laufmonster.de

Laufmonster.de

Wer lange läuft, der ist hier richtig!

13. Röntgenlauf: erste Ultra-Erfahrungen

ultra.JPGSchon lange hatte ich mit dem Gedanken gespielt, meinen ersten Ultralauf zu bestreiten. Letzten Sonntag sollte es dann endlich so weit sein und der traditionsreiche Röntgenlauf über den Röntgenweg rund um Remscheid bot alles, was ein erster Ultra braucht: Eine angemessene Streckenlänge von 3 mal HM (insgesamt 63,3 km), die Chance zum Ausstieg bei Marathon falls man sich doch übernommen hatte, ein welliges landschaftlich reizvolles Profil was einen Ultra vom Kopf her wohl einfacher macht.

Die Entscheidung war vor 2-3 Wochen gefallen. Die Form war noch gut, lange Einheiten hatte ich genug, es könnte also ein runder Saisonabschluss werden. Ich war richtig aufgeregt und gespannt, was mich jenseits der 42,2 km erwarten würde, hatte aber auch ordentlich Respekt vor der ungewissen Erfahrung. Trotzdem ist es bei mir meistens so, dass wenn ich irgendwo starte, ich auch eine gute Zeit laufen will. So hatte ich mir als Fernziel eine Zeit unter der 5 h Marke gesetzt – die Hauptsache war aber „ankommen“.

Die Woche über hatte ich gute Beine bei den letzten kurzen Einheiten. Beim Frühstück am Sonntagmorgen bekam ich allerdings kaum etwas runter und mein Magen rebellierte etwas. Nur die Aufregung oder doch mehr. Naja, so schlimm dass ich nicht zumindest starten würde war es nicht. Ich hatte mich vor dem Start mit Michael Hilger von der LG Gummersbach verabredet, der ebenfalls seinen ersten Ultralauf bestritt und auch gerne unter 5 h geblieben wäre. Ich wollte aber noch etwas flotter angehen als er.

Am Start habe ich dann noch den aktuellen bzw. zukünftigen Vereinskameraden und Lokalmatadoren Torben Kirchner und Daniel Schmidt alles Gute für den HM gewünscht. Sie sollten erwartungsgemäß die Plätze 1 und 2 einfahren. Dann konnte es um 8:30 Uhr langsam losgehen. Noch war es trocken aber schon recht stürmisch, dazu aber verhältnismäßig warm für die Jahreszeit.

Beim Röntgenlauf, der sich in drei HM-Abschnitte aufteilt, werden die Strecken 21,1 km, 42,2 km, 63,3 km und eine 3×21,1 km Staffel angeboten. Alle starten gemeinsam, daher ist auf dem ersten Drittel auch recht viel los auf der Strecke. Der erste Abschnitt geht netto deutlich bergab und man muss sehen, nicht zu schnell anzugehen.

Nach der Einführungsrunde durch RS-Lennep mit richtig guter Stimmung ging es dann ab KM 4 in die Landschaft, immer über den 60 km langen Röntgen-Wanderweg. Überhaupt hätte ich nie gedacht dass so viele Menschen an der Strecke wären. In Remscheid ist der Röntgenlauf halt ein wichtiges Event und die ganze Veranstaltung hat mit weiteren Rahmenläufen auch gut 4000 Teilnehmer.

Ich pendelte mich auf meinen geplanten 4:30er Schnitt ein. Michael wollte eher 4:40 min/KM laufen und so hatten wir uns schnell verloren. Ich lief nun inmitten vieler HM Läufer durch das wunderschöne Bergische Land und die KM verflogen nur so, schon war bei KM 21,1 das HM Ziel erreicht. Ich war mit 1:34 h voll im Soll und Moderator Andreas Menz erkannte mich sogar und verlor noch ein paar nette motivierende Worte über mich. Bisher war jeder KM gekennzeichnet, nun ging es in 5 KM Abschnitten weiter.

Schnell waren KM 25 und KM 30 erreicht. An den Verpflegungsstellen alle 5 KM blieb ich entgegen anderer Wettkämpfe immer kurz stehen, um ausreichend zu trinken (auch Iso und Tee) und Bananenstückchen mitzunehmen. Bei KM 35 kamen dann die ersten Zweifel. Zwar hatte sich mein Magen nun endlich gebessert, doch kamen erste bei solchen Distanzen typische Ermüdungserscheinungen der Muskeln auf. Aber ich musste ja noch fast 30 KM weiterlaufen. Ich war auch etwas langsamer geworden und wurde von hinten von einem Läufer fast eingeholt. Dann sagte ich mir aber innerlich, dass ich ja noch nichts Besonderes geleistet hätte und auf jeden Fall heute die Chance nutzen müsse, nach 42,2 km noch weiterzulaufen. Der schöne Streckenabschnitt oberhalb der Wupper, unter der Müngstener Brücke hindurch, durch den herrlichen Herbstwald machte das Laufen leichter.

Schon erreichte ich das Freibad an einer Talsperre, wo das Marathonziel war. Viele Zuschauer hatten sich eingefunden und feuerten jeden frenetisch an. Ich lief natürlich links Richtung „Ultra“, mir ging es gut. Am Ende des Stadions war ein Verpflegungspunkt, an dem ich erstmals auch etwas Salz herunterspülte, schließlich schwitzt man davon genügend aus. Meinen Verfolger sah ich noch, doch hatte ich mich wieder ein wenig abgesetzt.

