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13. Morgenpost Dresden Marathon: Als Laufmonster auf der Spur von Natur und Kultur

2011110120208.jpgSchon wieder ein Marathon-Bericht von Verena: in Dresden stand die sechste Langdistanz in diesem Jahr an. Und wie immer gibt Sie auch Wissenswertes über die Rahmenbedingungen zum Besten. Nach einer äußerst langen 600 km-Anfahrt quer durch Deutschland kamen wir am Vortag des Dresden Marathon aus dem milden Rheinlandwetter bei deutlich kühleren Temperaturen in Dresden an. Der unangenehm starke Wind liess uns zusätzlich frösteln und gab einen kleinen Vorgeschmack auf das, was uns am folgenden Tag, dem Marathon-Sonntag, erwartete.

2011110120203.jpgNachdem wir auf der Messe im Congress Center in sehr schönem Ambiente mit Holzfußboden, Ausblick durch Panoramascheiben auf das Elbufer und Live-Musik die Startunterlagen geholt und einen Rundgang gemacht hatten, stärkten wir uns noch mit der im Startgeld in begriffenen Pasta, bevor wir die Jugendherberge aufsuchten. Draußen spielte sich schon eine Samba-Band für den nächsten Tag ein.

2011110120201.jpgFrühmorgens begaben wir uns am 23.10. bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt – die Autos waren noch vereist – wieder dorthin, um in der Tiefgarage unser Gepäck abzugeben. Leider fuhren gleichzeitig Autos durch die Läufermassen – eins sogar rückwärts! Es handelte sich vermutlich um Gäste des nahe gelegenen Maritim Hotels. Hier hätte man seitens des Veranstalters darum bitten können, in einem gewissen Zeitfenster vor dem Start um 10 Uhr die Tiefgarage nur in äußerst dringenden Fällen mit dem Auto zu verlassen.

Nach einem relativ langen Fußweg von ziemlich genau 600 Metern fanden wir uns mitlerweile fröstelnd am Start vor der Ostraallee ein. Pünktlich um 10 Uhr erfolgte der Start gemeinsam für die 10 km-, Halbmarathon- und Marathonläufer. Die einzelnen Startblöcke wurden ohne Pause und äußerst zügig abgefertigt. Es gab nebenbei Zugläufer für 3:00 h, 3:30 h. 4:00 h sowie 4:30 h.

2011110120210.jpgNach einem kurzen Blick zur Yenidze auf der linken Seite überquerten wir die Elbe auf dem Kopfsteinpflaster der Marienbrücke und liefen durch Grünanlagen am Elbufer vorbei am Japanischen Palais und dem Blockhaus, bis wir über die Augustusbrücke wieder auf die andere Seite der Elbe gelangten. Dabei blickten wir auf die beeindruckende barocke Kulisse der wieder aufgebauten Dresdener Altstadt.

2011110120204.jpgVon dort ging es abweichend von der Strecke der Vorjahre in einer Schleife geradeaus zur Schinkelwache, von da Richtung Semperoper und dann erst runter zum Terrassenufer an der Elbe. Dort erschreckte uns ohrenbetäubendes Sirenengeheul. Mehrere Feuerwehrautos hatten Aufstellung genommen und feuerten auf diese Weise ihre Kollegen an, die an der „Deutschen Feuerwehrmeisterschaft im Marathon und Halbmarathon“ teilnahmen.

Wir folgten der Straßenführung mit Blick auf die Elbschlösser, die malerisch auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses in der Sonne lagen. Am Käthe-Kollwitzufer verließen uns die 10km-Läufer. Wir bogen später ab und liefen über die lange Fetscherstraße auf den so genannten „Großen Garten“ zu. Diese schöne Parkanlage inmitten von Wohnsiedlungen, die in dieser Größenordnung wohl nur in der DDR entstehen konnten, umrundeten wir zunächst zur Hälfte. Am hinteren Eingang spielte eine kleine Band bekannte Musiktitel mit selbst verfassten Texten zum Marathon – recht originell! Wir durften endlich in den „Großen Garten“ hinein und umrundeten das dortige Palais. Hier waren auch nach langer Zeit endlich einige Zuschauer an der Strecke. Viel zu schnell mussten wir den Park wieder verlassen.

