Waren es im Jahre 2006 bei der dritten Auflage des Erftstadtlaufes bereits 1.700 Starter, so konnte die Teilnehmerzahl in diesem Jahr noch um etwa 700 Läufer und Walker gesteigert werden. Eine ganz hervorragende Entwicklung und Resonanz, welche wahrscheinlich nicht zuletzt auf die tolle Organisation und die schöne Strecke zurückzuführen ist. Zudem erlebt man im Start-/Zielbereich eine sensationelle Stimmung. In meinem Bericht aus dem letzten Jahr habe ich erwähnt, dass Erftstadt-Lechenich meine eigentliche Heimat ist und die Strecke deshalb auch für mich Erinnerungen an die guten, alten Zeiten weckt. Dies war für mich auch der Ansporn, trotz schlechtem Trainingszustand und ungünstigen Umständen dennoch an den Start zu gehen. Hierzu aber später mehr.
Trotz des schönen, sonnigen Wetters am Vortag war Petrus nicht gnädig und bescherte dem Erftstadtlauf in diesem Jahr Nieselregen und niedrige Temperaturen. Die breitgefächerte Laufveranstaltung begann um 11 Uhr mit dem Bambinilauf für die kleinsten Läuferinnen und Läufer. Eine Distanz von 750 m mit Start und Ziel am Marktplatz mussten die Kinder bewältigen. Teilweise von den Eltern begleitet, teilweise mit dem besten Freund/der besten Freundin an der Hand wurde gerannt oder spaziert je nach Lust und Laune. Im Ziel erhielt dann jeder Läufer einen Weckmann und eine Medaille in Form einer Art Chipkarte um den Hals gehängt. Mit dieser Chipkarte erhielt jedes Kind an diesem Tage ein Eis in der nahe gelegenen Eisdiele. Eine schöne Idee, den kleinen Läufern die Lust auf einen Start im nächsten Jahr zu versüßen.
Um 11.20 Uhr startete dann der Schülerlauf über 1.500 Meter, bei dem die Läufer schon etwas verbissener an die Sache herangingen. Nach diesem Wettkampf begann das 5 km-Rennen, das auch Laufanfängern einmal die Möglichkeit bietet, Wettkampfluft zu schnuppern. Direkt im Anschluss machten sich die Nordic Walker auf den Weg, den Rundkurs zu absolvieren. Um 13.30 Uhr sollte dann der Startschuss für den abschliessenden 10 km-Lauf fallen.
Ich hatte meiner siebenjährigen Nichte Ann-Catherine versprochen, sie beim Bambinilauf anzufeuern bzw. ein wenig zu begleiten. Morgens um 6.00 Uhr nach reichlichem Biergenuss (erstmaliges Klassentreffen nach 15 Jahren in Lechenich) befand ich mich also in der Zwickmühle. Sollte ich mich um 10.30 Uhr noch ausschlafen oder sollte ich als vorbildlicher Onkel den Wecker stellen und in rasender Geschwindigkeit duschen, Zähne putzen und zum Marktplatz eilen. Was soll ich sagen, der Wecker klingelte um 10.30 Uhr und ich ignorierte ihn für weitere 10 Minuten, sodass ich noch schneller fertig sein musste. Meine Eltern, die mich wie so oft in meinem Elternhaus in Lechenich beherbergten, starteten gerade mit dem Fahrrad in Richtung Markt, als ich total müde unter die Dusche stieg. Einige Minuten später rannte ich dann zum Markt.
Gerade als die ersten Bambinis etwa 200 Meter der Strecke bewältigt hatten, kam ich an. Meine Nichte erkannte mich direkt und rief mir zu. Ich lief dann mit ihr einige Meter und ließ sie dann den Zieleinlauf alleine genießen.Für die 10 km hatte ich mir keine feste Zielzeit vorgenommen, sodass ich eigentlich unbeschwert starten konnte. Nun ist es aber so, dass man in seiner Heimatstadt schnell laufen will und die Familie nicht zu lange in der Kälte und dem Regen warten lassen möchte. Also läuft man doch am Limit, welches zugegebenermaßen nicht sehr hoch war. Ich hatte mich im Startbereich eher weiter hinten eingereiht, da ich recht spät kam (zwischen Bambini-Lauf und meinem Rennen waren wir wieder zum Elternhaus gegangen, um uns aufzuwärmen). Die Überquerung der Startlinie erfolgte ca. 30 Sekunden nach dem Startschuss.
