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Wer lange läuft, der ist hier richtig!

Landschaftsläufe oder ich weiß was ich letzten Sommer getan habe…

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Meine Vorliebe für Landschaftsläufe gegenüber den klassischen Straßenläufen hatte ich schon vor Jahren erkannt. Wer, so wie ich, nicht besonders strukturiert trainiert, sondern lieber nach Lust, Laune, Zeit und Wetter mehr oder weniger aus dem Bauch heraus die Einheiten über die Woche verteilt, muss sich nicht wundern, wenn man sich in Sachen Tempo nicht bis gar nicht verbessert. Beim Landschaftslaufen ist die Vergleichbarkeit der Kilometer und der Gesamtstrecken fast nie möglich. Die Wege sind selten durchgehend bzw. kaum asphaltiert, Höhenmeter kommen gerne auch noch hinzu und die Gesamtlänge ist eher den Gegebenheiten denn dem Vermessungsprotokoll geschuldet.

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Für 2015 hatte ich mir früh im Jahr eine Übersicht meiner Favoriten zusammengestellt. Im Juni sollte das erste Highlight der Basetrail XL (36 km/1.900 Höhenmeter) im Rahmen des Zugspitz-Ultra-Trails sein. Da ich hier nicht ganz unvorbereitet an den Start gehen wollte, hatte ich bei meinem Saisonauftakt in Erftstadt Liblar Mitte März direkt für den Halbmarathon durch die Ville Wälder gemeldet. Ein schöner Start in das Laufjahr, bei dem man es recht entspannt angehen lassen kann. Anfang April stand für mich die Rückkehr zum Cauberg Trail in Valkenburg (NL) an (siehe Bericht aus 2014). Nach meinem ersten Start dort im letzten Jahr wollte ich mich dieses Mal an der neuen 28 km-Strecke versuchen. Trail-Running ist bei unseren Nachbarn super beliebt, und der Veranstalter versucht wirklich, aus den wenigen Höhenmeter der Umgebung eine möglichst spektakuläre Strecke zu schneidern. Diese zog mir auch fast die Schuhe aus. Auf den letzten 5 km musste ich tatsächlich ein paar Gehpausen einlegen, um die Gesamtstrecke von tatsächlich 30 km mit 600 Höhenmetern nach ca. 3 h zu beenden.

Nächster Stopp meiner Vorbereitung war die Teufelsley an der oberen Ahr (ich berichtete): 16 km und 300 hm für 5 € – ich bin immer noch angetan von dem fantastischen Preis-/Leistungsverhältnissen von oft weit unter einem Euro pro Kilometer bei fast allen Landschaftsläufen. Wo bekommt man das noch in der Stadt? Mitte Mai wollte ich eigentlich auch den 2ten Lauf zum Eifel-Ahr-Berg Cup an der Hohen Acht absolvieren. Leider stoppte mich kurzfristig ein kleiner Infekt, und aus Rücksicht auf die Gesundheit und die nächsten Wettkämpfe siegte die Vernunft.

Die Generalprobe zum Zugspitz-Lauf ist für viele Rheinländer der RhEx – der Rheinsteig Extrem Lauf in Bonn. So klingelte am 30. Mai um 5 Uhr auch mein Wecker: Der RhEx wurde nach einem Jahr Pause unter neuer Regie wiederbelebt. Auf fast unveränderter Strecke (35 km/1.200 hm) wie bei den vorangegangenen Auflagen, ging es über fünf Berge und einige Trails von Bonn nach Bad Honnef. Auffällig war, dass hier fast jeder Läufer sehr nah an seine persönlichen Marathonzeiten im Flachen herankam. Die vier Laufmonster kamen alle aufrecht ins Ziel und ich fühlte mich in meiner Vorbereitung bestätigt, hatte ich doch diese Belastung erstaunlich gut wegstecken können.

