 km auf der Uhr, verrückt! Wir kommen am Auto an, da sieht es aus, als wäre eine Marathonbombe eingeschlagen überall liegen Gels, Tüten, Kleidung… und ich stelle voller Entsetzen fest, es ist 17:30 Uhr! Gut, dass Sabine daran gedacht hatte, die Telefonnummern auszutauschen und ich erfahre schnell, ja die Monster sind noch im Park Inn und ja, sie warten. Mit einem ganz tollen Applaus wurden wir im Hotel empfangen und von allen herzlich gedrückt. Was für ein grandioser Ausklang im Park Inn Pub! Der Satz des Tages kam natürlich von unserem Kolumnisten Guido, der feststellte dass es an diesem Tag nur drei Siegerinnen gab – Mocki, eine Kenianerin und unsere Katja von den Laufmonstern!

Ich möchte an dieser Stelle meinen herzlichen Dank an Sonja richten, die diese Spendenaktion überhaupt möglich gemacht hat und ich freue mich sehr, mit meiner Siegprämie den Spendenbetrag um 250 € noch etwas aufstocken zu können!

Danke auch an Kai, der in so kurzer Zeit einen Ersatz-Holunder-Schlachtplan aus dem Hut gezaubert hat, an meinen persönlichen Pacemaker Andy für die Weltklasse-Betreuung und natürlich auch an die Laufmonster – wir waren ein tolles Team!

Fotos von FrankKaiMike & Winfried: Start Halbmarathon, Zieleinlauf, Start Marathon, Riehler Straße (km 27/37)

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8 Kommentare zu „Köln Marathon: Der Dom war zweimal das Ziel“

  1. Nochmals herzlichen Glückwunsch zu der ganz ganz tollen Leistung und zum Platz in der Geschichte des Köln-Marathons. Dazu ein spannender Bericht, aus dem auch klar wird, dass man durch den „Seitenwechsel“ noch einige Meter zusätzlich laufen musste. Hut ab vor dieser Leistung und weiterhin gute Erholung!

    Harald

  2. Pingback: Der Blogger-Wochenrückblick | Sports-Insider

  3. Hi Katja, „geiler Bericht“ zu einer krassen Leistung. Du hattest mir ja deine Taktik beim Stammtisch schon erläutert. Dass diese so grandios aufgeht, ist natürlich umso schöner. Dass du mich am Hansaring tatsächlich gehört hast… trotz der Samba-Band auf der Ecke.

    Eine gute Erholung und bis zum Platinman

  4. Von mir auch noch mal nen fetten Glückwunsch!
    Der „Satz des Tages“ stammte übrigens aus meiner Gedankenschmiede, Guido hat lediglich eine kräftigere Stimme als ich… ;) Aber der bessere Kolumnist ist er tatsächlich!

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