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Laufmonster-Sieg beim 27. Internationalen Menden-Marathon

201105200011.jpgDas war er also: Mein verschobener Frühjahrsmarathon, meine insgesamt zehnte Langdistanz und mein erster Sieg über 42,195 km! Was soll ich sagen? Ich bin rundum zufrieden und anscheinend in der Laufform meines Lebens oder: „Je oller, desto doller!“ Leider fehlte noch das berühmte I-Tüpfelchen. Damit meine ich eine neue persönliche Bestzeit, die ich aber wohl aufgrund der Witterungsbedingungen (Wärme und Wind), eventuell auch wegen der welligen Streckenführung, nicht erreichen konnte.

201105100001.jpgFrüh ging es mal wieder letzten Sonntag aus den Federn. Aber das war mir sehr recht, denn ein Start um 8 Uhr morgens versprach nicht ganz die Hitze, wie z.B. beim von mir zunächst anvisierten Düsseldorf-Marathon zwei Wochen zuvor. Und so fanden sich neben mir und meiner fabelhaften Unterstützung in Form von Nadia und ihrer Mutter einige Läuferinnen und Läufer an diesem Morgen an der Startlinie in der Mendener City wieder. Leider waren es nur insgesamt 63 Starter, was aber auch daran lag, dass der Marathonclub-Menden (MCM) zum ersten Mal einen Halbmarathon im Programm hatte, bei dem fast 140 Läuferinnen und Läufer eine Stunde später auf Teilen der Marathonstrecke an den Start gingen.

Als langjährige, traditionsreiche Veranstaltung muss der Marathonclub aus Menden seit einigen Jahren mit der Konkurrenz der benachbarten finanzstarken Citymarathons, wie z.B. in Düsseldorf oder Duisburg, leben und verzeichnete zum Schluss immer weniger Anmeldungen, so dass nur die Hinzunahme einer kürzeren Distanz auf einer attraktiven Strecke die Veranstaltung am Leben erhalten konnte. Gut besuchte Schülerwettbewerbe rundeten den schönen, familiären Lauftag ab.

Pünktlich um acht ging es los, und es waren zunächst wie immer zwei Runden durch die noch leere Mendener Innenstadt zu laufen. Da ich ja bereits zum vierten Mal hier am Start war, kannte ich die Streckenführung sehr gut und mir war sehr schnell klar, dass es mal wieder – wie im letzten Jahr – wetterbedingt nicht einfach werden sollte. Noch waren die Temperaturen aber angenehm, was vor allem neben der frühen Tageszeit an den Schatten spendenden Häusern lag. Nach den zwei Runden ging es auf einer breiten Straße Richtung Fröndenberg gen Norden. Inzwischen hatte sich Robert Wilms (SG Wenden) vorne in einem schnellen Tempo abgesetzt. Ich lief zusammen mit dem Lokalmatadoren und letztjährigen Sieger Burkhard Schöne (MCM) sowie Heiko Wilmes vom TV Refrath, der hier seinen ersten Marathon absolvierte, einige hundert Meter dahinter in einem Schnitt zwischen 4:05 Min und 4:10 Min.

Burkhard, den ich bereits aus den letzten Jahren kenne, und ich waren uns einig, dass es heute auf dem Weg durch die Rapsfelder wieder sehr heiß werden sollte und das Tempo des jungen Läufers da vorn doch sehr optimistisch war. Im letzten Jahr war auch ein Läufer schnell vorne weg gelaufen und musste gegen Ende Tribut zollen. Eine Zeit unter drei Stunden unter diesen Bedingungen wäre schon ein großer Erfolg.

Ab ca. Km 6 ging es dann in die pralle Sonne. „O weih, das konnte was werden!“ Nach etwa acht Kilometern kam die Abbiegung rechts von der Hauptstraße auf den asphaltierten Feldweg, ein kleiner Anstieg und dann immer geradeaus durch die bereits verblühten Rapsfelder. Letztes Jahr, wo der Marathon zwei Wochen später Anfang Juni stattfand, blühte der Raps noch und alles war gelb. Die Trockenheit hatte auch hier einen nachdrücklichen Eindruck hinterlassen.

Kilometer 10 passierten wir nach guten 41:10 Minuten. Gnadenlos brannte die Sonne auf uns herunter. Sicher war es nicht so heiß wie einige Wochen zuvor, aber es war recht schwül und Schatten war nicht in Sicht. Ich zählte insgesamt vier Stellen auf der Strecke durch die Schwittener Felder und den Abzweig Richtung Halingen, wo sich der Wendepunkt ungefähr bei km 21 befand, an denen für einige Sekunden Schatten war. Da kam einem der Wind, der etwas stärker wurde, zunächst ganz gelegen. Burkhard hatte unsere Dreiergruppe die meiste Zeit angeführt. Bei km 14 war Peter Haarmann (SF Ennepetal), der letztjährige Dritte, zu uns aufgelaufen und hatte kurzfristig das Tempo verschärft. Er erzählte mir nachher im Ziel, dass er eine Woche zuvor noch über 100 Km gestartet war. Der Hammer! Mal eben einen kleinen Marathon hinterher. Na ja, jeder Jeck ist anders! Die Halbmarathonmarke war erreicht bei etwa 1:27:20 Std.

Inzwischen ging es ab etwa km 23 entlang der Hönne etwa drei Kilometer durch etwas Wald. Ich ging nach vorne, um Burkhard auch mal abzulösen. Plötzlich sahen wir – genau bei km 24 – den zuvor enteilten Robert Wilms wieder. Er humpelte und musste aufgrund einer Achillessehnenverletzung aufgeben. So ein Pech! Ich wäre gespannt gewesen, ob er sein Tempo hätte durchhalten können.

