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Hey Kölle, Du bes e jeföhl – Karneval am Streckenrand

Habe ich in meinem letzten Laufbericht an dieser Stelle noch von den Tiefen eines Läuferlebens berichten müssen (Ausstieg beim Jungfrau Marathon), so darf ich heute wieder über ein absolutes Highlight schreiben. Ãœber die Rahmenbedingungen ist schon viel und wird noch jede Menge berichtet werden, denn dies alles wäre nicht so gekommen ohne die tolle vom Park Inn Hotel Team ins Leben gerufene Spendenaktion. Als Moderator des Marathons am Streckenrand hatte ich in den letzten Jahren Gelegenheit, diese Aktion quasi „von außen“ zu unterstützen, doch dieses Jahr war ich selbst einer der Teilnehmer. Endlich, mein erster Köln Marathon über die Gesamtdistanz, erst kurzfristig umgemeldet um einen schönen Saisonabschluss zu finden und natürlich nur, weil ich den Jungfrau Marathon nicht beendet hatte. Hier also nun meine Eindrücke von der Strecke aus Sicht eines Marathonläufers.

Da ich in den letzten Wochen kein spezifisches Marathontraining mehr betrieben hatte, wollte ich auch kein genaues Zeitziel definieren. Die Ziele waren: Viel Spaß haben, den Marathon genießen, bloß nicht einbrechen, aber doch flott laufen. Realistisch schätzte ich daher eine Zeit um oder knapp unter 2:50 h ein und ließ mich auch nicht von meinen Laufkollegen wie z.B. Torsten zu einer schnelleren Pace hinreißen.

Der Adrenalinspiegel stieg schon beim Start ins Unermessliche, diese tolle Stimmung, die vielen bekannten Gesichter, auch das Wetter am vergangenen Sonntag war absolut Marathon-tauglich. Direkt nach dem Start auf dem ersten Kilometer muss jeder sowieso erstmal sein Tempo und seine Position finden. Da achtet man mehr auf seine Füße als auf die Strecke. Um sich auf sein individuelles Tempo zu konzentrieren, hat man dann ab dem zweiten Kilometer Gelegenheit, denn da geht es in Nord-Süd-Richtung fast 20 km schnurstracks am Rhein entlang.

Ich unterhielt mich mit Laufkollege Torsten Schneider von der LAZ Rhein/Sieg, der den Ultra (63 km – erst Halbmarathon, dann Marathon) in neuer Streckenrekordzeit bewältigen wollte (bisher 4:19 h). Dies sollte ihm mit 4:15 h auch deutlich gelingen. Hier belegte übrigens unser neuer TV-Star Frank Carbach (Marathon-Bericht im Sport1-Fernsehen) einen tollen 4. Platz in einer Zeit unter 5 h.

Meine ersten 5 km mit leichtem Rückenwind legte ich in einem Schnitt unter 3:55 min/km zurück, bei km 5 waren es 19:05 min. Nun hatte ich auch schon eine Gruppe Gleichgesinnter. Der erste Wendepunkt, nun leichter Gegenwind, Tempo etwas langsamer bei knapp 4 min./km (39:00 min bei km 10). Um die Innenstadt herum war die Stimmung natürlich mega. Immer wieder hörte ich meinen Namen, Arbeitskollegen, Freunde, entgegenkommende Läufer, man ist schließlich seit Jahren in der Laufszene unterwegs und schon (auch dank www.laufmonster.de) eine lokale Bekanntheit. Das pushte natürlich unheimlich.

Etwas ruhiger wurde es dann bis zum Zentrum von Rodenkirchen. Nun folgte ein neuer Streckenabschnitt und eine Bereicherung für den Marathon. „Was ist denn hier los?“ fragten mich meine Begleiter. „Die Stimmung ist definitiv besser als in Hannover“ sagte einer, worauf ich entgegnete: „Warte erst mal bis wir wieder in der Innenstadt sind“.

Und so kam es denn auch. Noch 5 km bis zur Halbmarathon-Marke wo man sich auf sein Renntempo konzentrieren konnte. Zwei aus der Gruppe beschleunigten etwas. Ich ließ sie aber laufen (bei km 22 sollte ich sie wieder überholen) und passierte Halbzeit bei 1:23:09 h und merkte, dass ich das richtige Tempo angeschlagen hatte. Nun wurde es sowieso lauter und lauter. Überall kölsche Klänge, teils verkleidete Zuschauer, Sambagruppen, und immer wieder bekannte Gesichter. Am Rudolfplatz, seit Jahren unumstrittener Hotspot des Marathons mit Tribünen, der dann auch dreimal passiert wird, tauchte glaube ich erstmals Daniel F. als radelnder Fotograf auf (oder war es doch erst später?).

