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HRS Business Run: Funlauf lässt Wettkampfanspruch verblassen

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Am 13. August findet bereits zum neunten Mal der HRS Business Run Köln statt, mittlerweile einer der größten Firmenlauf-Veranstaltungen Deutschlands. Aus bescheidenen Anfängen mit wenigen hundert Teilnehmern erwuchs aus dem anscheinend schier unerschöpflichen Reservoir an fitnessbewussten Mitarbeitern vieler Kölner sowie bundesweit agierender Unternehmen und Konzerne in den letzten acht Jahren eine im wahrsten Sinne des Wortes „Massenveranstaltung“ mit mittlerweile bis zu 20.000 Startern. Bezüglich der tatsächlichen Teilnehmerzahlen unglaublich. Wobei man den sportlichen Wert des Events durchaus einmal kritisch hinterfragen sollte.

Sicherlich tun sich viele der teilnehmenden Läufer einen Gefallen, wenn sie zumindest einmal im Jahr bei einem nicht nur auf den ersten Blick toporganisierten 5 km-Rennen an den Start gehen. Bewegung tut gut und einen Lauf durch den Kölner Stadtwald und damit die grüne Lunge der Rhein-Metropole kann niemand ernsthaft kritisieren. Den teamstiftenden Gedanken stellt auch niemand in Frage. Doch angesichts der Massen an mehr oder weniger unambitionierten Freizeitsportlern, die lediglich eine Sport- und Fun-Veranstaltung goutieren, deren Party-Gehalt – Motto: Laufe, Fiere, Danze – schon im Slogan deutlich nach vorne durchschlägt, steht das sportliche Niveau ziemlich schnell im Hintergrund.

Auf den Firmen-Fluren der beteiligten Unternehmen mag das Mega-Event am Folgetag Gesprächsthema Nummer Eins sein. Doch der sportliche Nachhaltigkeitsfaktor tendiert trotz der euphorischen Berichterstattung seitens der Veranstalter und bekannt aufbauschender Nachbereitung diverser Internet-Medien aus persönlichen Erfahrungswerten schnell bzw. nach einigen Tagen gen Null. Man war dabei und hat die fünf oder irgendwas Kilometer geschafft, sich im Stadion filmen und/oder feiern lassen und danach tanztechnisch kräftig Gas gegeben. Unter günstigen Umständen springt sogar ein vorderer Platz in der entsprechenden Firmenwertung heraus. Aber das ist keineswegs sicher und auch nicht unbedingt schon am Veranstaltungstag ersichtlich. Nichts für ungut, aber das ist doch wirklich schon alles. Wer schöpft den Wert einer derartigen Platzierung richtig ab? Die Presseabteilungen der teilnehmenden Unternehmen lassen meist unbedarfte Hobby-Reporter aus den hinteren Reihen mehr oder weniger reichweitenuntauglich berichten.

Lediglich die ersten 100 oder 200 Starter der in unendlichen Startblöcken – und damit sprichwörtlichen Wellen – vor dem Stadion startenden Läufermassen haben überhaupt realistisch eine Chance, eine Platzierung analog ihres Platzes in den ersten und darüber hinaus zunehmend unübersichtlichen Läuferkontingenten zu ergattern. Alle anderen durchaus auch ambitionierten Läufer schauen in die sprichwörtliche sportliche Röhre. Sie sind zwar dabei, aber trotz vielleicht guter bis hervorragender Laufleistungen schier in der Masse gefangen. Selbst, wenn sie aus einem hinteren Block schnell starten, laufen sie ebenso zwangsläufig wie frustrierend in die langsameren Kader des vorhergehenden Startblocks hinein. Wo ist da für diese Sportler der eigentliche Sinn eines Wettkampfes?

Er ist schlichtweg nicht vorhanden und auch nicht herbei zu zaubern. Es ist eine Massenbewegung mehr als eine dementsprechende Veranstaltung. Beim HRS Business Run starten viele tausend Läufer einfach nur mehr oder weniger sportlich gemäß des vorherrschenden Fitness-Trends und spülen dem Veranstalter ganz nebenbei riesige Startgelder in die Kasse. Daher passt das mittlerweile vermehrt zu beobachtende Format – wie so viele derzeit aus dem Boden sprießende vermeintliche Wettkämpfe – in den Trend der Marginalisierung der eigentlichen sportlichen Leistung. Es geht nicht mehr vorrangig um den Anspruch oder eine persönliche Bestleistung – siehe die Diskussion um die Abschaffung der seit Jahrzehnten etablierten Bundesjugendspiele im Schülerbereich – sondern lediglich um die Teilnahme an einem Fun-Event. Für die Teilnehmer hoffentlich im besten Einvernehmen eine klare Ansage. In diesem Sinne viel Erfolg.

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