2011110120206.jpgVorsichtig überquerten wir die Straßenbahngleise, deren Stolperstellen gut farbig markiert waren. Überdies standen aufmerksame Ordner bereit. Von der Fetscherstraße bogen wir ab in die Striesener Strasse, wo sich bald schon in der Ferne die Kuppeltürme der Altstadt abzeichneten. Am Ende der Pilnitzer Straße konnten wir schon auf die Carolabrücke abbiegen. Auf der anderen Elbseite liefen wir bei stark auffrischendem Gegenwind vorbei an der sächsischen Staatskanzlei sowie der Skulptur des Bogenschützen und nach zwei scharfen Rechtskurven runter zum Königsufer. Entlang der Elbe zog sich die sonnige Strecke, vorbei an einer Kapelle, deren Musikrichtung mir verschlossen blieb, da sie stets eine lange Pause einlegte, wenn ich in der Nähe war.

Bevor es in der Sonne trotz des kalten Windes zu warm wurde, konnten wir kurz unter schattigen Kopfweiden laufen, dann verließen wir die Elbe. Wieder liefen wir über die große Meißener Strasse und die Augustusbrücke zum Theaterplatz. Dort standen gefühlte 90% aller Zuschauer und wurden vom Streckenmoderator Artur Schmidt über das Renngeschehen auf dem Laufenden gehalten. Er erkannte und begrüßte mich mit Vornamen und dem Zusatz „aus Köln“.

Am sogenannten italienischen Dörfchen wurden wir von der Masse der weit über 3.000 Halbmarathonis getrennt; diese durften rechts Richtung Ziel, wir wurden auf die zweite Runde geschickt.

2011110120205.jpgJetzt wurde es sehr einsam. Hatten auf und am Ende der Augustusbrücke noch Zuschauer gestanden, mussten wir jetzt bis hinter km 25 am Elbufer entlang auf einer alten Treidelstrecke ohne jeden Zuspruch im kalten Schatten dem immer stärker auffrischenden Gegenwind trotzen. Oh, hätte hier eine der vielen Sambabands gestanden! Der Veranstalter hatte angeblich über 300 Musiker engagiert. Sein Versprechen auf jeden Kilometer kommt eine Band war bestenfalls statistisch gemeint. Selbst der Abstand zwischen den Verpflegungsstellen war jetzt sehr groß und Becher wurden auch nicht mehr angereicht. Im allgemeinen gab es genügend Jausenstationen bestückt mit Wasser, (meist) warmem Tee, Iso, Cola, mitunter Bananenstückchen, Powerbar-Brocken und sogar Rosinenbrot. Weitere Getränkestellen mit Wasser rundeten das Angebot ab.

Am Ende der Wendepunktstrecke standen Kontrolleure, die unsere Nummern notierten. Über die Goetheallee ging es zurück bis zur Fletscherstraße, wo wir den Kurs der ersten Runde wiederholten. Auch hier gab es wieder Kontrolleure, die ein Abkürzen der Strecke verhindern sollten. Mitunter wurden auch Begegnungsstrecken durch Absperrgitter voneinander getrennt. Eines dieser Eisengitter wurde übrigens von einer Windbö mit großem Geschepper umgeworfen und riss die an ihm befestigten Flatterbänder mit sich.

Sehr gewissenhaft und aufmerksam arbeiteten die zahlreichen Ordner, die z.B. Kreuzungen für Autos sperrten, sobald Läufer in Sicht kamen. Gegen uneinsichtige Anwohner, von denen einer aus seiner Hauseinfahrt auf die Strecke einbog, als ich vorbeilief, ist man machtlos.

