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100. Geburtstag von Dr. Ernst van Aaken

vahlensieck_aaken_clayton.jpgHeute wäre der Waldnieler Sportmediziner und bahnbrechende „Laufdoktor“ Dr. Ernst van Aaken 100 Jahre alt geworden. Er gilt als Laufpionier und Schrittmacher einer bis in die heutige Zeit ausstrahlenden Umwälzung in der Trainingsmethodik weg von den Intervalleinheiten hin zu einem Langlauf im täglichen Turnus und mit teils erhöhten Umfängen. Aufgrund seiner in der täglichen Praxis gesammelten Erfahrungen brachte er mit seinen seinerzeit unkonventionellen Ideen eine Menge Unruhe in den verkrusteten Laufbetrieb der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Viele Funktionäre lehnten seine Thesen ab und behinderten den unbeirrbaren Arzt bei der Verbreitung seiner „Lehre“. Auch vielen Trainern, die seine Methoden aus Überzeugung übernahmen, wurden verbandsseitig so manche Steine in den Weg gelegt. Bekannt wurde van Aaaken vor allem wegen seiner Beharrlichkeit, mit der er das „Dauerlauftraining“ als Prävention bei gesundheitlichen Risiken und als Rehabilitation nach Krankheiten propagierte. Dies immerhin kann nach heutigem Stand der Forschung als bewiesen angesehen werden.

Insbesondere den Marathonlauf für Frauen, der damals offiziell verboten war, trieb er unablässig voran. So ließ er bereits 1967 heimlich Frauen in einem selbstorganisierten Wettkampf starten. 1973 richtete er in Waldniel die ersten inoffiziellen Weltmeisterschaften im Marathonlauf für Frauen aus. Erst 10 Jahre später durften Frauen dann offiziell an Langläufen teilnehmen, die er zum Teil selbst organisierte, bevor der Marathon 1984 endlich olympische Disziplin werden durfte. Dies erlebte van Aaken leider nicht mehr, denn er starb am 2. April 1984, nachdem er die letzten Jahre seines Lebens beinamputiert im Rollstuhl verbringen musste. Ausgerechnet er wurde 1972 bei einem abendlichen Training in der Dunkelheit von einem Auto angefahren und schwer verletzt.

Programmiert für 100 Jahre

Spätestens ab diesem Zeitpunkt bis zu seinem Tode publizierte er verstärkt einige visionäre und damit zum Teil heute noch aktuelle und gültige Artikel und Bücher wie z.B. den Klassiker „Programmiert für 100 Jahre“, „Alternativ-Medizin durch Ausdauer“, „Krebsvorsorge und Heilung durch Jogging und gesundes Leben“ oder auch „Das Laufbuch der Frau“. Nebenbei hielt er viele hundert Vorträge vor interessierten Auditorien in den USA, Kanada, Japan und Deutschland. Alle heute aktiven, bekannten, mal mehr und mal weniger erfolgreichen Läufer haben die 5 Leitsätze der Ausdauermethode irgendwann einmal inhaliert und anschließend verinnerlicht:

1. täglich Laufen
2. viel Laufen
3. schonendes Tempo
4. häufige Pausen bis zur vollständigen Erholung
5. ein oder zwei Tempoläufe die Woche

Inzwischen sind diese Punkte vielfach aufgegriffen, verfeinert, leicht abgewandelt und damit „modernisiert“ worden. Insbesondere im Profibereich ist die Qualität des Trainings aufgrund des technischen Fortschritts sicherlich drastisch angestiegen. Als Basis des Laufausdauersports und für den Anfänger und Breitensportler sind die Leitsätze allerdings nach wie vor gültig. Und diese gehen zurück auf einen Mann, der, so beschrieb ihn Prof. Dr. Uhlenbruck in einem Nachruf so treffend, zwar nicht vergessen, aber auch noch gar nicht richtig gewürdigt worden ist.

dva.jpgGleiches stellt Richard Englehart in der Zeitschrift „Marathon and Beyond“ fest, dessen Artikel übrigens von van Aakens Enkelin Wiepke übersetzt wurde: „Vielleicht ist es unvermeidlich, dass der Trainer und seine Ideen in der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit etwas verblassen. In den 1970-er Jahren kannten so gut wie alle Langläufer van Aaken oder waren zumindest mit seiner Methode vertraut. Aber er ist nahezu unbekannt unter heutigen Läufern“.

Webpräsenz zum Gedenken

Sehr ausführliche Würdigung von Werner Sonntag

Fotos: Otte/Homepage (mit freundlicher Genehmigung von Wiepke van Aaken)

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