laufmonster.de

Laufmonster.de

Wer lange läuft, der ist hier richtig!

Erster Start und schon gewonnen! Nur Fliegen ist schöner!

img_3054.jpeg

Als Laufmonster ist man es gewohnt, Erfolgsnischen zu suchen und auch zu finden, wenn es z.B. mal nicht mehr so läuft, man älter oder vielleicht gebrechlicher wird oder nicht so viel Zeit für das Training aufbringen kann. Es kann mehrere Gründe geben, einfach mal was anderes als einen „normalen“ Laufwettkampf zu bestreiten. Sicher ist, dass das gemeine Laufmonster seine Motivation am schönen Laufsport durch Erfolge aufrechterhalten kann, indem es sich besondere Events aussucht. Waren es in der Vergangenheit z.B. Ultraläufe, besondere Meisterschaften oder Bergevents bei einigen Mitgliedern dieser Spezies, so war es für das Zonser Monster am vergangenen Sonntag der Start in einer Staffel beim Düsseldorfer Triathlon über die sogenannte Kurzdistanz.

Was zunächst als Scherz auf einer gemeinsamen Reise über die Jahreswende an der niederländische Küste begann, wurde am letzten Sonntag im Juni in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt bei strahlendem Sonnenschein tatsächlich umgesetzt.

img_3157.jpeg

Nadia, meine Frau, Alexander Weidt, ein guter Freund aus Aachen und meine Wenigkeit hatten uns wirklich unter dem Teamnamen „Nur Fliegen ist schöner!“ als Staffel im Mai angemeldet und seitdem keine Kosten und Mühen gescheut einen erfolgreichen Wettkampf zu finishen. Die Idee kam auf, da Alex im Sommer mit seinem Mountainbike über die Alpen fahren möchte und Nadia nicht nur gut, sondern auch sehr gerne schwimmt. Ich selber kam natürlich nur als „Nur-Läufer“ in Frage, da ich weder ein vernünftiges Rad besitze, noch gut im Wasser liege und nach wenigen hundert Metern kaputt gerettet werden müsste. Ein Schwimmbad ist und bleibt wohl für mich eher eine Planschgelegenheit.

So wurde bereits ab Januar nicht nur fleißig trainiert (Nadia als Schwimmerin v.a. in der Dormagener Römertherme, Alex als Radfahrer im hügeligen Aachener Wald), sondern im Vorfeld noch ein Neopren-Anzug unter freundlicher Unterstützung von Markus Schmitz und Oliver Bronny (Bronny.de) ausgeliehen und im Freiwasser des Fühlinger- und Nievenheimer Sees im Training getestet. Alex hatte zudem noch im Netz ein Triathlonbike günstig erwerben können. Und der Tag X rückte näher und näher.

Für mich als Läufer waren die zu absolvierenden 5 Km zum Abschluss ja zunächst kaum eine Aufregung wert. Mein einziges „gezieltes“ Training nach zahlreichen Wettkämpfen in den vergangenen Wochen und Intervalltrainingseinheiten bei der SG Zons war am Freitag vorher ein Start beim netten Holzheimer Erftflitzerlauf über die kurze und krumme Distanz von 3.700m. Hier konnte ich in 13:20 Minuten hinter Lauffreund Nikki -, der auch den Hauptlauf anschließend gewann und zwei Tage später zwei Rennen in Porz-Spich – und Matthias Rück von der TG Neuss den dritten Platz erreichen. Die Tempohärte für eine kurze Distanz war also da.

Nadia und Alex aber waren zum ersten Mal überhaupt bei einem Wettkampf im Wasser oder auf dem Rad am Start. Die Situation schien mir vergleichbar wie für jemanden, der seinen ersten Marathon absolvieren soll. Hinzu kamen andere Umstände, die es vom Kopf her nicht leichter machen sollten. Schließlich lag die 750 m lange Schwimmstrecke im Düsseldorfer Medienhafen. Die Aussicht auf trübes Rheinwasser, um sich schlagende Schwimmer im Kraulstil und eine steile Treppe mit vierzig Stufen zum Ausstieg machten Nadia doch ein wenig nervös. Auch Alex hatte nicht die einfachste Radstrecke. Die knapp 20 km waren nicht das Problem, sondern eher die engen Kurven bei der Abfahrt der zwei zu befahrenen Brücken, die es beide jeweils viermal zu bewältigen galt, hatten in den vergangenen Jahren mehrere Stürze gefordert. Immerhin sollte das Wetter trocken bleiben. Beide hatten zudem im Vorfeld kleinere Verletzungen bzw. gesundheitliche Probleme gehabt.

Aber es gab kein Zurück, denn auch eine Fangemeinde war organisiert. Allen voran Alexa, Alexanders Frau, der 5-jährige Sohn Bjarne sowie Mutter Gläßer, die uns am Wettkampftag nicht nur mit Fotokamera, sondern mit einem Banner, einer Fahne und eigenen Team-Shirts bekleidet, euphorisch anfeuern sollten.