Nach einigen erfolgreichen Überholmanövern auf dem ersten Kilometer erreichte ich mein an diesem Tag richtiges Lauftempo und stellte fest, dass ich zwar nur sehr selten überholt wurde aber selbst niemanden mehr überholen konnte. Dennoch war ich mit dem Tempo zufrieden und hielt nach Bekannten am Streckenrand Ausschau.Trotz des schlechten Wetters hatten sich einige Zuschauer am Wegesrand postiert und peitschten uns Läufer lautstark voran. Es gibt zwar einige Streckenabschnitte die ein wenig verwaist sind, aber an anderen Stellen ist dann umso mehr los. Außerdem sorgten wieder zwei (oder nur eine?) Sambagruppe(n) für tolle Stimmung unter den Läufern und Zuschauern. Meine Befürchtung, dass der Lauf im Bereich des Lechenicher Schlossparks (km 4 und 8) zu einem matschigen Crosslauf ausartet, bestätigte sich nicht. Durch den Schutz der Bäume war der Waldboden trocken und kein bisschen glatt.
Kurz vor 5 km-Marke entdeckte ich einen alten Freund, mit dem ich vor zwei Wochen den Kölner Halbmarathon gelaufen war. Er feuerte mich an und signalisierte, dass ich noch ein bisschen Gas geben solle. Dieser kurzfristige Leistungsschub blieb tatsächlich nicht aus, denn wenn man nach 5 Kilometern den Start-/Zielbereich passiert, dann kann man bei dieser großartigen Stimmung gar nicht anders, als noch einmal Vollgas zu geben. Meine Uhr zeigte zu diesem Zeitpunkt nur leider schon 22 Minuten an und brachte mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, nämlich zu dem nüchternen Ergebnis, dass eine Zeit unter 40 Minuten heute total unrealistisch war. Mit dieser Erkenntnis im Kopf entschloss ich mich dennoch, mein Tempo zu halten und wenigstens unter 44 Minuten zu bleiben. Meine schlechteste 10 km-Zeit würde es aber trotzdem werden.
Ab Kilometer 9 fühlten sich meine Beine müde und geschafft an. Mit Gänsehaut auf dem Körper und einem Lächeln auf den Lippen lief ich dann mit einer Zeit von 43:26 (Platz 91 von 402 Männern) ins Ziel. Kein besonders gutes Ergebnis, aber auch bei Regen und Kälte ein schönes Erlebnis, der Erftstadtlauf. Nachdem die Sieger aus 2005 (Hendrik Simon) und 2006 (Norbert Schneider) in diesem Jahr nicht über die Langdistanz starteten, fand ein Kölner Topläufer und zwischenzeitlich Zugezogener den Weg nach Lechenich und holte sich souverän den Sieg über die 10 Kilometer Distanz. Carsten von Kuk (LT DSHS) siegte in 33:14 min. vor Volker Hartwig (Turbo Schnecken Lüdenscheid) in 34:43 min. und Oliver Klug (LG Donatus Erftstadt) in 35:10 Minuten.
Das Teilnehmerfeld scheint von Jahr zu Jahr stärker zu werden. Konnte ich mich noch in 2005 mit einer Zeit von 37:42 min. über einen 8. Platz freuen, so liefen in diesem Jahr die ersten 10 Läufer unter 37 Minuten ins Ziel. Rolf Ginkel, ebenfalls ein bekanntes Gesicht in der Laufszene in und rund um Köln, kam als 11. in 37:03 min. über die Linie. Bei den Frauen landete Annette Methner (LG Donatus Erftstadt) in 38:39 min. ganz oben auf dem Treppchen. Auf Platz 2 folgte ihr in 38:47 Min. Tanja Pesch sowie Lena Graf (SG Erftstadt).
Beim 5 km Lauf gab es folgenden Platzierungen:
Damen:
1. Doris Pfennig (LGO Euskirchen/Erftstadt) 21:32 min.
2. Carolin Happke (LGO) 21:38 min.
3. Helene Bitzer(Brühl) 22:33 min.
Herren:
1. Markus Bleffert (Tennisjugend Altenahr) 17:31 min.
2. Norbert Schneider (GVG Laufteam 2007) 17:47 min.
3. Marvin Störmann (Gymnasium Lechenich) 18:47 min.