Nach dem Köln-Marathon, den ich spätestens ab km 28 oder 29 nicht mehr im 4:15er Schnitt zu Ende laufen konnte – größtenteils wegen der muskulären Probleme im Oberschenkel hinten (teilweise mit Krämpfen), ging es am nächsten Morgen mit der DB pünklich um 10:37 Uhr vom Kölner Hauptbahnhof nach Unkel am Rhein. Bruder Thomas plante nach gefühlten 365 Tagen mal wieder ein Rennen und wollte mit Laufkumpel Christian zusammen die Sache locker angehen lassen.
Ich hatte noch zwei Rechnungen offen, eine mit der nicht erreichter Marathonzeit unter drei Stunden und dem letztjährigen 20. und damit letzten Platz auf der Meile. Der Muskel oberhalb des Knies hatte seinerzeit, während ich im Rennen an dritter Position lag, nach 53 km Fahradanreise aus Hürth zugemacht. Danke nochmal an Rene für die Super-Idee mit der Radtour damals.
In Unkel angekommen konnten wir Dr. Andreas Bauch (1. Vorsitzender des ausrichtenden SV Unkel) bei den Siegerehrungen der Kinder-Schüler-Bambini-Läufe beobachten, die er wie in jedem Jahr souverän durchführte. Das Wetter hätte an diesem 3. Oktober nicht besser sein können, aber dazu später mehr.
Nun ging es ins Lämmlein, dem Weinhaus in Unkel, wo wir zunächst einmal eine Umkleidekabiene zur Verfügung hatten mit Wasser, Coca Cola, Light und Sprite. Danke an Peter Braun. Das wird ja immer professioneller und wenn dein Bruder Alfred nächstes Jahr noch mit Tablett mitläuft, was geht da ab? Eine Stunde vor dem Rennen lautete die Devise warmlaufen, 6:10ner Schnitt für 20 min., dann 5 min. dehnen und 2 langsame Steigerungen. Wo waren die Krämpfe von heute morgen? Und die bösen von gestern, besonders der Krampf vor dem Holunder nach der Frikas-Piruette? Weg.
Fünf Steigungen noch mit Vollgas und ich hatte ein 300% besseres Gefühl als noch bei der Hinfahrt. Alles klar, die Meile konnte beginnen, aber wo war Christian? Es war mittlerweile 12:30 Uhr und bis zum Start waren es noch 30 min. Nach einem kurzen Telefonat war die Sache geklärt. Zug verpasst (nicht seine Schuld). Abfahrt in Köln 12:01 Uhr, Ankunft in Unkel 12:52 Uhr. Andreas die Sache erklärt. Die Lösung war: umziehen auf dem Parkplatz vor der Altstadt, den Start um 10 min. hinauszögern und ohne warmlaufen, dehnen etc. ab in das Rennen. Ich lief mich immer wärmer und machte Steigerung 8, 9 und 10, teilweise Vollgas in der Altstadt, auf Kopfsteinpflaster berghoch. Meine Oberschenkel wollten gar nicht mehr krampfen. Um 13:10 Uhr wurde die Unkeler-Meile, bei 27 Grad gestartet. Heute toll, gestern fand ich diese Hitze nicht so dolle.
Also machten sich die ca. 16 Läufer/innen auf die 3 Runden mitten durch die Altstadt, d.h. man mußte zwölf 90°-Kurven meistern, die schlimmste ist die zweite, wo man in Kurven bergab über Kopfsteinpflaster zum Rhein auf den Schotterabschnitt läuft. Die ersten zwei Runden lief ich Kopf an Kopf mit Hans Jörg Kuck der gerade erst im Biathle bei der WM in Sofia die Bronzemedaille in der M50 (Einzel) und Gold mit der Mannschaft für Deutschland gewonnen hatte. Biathle gehört dem Dachverband der modernen Fünfkämpfer an und besteht (wenn ich das richtig verstanden habe) zu mindest bei Weltmeisterschaften aus 1.000-1.100 m Laufen (mit Schuhen), dann ohne Schuhe ca. 100 m Schwimmen plus abschließend nochmal 1.000-1.100m Laufen mit Schuhen und das alles im Triathlonanzug.
Abschütteln wollte ich ihn zweimal, kam aber nicht entscheidend weg und mußte mich wieder ein wenig sammeln, nahm am Anfang der letzten Runde nochmal Kieselsteine in den Mund biss darauf, bis Sand herauskam und konnte nach 5:33 min. ins Ziel einlaufen, knapp vor Hans Jörg (er braucht ca. 1:10 min, um 100 m zu schwimmen, ich habe mich vor 6 Monaten mal an 1.000 m im Hallenbad versucht und kam auf 33:00 min. bei 95% Gas). Platz 3 ging an Martin Bindmann, der glaube ich der Rekordpodestläufer der Meile ist und auch einmal gewonnen hatte. Zweimal M40 und einmal M50 auf dem Podest ist auf 1.609 Metern auch sehr ungewöhnlich! Thomas Carbach und Christian Bellicaud belegten für das Team den gemeinsamen 10. Platz. So durften wir den erfolgreichen Lauf mit einem Unkeler Sonnenberg rose feiern.
Peter Braun sei Dank, sorry Peter haben wir diese Flasche (außer Haus) eigentlich noch bezahlt? Nachdem wir im Weinhaus in der Pützgasse mit Hans Jörg, Sonja und ihren Eltern bei Zwiebelkuchen und Federweisser nochmals über den Lauf gesprochen hatten, gingen wir drei (von der Tankstelle) uns im Rhein erfrischen und haben noch ein Abschiedspils mit der blonden Olga und dem nicht so blonden Alex getrunken. Nachdem wir am frühen Abend nach Hause gefahren sind, ging es etwas besser gelaunt als am Vorabend ins Bett. Heute war alles perfekt vom Wetter bis zur Bewirtung, von den Startgebühren (3 €) bis zum Erfolg und der kleinen Siegprämie. Die Unkeler Meile, immer wieder zu empfehlen und mit Guido kommt nächstes Jahr ein weiteres Laufmonster mit an den Rhein.
Hallo Frank,
herzlichen Glückwunsch! Ganz tolle Leistung direkt nach dem Marathon. Und ein interessanter Bericht, der die Unkeler Gastronomie näherbringt.
Gute Erholung
Harald