Die km flogen nur so dahin. Wie, da war schon wieder der nächste? Kein Blick mehr auf meine Uhr � die Zeiten waren mir sowas von egal! Das Tempo fühlte sich doch gut an. Natürlich achtete ich darauf immer zu trinken und meine Gele bei den geplanten Abschnitten zu mir zu führen und das funktionierte auch einwandfrei. Schon war ich auf der Aachener Str., km 30 längst passiert, wieder Daniel an der Strecke. Vor mir eine junge deutsche Läuferin, die ich zuvor nie gesehen hatte. Eigentlich kennt man doch die nationalen „Größen“, die sich in solchen Zeitenbereichen bewegen. Bei km 33 passierte ich sie, es war Sandra Lüring aus Münster, die bei ihrer Marathonpremiere mal eben eine 2:47 h lief – Respekt! Ich hoffe, der DLV nimmt davon Notiz.

Ich spielte nun ein bisschen mit dem Publikum, das natürlich sofort darauf ansprang. Mensch, hatte ich einen Spaß! Und schon seit km 28 zählte ich den Countdown bis zum Wei�en Holunder. Da es bei km 34 sowieso etwas ruhiger wurde, konnte ich mich mental auf meinen Auftritt vorbereiten. Daniel lichtete mich ein letztes Mal ab und sagte mir dann, dass er mich am Holunder ankündigen werde. km 35, keine 500 Meter mehr – die Unterführung, schon hörte ich Kai am Mikro und dann war es so weit. Was für eine Stimmung, so viele Leute, das hatte ich nicht erwartet. Ich ließ mich feiern und feierte mit. Von Kai erfuhr ich, dass wohl auch Torsten gut drauf war und auf Kurs lag – Super !

Und schon war es vorbei, viel zu kurz. Bei km 36 wartete mein Vereinskollege Martin Koller auf mich. Er hatte den dritten Staffelabschnitt gelaufen, lief nun aus und wollte mich als mentale Unterstützung begleiten. Dafür vielen Dank! Ab hier sollte ich noch drei Läufer überholen. Wieder der Rudolfplatz mit seiner Mega-Stimmung. Letzte Verpflegungsstation hinter km 39 am Neumarkt, letztes Gel, letztes Wasser. Ab zum Schaulaufen durch die Innenstadt. Doch was war nun?

Plötzlich, ab km 40, schlug mir das Gel auf den Magen. Nun musste ich dann doch mal richtig kämpfen. Ich wollte mir aber keine Blöße geben und es waren nun auch kaum noch 2 km. Den Dom gegrüßt, das fürchterliche Kopfsteinpflaster passiert, Gürzenich, km 41, und dann: Die Brücke! Dieser Anstieg kann noch mal richtig weh tun. Tat er auch! Aber vor mir war noch ein Läufer, den ich kriegen wollte. Martin motivierte mich entsprechend – und so bekam ich ihn dann auch noch.

Noch 300 Meter bis zum Ziel. Ich mobilisierte letzte Energien und spielte mit dem Publikum. Das musste jetzt einfach noch mal sein. Doch was war eigentlich mit der Zeit. Die sah ich nun erstmals seit der HM-Marke wieder am Zielbogen. Unter 2:46 h, 2:45:52 h um genau zu sein, das hätte ich nicht gedacht. Es war vollbracht, mein erster Köln Marathon. Ich war einfach nur happy! Die Smalltalks im Nachzielbereich folgten. Torsten informierte mich glücklich über seine offizielle Nettozeit und die gewonnene Wette. Einfach nur Klasse und höchster Respekt vor seiner Leistung und seinem Einsatz – er ist der „local hero“ des Köln Marathon 2012 – mindestens für die krebskranken Kinder!

Ein paar Scheiben Fleischwurst, zwei alkoholfreie Kölsch und ein halbes „Richtiges“, denn ich hatte es eilig! Eigentlich hat man ja nach einem Marathon erstmal Zeit – aber ich wollte zum Holunder! Und da ging die Party dann noch weiter, was, denke ich, noch einige Berichte und Bilder belegen werden. Das war bestimmt nicht mein letzter Köln Marathon!

