Chargesheimer war ein Fotograf, der vor allem in der Nachkriegszeit die Entwicklung der Stadt Köln sowie weiterer vorwiegend industrieller Standorte der damaligen Bundesrepublik beleuchtet und fotografisch hinterfragt hat. Karl-Heinz Hargesheimer, der sich den wohlklingenden Künstlernamen Chargesheimer zulegte, bekannte sich selbst Zeit seines Lebens als Kölner Urgestein durch und durch.
Insbesondere aus diesem Grunde war es ihm ein wichtiges und persönliches Anliegen, die ursprünglich zunächst strategisch organisierte städteplanerische Neu-Entwicklung seiner Heimatstadt während der 50er und 60er-Jahre des vorigen Jahrhunderts nach den flächendeckenden Bombardierungen der Alt- und Innenstadt in der Endphase des zweiten Weltkrieges kritisch kommentierend zu begleiten. Speziell seine Bildbände „Unter Krahnenbäumen“ und „Köln 5 Uhr 30“ (übrigens sein letztes fertiggestelltes Projekt vor seinem plötzlichen und ungeklärten Tod vermutlich in der Neujahrsnacht 1972) stellen mittlerweile Meilensteine des fotografischen Gewissens der damals noch jungen Geschichte der Bundesrepublik dar.
Die Fotoreihen „Unter Krahnenbäumen“ (1958) und „Köln 5 Uhr 30“ (1970) bilden speziell aufgrund des besonderen Kontrastes zwischen der authentischen Betrachtung des nachkrieglichen Kölns und eines seiner bekanntesten „Veedel“ (das durch die damals noch geplante Nord-Süd-Fahrt schlussendlich komplett zerschnitten wurde) sowie der von übergeordneter Stelle verfügten Entwicklung zur autofreundlichen Stadt einen letztlich durchaus beabsichtigten Gegenpart.
Chargesheimer wollte und konnte zeigen, welche Wunden der Krieg in seiner Heimatstadt geschlagen hatte und kommentierte mit seinen Bildern deutlich die Massnahmen, die die Stadtplaner nach den weitreichenden Zerstörungen sowie der folgenden absoluten Planungshoheit vorgesehen hatten und letztlich auch durchführten, um Köln für die absehbare Zukunft verkehrstechnisch fitzumachen. Die daraus resultierenden offensichtlichen Bausünden und bis heute sicht- und nachweisbaren Narben, die zum Beispiel die brutal realisierte Nord-Süd-Fahrt in das Stadtgefüge geschlagen hat, sind gerade in seinem letzten Band unübersehbar. Der seine Stadt liebende Kölner zeigte den sich darbietenden urbanen Raum als das, was er seinerzeit war: verbaut, zerschnitten, zubetoniert.
Parallel dazu war er jedoch auch ein liebevoller, zugleich allerdings besonders eigenwilliger und kritischer fotografischer Begleiter der jungen Bundesrepublik und wurde neben seinen aus damaligem Blickwinkel kontroversen und damit häufig als provokant empfundenen Bildbänden insbesondere für seine unkonventionellen und häufig unverstellten Porträt-Aufnahmen von bekannten Persönlichkeiten zum Teil hart kritisiert. Zum Glück kann man aus der heutigen Rücksicht feststellen, dass das massiv vom tatsächlichen Alter geprägte ungeschönte Antlitz Adenauers aktuell betrachtet gerade durch Chargesheimers speziellen Kamerablick als absolut authentisch empfunden werden kann.
Hallo Laufmonster,
öffnen wir uns jetzt auch der Kunst bzw. Kultur? Wie schön!
Ein Originalbuchband „Unter Krahnenbäumen“ habe ich öfter zu Hause in den Händen…
GLG vom Mattes
Lieber Kai,
interessanter post-running Report. Das gefällt mir auch mal. Du hast ja ungeahnte Talente.
„Unger Krahnebäume“ , so geht auch ab Donnerstag die Post ab …
Guido