Am 18. Juni ging es endlich nach Bayern zur Zugspitze. Um es kurz zu machen. Es regnete fast das ganze Wochenende. Die Temperaturen im Tal waren kaum zweistellig und auf den höchsten Punkten war es nur knapp über 0 C°. Mir, als geoutetem Schönwetterläufer, passte das gar nicht. Aber was hilft es. Mit langer Laufkleidung plus Regenkleidung würde ich die Strecke schon meistern. Der Regen wurde im Verlauf des Rennens leichter und hörte sogar kurz auf. Am vermeintlich vorletzten Verpflegungspunkt angekommen, wurden wir unverhofft statt weiter hinauf zur Bergstation der Alpspitze, ab hier in Richtung Tal zum Zielort nach Grainau geschickt. Das verkürzte die Strecke auf ca. 30 km bzw. 1.500hm. Schade, denn ich hatte mich mit meiner Renneinteilung auf die volle Strecke eingestellt. Damit war die ultimative Herausforderung für mich dahin und ein wenig entäuscht machten wir uns sonntags auf den Weg zurück nach Köln.

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Zur Kompensation entschied ich mich den Eifel Mountain Man eine Woche später in Angriff zu nehmen (3. Lauf Eifel Ahr Berg Cup). Eine kleine Veranstaltung nahe Bad Münstereifel. Strecke: 19,6 km und ca. 300 hm. Überwiegend läuft man auf Forst- und Waldwegen und kommt gefühlt alle 3 km an einer Getränkestation vorbei. Eine Ehrung für alle Altersklassen-Plätze 1-3 hat mir noch einen kiloschweren Felsklotz als Trophäe eingebracht.

Ein Schelm, der Böses dabei denkt, dass der Alpsee-Lauf just in die Woche unseres Familienurlaubs im Allgäu fiel. Familienfreundlich war der Start in Immenstadt schon um 8 Uhr morgens und bei frischen Temperaturen und wolkenlosem Himmel gingen ca. 300 Starter gemeinsam auf die zwei Distanzen (15 k/26 k). Ich hatte für die längere Strecke gemeldet. Diese wartete mit einer kompletten Umrundung des kleinen sowie großen Alpsee sowie ca. 850 Höhenmeter auf. Wobei sich die vertikalen Meter auf das erste und letzte Drittel beschränken. Das Mitteldrittel führt nahezu eben durchs Tal und am See entlang. Nach dem Lauf standen noch eine komplette Woche Bauernhofurlaub im Allgäu an und der Trail begann gleich hinter dem Hof… Am letzten Urlaubstag fand wiederum in Schlagweite zu unserem Bauernhof der Immenstädter Gebirgsmarathon statt. Nun ja, man kann nicht alles haben, und so muss dieser Lauf auf einen kommenden Allgäuurlaub verschoben werden.

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Apropos Urlaub. Auf den letzten Tag, bevor ich wieder zur Arbeit musste, fiel die 39ste Austragung des Monschau Marathons. Wieder mal 5 Uhr aufstehen. 6 Uhr Abfahrt. 7 Uhr Ankunft in Monschau. 8 Uhr Start des Marathons. Für mich war es der erste Monschau Marathon. Ich lief ganz bewusst locker die ersten 10 km bergab ins Tal. Ich wollte hier nicht in den roten Bereich laufen und hatte eigentlich als Minimalziel nur vor, unter 4 Stunden zu bleiben. Bei km 17 holten mich die beiden 3:45 h Tempomacher ein und ich entschied, zumindest bis dahin wo jeder Marathon hart wird, dran zu bleiben. Die beiden Hasen kannten sich aus, und wussten, wann man bergab schneller laufen musste und wann man bergauf etwas Zeit drauf rechnen konnte, um die Gesamtzeit noch zu treffen. Besser ging es nicht. Wir wurden immer schonend auf die nächsten Anstiege vorbereitet und frisch motiviert. Zusätzlich hatte ich meinen Bruder auf dem Mountainbike dabei, der alle 60 Minuten ein Gel sowie meine persönliche Trinkflasche reichte. Einer der Tempomacher schickte mich irgendwann voraus. Ich erreichte das Ziel in 3:43 h und konnte am Ende, sobald der Kirchturm von Konzen in Sicht kam, so etwas Ähnliches wie einen Endspurt ansetzen. War mir bei einem Marathon so auch noch nicht passiert.

Auch hatte ich die Woche drauf so gut wie keinen Muskelkater. Irgendwie fehlte mir dieser Schmerz aber als Beleg der eigenen sportlichen Leistung ein wenig. Nach Monschau komme ich bestimmt wieder, dann vielleicht auf der zweiten angebotenen Distanz.