Ergebnisse

Fotos: Kai Engelhardt, Daniel Fink & Mike Fresenborg

Alle Fotos in 18 Serien: Von Rodenkirchen zum Wei�en Holunder mit Zielzeit um die 2:40 Stunden, Holunder-Passage bis 2:50 h-Zielzeit, Zielzeit noch unter drei Stunden, Die Drei-Stunden-Grenze r�ckt n�her, So viele bekannte Gesichter…, Von Frank mit den Frikadellen bis zum Finale mit Aga, Markus, Herbert, Katja, Hermann-Josef und noch viele mehr, Super-Stimmung an der k�lschen Kultkneipe, Der L�uferstrom reisst nicht ab, Gut gelaunt am Holunder vorbei, Pr�chtige Stimmung in der Erftstrasse, Marathon-Helden unterwegs, Verena, J�rgen & die 4:30 h-Finisher, Manuel & Torsten wieder in zivil und in Feierlaune, Die teuerste Gummiente von K�ln, Zwischendurch einmal eine Versteigerung…, Es geht an die f�nf Stunden, Feuerwerk & Besenwagen

Alle Fotos von Winfried Schommers und Kai Engelhardt in 10 Serien: Vor dem Halbmarathon-Start, Start und Deutzer Br�cke, Nachziel Halbmarathon, Deutzer Bahnhof, vor dem Marathon-Start, Start des Marathon, Wei�er Holunder mit Herren- und Damenspitze, Schnelle Drei-Stunden-L�ufer, Die Verpflegung kommt…, L�uferwellen rollen an, Die Zeit der bunten Ballons, Marathon4you – die sch�nsten Kost�me, Stimmung im Wei�en Holunder

Sportlerfr�hst�ck vor dem K�ln Marathon im Hotel Park Inn Belfortstrasse

10 Kommentare zu „Hey Kölle, Du bes e jeföhl – Karneval am Streckenrand“

  1. Hey Manuel, geiler Bericht. Ich stand aber tatsächlich erst ab KM 25 an der Strecke. dafür ein paar mal öfter… :-)
    Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle noch einmal… Gute Erholung und wir sehen uns alsbald

  2. Ja, echt schön zusammengeschrieben hast das mal wieder, Manuel!! Man ist wieder mittendrin statt nur dabei! ;) Das klingt wirklich nach einem mehr als versöhnlichen Saisonabschluss für dich! Glückwunsch zu dieser Hammer-Zeit, die du da trotz der ganzen Feierei auf der Strecke noch gelaufen bist.. ;) Unglaublich! Und natürlich auch all den anderen Laufmonstern und Torsten Trems Herzlichen Glückwunsch zu Euren Leistungen und dem Spendenergebnis! Ein rundum gelungener Monster-Köln-Marathon würde ich sagen! Da bekommt man echt Lust, auch mal wieder dabei zu sein!! ;))
    Erholt Euch alle gut!!

    VG aus dem Norden!!
    Daniel K.

  3. Nochmals herzlichen Glückwunsch zu Deiner super Leistung und dem tollen Bericht. Da zwickt es bei mir, doch im nächsten Jahr mal wieder den ganzen Marathon durch meine Heimatstadt zu laufen.

    Gute Erholung und ne schöne Jrooß us Zons!

    Harald

  4. Hallo Manuel, „Auch von mir nochmals Herzlichen Glückwunsch zu Deiner super Leistung“ und ein sehr beeindruckender Bericht, man bekommt richtig Lust nächstes Jahr in Köln zu laufen.
    Gute Erholung bis bald Manfred

  5. Echt geiler Bericht!

    Ich kann fast jeden Satz nachempfinden. Insbesondere die Beschreibung vorm Holunder.

    Wahnsinn, wie locker Du so was weghaust.
    RESPEKT und Glückwunsch.

    Freue mich auf die Party.

    LG Torsten

  6. Hallo Manuel,
    wenn man die Augen schließt, dann läuft man Deinen Marathon nach und kann Deine Empfindungen nachleben. Wenn jemand so gut drauf ist wie Du, ist die erste Hälfte des Marathons leichter zu absolvieren. 2006 bin ich noch die alte Strecke, die komplett durch den Stadtbereich führte, gelaufen und da war auf jedem Kilometer Karneval. Aber wenn die Zuschauer am Straßenrand gebraucht werden, sind sie da, besonders am Weißen Holunder. Jetzt hast Du Dir aber eine Pause verdient und ich kann mir gut vorstellen, dass Du jetzt schon überlegst im nächsten Jahr den Köln-Marathon in Deinen Terminkalender zu nehmen. Alles Gute und eine schnelle Regeneration!

  7. Hallo Manuel,

    toller Bericht. Glückwunsch zu deinem Feiermarathon mit goldrichtigem Tempo. Du bist ja sogar den berühmten leicht negativen Split gelaufen. ;)

    Und allein beim lesen kommt der Drang auf, den Marathon in Kölle für 2013 als Saison-Höhepunkt einzuplanen. :)

    Gute Erholung!

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