laufmonster.de

Laufmonster.de

Wer lange läuft, der ist hier richtig!

1. Vivawest Marathon: Schleife im „Pott“

2013-05-12_0989.jpgNach der Deutschen Meisterschaft im Halbmarathon im April stand nun für den 12. Mai mein zweites Highlight in diesem Frühjahr an: der neue Ruhrgebietsmarathon durch Gelsenkirchen, Essen, Bottrop und Gladbeck wollte unter die Hufe genommen werden. Es sollte eine neue Bestzeit her und nach dem Halbmarathon von 1:15:51 h schien eine Verbesserung der Marathon-Bestleistung aus 2012 von 2:48:17 lediglich eine Frage des „um wieviel“… Leider verspürte ich aber in den letzten Wochen nicht den erhofften Formschub. Im Gegenteil, die Beine waren mitunter recht schwer und irgendwie wollte das ganze nicht recht zünden. Bezeichnend war der letzte 35er mit Endbeschleunigung, den ich gar langsamer als vor Jahresfrist in der Vorbereitung auf Bonn absolvierte. Dementsprechend war ich also eigentlich gewarnt, erteilte so auch allen Gedankenspielereien in Richtung 2:40 h eine Absage, hielt aber dennoch eine sub 2:45 für möglich, auch auf dem welligen Kurs des Vivawest-Marathons.

Die Anreise war kein Problem, lediglich die Straßenbahn von den Pendelparkplätzen an der Schalker Arena in die Innenstadt schien sich nicht ganz an den versprochenen 5 bis 7-Minuten Takt zu halten. Dennoch hatte ich genug Polster, dass ich hier nicht in Bedrängnis geriet. Der Start des Marathons war für 9 Uhr angesetzt. Im Startblock traf ich auf Vereinskollege und Mitmonster Manuel, der prompt vom Moderator in Ermangelung einer schwarzafrikanischen Armada zu den Mitfavoriten gezählt wurde. Zack, hatten wir die WDR-Kamera vor der Nase und konnten uns nicht mehr unbeobachtet in der Nase popeln. Aber auch ohne Kenianer gibt es ja immer noch ein paar deutsche Läufer, die doch zügiger als „unsereiner“ unterwegs sind. In diesem Fall Florian Neuschwander, der den Marathon dann auch überlegen gewonnen hat und schon nach 2 km außer Sicht war. Dahinter bildete sich eine 4er Gruppe im 3:45-Schnitt mit Kurs auf die 2:40-Marke, dann folgten Manuel und ich als Duo und dahinter war auch schon ganz schnell niemand mehr.

Ich hatte geplant, mit Manuel die ersten 10-15 km im 3:55er Schnitt anzugehen und dann ab km 15 nach Möglichkeit „Druck“ zu machen. So ließen wir auch besagte 4er Gruppe richtigerweise ziehen. Wir selbst hielten uns auch unter der 4er-Pace, aber auf dem welligen und etwas windigen Kurs der ersten Kilometer war das anstrengender als gedacht. Die Streckenführung verlief größtenteils über abgesperrte große Straßen, mit Abstechern durch die Zeche Zollverein (fand ich schön) und ein Essener Einkaufszentrum (das hätte man sich auch schenken können). Das Zuschaueraufkommen war abseits der „Hot-Spots“ recht gering, aber auch nicht anders erwartet. Nach 39:05 min. passierten wir die 10 km Marke. Als wir uns dann bei Kilometer 11/12 „knapp unter 4er-Pace“ einpendelten, beschloss ich ein wenig Druck zu machen.

