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42 Kilometer Sightseeing durch Berlin beim Jubiläumsmarathon

2013-09-29_1250.jpg42,2 km Sightseeing durch Berlin mit 40.000 Läufern aus 120 Nationen und einer Million Zuschauern, die Dich ins Ziel tragen. Das ist „Gänsehautfeeling“ pur. Zum dritten Mal in Folge lief ich in Berlin den Marathon. Eine ganz besondere Veranstaltung, die jeder Marathonläufer bzw. jede Marathonläuferin einmal miterleben sollte. Bei der Anmeldung im Oktober 2012 waren die ersten 10.000 Startplätze für 60 Euro schon nach 90 Sekunden vergeben, und nach 3 Stunden auch die restlichen 30.000. Ein Wahnsinn! Ich hatte mir extra freigenommen, um via Internet einen der begehrten Plätze zu ergattern. Fast ein Jahr später und nach vielen Vorbereitungswochen ohne Verletzungen war es dann endlich soweit. Die Spiroergometrie im Krankenhaus zeigte trotz eines wenige Tage vor dem Start dummerweise eingefangenen Infekts gute Werte. Konditionell war ich bestens vorbereitet und freute mich trotz des kleinen gesundheitlichen Dämpfers auf die sportliche Herausforderung und auf fünf schöne Tage in Berlin.

Ein besonderes Erlebnis ist die Marathonmesse am alten Flughafen Tempelhof. Man sollte allerdings schon am Donnerstag oder Freitag auf die Messe gehen. Samstags ist es viel zu voll. Die Besucher werden dann nur schubweise eingelassen. Im letzten Jahr hatte ich die 33jährige Wienerin Manuela im Hotel kennengelernt. Sie lief 2012 ihren ersten Auslandsmarathon in 3:15 Stunden. Diese Mal trafen wir uns natürlich wieder. Das macht schließlich auch einen internationalen Marathon aus.

Am Tag des Rennens herrschte Bilderbuchwetter. Sonnig, aber kalt. Brillantes Läuferwetter! Gemeinsam fuhren wir zum Start. Allerdings ging es mir nicht gut. Ich hatte die Nacht zuvor kaum geschlafen und wegen des Infekts seit zehn Tagen nicht mehr trainieren können. Ob ich es wirklich schaffen würde? Am Hauptbahnhof trafen wir Wolfgang und Uschi vom ESV Gremberghoven. Sie sprachen mir noch einmal Mut zu.

Die Organisation in Berlin läuft perfekt ab. Trotz 40.000 Startern findet man sich im Startbereich gut zurecht. Die vielen Helfer zeigen einem freundlich den Weg. Direkt an den Startblöcken waren dann im Gegensatz zu den Kleiderzelten auch genug freie Toiletten. Um 8.45 Uhr starteten die Topläufer. In meinem Startblock war es voll, die Stimmung prächtig und alles wartete darauf, endlich loslaufen zu dürfen. Ich unterhielt mich mit Läufern aus aller Welt. Man sprach fast ausschließlich Englisch an diesem Morgen. Ich sah das ZDF-Team, das uns für das Morgenmagazin filmte. Also lächeln und in die Kamera winken. Dann ging es los, vorbei an tausenden Zuschauern, die uns zujubelten. Gänsehautfeeling…

Schon nach einem halben Kilometer passiert man die Siegessäule. Sie wird zu beiden Seiten umlaufen. Es geht durch den Tiergarten, und bei Kilometer 6,5 läuft man am Bundeskanzleramt und dem Reichstag vorbei. Gegenüber sieht man auf den Glaspalast des neuen Berliner Hauptbahnhofes. Ich lag gut in der Zeit, hatte aber noch 35 Kilometer vor mir. Ich hatte mir vorgenommen im 5,30er bis 5,40er Schnitt zu laufen. Zu Hause hatten sich Jochen und einige Freunde die App runtergeladen und konnten so meinen Lauf in 5-Kilometerabschnitten auf dem Smartphone verfolgen. Mit Uschi und meiner Freundin Elke hatten wir uns an drei Stellen der Marathonstrecke verabredet. Sie wollten uns mit aufmunternden Worten und Gels versorgen.

Der Parcours führte weiter über die Friedrichstraße in den Ostteil der Stadt hinein. Man sieht den Fernsehturm am Alexanderplatz, mit 368 Meter das höchste Gebäude Berlins. Die Strecke ist komplett flach und abwechslungsreich. Überall Menschen, die uns zujubelten. Bei Kilometer 23 erreichte ich das Rathaus Schöneberg, zu Westberliner Zeiten der Sitz des Senates. Auf dem Platz davor verkündete John F. Kennedy ein Jahr nach dem Mauerbau „Ich bin ein Berliner“. Mir ging es immer noch gut. Bei jedem Getränkestand nahm ich Wasser und eines meiner Gels zu mir. Mein eingeschlagenes Tempo behielt ich bei, musste mich aber selbst oft bremsen. Es ging weiter durch die Stadtteile Steglitz und Zehlendorf. Bei Kilometer 28 erreichten wir den berühmten „Wilden Eber“. Viele tausende Zuschauer waren dort versammelt und verbreiteten zusammen mit einer Sambaband eine super Stimmung.

Ab Kilometer 30 wartete ich auf den Mann mit dem Hammer, aber er kam zum Glück nicht. Irgendwann ging es einen Kilometer den „Kudamm“ entlang und bei Kilometer 35 passierten wir die Gedächtniskirche, eines der bedeutendsten Wahrzeichen Berlins. Gleich sollte ich meine Freundin Elke und Uschi zum dritten Mal sehen. Ihre aufmunternden Zurufe taten mir jetzt richtig gut. Ich nahm mein letztes Gel und hoffte darauf, dass ich die verbleibenden 7 Kilometer ohne Probleme und im gleichen Tempo weiterlaufen konnte. Weiter ging es am „KaDeWe“, an der Philharmonie und am Potsdamer Platz vorbei. Die Oberschenkel schmerzten.

2013-09-29_1300.jpgDann endlich, auf der Prachtstraße Berlins – „Unter den Linden“ – auf Höhe Kilometer 40, konnte ich das Brandenburger Tor, das Wahrzeichen des wiedervereinten Deutschlands sehen. Also Zähne zusammenbeißen und so schnell laufen, wie es geht. Die vielen jubelnden Zuschauer an der Seite nahm ich kaum noch wahr. Tränen liefen mir über das Gesicht, als ich durch das Brandenburger Tor lief. Jetzt nur noch 500 Meter! Ich riss die Arme hoch und lief in persönlicher Bestzeit in 3:56:42 Stunden über die Ziellinie. Meine GPS Uhr zeigte allerdings statt der offiziellen 42,195 km satte 43,3 Kilometer an… Wilson Kipsang lief an diesem Tag in 2:03:23 Stunden einen neuen Weltrekord und ich war als Läuferin dabei. Das ist nicht mehr zu toppen. Klar, dass wir am Sonntagabend alle unsere Erfolge bei einem guten Essen feierten.

3 Kommentare zu „42 Kilometer Sightseeing durch Berlin beim Jubiläumsmarathon“

  1. Liebe Gabi,

    vielen Dank für den schönen Bericht und vor allem:

    HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH

    zu deiner sportlichen Leistung!

    Diese ist umso höher zu bewerten, da ich weiß, dass du im Vorfeld gesundheitliche Sorgen und Probleme hattest.

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