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Ein Laufmonster Klassiker ist mittlerweile der Monte Sophia bei Düren. Für den letzten Augustsamstag war Traumwetter angekündigt. Allerdings eher für einen Ausflug zum Badesee denn für einen Lauf mit 28 km und 350 Höhenmetern. Ich freute mich trotzdem auf die Hitzeschlacht. Alles besser als Dauerregen. Beim Lauf über die rekultivierte Abraumhalde kam ich mir persönlich schneller vor als im Vorjahr, war aber tatsächlich fast genau eine Minute langsamer. Muss wohl an den zehn Grad Temperaturunterschied gelegen haben. Dafür bin ich diesmal an der Rodelbahn nicht in den Gehschritt verfallen und einen Muskelkater hatte ich auch. Etwas erschreckend empfinde ich hier die stetig sinkenden Finisherzahlen, die auf der Veranstalter-Homepage statistisch erfasst werden. Der kontinuierliche Rückgang der Teilnehmerzahlen trotz des sensationell günstigen Startgeldes ist leider offensichtlich.

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Meteorologisch ist der Sommer jetzt zu Ende und schon zieht es mich wieder auf die Straße. Der Köln Marathon soll dieses Jahr ein würdiger Saisonabschluss werden, bevor ich mir im Winter, an einem Schlechtwettertag, die Lauf-Saison 2016 zurecht lege. Ich hoffe nächstes Jahr wieder ein paar Laufmonster bei diversen Wettkämpfen zu treffen, denn außer in Holland und im Allgäu war immer mindestens ein weiterer Vertreter unserer Spezies am Start. Falls ich jemandem Appetit gemacht haben sollte, stehe ich für mehr Details beim nächsten Stammtisch bereit.

5 Kommentare zu „Landschaftsläufe oder ich weiß was ich letzten Sommer getan habe…“

  1. Toller Jahresrückblick, Daniel! Liest sich super und auch leistungstechnisch finde ich, war es Dein bestes Laufjahr! Ich bin ja mittlerweile ähnlich veranlagt was Trailrunning angeht, vielleicht noch ein paar KM und Höhenmeter mehr. Drum schließe ich auch mit dem Röntgenlauf ab aber ich fürchte, ich kann Dich nicht mehr überreden ;-)

    Gruß, Manuel

  2. Da möchte ich mich Manuels Worten direkt anschließen und Dir zu den bewältigten Bergläufen und dem Jahresbericht gratulieren. Als „Deichmonster“, das nur recht selten richtige Hügel erklimmt, kann ich da ja kaum mitreden, aber ich kann die Faszination dafür und insbesondere für Landschaftsläufe gut nachvollziehen. Schöne Strecken, gute Luft und dies für zumeist geringere Startgebühren als bei den städtischen Großveranstaltungen sind gewiss. Weiter so! Bin gespannt, was Du im Laufjahr 2016 noch für neue Läufe präsentierst.
    Bis die Tage
    Harald

  3. Ich vermute mal stark, am 4. Oktober wird ein Angriff auf die Marathon-Bestzeit stattfinden, sicherlich mit Erfolg. Nach dieser abwechslungsreichen Saison mit vielen mir noch völlig unbekannten Veranstaltungen wäre das die logische Konsequenz. Viel Erfolg weiterhin!

  4. Hallo Daniel,

    Glückwunsch zu einer tollen Saison und zu einem tollen Bericht.

    Ich bin auch durchaus angetan von Landschaftsläufen, selbst wenn ich ähnlich wie Harald als absolutes Flachland-Monster bei steigender Höhenmeter-Zahl auch immer wieder vor ungewohnten Herausforderungen stehe, wie in diesem Jahr in Monschau aber auch in der Vergangenheit beim Rursee-Marathon oder Röntgenlauf. Aber es macht großen Spaß, die Atmosphäre ist meist viel gemütlicher und entspannter und die Startgelder sind eben auch oft ein Stück moderater.

    Jetzt wünsch ich dir aber „trotzdem“ noch einen schnellen City-Marathon in Köln zum Saisonabschluss. Die Grundlagen hast Du jedenfalls gelegt.

    Moritz

  5. Hallo Daniel,

    sehr schöner Bericht, der einen guten Überblick über deine Leistungen und Kurzkritiken zu einigen interessanten Läufen gibt. Da kann ich mir einen Start im nächsten Jahr auch mal vorstellen. Insgesamt hast du doch ziemliches Glück mit dem Wetter gehabt :-)
    Glückwunsch zur Gesamtleistung und deinen Erfolgen!
    Sabine

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