2013-05-12_938.jpgManuel, der ältere und klügere von uns wollte sein Tempo weiterhin ruhig durchlaufen. Ich forcierte, aber unter die 3:55 Min/km kam ich kaum. Hier merkte ich, dass die Beine heute keinen guten Tag erwischt hatten. Bei 1:23:05 h passierte ich die HM-Marke, ganze 30 Sekunden hatte ich auf Manuel gewonnen – zum Preis eines nun ganz einsamen Rennens, denn die 4er Gruppe voraus blieb außer Sichtweite. Kurz vor km 30 gab es dann eine Wendepunkt-Strecke (übrigens ohne Kontrollmatte, will nicht wissen, wer im späteren Pulk hier der Versuchung nicht widerstehen konnte) und mir gelang es, die Läufer auf den Plätzen 2-5 in Augenschein zu nehmen. Auch wenn die Gruppe nun auseinander gefallen war, sahen alle vier noch ziemlich locker aus und waren noch mindestens drei Minuten voraus. Spätestens hier musste ich mir eingestehen, dass die Tempoverschärfung nichts gebracht hatte.

2013-05-12_00940b.jpgBei km 30 lag ich dann zwar 45 Sekunden vor Manuel, aber hatte doch merklich Kraft gelassen. Ich schmiss ein Gel ein, aber wurde nun langsam ein wenig langsamer. Bei km 36 traf dann die Marathon-Strecke auf die Streckenführung des Halbmarathons und ich befand mich unversehens im Pulk der 2:20 bis 2:30 Stunden-HM-Läufer. Auf breiten Straßen kein Problem, aber auf dem schmalen Weg durch irgendeinen Landschaftsgarten (zu diesem Zeitpunkt war mein Interesse an Landschaft und Umgebung ziemlich erloschen) ist es doch eher hinderlich, wenn der Pulk in kompletter Wegbreite schleichend unterwegs ist. Gleichzeitig überholte mich Manuel und zog schnell von dannen, bis ins Ziel sollte er noch eine Minute Vorsprung auf mich herauslaufen. Ich war nun 7. im Rennen und langsam geriet auch das Minimalziel „PB“ außer Reichweite. Aber es war auch nicht mehr weit und ich wollte zumindest den Top10-Platz in einer Zeit unter 2:50 nach Hause bringen. Also hieß es weiter durchbeißen.

So schlängelte ich mich im Trampelschritt durch die Halbmarathonis, gefühlt verdammt langsam und gelegentliches Geraune der HM-Läufer über mein „wahnsinnig schnelles Tempo“ klang wie Hohn in meinen Ohren. Kurz nach km 41 sah ich dann rechts einen jungen Mann in einem blauen T-Shirt, das mir irgendwie bekannt vorkam… Ein Blick, ein Blick von ihm zurück… Tatsächlich, einen Läufer der ehemaligen 4er Gruppe voraus hatte es dann doch ärger erwischt. „Top 6“ gab dann noch einmal neue Motivation und ich schaltete direkt beim Überholen in den „Endspurt“-Modus, um dem jungen Mann (der dann auch die MHK gewonnen hat) gleich mal zu zeigen, dass er erst gar nicht versuchen sollte, sich an mich ranzuklemmen.

Zieleinlauf dann kurz darauf ganz unspektakulär im Pulk der HM-Läufer in einer Netto-Endzeit von 2:48:45 h. Ich fand wirklich schade, dass der komplette Marathon-Zieleinlauf des vorderen Feldes total unterging. Ich hoffe, dass wenigstens der Sieger erkannt und gefeiert wurde. Also hier sollte man Zeit- und Streckenplanung für die Zukunft überdenken.

Manuel ist als 5. Gesamt ins Ziel gekommen und hat die AK M40 souverän gewonnen, während ich als 6. im Gesamteinlauf in der M30 den 4. Platz belegte.

2013-05-12_942.jpgNach einer ersten Zielverpflegungsrunde und dem dann doch raschen Gang zu den lauwarmen Duschen machten wir noch einen zweiten Abstecher in die Auslaufzone und konnten dann auch noch die Laufmonster Daniel (3:16 h) und Michael (3:25 h) zu ihrem erfolgreichen Lauf beglückwünschen. Auch den von der Anstrengung gezeichneten Manni (3:54 h, 2. Platz M70) sahen wir noch ins Ziel einlaufen. Glücklicherweise scheint er sich rasch erholt zu haben.