Samstags hatten wir bereits eine Führung beim freundlichen Günther vom Organisationsteam des Triathlons mitgemacht, um ja nicht etwas falsch zu machen und ggf. vielleicht disqualifiziert zu werden. Für uns war das ja alles Neuland. Gute Tipps und aufmunternde Worte gab es zudem von Lauffreund Markus Schmitz, der übrigens am gleichen Nachmittag über die Olympische Distanz trotz Problemen beim abschließenden 10 km Lauf einen beachtlichen 17. Platz erreichte.

Der Tag X war da. 5.45 Uhr hieß es aufzustehen. Um 7 Uhr waren wir in Düsseldorf. Zehn Minuten später waren wir mit Rad eingecheckt und hatten unseren Platz in der ca. 500m langen Wechselzone gefunden. Jetzt hatten wir zunächst noch etwas Zeit. So langsam wurde es voll. Vor uns starteten bereits zwei Gruppen und wir konnten die Schwimmer und auch die ersten Wechsel mitverfolgen. Alle Staffeln starteten gleichzeitig mit uns in der dritten Gruppe.

Um 9 Uhr wurde es ernst. Pünktlich erfolgte der Wasserstart und für Nadia galt es, im Medienhafen ungefähr ein durch Boien abgegrenztes Rechteck zu schwimmen und dann über die Treppe (vom Moderator immer wieder als „stairway to heaven“ tituliert) am Restaurant Lido auf die Brücke und auf das obere Hafengelände zu gelangen und noch ca. 500 Meter zum Wechselpunkt zu laufen. Moni, eine Freundin von Nadia, und ich hatten den Start verfolgt und sahen, dass Nadia zunächst Probleme mit ihrer Uhr in den Griff bekommen wollte. Dies kostete sie einige Zeit, aber schließlich legte sie los wie eine Nixe im Rhein und konnte zahlreiche vor ihr liegende Schwimmer überholen. Es war anschließend schwer, die Schwimmer zu unterscheiden, denn alle in dieser Startgruppe mussten silberne Kappen tragen und die meisten hatten schwarze Neoprenanzüge an.

Aber dann sahen wir sie wieder. Nach 18:04 Minuten überquerte sie nach Meisterung der Schwimmstrecke und der Treppe die Kontrollmatte. Jetzt musste sie noch über den ausgelegten blauen Teppich bis in die Wechselzone laufen, wo Alex bereits wartete. Es war zu diesem Zeitpunkt nicht überschaubar, an welcher Stelle wir lagen, denn es waren zum einen sehr viele Leute unterwegs, zum anderen konnte man nur grob anhand der Startnummern der Radfahrer und Läufer erkennen, wer in einer Staffel lief. Hierbei aber wiederum nicht, ob es sich um eine reine Männer- oder Frauenstaffel oder wie für uns interessant um eine Mixed-Staffel handelte.

Nadia wechselte auf Platz 8 der Mixed-Staffeln an den Radfahrer Alex, wie wir später in der Ergebnisliste ersehen konnten. Alex gab Gas. Leider konnte ich sein Rennen nicht sehen, sondern musste in der Wechselzone warten bis er wieder kam. Er fuhr furios und holte einige Plätze auf, machte aber dann einen kleinen, ungewollten Umweg, der ihn nach eigenen Angaben etwa 30 Sekunden kostete. Nach insgesamt ca. 58 Minuten und 36 Minuten Radfahrzeit kam er zurück zum Wechsel. Ein kurzes Problem bei mir mit der Befestigung des Laufchips und dann ging es endlich auch für mich so richtig los. Ich hatte gesehen, dass schon einige Staffeln vor uns gewechselt hatten und war richtig heiß, jetzt Gas zu geben. Wir lagen wohl auf Platz 4 der Mixed-Wertung.

Die vor mir liegende Runde galt es zweimal zu laufen. Die Streckenführung war sehr eckig um den Rheinturm und den Landtag herum, so dass ich immer wieder Tempo herausnehmen musste. Zudem war es an manchen Stellen ziemlich eng, vor allem wenn es ans Überholen ging. Und ich überholte ständig. Manche Gesichter der anderen Staffeln hatte ich mir gemerkt und ich hatte sie bereits überholt oder sie kamen mir entgegen. Viele Läufer kämpften. Bei mir lief es trotz der eckigen Strecke recht flüssig. Ungefähr dort, wo beim Düsseldorfer Marathon die Km 42- Angabe verzeichnet ist, war ein Wendepunkt und es ging zurück über die leicht ansteigende Gerade, die jeder Marathon-Finisher aus Düsseldorf als „Abstieg zur Zielgerade“ kennt, in Richtung der Gehry-Bauten, wo nach der zweiten Runde das Ziel wartete. Ich überholte weiter, wobei ich mich doch äußerst konzentrieren musste. An den Gehry-Gebäuden beim Ziel hatte ich dann unter dem Jubel der dort zahlreichen Zuschauer auf der Tribüne und neben den Absperrungen noch eine weitere Runde zu absolvieren. Noch einen Staffelläufer ließ ich hinter mir. Mein Tempo konnte ich gut halten, auch wenn es nun gefühlt merkbar wärmer wurde. Schließlich konnte ich unter dem Beifall meiner Fans (auch Ute und Peter waren inzwischen mit Plakaten dabei) ins Ziel sprinten. Ich hatte alles gegeben und war mir sicher, dass wir in der Mixed-Wertung einen guten Platz erreicht haben mussten. Mit 18:34 Minuten war es immerhin Laufbestzeit aller Staffelstarter und sechstbeste Gesamtzeit an diesem Tag über die Kurzdistanz (ausgenommen der Bundesligisten, die anschließend auch um die Deutsche Meisterschaft kämpften).

