Der sehr schöne Bericht zum Laufalter von Kay (www.laufmeister.com) ist zum Glück noch nicht verhallt, da möchte auch ich einige Gedanken zum Laufen und Alter(n) beisteuern. Alle, auch die Läufer, werden natürlich zwangsläufig älter, können aber den körperlichen Verfall nachweislich deutlich hinauszögern, ja sogar kurzzeitig aufhalten und werden mit gezieltem Training in ihrer jeweiligen Altersklasse trotzdem weiterhin Erfolge feiern können. Doch dazu später mehr. Abseits des Wettkampfgedankens hat bei mir alles 1985 angefangen, also mit 17 Jahren. Fußball war mir seit jeher meist zu rau und spätestens in den mittleren 20ern zu sehr auf die Knochen gehend, obwohl ich immer gerne gegen den Ball getreten habe. In jener Zeit bin ich mit dem Bruder meiner damaligen Freundin so oft es ging durch den Diepeschrather Wald in Bergisch Gladbach (östlich von Köln) gelaufen.
Irgendwann (1. Juli 1987) kam der Bund (damals noch W15), bei dem Sport an sich natürlich auch immer auf der Tagesordnung stand. Nicht von ungefähr konnte ich einen morgendlichen 5 km-Lauf der Artillerie-Batterie noch in der Grundausbildung in Hamburg-Heimfeld Ende 1987 aus dem Stand heraus in 18:06 min. sogar „gewinnen“. Ein auch zu diesem Zeitpunkt eher nur beiläufig zur Kenntnis genommenes Ereignis, das mir zudem keine offizielle Anerkennung einbrachte. Dieses negative Erlebnis der „Nichtanerkennung“ von nachweislichen „Erfolgen“ sollte sich in der Folgezeit leider mehrfach wiederholen.
Dann passierte fünf, sechs Jahre lauftechnisch eher wenig, bevor sich 1994 zufällig und mit „Anlaufschwierigkeiten“ der langsame Wiedereinstieg in den Laufbetrieb entwickelte, in dessen Verlauf ich u.a. 1996 als ersten Wettkampf den Premieren-Stadtlauf in Bergisch Gladbach mit einer 42er-Zeit absolvierte, die mir jedoch kurzfristig heftige Beschwerden einbrachte. Trotzdem: das Laufvirus hatte sich endgültig eingenistet. Es durfte etwas getan werden und es ging auch immer weiter. Der doch auch auf Fotos sichtbar etwas ungelenke erste Marathon-Auftritt in Hamburg 1998 bewirkte wiederum, eher Argumente gegen das Laufen zu entwickeln und Bedenken speziell gegen lange Strecken zu schüren. Dies wurde allerdings aufgrund des entstehenden Ehrgeizes mehr unbewusst in den Folgejahren zum Teil sehr erfolgreich widerlegt: ein wahrer „Quantensprung“ stand erstmals beim Frankfurt Marathon 1999 mit einer Zielzeit von 3:09 h gegenüber Köln einige Wochen vorher in 3:24 h an. Die erfolgreiche (Weiter-)Entwicklung in den 2000er Jahren tat das übrige, speziell im Zeitraum 2002 bis 2005 gelang mir fast alles, besonders die Bestzeiten purzelten zum Teil sehr deutlich.
Die vielen kleinen Anfänger-Probleme, die in den speziell im Jahre 2009 wie Pilze aus dem Boden schießenden individuellen Laufblogs erörtert werden, haben die meisten Laufmonster meist bereits vor zum Teil über zehn Jahren selbst erlebt, gegengesteuert und letztlich gelöst, aber aus der Erinnerung heraus immer noch griffbereit gespeichert! Deshalb der Aufruf an die interessierten Leser: löchert uns ruhig mit Fragen zu Seitenstechen (aktuell wieder aufgetaucht und unangenehm aufgefallen), richtigem Tempo bzw. vernünftiger Renneinteilung. Wir werden und können auf alles eingehen und entsprechende Tipps an die Hand geben!
Einerseits ist es aktuell aber wirklich bemerkenswert und zudem auch ziemlich merkwürdig, wenn ein passionierter Läufer im fortgeschrittenen Alter (Anfang 70) ohne ersichtlichen Grund auf seiner Trainingsstrecke kollabiert und unter der „Anteilnahme“ der gaffenden Passanten mit Krankenwagen und Blaulicht umgehend ins nächstgelegene Krankenhaus transportiert wird. Mittlerweile geht es ihm wieder gut, doch aufgrund der Öffentlichkeit des Vorfalls und der regionalen Bekanntheit des Läufers entstand eine wilde Gerüchteküche über die Ursachen des Zusammenbruchs. Wer bitte zählt dann aber andererseits einmal die vielen täglich angeforderten und dringend erforderlichen Notfall-Einsätze in Privatwohnungen und Altenheimen mit wie auch immer sich darbietenden Patienten, von denen die meisten noch nicht einmal Sportler sind bzw. nie waren. Die finden beinahe alle ohne öffentliches Aufsehen statt und werden von der Gesellschaft zum Teil noch nicht einmal als Randnotiz zur Kenntnis genommen, obwohl sie die große traurige Mehrheit darstellen. Und über den Sportler wird getratscht…
Normale Zustände in Deutschland. Wie kann und wird es wohl weiter gehen mit und in einer rapide alternden und immer bequemer und untätiger werdenden Gesellschaft? Hoffentlich gibt es für die aktiven Sportler und Läufer wenigstens irgendwann einmal eine Art „Gesundheits-Karte“. Für alle Antagonisten bleibt wohl nur die berühmte Couch. Der Alltag derer wird zunehmend bestimmt von fettigen oder sonstigen lebensverkürzenden Annehmlichkeiten. Adipositas, Diabetes aufgrund von Insulinresistenz, zum Großteil sogar bereits in jungen Jahren erworben, weitere in den kommenden Jahren exponentiell zunehmende Herz-Kreislauf-Beschwerden bis hin zum multiplen Organ-Versagen, all das steht uns an gesellschaftlichen Folgen in der nahen Zukuft erst noch bevor. Alle Läufer und die Laufmonster inkl. des M70-Primus Manfred Claaßen als Paradebeispiel im besonderen haben aber schon heute das einzig passende, wirksame und eigentlich simple Gegenmittel!
Laufen und rennen, am besten täglich, auf dass der Arzt überflüssig wird!
Mehr zum Thema sehrwahrscheinlich bald an dieser Stelle.
Fotos: Frank Carbach, Dirk Marks, Jochen Baumhof uvm.