Verena hat ebenfalls die Premiere des neuen Ruhrgebietsmarathons erfolgreich absolviert, ihren Zieleinlauf nach 4:45 h habe ich aber nicht mehr miterleben können, da es mich dann doch langsam nach Hause zog. Noch einmal Glückwunsch an alle erfolgreichen Laufmonster!

Was bleibt als Fazit: Es hat nicht sollen sein mit einer neuen Bestzeit in diesem Frühjahr. Die Beine waren nicht locker und die Strecke schwerer als im Vorfeld vermutet. Positiv ist die Platzierung, mein erstes Top 10-Ergebnis bei einem Marathon, mit knapp 1200 Finishern auch kein ganz kleiner. Ein wenig Enttäuschung ist da noch über die Zeit, aber im Herbst gibt es vermutlich eine neue Chance. Das ist ja eigentlich auch die Herausforderung beim Marathon: Für ein optimales Ergebnis muss alles zusammen passen im Puzzle aus Vorbereitung, Tagesform, Strecke und Wetterbedingungen.

Das WDR-Video „Der Pott bewegt sich“

Veranstalter & Ergebnisse

Fotos: Bernd Kanders (Vielen Dank!)

7 Kommentare zu „1. Vivawest Marathon: Schleife im „Pott““

  1. Hallo liebe Laufmonster,
    durch meinen verspäteten Saisonauftakt in Düsseldorf konnte ich leider nicht, wie geplant, im Ruhrgebiet mit Euch starten! Ein sehr schöner Laufbericht von Moritz.
    Euch allen herzlichen Glückwunsch und gute Erholung!
    Mit besten Grüßen aus dem Bergischen
    Katja

  2. Glückwunsch an alle Laufmonster und ein klasse Bericht, Moritz. Wann kann man schon mal sagen, Top-Ten Platzierung bei einem Marathon – sehr gut.

    Allen eine gute Erholung und dann auf zu den nächsten erfolgreichen Taten.

    LM Kay

  3. Hallo Moritz,

    toller Bericht! Was soll ich dem noch hinzufügen, bin quasi 1:1 Deiner Meinung was die Veranstaltung betrifft und den Verlauf meines Rennens hast Du ja auch schon detailliert beschrieben. Ich fand es toll, mit Dir lange zusammengelaufen zu sein.
    Auch ich bin nicht ganz mit meiner Zeit zufrieden aber hier ging einfach nicht mehr – die Strecke ist doch recht anspruchsvoll: neben dem welligen Profil am Anfang ist sie teils verwinkelt und hat wechselnde Straßenbeläge. Und dann war da auch noch der Gegenwind auf den ersten 20 km.
    Schade dass es (noch) nicht mit Deiner PB geklappt hat aber das wird noch – bestimmt dieses Jahr! Und die 2:40 h ist bei Dir auch noch drin.
    Manni ging es später wieder prima :) Wir waren noch gemeinsam auf dem Dünnwalder Stadtteilfest!

    LG Manuel

  4. Hallo Moritz,

    super Bericht und wirkliches Laufpech! Es hat diesmal nicht sollen sein, aber ein Top-Ten-Platz ist doch klasse. Da hatte ich in diesem Jahr in Düsseldorf richtiges Glück mit den Bedingungen. Jetzt erstmal gut erholen und bei den nächsten Wettkämpfen bei besseren Bedingungen angreifen.
    Auch den anderen Monstern, wenn noch nicht geschehen, herzlichen Glückwunsch zu den guten Leistungen. Erholt Euch gut. Die Laufsaison hat noch einiges zu bieten.
    Bis bald
    Harald

  5. Hallo Moritz,
    Gratulation zu Deiner Energieleistung und der tollen Zeit. Manuel konnte ich schon zu seiner Superplatzierung beglückwünschen. Wenn man Deinen Bericht ließt, dann leidet man mit Dir mit, so authentisch beschreibst Du die Gedanken und die Leiden eines Marathonläufers. Man fragt sich schon beim lesen: „Warum tut man sich so etwas an?“. Aber man macht es wieder! Allen Marathonläufern eine schnelle Regeneration.
    Frank A.

Kommentar verfassen

Nach oben scrollen