Nach Aufräumen, Umziehen etc. traf man sich auf der Wiese des Landtags wieder, wo die Ergebnisse ausgehängt und die Siegerehrung stattfinden sollte. Inzwischen waren Nadia, Alex und ich in neuen von Alexa entworfenen Finisher-Shirts eingekleidet und von Bjarnes selbst gebastelten Goldmedaillen dekoriert worden. Man saß in der Sonne und erzählte vom Wettkampf bei einigen Getränken. Der Stress war weg. Nadia und Alex waren hoch zufrieden. Sie hatten zum ersten Mal einen Wettkampf erfolgreich beendet. Schließlich wurden die Ergebnislisten ausgehängt: Tja, ich hatte ja insgeheim damit gerechnet:

img_3205.jpeg

Mixed-Wertung: 1. Platz von 14 Teams: NUR FLIEGEN IST SCHÖNER! Was ein Hammer! Wir lagen uns in den Armen. Insgesamt war das Platz 3 von allen Staffeln.

img_3203.jpeg

Bei der Siegerehrung durften wir noch kleine Präsente entgegennehmen und dann feierten wir beim Brunch im Brauhaus Eigelstein diesen unerwarteten Erfolg.

Dieser Erfolg war natürlich nur möglich durch ein ganz starkes Team. Nadia, die sich selbstlos in einem Düsseldorfer Hafenbecken durch die Fluten trüben Rheinwassers kämpfte. Alex, der die waghalsigen Abfahrten der Düsseldorfer Rheinbrücken auf sich genommen hat und furios Platz um Platz gut gemacht hat. Und natürlich unsere Fans, namentlich insbesondere Alexa und Bjarne, Elisabeth, Moni, Ute und Peter, die weder Kosten noch Mühen, wie Anfertigung von Shirts, Bannern und Medaillen, frühes Aufstehen, Bezahlung des Mittagessens, Verkehrssperrungen etc., gescheut haben, um uns zu unterstützen. Ich denke, wir konnten mit unserem Sieg einiges gutmachen.

Tja, ich war nur der Läufer, der letztlich das Ding nach Hause laufen durfte. Es war mir eine große Ehre!

Jetzt bin ich gespannt, wie im Herbst auf Mallorca in Paguera der nächste Staffel-Triathlon mit prominenter Laufmonsterbesetzung ablaufen wird. Ich drücke jetzt schon die Daumen und bin mir eines Erfolgs sicher.

Eine Frage bleibt am Ende: Ist Fliegen wirklich schöner?

Fotos: Alexa Larsen

Nähere Informationen

9 Kommentare zu „Erster Start und schon gewonnen! Nur Fliegen ist schöner!“

  1. Lieber Harald,

    meinen herzlichen Glückwunsch zum Treppchenplatz ! Mit Deiner Laufzeit liegst Du ebenfalls auf dem 1. Platz; da war niemand schneller, bravo. Das Ding hast Du damit nicht nach Hause gelaufen, sondern nach Hause geflogen…

    beste Grüße
    Markus

  2. Herzlichen Glückwunsch an Nadia, Alex und dich, Harald!
    Das habt ihr bravourös gemeistert. Ein Triathlon ist schon ein ganz spezielles ‚Ding‘ – und dann noch mit zwei bis drei Neulingen im Wettkampf. Toll auch die Unterstützung durch den Fanclub!
    Vielen Dank für den ausführlichen und anschaulichen Bericht!

  3. Hallo Harald,

    meinen Glückwunsch an das Super-Team. Bei der Vorbereitung und Unterstützung konnte ja nur großartiges herauskommen! Das ruft nach Wiederholung.
    Schöne Ferien
    Kollegin Sabine

  4. Lieber Harald,

    toller Bericht aus der schönsten Stadt Deutschlands!!!!!!
    Herzlichen Glückwunsch Euch Dreien zum 1. Platz.
    Ich hoffe, dass ich auch bald wieder durchstarten kann, aber nach erneuter Verletzung (Rippenbruch) muss ich mich noch gedulden.
    Viele Grüße Gabi

  5. Hallo Ihr Drei!
    Das ist banal cool, gleich bei der Premiere zu gewinnen! Finde ich echt krass! Und ein schöner Erlebnisbericht ist es noch dazu! Glückwunsch! Jetzt versteht Nadia bestimmt, warum Du so gerne Wettkämpfe bestreitest;)
    Gruß, Manuel

Kommentar verfassen

Nach oben scrollen