Wieder ging es durch den „Großen Garten“, wo ich über Lautsprecher angesagt wurde: „… aus Köln vom „Verein“ Laufmonster“. Da klatschten die Spaziergänger, und ich bedankte mich mit einem „Kölle Alaaf“. Das gab Schwung für die nächsten Kilometer. Schließlich musste noch zweimal die Elbe – jeweils über Brücken-Kopfsteinpflaster – überquert werden, dann lief ich auf dem Schlossplatz durch ein dichtes frenetisch applaudierendes Zuschauerspalier. Aber wie groß war der Kontrast, als ich nach zwei letzten Kurven nur 600 m weiter ohne Zuschauer oder Moderation vor dem Maritim Hotel das Ziel in der Ostraallee erreichte! Das einzige Geräusch war das Piepsen der Matte bei einer Netto-Zeit von 4:33:59.

Immerhin gab es nach wenigen Schritten einen Glückwunsch und eine schön gestaltete Medaille. Die Verpflegung im Nachzielbereich bestand aus Äpfeln, Bananen, Wasser und Tee sowie Erdinger alkoholfrei. Cola und vor allem das versprochene Rosinenbrot waren leider schon ausgegangen. Natürlich hatte ich keine Verpflegung wie z.B. beim KölnMarathon erwartet, aber über eine heiße Brühe hätte ich mich sehr gefreut.

Die Siegerehrung war schon in vollem Gange, aber ich wollte lieber schnell ins Warme. Im nahe gelegenen Congress Center war gut geheizt, und in der Tiefgarage wurden Massagen angeboten. Es war so viel Personal vor Ort, dass ich ohne Wartezeit auf die Liege durfte. Das tat gut! Leider fuhren währenddessen wieder Autos durch.

2011110120214.jpgIch holte noch schnell meine schöne Soforturkunde auf der Messe ab und begab mich statt sofort zu duschen zum entfernteren Schwimmbad am Freiberger Platz. In der Ausschreibung hatte gestanden, dass hier nach dem Lauf eine kostenlose Schwimmbadbenutzung angeboten werde. Durchs Fenster entdeckte ich ganze 5 Menschen am und im Wasser. Was teilte mir die Dame an der Kasse in bester DDR-Unfreundlichkeit mit: Der Veranstalter hätte nur „Duschen“ gebucht, daher würde sie mir wie allen, die vor mir nachfragten, nur dieses in der einige Häuser weiter befindlichen (trocken gelegten) Springerhalle gestatten. Ich verzichtete und beschloss, mich in der Jugendherberge der erforderlichen Grundreinigung zu unterziehen. Von 1.336 Finishern im Marathon waren übrigens nur 201 Frauen.

Bei den Siegern gab es eine Überraschung: Paul Schmidt aus Dresden (!) wurde 2. in 2:22:06 h hinter dem Kenianer Isaac Cheruiyot aus Kenia (2:21:51 h) und vor Charles Torotich ebenfalls aus Kenia (2:22:25 h). Bei den Frauen siegte Ayisha Bonsa aus Äthiopien in 2:43:39 h vor der Kenianerin Prisca Kiprono (2:48:29 h) und der Polin Krystyna Kuta (2:49:33 h).

Über die Halbmarathon-Distanz wurde übrigens Lisa Jaschke vom ASV Köln Triathlon Zweite in 1:21:53 h.

Schöne Fotos aus Dresden und Umgebung (leider nicht vom Rennen!)

Veranstalter

1 Kommentar zu „13. Morgenpost Dresden Marathon: Als Laufmonster auf der Spur von Natur und Kultur“

  1. Hallo Verena,

    erstmal Gratulation zum erneuten Marathon-Finish! Dein Bericht könnte als Stadtführer über Dresden herausgegeben werden. Vielleicht kann ich ihn demnächst bei einem Sight-Seeing mal nutzen. Sehr schön!
    Bis Freitag
    Harald

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