Nun lief es richtig gut, obwohl es oft steil bergauf ging. KM 45 war schon erreicht und ca. 3 KM später lief ich auf einen sichtlich angeschlagenen Läufer auf. Es war Dennis Mehlfeld, ein sehr schneller Marathonläufer aus Lübeck, der ausgemachter Favorit auf den Ultra-Sieg war. Noch ein kurzer Gruß, aber er war sichtlich platt. Bei mir lief es dagegen weiter gut. Schon war KM 50 erreicht. Klasse, das hatte ich so zwar erhofft aber nicht erwartet.

Bei KM 53 gab es die nächste Verpflegung, hier hätte man sogar ein Kölsch nehmen können. Das tat ich aber lieber nicht, nahm aber die verbale Motivationsspritze mit, dass ich nun Dritter gesamt sein. Krass, nun nicht mehr einbrechen und den Platz halten. Ein Radfahrer erklärte mir ausführlich die letzten 10 km, die noch zwei heftige Steigungen bringen sollten. Dazwischen ging es relativ flach zur und an der Wuppertalsperre entlang.
KM 55 erreicht, bei KM 58 dann noch mal ein Verpflegungspunkt mit, nicht gelogen, Bouletten, Bockwürstchen u.ä. Ein Stück Würstchen könnte nicht schaden, also rein damit. Dazu noch der letzte Rest Gel, Iso und ausreichend Wasser.  Auf geht´s auf die letzten Fünf. Nur keinen Krampf mehr bekommen.

Ich erreichte KM 60. Jetzt würde ich es ordentlich zuende laufen könne, da war ich mir sicher. Ich überholte noch eine Staffel, von hinten kam keiner. Kurz vor KM 62 sollte mich aber die letzte Steigung erwarten und dann kam sie auch schon. Fast oben spürte ich dann doch meinen Oberschenkel und ging ein paar Meter, um keinen Krampf zu riskieren. Dann lief ich wieder an. Ein Blick auf die Uhr – unter 5 h waren drin. Wie weit war es denn noch? Und dann auch noch stürmischer Wind auf freiem Feld.

Ich hörte das Ziel und sah es dann auch. Es konnte nicht mehr weit sein. Die letzten 300 Meter gingen leicht bergab und ich ließ es rollen, wollte unbedingt die 5 h schaffen. Noch 2 Kurven und ich hatte es geschafft, war stolz wie Oskar, ballte die Faust und wurde wieder von Andreas Menz gebührend anmoderiert. 4:57:09 h, was für eine geile Zeit für meinen ersten Ultra. Und platter als nach einem Marathon fühlte ich mich auch nicht. Tatsächlich war ich auch noch Dritter gesamt geworden. Da konnte mir auch der heftige Regenschauer nicht mehr die Laune verderben.

Michael kam wenig später in knapp 5:10 h als Fünfter ins Ziel und war ebenfalls sehr zufrieden. Die Siegerehrung konnte ich leider nicht mehr abwarten, bekam aber vom Veranstalter schon vorzeitig den sehr gelungenen „Pokal“ als Schieferplatte. Meine Ultra-Premiere war also eine rundum gelungene Sache und ich hatte mir genau die richtige Veranstaltung ausgesucht. Es wird sicherlich nicht der letzte Ultra gewesen sein. Der Muskelkater am nächsten Tag war allerdings so heftig wie seit Jahren nicht mehr. Irgendetwas muss ja anders sein ;-)

Ergebnisse und Infos

11 Kommentare zu „13. Röntgenlauf: erste Ultra-Erfahrungen“

  1. Nochmals Glückwunsch… mal eben so einen Ultra. Dass du das drauf hast, war mir klar, aber auf Anhieb unter 5h ist echt super. Dann gute Erholung und evtl. sehen wir uns am 10. Nov., um neue Heldentaten zu begehen….

  2. Interessant zu lesen, wie man sich eine so lange Distanz einteilt, was Tempo und Verpflegung angeht. Hört sich nach einem tollen Lauferlebnis an. Glückwunsch zu deiner grandiosen Leistung und der super Platzierung!
    Sabine

  3. Hallo Manuel,

    nochmals herzlichen Glückwunsch! Absolut gelungenes Ultra-Debut!

    gleich beim ersten Röntgenlauf auf dem Podium, das habe ich in zwei Anläufen noch nicht geschafft. ;)

    Und noch etwas hast Du besser gemacht als ich bei meinen Röntgenlauf-Auftritten 2007 und 2012: Du warst auf dem dritten und letzten Abschnitt schneller als ich. Eigentlich bist Du doch geradezu prädestiniert für den Ultralauf. More to come?

    Aber erstmal gute Erholung vom Utra-Muskelkater,

    Moritz

  4. Schöner Bericht – da erlebt man das Rennen im Kopf noch mal….
    Manuel, ab Freitag kann man sich für den Zugspitz-Ultra anmelden :-)!
    Vielleicht passt es ja zeitlich, erst hoch, dann drum rum!
    Viele Grüße uns bis bald, Michael

Kommentar verfassen

Nach oben scrollen