Burkhard und ich setzten uns von Heiko Wilmes und Peter Haarmann ab. Leider ging es jetzt auf die zweite Runde durch die Schwittener Felder. Die Sonne war aber nicht mehr ganz so stark. Einige Wolken hatten sich gebildet. Dafür kam jetzt mehr Wind auf. Zunächst hatten wir diesen für einige Kilometer im Rücken, doch wir wussten, dass der Rückweg hart werden würde. km 30 war erreicht. 2:04:30 Std. zeigte mein billiger Chronometer. Meine gute Stoppuhr war mir letzte Woche endgültig kaputt gegangen, und so konnte ich leider keine genauen Splits messen. Aber Burkhard hatte mich ab und zu über das Tempo unterrichtet. Ab km 32 hieß es dann wirklich gegen den Wind anzukämpfen. Es war kein Sturm, aber die müden Beine merkten den Widerstand immer stärker. Ne, was hatte ich hier schon die Jahre zuvor gelitten! Wie wünschte ich mir doch das Regenwetter mit den zahlreichen Nacktschnecken in diesem Streckenabschnitt (siehe Bericht von vor zwei Jahren). Wir kämpften uns weiter voran.

201105220504.jpgEndlich ging es wieder ins Hönnetal und damit raus aus dem Gegenwind in einen schattigen Waldbereich. Ein letztes Powergel hatte ich von Nadia in Empfang genommen, und das Ziel zog uns wie ein Magnet an. Wir überholten einige Halbmarathonis, die auch auf diesem Streckenbereich Richtung Ziel liefen. Inzwischen war auch klar, dass unser Tempo doch noch hoch genug war, dass uns keiner mehr von hinten einholen würde. Und wir waren super in der Zeit. Eine persönliche Bestzeit hatte ich aufgrund des Wetters ja schon bereits abgeschrieben, aber eine Zeit unter drei Stunden war gut möglich. Bei km 40 bekam ich leichte Krämpfe in beiden hinteren Oberschenkeln. Ich verkürzte meine Schritte und es ging weiter. Etwa 500 Meter später konnte oder wollte Burkhard mir nicht mehr folgen. Ich wusste nicht: Wurde ich schneller, er langsamer oder wollte er mir den Vortritt lassen? Er sagte mir später im Ziel, dass er nicht mehr genug Kraft gehabt hätte. Eigentlich hatte ich mich auf einen gemeinsamen Zieleinlauf eingestellt und rief ihn auch nochmal heran. Aber er kam nicht näher und dann gab ich nochmal alles, was ging. Noch die Kräfte zehrende Brücke über die Bahn hinweg und den letzten Kilometer Richtung Rathausplatz immer hinter dem Führungsfahrrad her. Jetzt bloß nicht mehr stürzen und nichts überstürzen. Sollte es wirklich wahr werden? Ein Marathonsieg?

201105220505.jpgEs wurde wahr. In einer Zeit von 2:57:52 Std. erreichte ich als erster Marathoni das Ziel. Nie hätte ich das zuvor erwartet. Etwas später folgte mein kongenialer Mitstreiter und letztjähriger Sieger Burkhard Schöne vor Peter Haarmann. Vierter wurde noch Manfred Polloschek (MCM), mit dem ich vor Jahresfrist hier lange zusammen gelaufen war. Heiko Wilmes fiel noch etwas zurück, aber erzielte bei seinem ersten Marathon eine mehr als respektable Endzeit von 3:06:43 Std. Er hatte mit einer flacheren Strecke gerechnet, wie er erzählte.

Bei den Damen gewann Birgit Schönherr-Hölscher (PV Triathlon Witten) in starken 3:06:11 Std. vor Anja Miedtank (LT Unna) und Anja Schulte (MCM).

Starke Ergebnisse wurden auch beim Halbmarathon und den diversen Schülerläufen erzielt, so dass die meisten Läuferinnen und Läufer trotz der nicht idealen Bedingungen und einer verzögerten Siegerehrung im Marathon sehr zufrieden waren.

201105220506.jpgIch möchte mich an dieser Stelle bedanken bei den Organisatoren des MCM für die – wie in den letzten Jahren – tolle Veranstaltung mit familiärem Charakter ohne großen „Schnickschnack“ und geringer Startgebühr. Ein besonderer Dank geht an Nadia und Helga, ohne deren Unterstützung und Versorgung an der Rennstrecke ich mit Sicherheit nicht dieses tolle Ergebnis erzielt hätte. Als letztes möchte ich ausdrücklich meinem „Begleiter“ und Ausnahmeläufer des MCM Burkhard Schöne danken. Du hattest den Sieg bei Deinem Heimmarathon genauso verdient. Viel Erfolg bei Deinen nächsten Wettkämpfen und spätestens bis nächstes Jahr.

www.marathonclubmenden.net

3 Kommentare zu „Laufmonster-Sieg beim 27. Internationalen Menden-Marathon“

  1. Nochmal Herzlichen Glückwunsch zu dieser monstermässigen Leistung, Harry und danke für den schönen Bericht! Nun kannst du dich Marathonsieger nennen! Mann, echt genial! ;) Und das alles bei den Bedingungen.. Hut ab!! Nun erhol dich gut und dann gehts weiter, auf zu neuen Heldentaten! ;)
    VG aus dem stürmischen Kiel
    Daniel

  2. Hallo Daniel,

    Dir noch herzlichen Glückwunsch zum Sieg! Und was für eine Zeit mit enormem Vorsprung! Was ein Laufmonster-Wochenende! Und jetzt spuckt auch wieder ein Vulkan auf Island… Das dürfte aber eine Bahnreise nach Kiel Anfang September nicht verhindern. Das wird ein Monster-Fest!
    VG in den Norden
    Harald

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